Laborbefunde lesen: Die wichtigsten Leber- und Nierenwerte
Veränderte Leber- und Nierenwerte können auf Erkrankungen hinweisen. Welche Werte wichtig sind.
Laborwerte immer ärztlich erklären lassen
Ein einzelner Wert hat wenig Aussagekraft
Leber- und Nierengesundheit kann aktiv gefördert werden
Ab Mitte 30 zählt die Laboruntersuchung der Nieren- und Leberwerte zum allgemeinen Gesundheits-Check-up, der alle drei Jahre im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen empfohlen wird. Die Ergebnisse können Auskunft darüber geben, ob die Organe normal funktionieren oder ob es Auffälligkeiten gibt, die auf Erkrankungen hinweisen können.
Welche Leberwerte gibt es?
Körperzellen benötigen bestimmte Eiweißmoleküle für den Stoffwechsel. Bei den Leberzellen sind das vor allem vier Eiweiße, sogenannte Enzyme. Diese lassen sich durch eine Blutentnahme untersuchen und können in bestimmten Mengeneinheiten im Blut angegeben werden. Für die folgenden Leberwerte gibt es für Frauen (w) und Männer (m) unterschiedliche Referenzbereiche. Die vier wichtigsten Leberwerte sind:
Glutamat-Pyruvat-Transaminase (im Laborbefund oft als GPT-Wert abgekürzt), auch als Alanin-Aminotransferase (ALT) bezeichnet – normal: < 35 U/l (w), < 50 U/l (m)
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (im Laborbefund oft als GOT-Wert abgekürzt), auch als Aspartat-Aminotransferase (AST) bezeichnet – normal: < 35 U/l (w), < 50 U/l (m)
Gamma-Glutamyltransferase (im Laborbefund oft als GGT- oder Gamma-GT-Wert abgekürzt) – normal: < 40 U/l (w), < 60 U/l (m)
Alkalische Phosphatase (im Laborbefund oft als AP-Wert abgekürzt) – normal: 35 – 105 U/l (w), 40 – 130 U/l (m)
Kommt es zu Leberschädigungen, sind diese Werte erhöht. Hinweis: Die hier angegebenen Normwerte dienen der Orientierung und können je nach Literatur oder Labor abweichen.
Diese Leberwerte geben ebenfalls Aufschluss:
Cholinesterase (CHE), die wichtig für die Übertragung von Nervensignalen ist – normal: 5,3 – 12,9 kU/l
Bilirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin – normal (gesamt): bis 1,1 mg/dl
Albumin, ein in der Leber produziertes Bluteiweiß – normal: 35 – 52 g/l
Quick-Wert (Thromboplastinzeit/TPZ), beschreibt die Blutgerinnung – normal: mind. > 70%
Auch diese Werte verändern sich, wenn Leberzellen geschädigt sind. So kann der Bilirubin-Wert beispielsweise ansteigen und die anderen drei Werte (Albumin, Quick, CHE) sinken. Hier gibt es in der Regel keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.
Wo liegt die Leber?
Die Leber ist mit etwa eineinhalb Kilogramm das größte innere Organ und befindet sich im rechten Oberbauch. Sie hat viele wichtige Aufgaben im Körper. So hat die Leber beispielsweise eine Speicherfunktion von Nahrungsbestandteilen wie Fetten oder Zucker. Sie gilt als Entgiftungsorgan, weil sie Schadstoffe wie Medikamente oder Alkohol abbaut. Zudem produziert die Leber Hormone und spielt auch bei der Blutgerinnung eine Rolle.
Wann sind Leberwerte erhöht?
Wenn Leberwerte den Referenzbereich übersteigen, gelten sie als erhöht. Der Referenzbereich wird auf Laborbefunden in der Regel angegeben. Aber auch das Absinken bestimmter Werte kann auf geschädigte Leberzellen hinweisen.
Besprechen Sie Laborbefunde immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, da veränderte Leberwerte stets im Zusammenhang betrachtet werden müssen. Zudem ist ein abweichender Wert in der Regel wenig aussagekräftig. Verändern sich mehrere, liegt der Verdacht geschädigter Leberzellen näher.
