So erkennen Sie Herzinfarkt-Symptome und reagieren im Notfall richtig

Eine Rettungssanitäterin schiebt einen Mann auf einer Trage in den Krankenwagen
Bei einem Herzinfarkt spielt eine schnelle ärztliche Versorgung eine entscheidende Rolle© iStock.com/Kzenon

Bei einem Herzinfarkt bekommt das Herz zu wenig Sauerstoff. Die Symptome und Vorboten richtig zu deuten und schnell zu handeln, kann das Risiko für bleibende Schäden verringern und die Überlebenschancen erhöhen.

  • Herzinfarkt ist ein medizinischer Notfall

  • Bei jedem Verdacht sofort die 112 wählen

  • Herzinfarkt-Symptome bei Frauen oft anders als bei Männern

Ein Herzinfarkt zählt zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen zählen. Ein Drittel (33,9 Prozent) aller Sterbefälle wurde im Jahr 2023 in Deutschland durch einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine ähnliche Erkrankung verursacht.

Herzinfarkt: Symptome und Anzeichen

Typische Anzeichen für einen Herzinfarkt treten meist plötzlich auf:

  • Brustschmerzen: länger (über 5 Minuten) anhaltende starke, stechende, teils brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, die in Arme, Schultern, Rücken oder Oberbauch, den Hals-, Kiefer- und Nackenbereich ausstrahlen können

  • Herzenge (Angina pectoris): Sehr starkes Druck- oder Engegefühl im Brustkorb

  • Kurzatmigkeit oder Atemnot

  • Angstgefühl, das bis hin zur Todesangst reichen kann

  • Kalter Schweiß

  • Blässe

  • Schwindel

  • Schwäche

  • Übelkeit und Erbrechen

Die Anzeichen für einen Herzinfarkt können von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Manche Symptome fehlen oder treten nur mild in Erscheinung, einige treten auch bei anderen Erkrankungen auf. Die Herzenge mit Druckgefühl und Schmerzen in der Brust ist zum Beispiel ein typisches Symptom der koronaren Herzkrankheit. Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, kann die Brustenge jedoch auch Vorbote eines Herzinfarkts sein.

Unabhängig von Vorerkrankungen gilt grundsätzlich: Wenn Brustschmerzen und Engegefühl länger als fünf Minuten anhalten, rufen Sie einen Rettungswagen unter 112.

Starke Brustschmerzen gleich Herzinfarkt?

Es gibt auch andere Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie die eines Herzinfarkts verursachen können. Deshalb gilt grundsätzlich: Untypische Anzeichen schließen einen Herzinfarkt nicht aus und typische beweisen ihn nicht. Aber es sind Warnzeichen des Körpers, die den Verdacht auf einen möglicherweise lebensbedrohlichen Herzinfarkt nahelegen. Nur mit ärztlicher Hilfe kann dieser Verdacht durch Untersuchungen wie EKG und Bluttests aufgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden.

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen

Herzinfarkt-Symptome zeigen sich bei vielen Frauen nicht so eindeutig wie bei Männern. Folgende Anzeichen können bei ihnen auf einen Herzinfarkt hinweisen:

  • Atembeschwerden bis Atemnot

  • Schmerzen am Rücken und/oder Oberbauch

  • Ziehen in den Armen

  • Schweißausbrüche

  • Übelkeit und/oder Erbrechen

  • Starke Müdigkeit

  • Depressive Verstimmung

Der typische Brustschmerz ist bei Frauen oft weniger stark ausgeprägt und tritt als Hauptsymptom nur bei 50 Prozent der Fälle auf (bei Männern in 70 Prozent der Fälle).

Wie kündigt sich ein Herzinfarkt an?

