Migräne oder starke Kopfschmerzen: Symptome und Ursachen

Junger Mann leidet nach einem harten Arbeitstag unter Kopfschmerzen und sitzt zu Hause auf der Couch
Migräneattacken äußern sich häufig mit pochenden starken Kopfschmerzen© Shutterstock/Photoroyalty

Hinter starken Kopfschmerzen steckt häufig Migräne. Die Erkrankung hat viele Gesichter, die Symptome sind vielfältig und die Ursachen noch nicht vollständig geklärt.

  • Typische Symptome sind starke, pochende Kopfschmerzen

  • Ein Teil der Betroffenen hat Migräne mit Aura

  • Auslöser können Stress oder Blutzuckerschwankungen sein

Bis zu 14 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer in Deutschland sind von wiederkehrender Migräne betroffen. Die Symptome sind vielfältig und variieren individuell oder von Attacke zu Attacke. Fachleute unterscheiden mehrere Formen, wie zum Beispiel Migräne mit und ohne Aura – Seh-, Sprach- oder Hörstörungen, die den Kopfschmerz begleiten können.

Was ist Migräne?

Bei Migräne handelt es sich um starke Kopfschmerzattacken, die einen einseitigen (bei etwa zwei Dritteln der Betroffenen) oder beidseitigen pochenden Kopfschmerz hervorrufen. Der Schmerz nimmt bei körperlicher Betätigung zu. Weitere typische Symptome von Migräne sind Appetitlosigkeit, Übelkeit sowie Lärm- und Lichtempfindlichkeit. Unbehandelt dauern die Attacken zwischen vier und 72 Stunden.

Migräne ist eine nicht heilbare, neurologische Erkrankung, für die es verschiedene wirksame Optionen zur Akutbehandlung und zur Prophylaxe gibt. Die Ursachen für Migräne sind noch nicht vollständig geklärt. Eine Rolle spielen sowohl genetische Komponenten als auch Hormone und Lebensumstände. Neben den Ursachen für Migräne haben Fachleute bestimmte individuelle Auslöser – auch Trigger genannt – identifiziert, die für einen Anfall verantwortlich sein können.

Man unterscheidet verschiedene Arten von Migräne, insbesondere Migräne mit und ohne Aura. Unter einer Migräne-Aura versteht man neurologische Symptome im Sehfeld wie das Erscheinen von Lichtblitzen, zackenförmigen Farbverläufen oder Funken, die meist von der Mitte des Gesichtsfelds zu den Rändern wandern. Sie gehen den Migräne-Kopfschmerzen voran und dauern in der Regel circa 10 bis 30 Minuten, manchmal auch bis zu einer Stunde. Zur Aura zählen neben den Sehstörungen allerdings weitere Symptome wie Probleme beim Sprechen, Hören oder Taubheitsgefühle.

Weitere Migräne-Arten:

  • Migräne mit Hirnstamm-Aura (Basilarismigräne)

  • Augenmigräne (ophthalmologische Migräne)

  • Retinale Migräne

  • Ophthalmoplegische Migräne

  • Vestibuläre Migräne

  • Familiäre hemiplegische Migräne (FHM)

  • Migräne-Aura ohne Kopfschmerzen

Chronische Migräne stellt ebenfalls einen Sonderfall dar. Treten über mindestens drei Monate an 15 Tagen oder mehr pro Monat Migräneanfälle auf, sprechen Fachleute von chronischer Migräne. Zu unterscheiden ist ein Kopfschmerz, der durch zu viele und zu lange eingenommene Schmerzmittel verursacht wird, dieser muss für eine gesicherte Diagnose ärztlich ausgeschlossen werden.

Eine schwerwiegende Komplikation stellt der Status migränosus dar. Dabei haben betroffene Menschen länger als 72 Stunden, also beispielsweise über einen Zeitraum von einer Woche, einen Migräneanfall. Da die Erholungsphasen zwischendurch wegfallen, ist der Leidensdruck in diesem Fall besonders hoch. Vor allem nach langandauernden Migräneattacken kann sich die Erholungsphase über mehrere Tage erstrecken.