Veränderte Leberwerte können unterschiedliche Ursachen haben:
Gallenwegserkrankungen (z.B. Gallensteine)
Medikamente
Krankheitserreger
Alkohol, Drogen und andere Zellgifte
Dauerhaft fettreiche Ernährungsweise
Auffällige Leberwerte müssen nicht automatisch auf eine Lebererkrankung hindeuten. Da die Leber in sehr viele wichtige Prozesse im Körper eingebunden ist, können veränderte Werte auch auf andere Erkrankungen hinweisen.
Symptome für eine Leberschädigung
In der Regel zeigen sich bei vielen Lebererkrankungen lange Zeit keine Symptome. Oftmals sind es sehr unspezifische Beschwerden wie Müdigkeit oder ein Druckgefühl im rechten Oberbauch.
Das typische Symptom – eine Gelbfärbung der Haut oder Augen (Ikterus) – tritt bei einer Lebererkrankung meist erst spät im Krankheitsverlauf auf.
Was deutet auf eine Fettleber hin?
Die häufigste Lebererkrankung in Industrieländern ist die Fettleber. Sie entsteht, wenn die Leber mehr Fette speichert, als sie abgeben kann. Menschen mit Übergewicht und Diabetes mellitus sind häufig betroffen. Oftmals ist der Gamma-GT-Wert erhöht. Da eine Fettleber meist keine Symptome verursacht, wird für eine gesicherte Diagnose auch ein Ultraschall durchgeführt.
Das tut Ihrer Leber gut
Um die Lebergesundheit zu fördern und das Risiko für Erkrankungen wie Fettleber zu reduzieren, können Sie selbst etwas tun.
Reduzieren Sie Fett in Ihrem Speiseplan und achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Vermeiden Sie Übergewicht und extreme Ernährungsweisen wie Nulldiäten oder Fasten.
Bleiben Sie körperlich aktiv und bewegen Sie sich regelmäßig.
Konsumieren Sie Alkohol in Maßen. Wer bereits eine Lebererkrankung hat, sollte komplett auf Alkohol verzichten.
Falls Sie ein erhöhtes Risiko für Hepatitis A oder B haben, holen Sie sich ärztlichen Rat, ob eine Impfung für Sie ratsam ist.
Welche Nierenwerte gibt es?
Um die Funktion der Nieren zu prüfen, werden die folgenden Blutwerte erhoben:
Kreatinin, Abbauprodukt im Muskelgewebe, das über die Niere ausgeschieden wird – normal: bis 0,9 mg/dl (w), bis 1,1 mg/dl (m)
Harnstoff, Abbauprodukt von Eiweißen, das über die Niere ausgeschieden wird – normal: 12 – 50 mg/dl
Harnsäure, Abbauprodukt von Purinen, das über die Niere ausgeschieden wird – normal: bis 6,0 mg/dl (w), bis 7,0 mg/dl (m)
Kreatinin-Clearance 24h, ermöglicht die Einschätzung, wie schnell die Nieren arbeiten bzw. das Blut filtern (glomuläre Filtrationsrate, GFR-Wert), zur Bestimmung zusätzliche Urinprobe (24-Stunden-Sammelurin) erforderlich – normal: mind. > 95 ml/Min (w), mind. > 110 ml/Min. (m)
Mit diesen Werten wird die Hauptfunktion der Nieren, den Körper von Schadstoffen über die Urinausscheidung zu befreien, überprüft. Daneben hat die Niere weitere wichtige Aufgaben. Sie sorgt für einen ausgeglichenen Wasser- und Salzhaushalt und produziert bestimmte Hormone, die den Blutdruck regulieren.
Was kann auf eine Nierenerkrankung deuten?
Weichen Nierenwerte vom Normbereich ab, kann dies ein Hinweis auf verschiedene Erkrankungen sein. Auch hier gilt der Hinweis: Ein Wert allein besitzt wenig Aussagekraft. Bei Rückfragen zu Laborergebnissen sollten Sie immer ärztlichen Rat einholen.
Bei Patientinnen und Patienten, die nierenschädigende Medikamente einnehmen, Diabetes oder Bluthochdruck haben, kann es langfristig zu einer beeinträchtigten Nierenfunktion oder einer Nierenschwäche kommen. Unter anderem kann dann der Kreatinin-Wert erhöht sein. Allerdings steigt der Wert erst an, wenn die Nierenfunktion bereits stark eingeschränkt ist.