Bei etwa die Hälfte der Betroffenen kündigt sich ein Herzinfarkt durch Vorzeichen an. Solche Vorboten treten meist 24 bis 48 Stunden vor dem Infarkt auf und sind bei Frauen häufiger als bei Männern:

  • Kurzfristiges Engegefühl in der Brust oder Brennen hinter dem Brustbein

  • Schlafstörungen, teils nächtliches Erwachen mit Beschwerden

  • Abgeschlagenheit

  • Kurzatmigkeit

  • Angstzustände

  • Leichte Schmerzen in der Brust und/oder in den Armen

Die Vorboten eines Herzinfarkts können unspezifisch sein und sowohl in Ruhe als auch nur bei körperlichen Belastungen wie zum Beispiel Treppensteigen auftreten. Bei Menschen mit Herzerkrankungen (vor allem koronarer Herzkrankheit) ist eine Unterscheidung oft nicht einfach. Denn unter Anstrengung können die Symptome auch chronisch auftreten. Hier gilt jedoch: Wer auch im Ruhezustand Beschwerden hat, muss die 112 wählen. In diesem Fall ist zwingend sofortige notärztliche Hilfe erforderlich.

Was ist ein stummer Herzinfarkt?

Bei etwa 45 Prozent aller Herzinfarkte treten keine eindeutigen Symptome auf, etwa bei einem Viertel der Betroffenen verläuft der Herzinfarkt sogar ganz ohne Schmerzen und andere Beschwerden. In der Medizin wird dies als stummer oder stiller Herzinfarkt bezeichnet. Manchmal wird ein solcher Infarkt erst Jahre später bei einer Routineuntersuchung entdeckt.

Die Ursachen für einen stummen Herzinfarkt sind unterschiedlich. Bei einem leichten Herzinfarkt können zum Beispiel lediglich kleine Ästchen der Herzkranzarterien verengt oder verschlossen sein, wodurch die Beschwerden mitunter geringer ausfallen. Eine gestörte Schmerzempfindung durch eine Diabetes-Erkrankung kann ebenfalls hinter einem untypischen Verlauf stecken.

Wichtig ist aber: Ein stummer oder leichter Herzinfarkt kann genauso gefährlich sein wie einer mit ausgeprägten Symptomen.

Herzinfarkt - was tun?

Wenn Sie die genannten Herzinfarkt-Symptome an sich selbst wahrnehmen oder bei einer anderen Person erkennen, wählen Sie sofort die Notrufnummer 112. Verlieren Sie keine Zeit – auch wenn Sie unsicher sind oder hoffen, dass sich die Beschwerden von allein wieder bessern.

Was Sie bei einem Herzinfarkt nicht tun sollten: selbst ins Krankenhaus fahren. Der Rettungswagen ist schneller bei Ihnen als Sie im Krankenhaus und kann bereits vor Ort notärztlich versorgen. Zudem können Sie bei einem Herzinfarkt hinter dem Steuer andere Personen in Gefahr bringen.

Erste Hilfe beim Herzinfarkt

Wenn Sie als Ersthelferin oder Ersthelfer bei einem Verdacht auf Herzinfarkt vor Ort sind, führen Sie je nach Situation folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen:

  • Notruf: Verständigen Sie unter der Nummer 112 umgehend den Rettungsdienst.

  • Anweisungen folgen: Beantworten Sie die Fragen, die gestellt werden. Diese umfassen die Angabe Ihres Namens und der Adresse sowie zum Zustand der betroffenen Person. Bleiben Sie in der Leitung und stellen Sie das Telefon sofern möglich auf Lautsprecher. So sind Ihre Hände frei für weitere Maßnahmen.

  • Bewusstsein und Atmung prüfen: Kontrollieren Sie, ob die betroffene Person ansprechbar ist und normal atmet.

Erste Hilfe bei ansprechbaren Personen

  • Beruhigung: Reden Sie mit der betroffenen Person und versuchen Sie, sie zu beruhigen.

  • Atmung erleichtern: Bringen Sie die Person in eine bequeme Sitzposition mit erhöhtem Oberkörper und befreien Sie sie aus beengender Kleidung.

  • Frische Luft: Viele Betroffene empfinden geöffnete Fenster als angenehm.

  • Keine Anstrengung: Achten Sie darauf, dass die Person ruhig liegenbleibt und sich möglichst wenig bewegt.