Wie fühlt sich Migräne an?

Ein Migräneanfall mit oder ohne Aura kündigt sich meistens bereits einige Zeit vor den eigentlichen Kopfschmerzen an. In der Frühphase der Attacke können folgende Anzeichen einzeln oder in Kombination auftreten:

  • Aura: Seh-, Sprach- oder Hörstörungen (z.B. Tinnitus), Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Gesichtsbereich, an Händen oder Beinen

  • Heißhungerattacken

  • Müdigkeit

  • Gereiztheit

  • Licht-, Geräusch- und Geruchsempfindlichkeit (halten oft auch während der Hauptphase an)

  • Muskelverspannungen (z.B. Nackenschmerzen)

  • Konzentrationsprobleme

  • Schlafstörungen

  • Verdauungsprobleme

  • Schwindel

Die Symptome der Frühphase können unterschiedlich lange anhalten und gehen in die eigentliche Kopfschmerzphase über. Diese äußert sich neben oft unerträglich starken Kopfschmerzen häufig durch Übelkeit und/oder Erbrechen. Der Schmerz kann halb- oder beidseitig auftreten und verschlimmert sich typischerweise bei körperlicher oder geistiger Anstrengung. Kopfschmerzen mit gleichzeitigen Gliederschmerzen weisen eher auf eine andere Ursache als Migräne hin.

Ein Migräneanfall (hier mit Aura) lässt sich in verschiedene Phasen mit unterschiedlicher Dauer einteilen. Wie lange eine einzelne Phase dauert, variiert von Person zu Person.

Während eines Migräneanfalls ist es in der Regel nicht möglich, sich auf eine anspruchsvolle Tätigkeit wie das Autofahren oder die Arbeit zu konzentrieren. Wer eine akute Migräneattacke hat, sollte daher nicht mehr aktiv am Straßenverkehr teilnehmen.

Im Verlauf und nach der Attacke fühlen viele Betroffene eine starke Erschöpfung, die noch viele Stunden anhalten kann.

In der Frühphase einer Migräneattacke empfinden viele Betroffene Heißhunger auf Zucker und andere Kohlenhydrate. Dieser tritt auf, da das Gehirn bereits bei der Entstehung eines Migräneanfalls einen stark erhöhten Energiebedarf meldet. Auch nach einer Attacke kann ein vermehrter Appetit auf Süßigkeiten auftreten.

Weitere Symptome bei Migräne-Sonderformen

  • Migräne mit Hirnstamm-Aura (Basilarismigräne): Bei dieser Form kommt es zu Durchblutungsstörungen im Hirnstamm, wodurch zum Beispiel motorische Beschwerden wie Koordinationsstörungen (Ataxie) auftreten können. Typisch sind auch das Sehen von Doppelbildern, Hörminderung, Sprachstörungen und Taubheitsgefühle.

  • Augenmigräne (ophthalmologische Migräne): Hier stehen die Sehstörungen wie Gesichtsfeldausfälle (Skotome), Flackern, Flimmern, Lichtblitze oder kurzzeitiger Sehverlust im Vordergrund. Es kann dabei zu Kopfschmerzen kommen, muss aber nicht. Ein Anfall dauert meist 10 bis 30 Minuten, seltener 60 Minuten.

  • Die retinale Migräne ist eine seltene Sonderform der Augenmigräne. Sie betrifft die Netzhaut eines Auges und führt ebenfalls zu verkleinerten Sichtbereichen oder zu vorübergehender Erblindung. Die Symptome können bis zu 60 Minuten oder länger bestehen.

  • Ophthalmoplegische Migräne ist eine selten, hauptsächlich bei Kindern unter zehn Jahren auftretende Migräneart. Sie zeigt Symptome wie eine einseitige, vorübergehende Augenmuskellähmung und langanhaltende Migränekopfschmerzen mit Sehstörungen (z.B. Doppelbilder).

  • Vestibuläre Migräne zeigt sich durch plötzlich auftretenden Drehschwindel in der Frühphase, während oder nach der Attacke. Dieser hält entweder nur für Minuten, meist allerdings für mehrere Stunden an. In einigen Fällen tritt der Drehschwindel an mehreren Tagen hintereinander auf.

