Puls: Was ist normal und wie misst man ihn richtig?
Der Puls verrät, mit welcher Frequenz das Herz Blut durch die Gefäße des Körpers pumpt. Er lässt sich zum Beispiel am Handgelenk ertasten oder mit einer Pulsuhr messen.
Der Puls variiert je nach Alter, Geschlecht und Fitness
Bei Erwachsenen ist ein Ruhepuls zwischen 60 und 80 normal
Körperliche Belastung, Stress und Krankheit beeinflussen den Puls
Das menschliche Herz zieht sich in einem unermüdlichen Takt immer wieder zusammen, um den gesamten Körper mit Blut und so mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Jeder Herzschlag breitet sich wie eine Druckwelle durch die Gefäßwände aus. Dieses rhythmische Erweitern und Zusammenziehen bezeichnet man als Puls.
Puls messen – so geht’s
Die verbreitetste Maßeinheit für den Puls sind Schläge pro Minute (englisch beats per minute, bpm). Um ihn zu messen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Besonders leicht machen es technische Hilfsmittel wie eine Smartwatch, ein Fitnesstracker am Handgelenk oder ein Pulsgurt für die Brust oder den Oberarm. Medizinische Geräte für den Heimbedarf, die den Blutdruck am Unterarm oder die Sauerstoffsättigung am Finger messen, erfassen meistens auch den Puls.
Nicht immer ist ein passendes Gerät zur Hand. Deshalb lohnt es sich, die manuelle Pulsmessung zu üben:
Die Stelle: Der Puls lässt sich überall dort ertasten, wo eine größere Schlagader (Arterie) dicht unter der Haut verläuft. Gut geeignet ist die Innenseite des Handgelenks, unterhalb des Daumenballens. Alternativ können Sie den Puls auch an der großen Halsschlagader ertasten – etwas seitlich am Hals, kurz unterhalb des Kiefers.
Die Technik: Verwenden Sie die Fingerkuppen von Zeige- und Mittelfinger, nicht den Daumen. Üben Sie einen sanften Druck aus, bis Sie ein rhythmisches Pochen unter der Haut spüren. Je nach Person können die optimale Stelle und der geeignete Druck variieren.
Die Rechnung: Zählen Sie nun für 30 Sekunden die Pulsschläge und verdoppeln Sie das Ergebnis. Für eine Blitzmessung können Sie auch 15 Sekunden lang mitzählen und anschließend mit 4 multiplizieren.
Was bedeutet Ruhepuls?
Der wichtigste vergleichbare Wert für die Pulsmessung ist der Ruhepuls. Das ist die Frequenz, mit der das Herz bei körperlicher Ruhe pumpt. Dieser lässt sich am besten bestimmen, wenn die betreffende Person für einige Minuten entspannt gelegen oder gesessen hat.
Welcher Puls ist normal?
Die normale Pulsfrequenz ist individuell unterschiedlich. Babys und Kleinkinder haben von Natur aus einen höheren Puls als Erwachsene. Im Jugendalter sinkt die Herzfrequenz. Folgender Ruhepuls (in Schlägen pro Minute) gilt in den verschiedenen Altersstufen als normal:
Babys: 120 bis 140
Kleinkinder: 100 bis 120
Kinder und Jugendliche: 80 bis 100
Erwachsene: 60 bis 80
Bei Senioren kann die Pulsfrequenz wieder leicht ansteigen. Aber nicht nur das Alter, sondern auch das Geschlecht und der Trainingszustand beeinflussen den Ruhepuls. So haben Frauen im Durchschnitt einen etwas höheren Puls als Männer. Bei Sportlerinnen und Sportlern mit gut trainierter Ausdauer wird das Herz effizienter – der Ruhepuls sinkt.
Der Puls ist in den meisten Fällen ein guter Indikator für die Schlagfrequenz des Herzens. In speziellen Fällen können der fühlbare Puls und die im Elektrokardiogramm (EKG) gemessene Herzfrequenz voneinander abweichen. Fachleute sprechen dann von einem Pulsdefizit. Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsstörungen können mögliche Gründe dafür sein.
Was verursacht hohen Puls?
Ein hoher Puls kann unterschiedliche Ursachen haben. In der Regel weist er darauf hin, dass das Herz versucht, den Körper verstärkt mit Sauerstoff zu versorgen – zum Beispiel bei sportlicher Betätigung, Angst oder Aufregung. Das ist eine vollkommen gesunde körperliche Reaktion. Bei extremer körperlicher Anstrengung kann der Puls auf rund 200 Schläge pro Minute hochschnellen (Maximalpuls).