Erste Hilfe bei Bewusstlosigkeit

Bei einem Herzinfarkt besteht immer die Gefahr eines plötzlichen Herzstillstands. Betroffene verlieren das Bewusstsein und hören auf zu atmen. Beginnen Sie in diesem Fall umgehend mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung, also einer Herzdruckmassage (30-mal) im Wechsel mit einer Beatmung (zweimal), bis der Rettungsdienst eintrifft oder die Person wieder selbstständig atmet.

Blutdruck und Puls bei einem Herzinfarkt messen?

Die Messung von Blutdruck oder Puls ist für Ersthelfende bei einem Herzinfarkt nicht relevant. Der Blutdruck kann bei einem Herzinfarkt niedrig, normal oder erhöht sein. Auch Herzfrequenz und Herzrhythmus haben für Ersthelfer keine Aussagekraft. Der Rettungsdienst beziehungsweise der Notarzt oder die Notärztin werden diese Werte messen, um den Gesamtzustand bewerten und medizinische Notfallmaßnahmen einleiten zu können.

ADAC Notfallpass: Hilfe im Ernstfall

Generelle Informationen zu Ihrem Gesundheitszustand helfen den Rettungskräften bei einem Notfall. Im ADAC Notfallpass können alle relevanten Notfalldaten hinterlegt und zentral in der Wallet-App des Smartphones oder der Smartwatch gespeichert werden:

  • Vorerkrankungen

  • Medikamenten-Allergien

  • Medikationen

  • Blutgruppe

  • Kontaktpersonen (Angehörige, Notfallkontakte, Haus- und Fachärzte)

  • Informationen zu einer Schwangerschaft

  • Informationen zu Implantaten (z. B. Herzschrittmacher)

  • Informationen zu Organspendeausweis, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht

Im ADAC Notfallpass liegen diese Daten sicher verschlüsselt, damit sie bei einem Verlust von Smartphone oder Smartwatch nicht in falsche Hände gelangen. Der Notfallpass kann in die Rettungskette integriert werden. Im Notfall kann er von den Rettungskräften gescannt und ausgelesen werden. Im Zuge einer Weiterbehandlung im Krankenhaus können die Daten der entsprechenden Klinik zur Verfügung gestellt werden.

Wann ist das Herzinfarkt-Risiko erhöht?

Es gibt zahlreiche Erkrankungen und Faktoren, die das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen können:

  • Herz-Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck und koronare Herzkrankheit

  • Diabetes mellitus

  • Übergewicht

  • Erhöhte Blutfettwerte

  • Bewegungsmangel

  • Ungesunde Ernährung

  • Stress

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren

Zu den langfristigen Risikofaktoren, die sich nicht durch den Lebensstil beeinflussen lassen, zählen Alter, Geschlecht und familiäre Veranlagung. Generell gilt:

  • Je höher das Alter, desto höher das Herzinfarkt-Risiko

  • Tendenziell haben mehr Männer einen Herzinfarkt

  • Bei Frauen steigt das Risiko für einen Herzinfarkt nach der Menopause an

  • Ausschlaggebend für das familiär bedingte Risiko ist, wie viele enge Verwandte von einem Herzinfarkt betroffen waren und in welchem Alter dieser bei ihnen auftrat. Je jünger, desto höher ist das vererbte Herzinfarkt-Risiko.

Einem Herzinfarkt vorbeugen

Neben diesen nicht beeinflussbaren langfristigen Risikofaktoren gibt es eine Reihe von Faktoren, auf die Sie selbst Einfluss haben, um das Herzinfarkt-Risiko zu senken:

  • Nicht rauchen

  • Sich körperlich fit halten

  • Täglich Obst und Gemüse essen

  • Den Alkoholkonsum einschränken

  • Stress reduzieren

Die Deutsche Herzstiftung bietet einen Herzinfarkt-Risiko-Test an, bei dem Sie Ihr persönliches Herzalter bestimmen können.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.