Polio und Diphtherie: Auf Impfschutz achten

Ein Kind beim Kinderarzt
Grundimmunisierung gegen Polio und Diphtherie schon im Kindesalter© iStock.com/FatCamera

Polio und Diphtherie sind zwei schwere Infektionskrankheiten. Ein intakter Impfschutz ist wichtig.

  • Grundimmunisierung aufbauen und auffrischen

  • Manchmal ist eine Auffrischung vor Reisen nötig

  • Impfungen sorgen für Herdenschutz

Bei Polio und Diphtherie handelt es sich um zwei potenziell lebensbedrohliche Infektionskrankheiten. Schützen kann man sich nur mit einer Impfung, im Kindesalter ebenso wie bei Erwachsenen. Die Immunisierung erfolgt mit Einzel- und Kombinationsimpfstoffen.

Was ist Polio?

Die Poliomyelitis, kurz Polio, ist auch als Kinderlähmung bekannt. Die Krankheit betrifft vor allem kleine Kinder und löst asymmetrisch auftretende Lähmungen aus. So kann unter anderem ein Bein, ein Arm oder die Atemmuskulatur dauerhaft gelähmt werden. Die daraus resultierende Atemnot kann lebensbedrohlich werden.

Polio ist nicht heilbar und kann tödlich verlaufen. Impfung und Auffrischung schützen effektiv, auch im Erwachsenenalter. Dafür gibt es mittlerweile verschiedene Präparate, die mit einer Spritze verabreicht werden. Diese haben die Schluckimpfung in Deutschland seit 1998 abgelöst.

Wie stecke ich mich an?

Polio ist von Mensch zu Mensch übertragbar. In den ersten 36 Stunden nach der Infektion breiten sich die Viren über eine Tröpfcheninfektion, also durch Husten oder Niesen, aus. Dabei gelangen sie in die Raum- und Atemluft.

Später werden die Viren auch über den Stuhl und damit in das Abwasser ausgeschieden. In Ländern mit einer intakten Abwasserklärung und -entsorgung ist das Risiko gering, sich darüber anzustecken. Wird das Abwasser jedoch nicht entsprechend abgeleitet, können die Erreger ins Trinkwasser gelangen oder Lebensmittel verunreinigen. Beispielsweise Gemüse, das mit ungeklärtem Wasser gewaschen wurde.

Auch unhygienische Verhältnisse und eine unzureichende Handhygiene nach dem Toilettengang begünstigen eine Infektion (fäkal-oral).

In Deutschland ist das Risiko einer Ansteckung aufgrund der hohen Impfquote und der allgemein hohen Hygienebedingungen gering. Liegt kein oder ein nicht mehr ausreichender Impfschutz vor, können sich Menschen dennoch auch hier in Deutschland anstecken.

Bis zur Einführung der Schluckimpfung waren die Wildformen der Polio-Viren weltweit verbreitet. In Deutschland kam es das letzte Mal im Jahr 1990 zu einer Wildtyp-Infektion. Im Jahr 2024 wurden in Abwasserproben mehrerer deutscher Städte Polioviren nachgewiesen, die sich von der Schluckimpfung ableiten lassen. Im Laufe der Zeit können sich diese genetisch verändern und die gleiche Erkrankung wie die Wild-Polioviren auslösen. Infektionen sind aber auch bei Auslandsreisen möglich.

Was passiert, wenn man Polio hat?

In etwa 95 Prozent der Fälle verläuft die Polio ohne Symptome. Unterschieden werden folgende Formen:

Bei der abortiven Poliomyelitis treten grippeähnliche Symptome auf, die in der Regel folgenlos abklingen.

In manchen Fällen jedoch kann sich die Infektion auch weiter ausbreiten und in die nichtparalytische Poliomyelitis übergehen. Dann greift die Infektion auf das zentrale Nervensystem über – damit sind das Gehirn und die im Rückenmark verlaufenden Nervensträngen gemeint. Eine Entzündung hier lässt sich anhand verschiedener Laborwerte feststellen. Die Polioerkrankung weist dann Symptome einer Hirnhautentzündung auf. Weitere Symptome sind möglich:

  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall

  • Hohes Fieber

  • Kopf-, Hals-, Magen- und Rückenschmerzen

  • Muskelkrämpfe

  • Lichtempfindlichkeit

  • Nackensteifigkeit

Bei der paralytischen Poliomyelitis treten zusätzlich Entzündungen an den Nerven auf, welche Lähmungen auslösen. Als Folge kommt es zu Schäden an den Nervenfasern. Mögliche Folgen der Kinderlähmung sind dann möglich:

  • Entzündung des Herzmuskels und Herzmuskelschwäche

  • Muskelschwund

  • Gelenkfehlstellungen, zum Beispiel der Hüfte

  • Wirbelsäulenverschiebung

  • Arm- und Beinlängendifferenzen

  • Osteoporose

Mit zunehmendem Alter können sich diese Beschwerden noch verstärken und die Erkrankung kann auf weitere Muskelgruppen übergreifen.

