Starkes Übergewicht gilt als Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen. Wie Adipositas entsteht und was Betroffene wissen sollten. Ab Body-Mass-Index (BMI) von 30 spricht man von Adipositas Erhöhtes Risiko für Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs Gute Ernährung und Bewegung helfen Rund die Hälfte der Frauen und sechs von zehn Männern in Deutschland sind übergewichtig. Bei knapp jedem fünften Erwachsenen ist das Übergewicht so ausgeprägt, dass Fachleute von Adipositas (Fettleibigkeit) sprechen. Den BMI berechnen Die aktuelle Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Übergewicht und Adipositas orientiert sich am Body-Mass-Index (BMI). Dieser Wert errechnet sich aus dem Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Metern) zum Quadrat: kg/m2. Übergewicht besteht laut WHO ab einem BMI von 25, ab 30 spricht man von Adipositas. Oft werden die Grenzwerte zusätzlich an Alter und Geschlecht angepasst. Für Kinder gelten andere Klassifikationen. Beispiel: Eine 1,65 Meter große Frau mit einem Gewicht von 89 Kilogramm kommt mit dieser Formel auf einen BMI von 32,7. Damit bewegt sie sich bereits im Rahmen einer Adipositas (Grad I). Einen BMI-Rechner, der sich für Kinder und Erwachsene eignet und auch nach Alter und Geschlecht differenziert, finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Was ist Adipositas? Bei Adipositas ist der Fettanteil im Körper stark erhöht. Damit verbunden sind verschiedene gesundheitliche Risiken: Diabetes Typ 2 Herz-Kreislauf-Erkrankungen (bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall) Rückenschmerzen und Gelenkschmerzen (Arthrose) Nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) Krebs (zum Beispiel Brustkrebs, Darmkrebs und Speiseröhrenkrebs) Zudem stellt Adipositas für viele Betroffene eine psychische Belastung dar, die mit Stigmatisierung, Diskriminierung und Schamgefühlen verbunden ist. Auch das Risiko für Depressionen und Angsterkrankungen steigt. Adipositas-Grade Für eine genauere Risikoabschätzung gibt es drei Schweregrade: Adipositas Grad 1: BMI 30 bis 34,9 Adipositas Grad 2: BMI 35 bis 39,9 Adipositas Grad 3 (Adipositas permagna): BMI ab 40 Je höher der Adipositas-Grad, desto höher das Risiko für Folgeerkrankungen. Auch Taillen- und Hüftumfang entscheidend Falls Sie sich unsicher sind, ob der BMI in Ihrem Fall aussagekräftig ist, können Sie zusätzlich das Verhältnis von Taillen- und Hüftumfang (englisch Waist-to-Hip-Ratio, WHR) ermitteln. Der WHR gilt als guter Indikator für eine günstige oder ungünstige Körperkomposition: Stellen Sie sich aufrecht und mit geschlossenen Beinen hin. Legen Sie ein Maßband um die Taille (zwischen der untersten Rippe und dem Beckenkamm, etwas oberhalb des Bauchnabels) und lesen Sie den Umfang ab. Messen Sie anschließend den Hüftumfang, indem Sie das Maßband an der breitesten Stelle im Bereich von Hüften und Gesäß platzieren. Achten Sie darauf, dass das Maßband parallel zum Boden bleibt. Teilen Sie den Bauchumfang durch den Hüftumfang (beides in Zentimetern). Das Ergebnis ist die WHR. Nach Angaben der WHO ist für Männer eine WHR ab 0,9 gesundheitlich bedenklich, für Frauen ab 0,85. Ursachen für Übergewicht und Adipositas Übergewicht und Adipositas entstehen durch ein Ungleichgewicht im Energiehaushalt. Das bedeutet: Wer auf Dauer mehr Energie (in Form von Essen und kalorienhaltigen Getränken) aufnimmt, als der Körper verbraucht, lagert sie als Körperfett ein. Verschiedene Faktoren können dazu beitragen: Ungünstige Ernährungsgewohnheiten Zu wenig Bewegung Genetische Veranlagung Körperliche Erkrankungen (zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion oder polyzystisches Ovarialsyndrom) Psychische Erkrankungen (zum Beispiel Essstörungen oder Depressionen) Medikamente (zum Beispiel bestimmte Diabetes-Medikamente oder Psychopharmaka) Weitere Faktoren wie Schwangerschaften, Rauchstopp