Fleckfieber: Alles über Symptome, Krankheitsverlauf und Behandlung
Fleckfieber tritt nur noch selten auf. Unbehandelt kann die Krankheit aber schwer verlaufen. Was Reisende in Risikogebiete beachten sollten.
Kommt nur noch sporadisch vor
Frühe Behandlung ist wichtig
Gute Hygiene beugt vor
Fleckfieber ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird. Es existieren viele Unterformen. Das klassische Fleckfieber, um das es hier geht, tritt mittlerweile nur noch selten auf: Zum Beispiel in Krisengebieten oder in kühleren Hochlagen Zentral- und Ostafrikas, Zentral- und Südamerikas sowie in Asien. Bei einer frühzeitigen Behandlung sind die Heilungschancen gut.
So wird Fleckfieber übertragen
Rickettsien sind Bakterien, die sich lediglich innerhalb der Zellen ihres Wirts vermehren können. Auslöser des klassischen Fleckfiebers (auch epidemisches Fleckfieber oder Läusefleckfieber) sind Bakterien der Gattung Rickettsia prowazekii. Hauptwirt dieser Rickettsien-Art ist der Mensch.
Läuse nehmen den Erreger bei der Blutmahlzeit von einem infizierten Menschen auf. Stechen diese Läuse einen anderen Menschen, geben sie während des Saugvorgangs Kot ab, der die Krankheitserreger enthält. Die Übertragung selbst erfolgt durch Einreiben des Kots in kleinere Hautverletzungen, zum Beispiel durch Kratzen an der Einstichstelle. Eine Ansteckung ist auch möglich, wenn man Staub einatmet, der infektiösen Läusekot enthält. Menschen können sich nicht gegenseitig anstecken.
Neben dem Erreger des klassischen Fleckfiebers gibt es zahlreiche Rickettsien-Arten, die weitere Fleckfieberformen (sogenannte Rickettsiosen) verursachen. Diese werden durch andere Parasiten (Zecken, Flöhe, Milben) übertragen. Treten die Symptome von Fleckfieber nach einem Zeckenbiss auf, so spricht man vom Zeckenbissfieber. Eine Infektion kann auch durch heimische Zecken erfolgen. Ein Zeckenbissfieber ist im Verlauf vergleichsweise mild. Ausnahme: das häufig schwer verlaufende Rocky Mountain Spotted Fever nach einem Zeckenbiss in Nord- und Südamerika oder der Karibik.
Im volkstümlichen Gebrauch wird das durch Läuse übertragene Fleckfieber oft auch Läusetyphus oder Hungertyphus genannt. Typhus wird aber durch andere Erreger ausgelöst (Salmonellen). Die beiden Erkrankungen haben nichts miteinander zu tun.
Typische Anzeichen für Fleckfieber
Erste Symptome zeigen infizierte Menschen etwa ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung mit dem Bakterium. Typisch ist ein plötzlicher Beginn der Erkrankung mit Schüttelfrost, starken Kopf- und Gliederschmerzen sowie hohem Fieber, das rasch ansteigt und bis zu zwei Wochen anhalten kann. Betroffene fühlen sich sehr krank und wirken benommen. Oft tritt am vierten bis sechsten Krankheitstag ein Ausschlag auf, der sich rasch ausbreitet. Nur Gesicht sowie Hand- und Fußflächen sind davon nicht betroffen. Auch Bewusstseinsstörungen sind typisch.
Im weiteren Verlauf kann es zu Komplikationen wie Gehirnentzündung, Kreislaufkollaps oder akutem Nierenversagen kommen. Unbehandelt sterben etwa zehn bis 40 Prozent der Erkrankten. Mangelernährung oder ein schlechtes Immunsystem können das Risiko für einen tödlichen Verlauf erhöhen.
Wie läuft die Diagnose?
Typische Symptome und der Aufenthalt in einem Risikogebiet können erste Hinweise auf eine Erkrankung mit Fleckfieber geben. Der Erreger kann mithilfe verschiedener Laboruntersuchungen nachgewiesen werden. Dazu werden Blutproben entnommen und mit speziellen Verfahren analysiert. Auch der Nachweis spezifischer Antikörper gegen Rickettsia prowazekii ist möglich.
Fleckfieber auf Reisen vorbeugen
Es gibt derzeit keinen anwendbaren Impfstoff gegen Fleckfieber. Auf Reisen in Risikogebiete kann man einer Infektion aber wirksam vorbeugen. Das Wichtigste ist, den Kontakt zu Kleiderläusen so gut es geht zu vermeiden. Dabei hilft Folgendes:
Regelmäßig Körper und Haare waschen.
Kleidung, Handtücher und Bettwäsche regelmäßig wechseln und idealerweise bei 60 Grad Celsius waschen.