Polio: Impfen und auffrischen

Die Polioimpfung bietet den einzigen Schutz vor den gravierenden Folgen der Kinderlähmung. Für eine vollständige Immunisierung sind laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts drei Impfungen im Säuglings- und Kleinkindalter nötig.

Eine Boosterimpfung sollte im Alter zwischen neun und 16 Jahren erfolgen. Weitere Auffrischungen sind in der Regel nicht nötig. Es besteht keine Pflicht, sich gegen Kinderlähmung impfen zu lassen, allerdings spricht die STIKO eine Empfehlung dafür aus.

Polioimpfung auch für Erwachsene?

Ein Impfpass mit eingetragnener Polio Impfung
Alle Impfungen werden im Impfpass dokumentiert.© Nicht veröffentlichen

Wer in der Kindheit nicht geimpft wurde, sollte das im Erwachsenenalter nachholen. Die Auffrischimpfung sollte dann etwa zehn Jahre nach der Grundimmunisierung erfolgen. Sind berufliche Aufenthalte in Gebieten mit mangelnden Hygieneverhältnissen geplant, ist es wichtig, den Impfschutz zu prüfen. Das gleiche gilt auch bei einer beruflichen Tätigkeit in Gemeinschaftsunterkünften, zum Beispiel für Geflüchtete oder Asylsuchende. Manchmal kann eine weitere Auffrischung nötig sein.

Ein Pieks, doppelter Schutz

Die Impfungen gegen Polio und Diphtherie erfolgen ab einem bestimmten Alter oft mit einem Kombinationswirkstoff.

Was ist Diphtherie?

Die Impfung gegen Polio erfolgt meist in Kombination mit Diphterie. Die Diphtherie ist eine lebensbedrohliche Infektionskrankheit und hochansteckend. Sie wird durch eine bestimmte Form von Bakterien ausgelöst. Diese kommen weltweit vor und lösen zwei Hauptformen der Erkrankung aus:

  • Rachendiphtherie (häufig)

  • Die in tropischen Ländern stärker verbreitete Haut- oder Wunddiphtherie

Nur ein aktiver Impfschutz schützt vor Diphtherie, die früher auch als Würgeengel der Kinder bezeichnet wurde. Das größte Risiko für eine Ansteckung besteht sowohl für die Jüngsten als auch die Ältesten.

Symptome von Diphterie

Das Gift der Bakterien schädigt die Körperzellen und verursacht so die Erkrankung. Die ersten Symptome treten innerhalb der ersten fünf Tage auf und erinnern dann an eine Mandelentzündung mit Beschwerden wie:

  • Fieber

  • Schluckbeschwerden

  • Geschwollene Lymphknoten

  • Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum

Im Rachen, in der Nase oder Luftröhre bildet sich zudem ein weiß-bräunlicher Belag, der zunehmend dicker wird. Beim Versuch, ihn wegzukratzen, fängt er an zu bluten.

Wächst der Belag auch in Richtung Kehlkopf, erschwert er das Sprechen und das Schlucken. Er kann die Atemwege auch so verengen, dass es zu einer lebensbedrohlichen Atemnot kommt. Von der Pseudomembran geht ein fad-süßer Mundgeruch aus, der typisch ist für die Diphtherie.

Das Gift der Bakterien wirkt sich nicht nur auf die Atemwege aus, sondern kann auch eine Herzmuskelentzündung hervorrufen und zum Tod führen. Darüber hinaus kann es zu Lähmungen kommen, wenn das Gift das Nervensystem angreift und so das Sehvermögen oder die Atmung beeinträchtigt. Behandelt wird mit Antibiotika und einem Gegengift.

Wie kann man sich anstecken?

In Deutschland erkranken dank der Impfung nur noch selten Menschen an Diphtherie. Häufiger ist sie in Afrika, Osteuropa, Asien und Ländern im Südpazifik.

Zu einer Ansteckung kommt es

  • bei der Rachendiphtherie durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten, Sprechen oder Küssen

  • bei der Hautdiphtherie durch den direkten Hautkontakt

  • Menschen können auch Träger der Diphtherie-Erreger sein und diese an andere übertragen, ohne selbst erkrankt zu sein.

Impfung gegen Diphtherie

Diphtherie ist leicht übertragbar und kann tödlich verlaufen. Um sich und andere davor zu schützen, empfiehlt die STIKO einen intakten Impfschutz. Das ist auch für diejenigen wichtig, die bereits einmal erkrankt waren.

Kinder sollten bereits im Säuglingsalter drei Impfungen für die Grundimmunisierung erhalten. Diese sind in der Regel mit weiteren Wirkstoffen kombiniert und schützen so unter anderem auch vor Polio und Keuchhusten.

An die erste Auffrischimpfung sollte im Alter von etwa sechs und an die zweite zwischen neun und 16 Jahren gedacht werden. Jeder weitere Booster erfolgt dann alle zehn Jahre in Kombination mit Tetanus. Wie bei Polio ist es bei der Diphtherie möglich, eine fehlende Grundimmunisierung nachzuholen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.