  • Familiäre hemiplegische Migräne (FHM) ist eine seltene, vererbbare Form der Migräne mit Aura. Bei FHM können Seh-, Empfindungs- oder Sprachstörungen sowie halbseitige Lähmungserscheinungen auftreten. Die neurologischen Symptome halten teilweise tagelang an.

  • Bei einer Migräne-Aura ohne Kopfschmerzen ("migraine sans migraine") treten die typischen Sehstörungen der Aura auf, die Kopfschmerzen bleiben aber aus. Sie dauert etwa 15 bis 60 Minuten.

Behandlung eines akuten Migräneanfalls

Zur Behandlung von akuten Migräneanfällen stehen wirksame Medikamente zur Verfügung, deren Einnahme Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen sollten. Darunter fallen beispielweise die Schmerzmittel Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS), Naproxen oder Paracetamol und Metamizol. Sollten diese Medikamente nicht wirken, ist es möglich, Triptane wie Rizatriptan, Sumatriptan oder Naratriptan einzunehmen, die unterschiedlich lange wirken.

Was sind Migräne-Ursachen?

Die Ursachen von Migräne waren und sind Thema zahlreicher Studien. Bis heute sind sie allerdings nicht endgültig geklärt. Bei der familiären hemiplegischen Migräne haben Forschende eine genetische Ursache eindeutig nachgewiesen. Ob und wann die Migräne bei einer genetisch vorbelasteten Person auftritt, hängt allerdings von vielen weiteren Faktoren ab.

Einige Studienergebnisse machen Durchblutungsstörungen und nichtbakterielle Nervenentzündungen für die starken Kopfschmerzen und deren Begleitsymptome verantwortlich. Die Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen sorgt für einen verstärkten Blutfluss in den Blutgefäßen des Gehirns. Dieser führt wiederum zu einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben mithilfe von Elektroenzephalografie (EEG) die elektrische Aktivität des Gehirns von Menschen mit und ohne Migräne verglichen. Sie konnten nachweisen, dass ein "Migränegehirn" nicht nur besonders aktiv auf Reize reagiert, sondern ständig unter einer sehr hohen Bereitschaft zur Aufnahme von Reizen steht – sozusagen unter Hochspannung. Hier setzen zum Beispiel die Betarezeptorblocker an, die häufig zur Migränevorbeugung verschrieben werden.

Die dauerhaft erhöhte Aktivität des Gehirns könnte bei Personen mit Migräne zusammen mit bestimmten Triggerfaktoren eine übermäßig hohe Ausschüttung anregender Nervenbotenstoffe (wie Serotonin) und damit eine Migräneattacke auslösen. Das Gehirn interpretiert diese Signale beispielsweise als Entzündung oder Vergiftung, und der Körper reagiert mit Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen.

Was sind Migräne-Auslöser?

Welche Trigger, also äußere und innere Reize, eine Migräneattacke auslösen, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Zu den bekannten Triggerfaktoren gehören (einzeln oder kombiniert):

  • Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus

  • Hormonelle Schwankungen (z.B. menstruelle Migräne)

  • Schwankungen des Blutzuckerspiegels (z.B. durch ausgelassene Mahlzeiten)

  • Plötzliche Veränderungen im Stressniveau (Stress allein ist kein typischer Auslöser)

  • Starke Emotionen

  • Körperliche oder geistige Überanstrengung

  • Reize wie Gerüche, Lärm oder Flackerlicht

  • Plötzliche Wetteränderungen

  • Alkoholgenuss

  • Bestimmte Medikamente: z.B. Östrogene, Mutterkornalkaloide (z.B. zur Regulation des Blutdrucks), Koffein, Indometacin (z.B. gegen Arthritis, Wirbelsäulenerkrankungen oder Menstruationsbeschwerden) und Herz-Kreislauf-Medikamente wie Reserpin, Nifedipin und Dipyridamol

Um herauszufinden, welche persönlichen Auslöser für die Migräneattacken verantwortlich sind, kann es hilfreich sein, ein Migränetagebuch zu führen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.