oder stressreiche Lebenssituationen Auch gesellschaftliche und kulturelle Einflüsse spielen eine Rolle. Sehr energiereiche, hoch verarbeitete Lebensmittel wie Fast Food und Süßigkeiten sind heute ständig verfügbar. Zudem arbeiten immer weniger Menschen in körperlich fordernden Berufen. Viele legen selbst kurze Strecken mit dem Auto zurück und verbringen ihre Freizeit sitzend. Auch bei Kindern werden Übergewicht und Adipositas zum Problem. Hilfe bei Adipositas Die Situation zu erkennen und sich Hilfe zu suchen, ist ein erster wichtiger Schritt. Eine gute Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis: Die Ärztin oder der Arzt kann den Adipositas-Grad bestimmen, auf Begleiterkrankungen untersuchen und weitere Therapien vorschlagen. Beratungsstellen vermitteln entsprechende Unterstützung oder Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Warum ist eine Therapie sinnvoll? Eine Behandlung von Adipositas hat zum Ziel, das Körpergewicht langfristig zu senken. Das Risiko für Folgeerkrankungen kann reduziert, bestehende Symptome gelindert werden. So sinken mit einer Gewichtsabnahme im besten Fall unter anderem Blutdruck, Blutfettwerte und das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Atembeschwerden und Schmerzen im Bewegungsapparat können sich bessern. Und mit ihnen die Lebensqualität insgesamt. Ziel ist es, über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten langsam und stetig Gewicht abzubauen: bei einem BMI von 25 bis 35 mindestens fünf Prozent des Körpergewichts bei einem BMI über 35 mindestens zehn Prozent des Körpergewichts Was gehört zur Adipositas-Therapie? Das Basisprogramm bei Adipositas umfasst eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen: Ernährungstherapie mit einer individuellen Anpassung der Ess- und Trinkgewohnheiten, nach Möglichkeit auf Basis einer professionellen Ernährungsberatung Bewegungstherapie mit körperlicher Aktivität Verhaltenstherapie, um individuelle Herausforderungen im Alltag zu bewältigen, wie zum Beispiel Stressessen Unterstützen können auch spezielle Gewichts-Reduktions-Programme, die zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) oder verschiedene Krankenkassen anbieten. Crash-Diäten versprechen schnelles Abnehmen. Sie sind aber nicht nur aus gesundheitlicher Sicht bedenklich, sondern führen auch häufig zu einer überschießenden Gewichtszunahme nach Abschluss der Diät ("Jojo-Effekt"). Medikamente gegen Übergewicht In bestimmten Fällen können Medikamente bei der Gewichtsabnahme unterstützen. In Deutschland kommt seit einigen Jahren vor allem Orlistat zum Einsatz. Der Wirkstoff wird als Kapsel eingenommen und sorgt dafür, dass der Darm weniger Fett aus der Nahrung aufnimmt. Abnehmspritze nicht unterschätzen Einige ursprüngliche Diabetes-Medikamente wie Liraglutid, Semaglutid und Tirzepatid können bei Übergewicht und Adipositas die Gewichtsabnahme unterstützen. Sie greifen unter anderem in das Appetit- und Sättigungsgefühl ein. In den letzten Jahren sind sie als Abnehmspritzen zunehmend populär geworden. Fachleute warnen davor, dass die Wirkstoffe erhebliche Nebenwirkungen (wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchspeicheldrüsenentzündung) haben können. Zudem kam es in der Vergangenheit teilweise zu Lieferengpässen für Diabetes-Erkrankte, die auf die Medikamente angewiesen sind. Wenden Sie alle Medikamente immer nur unter ärztlicher Verordnung und Begleitung an. Operation bei Adipositas Bei extremer Adipositas kommen im Einzelfall chirurgische Verfahren zum Einsatz, zum Beispiel eine Magenverkleinerung oder ein Magen-Bypass. Durch diese Eingriffe soll ein schnelleres Sättigungsgefühl eintreten. Sie bergen aber auch Risiken und kommen nur unter bestimmten Voraussetzungen und nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung in Frage. Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.