Vorsicht bei gebrauchter Kleidung: Vor dem ersten Tragen bei 60 Grad Celsius waschen.
Körper und Kleidung regelmäßig auf Läusebefall kontrollieren. Läuse sind vor allem an der Innenseite und in den Nähten und Falten der Unterwäsche zu finden, gelegentlich auch auf Körperhaaren und in Betten.
Bereits vor der Reise daran denken, Läusemittel zur Bekämpfung bei Befall mitzunehmen.
Bei schlechten hygienischen Verhältnissen engen Kontakt zu Menschen möglichst meiden.
Nicht vergessen: Auch das Einatmen von Staub kann Infektionen auslösen.
Menschen, die beruflich in Risikogebiete reisen und zum Beispiel humanitäre Hilfe leisten, können zudem eine medikamentöse Prophylaxe in Anspruch nehmen. Sie erhalten vorbeugend Antibiotika.
Wie wird Fleckfieber behandelt?
Fleckfieber wird mit Antibiotika behandelt. Beginnt die Therapie frühzeitig, sind die Heilungschancen gut. Die Genesung der Betroffenen kann aber längere Zeit dauern. In schweren Fällen verabreichen Ärzte und Ärztinnen zusätzlich ein Kortisonpräparat. Wichtig ist zudem, den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren.
Ist man nach einer Infektion immun?
Menschen, die an Fleckfieber erkranken, sind lange Zeit gegen eine Neuerkrankung geschützt. Allerdings nimmt die Immunität mit der Zeit ab. Rickettsien können im menschlichen Körper noch Jahre überleben. Sinkt die Immunität, können sie mitunter ohne Läuse als Überträger eine erneute Erkrankung auslösen (Brill-Zinsser-Erkrankung). Diese verläuft in der Regel milder.
Epidemisches und endemisches Fleckfieber
Fleckfieber, das durch Kleiderläuse übertragen wird, hat vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert zu schweren Epidemien geführt. Daher wird es auch epidemisches Fleckfieber genannt. Mittlerweile tritt es nur noch selten auf, es kommt lediglich zu lokalen Ausbrüchen. Für die Reisemedizin spielt es eine eher untergeordnete Rolle.
Auslöser des sogenannten endemischen oder murinen Fleckfiebers ist das Bakterium Rickettsia typhi. Es ist mit dem Erreger des epidemischen Fleckfiebers eng verwandt und wird von Rattenflöhen (vor allem vom Tropischen Rattenfloh) übertragen. Das endemische Fleckfieber tritt daher nur örtlich begrenzt auf, vor allem in Küsten- und Hafenregionen in den Tropen. Ein weiterer Unterschied: Auch wenn es ähnliche Symptome wie das epidemische Fleckfieber verursacht, ist der Verlauf deutlich milder und nur selten tödlich.
Verbreitung und gefährdete Reiseländer
Heute tritt das durch Läuse übertragene Fleckfieber nur noch selten oder örtlich begrenzt in kühleren Gegenden der Erde auf. Bekannte Verbreitungsgebiete sind unter anderem die Bergregionen Äthiopiens und Ostafrikas, das Atlasgebirge in Afrika, die Hochtäler der Rocky Mountains, die Anden in Zentral- und Südamerika sowie die Gebirgstäler in Zentralasien und in Teilen Sibiriens.
Gefährdet sind zudem Länder mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen, Bürgerkriegen und Flüchtlingslagern, in denen größere Menschenmengen unter schlechten hygienischen Bedingungen mit Läusebefall zusammenleben. Auch hier kommt es immer wieder zu Fleckfieberausbrüchen.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Autorin: Kathrin Rothfischer
Robert Koch-Institut: Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten. https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3724/steckbriefe.pdf
Ärzteblatt: Fleckfieber und andere Rickettsiosen. https://www.aerzteblatt.de/archiv/64657/Fleckfieber-und-andere-Rickettsiosen
Pschyrembel Online: Endemisches Fleckfieber. https://www.pschyrembel.de/Endemisches%20Fleckfieber/K07VJ
Pschyrembel Online: Epidemisches Fleckfieber. https://www.pschyrembel.de/Epidemisches%20Fleckfieber/K07VH
Neumeister, Birgid et al.: Mikrobiologische Diagnostik. Thieme Verlag 2009 https://www.thieme-connect.de/products/ebooks/lookinside/10.1055/b-0034-69300
Gerhard Dobler (2010): Läusefleckfieber, Zeckenstichfieber und andere Rickettsiosen – Denisia – 0030: 565 - 592. https://www.zobodat.at/pdf/DENISIA_0030_0565-0592.pdf
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg: Kleiderlaus. https://www.gesundheitsamt-bw.de/fileadmin/LGA/_DocumentLibraries/SiteCollectionDocuments/01_Themen/Laestlinge/Kleiderlaus_Information.pdf