Klopft das Herz allerdings ohne erkennbaren Auslöser auffallend schnell, empfiehlt es sich, dies ärztlich abklären zu lassen. Mögliche Ursachen für einen erhöhten Ruhepuls sind:
Koffein-, Alkohol- und Nikotinkonsum
Übergewicht
Bewegungsmangel
entzündliche Erkrankungen
Fieber
Schilddrüsenerkrankungen
Herzerkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen)
fortgeschrittene Schwangerschaft
hormonelle Umstellung (z.B. in den Wechseljahren)
bestimmte Medikamente (z.B. Psychopharmaka)
körperlicher und psychischer Stress
Welcher Puls ist gefährlich?
Welche Pulsfrequenz noch gesund ist oder schon bedenklich, ist im Einzelfall sehr unterschiedlich. Ein Ruhepuls von über 80 Schlägen pro Minute gilt bei Erwachsenen als erhöht. Steigt der Puls über 100 Schläge pro Minute, spricht man von einer Tachykardie. Manche Menschen bemerken dies als unangenehmes Herzrasen in der Brust, während andere keine Symptome verspüren.
Wenn Sie wiederholt ohne körperliche Anstrengung ein Gefühl von Herzrasen bemerken und/oder Sie in Ruhe einen Puls von mehr als 100 Schlägen pro Minute messen, halten Sie Rücksprache mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Auch begleitende Symptome wie Atemnot, Schwindel oder Brustschmerzen sind wichtige Alarmzeichen, die auf eine zugrundeliegende Herz-Kreislauf-Erkrankung hinweisen können.
Ist ein niedriger Puls bedenklich?
Ein Ruhepuls unter 60 Schlägen pro Minute (Bradykardie) ist in der Regel kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Oft deutet ein niedriger Puls auf ein gut trainiertes, effizient arbeitendes Herz hin. Auch wenn Sie Medikamente wie Betablocker einnehmen, können diese der Grund für die niedrige Herzfrequenz sein.
Solange Sie sich fit und gesund fühlen, ist ein niedriger Puls unproblematisch. Bei chronischer Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel oder Kreislaufproblemen empfiehlt sich jedoch ein Besuch in der hausärztlichen Praxis. Das gilt auch, wenn der Ruhepuls 40 Schläge pro Minute unterschreitet. Die Ärztin oder der Arzt kann mögliche Ursachen wie eine Herzrhythmusstörung oder eine Schilddrüsenunterfunktion ausschließen.
Was tun für einen gesunden Puls?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen erhöhten Ruhepuls natürlich zu senken:
Reduzieren Sie Koffein und Alkohol.
Rauchen Sie nicht.
Bewegen Sie sich regelmäßig – am besten mit Ausdauersport wie Joggen, Radfahren, Schwimmen oder Wandern.
Ernähren Sie sich ausgewogen und streben Sie ein gesundes Körpergewicht an.
Reduzieren Sie Stress in Ihrem Alltag und legen Sie regelmäßige Pausen ein.
Üben Sie sich in Achtsamkeits- und Entspannungstechniken.
Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob diese sich womöglich auf Ihren Puls auswirken und ob eine Umstellung sinnvoll ist.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Autorin: Nica Trappe, Medizinredakteurin
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM): Nutzung der Herzschlagfrequenz und der Herzfrequenzvariabilität in der Arbeitsmedizin und der Arbeitswissenschaft. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 002 - 042, Stand: 7/2021, unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/002-042l_S2k_Nutzung-Herzschlagfrequenz-Herzfrequenzvariabilitaet-Arbeitsmedizin-Arbeitswissenschaft_2022-03_1.pdf (Abruf: 9.4.2024)
Deutsche Herzstiftung: Welcher Puls ist normal?, unter: https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/anzeichen-fuer-herzprobleme-erkennen/welcher-puls-ist-normal (Abruf: 9.4.2024)
Stiftung Gesundheitswissen: Wie messe ich meinen Puls?, unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/wie-messe-ich-meinen-puls (Abruf: 9.4.2024)
Harvard Health Publishing: Want to check your heart rate? Here’s how, unter: https://www.health.harvard.edu/heart-health/want-to-check-your-heart-rate-heres-how (Abruf: 9.4.2024)
Internisten im Netz: Wichtige Begriffe rund ums Herz, unter: https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/herz-kreislauf/begriffe-rund-ums-herz.html (Abruf: 9.4.2024)