Migräne mit Aura: Wie bestimmte Symptome die Kopfschmerz-Attacken ankündigen

Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die bei einigen Betroffenen mit einer Aura einhergeht. Diese macht sich durch bestimmte Beschwerden vor den eigentlichen Kopfschmerzen bemerkbar.
Aura-Symptome sind meist Seh-, Sprach- oder Empfindungsstörungen
Auslöser sind individuell verschieden
Migräne-Aura und Schlaganfälle zeigen ähnliche Symptome
Die starken Kopfschmerzen bei einer Migräneattacke zu ertragen, ist für viele Betroffene eine große Belastung. Haben sie eine Migräneform, der eine Aura vorausgeht, sind sie zusätzlich für bis zu 60 Minuten in ihren Aktivitäten eingeschränkt und leiden unter Umständen unter weiteren Symptomen.
Was ist Migräne mit Aura?
Migräne mit Aura ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Anfälle von starken Kopfschmerzen sowie das Auftreten von Seh-, Sprach- oder Hörstörungen – der Aura – gekennzeichnet ist. Die Aura tritt normalerweise vor dem Beginn der Kopfschmerzen auf und kann von wenigen Minuten bis zu einer Stunde dauern.
Etwa 15 bis 25 Prozent der Menschen mit Migräne haben eine Migräne-Aura. Der Hauptanteil aller Migräne-Erkrankten hat keine Aura-Symptome vor dem eigentlichen Migräne-Kopfschmerz, durchläuft allerdings die anderen typischen Migräne-Phasen. Eine Migräneattacke wird in drei bis vier Phasen unterteilt:
Frühphase (bis zu 48 Stunden)
Aura (nur bei Migräne mit Aura, ca. 10 bis 60 Minuten)
Kopfschmerzphase (4 bis 72 Stunden)
Erholungsphase (bis zu 48 Stunden)
Welche Symptome hat die Migräne-Aura?
Die Beschwerden der Aura-Phase einer Migräneattacke können sich einzeln, in Kombination oder nacheinander zeigen:
Sehstörungen: Zickzacklinien, Einschränkungen des Gesichtsfelds (Skotom), Flimmern (Flimmerskotom), blendende Kreise oder Vierecke, Lichtblitze oder Farben. Die Sehstörungen beginnen häufig in der Mitte des Gesichtsfelds und breiten sich dann langsam darüber aus.
Gefühlsstörungen: Kribbeln oder Taubheit im Gesicht, den Händen oder Beinen einer Körperseite
Sprachstörungen: Wortfindungsschwierigkeiten, Probleme beim Sprechen und Verstehen von Wörtern
Hörstörungen: z. B. Tinnitus, treten seltener auf
Neben den typischen Aura-Symptomen ist es außerdem möglich, eine atypische Aura vor einem Migräneanfall zu bekommen. Hierzu zählt zum Beispiel Migräne mit Hirnstammaura (Basiliarismigräne), bei der zusätzlich zu den klassischen Beschwerden folgende Symptome auftreten können:
Schwindel (z. B. Drehschwindel)
Ohrgeräusche wie Tinnitus oder Hörminderung (hier häufiger als bei der typischen Aura)
Sehen von Doppelbildern
Bewusstseinsstörungen
Beidseitiges Taubheitsgefühl
Koordinationsstörungen (Ataxie)
Motorische Störungen und Schwäche in den Extremitäten kommen häufig bei der familiären hemiplegischen Migräne (FHM) während der Aura vor. Im Gegensatz zu den relativ kurzen Aura-Phasen bei den meisten anderen Migräneformen, können die Aura-Symptome der FHM über Stunden anhalten. Hier und bei der Hirnstammaura besteht die Möglichkeit, den Migräneanfall mit einem Schlaganfall zu verwechseln, da die Symptome sich ähneln.
Aura ohne Kopfschmerzen
Bei einigen Menschen folgt nach der Aura kein Kopfschmerz. Migräne-Aura ohne Kopfschmerzen ("migraine sans migraine") ist für Betroffene häufig ebenso belastend wie eine klassische Migräne, da die Auswirkungen auf das Alltagsleben und das Wohlbefinden sehr hoch sein können. Eine Diagnose ist hier nicht so leicht, da der typische Migränekopfschmerz fehlt und Symptome wie Schwindel oder Hörstörungen zahlreiche Ursachen haben können.