Um frühzeitig eine eingeschränkte Nierenfunktion zu erkennen, bietet sich bei Kreatinin-Werten im Grenzbereich eine zusätzliche Bestimmung der Kreatinin-Clearance an. Sinken diese Werte ab, kann dies den Verdacht auf geschädigte Nierenzellen untermauern.
Wenn die Harnsäurewerte erhöht sind
Erhöhte Harnsäurewerte im Blut treten zum Beispiel bei Menschen mit Gicht auf. Ein Großteil der Menschen mit erhöhten Harnsäurewerten ist jedoch beschwerdefrei und nicht an Gicht erkrankt.
Weitere Ursachen für erhöhte Werte können Nierenschwäche oder die Einnahme bestimmter Medikamente wie Acetylsalicylsäure oder Levodopa (Parkinson-Medikament) sein.
Harnsäure lässt sich auch im Urin messen. Erhöhte Werte im Urin können auf Nieren- oder Harnsteine hindeuten.
Zu hohe Harnstoffwerte können unterschiedliche Ursachen haben. Die Gründe müssen nicht zwangsläufig krankheitsbedingt sein. Führt man dem Körper beispielsweise viel Eiweiß zu, wie es etwa Kraftsportler oft tun, fällt das Abbauprodukt Harnstoff vermehrt an. Auch wer zu wenig trinkt, kann einen erhöhten Harnstoffgehalt im Blut aufweisen. Gleichzeitig können die Werte auf Erkrankungen hinweisen, wie zum Beispiel Harnsteine, die den Urinabfluss blockieren.
Das tut den Nieren gut
Eine gesunde Lebensweise fördert die Gesundheit der Nieren:
Achten Sie auf eine ausgewogene und ballaststoffreiche Mischkost mit magerem Eiweiß.
Verzichten Sie auf Fertigprodukte (hochprozessierte Lebensmittel) wegen des hohen Phosphatgehalts und auf zu viel Salz und Alkohol.
Bewegen Sie sich regelmäßig.
Da bestimmte Medikamente die Nieren schädigen können, ist ärztliche Rücksprache wichtig. Auch von einer dauerhaften Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln (NSAR) ist abzuraten.
Lassen Sie sich regelmäßig durchchecken: Besonders Bluthochdruck und Diabetes können den feinen Blutgefäßen der Nieren schaden. Wer erkrankt ist, für den ist es ratsam, auf eine gute Einstellung der Erkrankung zu achten und regelmäßige Kontrolltermine wahrzunehmen.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Herold, G. Innere Medizin, Eigenverlag 2022
Patienteninformation.de: Erhöhte Leberwerte – was bedeutet das? unter: https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/lebererkrankungen (Abruf: 23.10.2024)
Internisten im Netz: Funktion der Niere, unter: https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/niere-harnwege/aufbau-und-funktion/funktion-der-niere.html (Abruf: 23.10.2024)
Stiftung Gesundheitswissen: Leberwerte: Welche Werte geben Hinweise auf eine Erkrankung?, unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/laborwerte-richtig-verstehen#leberwerte-welche-werte-geben-hinweise-auf-eine-erkrankung (Abruf: 23.10.2024)
Stiftung Gesundheitswissen: Nieren: Welche Laborwerte sind wichtig?, unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/laborwerte-richtig-verstehen#nieren-welche-laborwerte-sind-wichtig (Abruf: 23.10.2024)
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Pressemitteilung: So schützen Sie ihre Nieren: Einfache Maßnahmen für ein gesundes Filterorgan, Stand 03/2024, unter: https://www.uke.de/allgemein/presse/pressemitteilungen/detailseite_147969.html (Abruf: 23.10.2024)
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie: Pressemitteilung: Mit der richtigen Ernährung die Nieren schützen, Stand 08/2023, unter: https://www.dgfn.eu/pressemeldung/mit-der-richtigen-ernaehrung-die-nieren-schuetzen.html (Abruf: 23.10.2024)
Gesundheitsinformation.de: Harnsäure, Stand 08/2024, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/harnsaeure.html (Abruf: 23.10.2024)
Gesundheitsinformation.de: Harnstoff, Stand 08/2024, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/harnstoff.html (Abruf: 23.10.2024)
Gesundheitsinformation.de: Kreatinin, Stand 08/2024, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/kreatinin.html (Abruf: 23.10.2024)
Gesundheitsinformation.de: Kreatinin-Clearence, Stand 08/2024, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/kreatinin-clearance.html (Abruf: 23.10.2024)