Bei Migräne mit Schwindel, der in der Aura-Phase und teilweise ohne nachfolgenden Kopfschmerz auftritt, kann es sich um vestibuläre Migräne handeln. Eine weitere Sonderform von Migräne mit Aura ist die Augenmigräne (ophthalmologische Migräne). Sehstörungen oder sogar kurzzeitiger Sehverlust stehen bei dieser Form im Vordergrund. Kopfschmerzen können nach der Aura auftreten, bleiben mitunter aber aus.
Auslöser von Migräne mit Aura
Was genau eine Migräneattacke auslöst oder triggert, ist individuell verschieden und kann bei jedem Anfall anders sein. Faktoren, die häufig als Migräneauslöser genannt werden, sind hormonelle Schwankungen (prämenstrueller Östrogenabfall, Pillenpause), Klimaeinflüsse, gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus, Alkohol, Medikamente, Abweichungen von gewohnten Tagesabläufen (Wochenend-Migräne) und psychische Belastungen.
Was hilft bei Migräne-Aura?
Zur akuten Behandlung der Aura-Symptome stehen keine Medikamente zur Verfügung. Mit bestimmten Medikamenten zur Prophylaxe lässt sich aber meist die Anzahl der Migräne- und damit Aura-Attacken verringern. Betroffene sollten dies mit ihrer behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen.
Wer als Akutbehandlung der Migräne Triptane einnimmt, sollte dies erst nach Abklingen der Aura tun. Zum einen wirken die Triptane nicht gegen die Aura-Symptome, zum anderen kann sich das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Patientinnen und Patienten sollten in Hinblick auf Diagnose, Behandlung und Medikation stets Rücksprache mit den behandelnden Ärzten halten.
Welche Risiken sind damit verbunden?

Während der Aura-Phase mit Sehstörungen ist es nicht möglich, ein Verkehrsmittel zu bedienen. Wer Aura-Symptome verspürt, sollte daher nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Durch das eingeschränkte Sichtfeld ist eine sichere Fahrweise nicht mehr gegeben. Sollten die Aura-Symptome plötzlich auftauchen, sollten Autofahrende die nächste Haltemöglichkeit aufsuchen und abwarten, bis die Symptome abklingen.
Studienergebnisse zeigen, dass Menschen mit Migräne-Aura ein leicht erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall haben. Die Migräne-Aura ist allerdings nicht Ursache für einen Schlaganfall. Fachleute vermuten genetische Faktoren hinter dem Zusammenhang.
Für Menschen, die an vorübergehende neurologische Symptome während einer Migräne-Aura gewöhnt sind, besteht die Gefahr, einen Schlafanfall nicht rechtzeitig zu erkennen. Bei bisher unbekannten oder länger andauernden Aura-Symptomen sollten sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Empfindungs-, Seh- oder Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen, die gleichzeitig mit Kopf- oder Gesichtsschmerzen auftreten, können auf einen Schlaganfall hindeuten.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG): Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, Stand: 10/2022, unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-057l_S1_Therapie-der-Migraeneattacke-Prophylaxe-der-Migraene_2024-06.pdf (Abruf: 29.04.2025)
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG): Migräne, unter: https://www.dmkg.de/kopfschmerz-onlinebroschuere (Abruf: 29.04.2025)
Schmerzklinik Kiel: Migräne-Wissen, unter: https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/migraene-wissen/ (Abruf: 29.04.2025)
Neurologen und Psychiater im Netz: Was ist Migräne?, unter: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene/ (Abruf: 29.04.2025)
Neurologen und Psychiater im Netz: Migräne mit Aura: Bei ungewöhnlichen Symptomen an Schlaganfall denken, Stand 09/2020, unter: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/migraene-mit-aura-bei-ungewoehnlichen-symptomen-an-schlaganfall-denken/ (Abruf: 29.04.2025)
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Pschyrembel Online: Aura [Migräne], Stand 09/2024, unter: https://www.pschyrembel.de/Aura%20%5BMigr%C3%A4ne%5D/K037L/doc/ (Abruf: 29.04.2025)
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