Medizinisches Cannabis: Wirkung und Anwendung

Schwer kranke Menschen können Cannabis auf Rezept erhalten. Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wann Cannabis eingesetzt wird.
Wird vor allem bei Schmerzen verordnet
Wirksamkeit noch nicht vollständig belegt
Starke Nebenwirkungen möglich
Cannabis ist der lateinische Name der Hanfpflanze. Sie ist nicht nur für die berauschende Wirkung ihrer Inhaltsstoffe bekannt. Auch in der Medizin findet sie immer häufiger Anwendung – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Wie wirkt medizinisches Cannabis?
In der Medizin sind vor allem zwei Inhaltsstoffe der Hanfpflanze von Bedeutung:
Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt stimmungsaufhellend, schmerzlindernd und kann Brechreiz unterdrücken.
Cannabidiol (CBD) löst Angstzustände, ist entzündungshemmend und wirkt krampf- und schmerzlindernd.
Im Gegensatz zu Cannabidiol ist die Substanz THC für eine berauschende Wirkung bekannt.
Unterschied zwischen Cannabis und medizinischem Cannabis
Eine standardisierte Qualität und ein definierter Wirkstoffgehalt machen den Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und der Freizeitdroge. Für den Anbau und die gesamte Verarbeitung von medizinischem Cannabis gibt es strenge gesetzliche Vorschriften und Qualitätskontrollen, um die Wirkung der Präparate sowie Nebenwirkungen beurteilen zu können.
Anwendungsgebiete von Cannabis
Cannabispräparate kommen bei vielen Erkrankungen und Beschwerden zum Einsatz, unter anderem:
Chronische Schmerzen
Alzheimer
Krankhafte Muskelkrämpfe, z. B. bei multipler Sklerose
AIDS
Angststörungen
Übelkeit, z. B. durch Krebsmedikamente
Appetitlosigkeit/Abmagerung, z. B. bei Krebserkrankungen
Wissenschaftlich erwiesen ist die Wirksamkeit von Cannabis nur für wenige Anwendungsgebiete. Es gibt noch nicht genügend hochwertige Studien. Ob eine Anwendung sinnvoll ist, liegt im Ermessen der Behandler. Medizinisches Cannabis wird immer zusätzlich zur bereits bestehenden Therapie verschrieben.
Bei welchen Schmerzen wirkt Cannabis?
Cannabis wirkt vor allem bei chronischen Nervenschmerzen oder Schmerzen aufgrund anhaltender Muskelverkrampfungen. Akute Schmerzen scheinen weniger gut auf Cannabis anzusprechen. Auch bei Rücken- und Kopfschmerzen sowie bei rheumatoider Arthritis, chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Morbus Crohn wird keine eindeutige Verbesserung beobachtet.
Wie konsumiert man medizinisches Cannabis?
Medizinisches Cannabis, das in Deutschland immer rezeptpflichtig ist, steht in verschiedenen Formen zur Verfügung, darunter Tabletten, Tropfen, Mundsprays, getrocknete Blüten oder Pflanzenextrakte. Tabletten und Sprays enthalten die Wirkstoffe Dronabinol (natürliches THC) oder Nabilon, eine künstlich hergestellte Substanz, die THC sehr ähnlich ist.
Wie schnell wirkt Cannabis?
Wie schnell Cannabis wirkt, hängt vor allem von der Darreichungsform ab: Nimmt man es über den Mund ein, beispielsweise in Form von Tabletten, aber auch als Gebäck oder Getränk, tritt die Wirkung frühestens nach einer halben Stunde ein. Raucht oder inhaliert man Cannabis, ist die Wirkung häufig schon nach wenigen Sekunden oder Minuten zu spüren. Sie klingt jedoch schneller wieder ab, was aus medizinischer Sicht nicht immer erwünscht ist.
Wann gibt es Cannabis auf Rezept?
Medizinalcannabis gibt es in Deutschland nur auf Rezept und in der Apotheke. Einen Anspruch auf die medizinische Versorgung mit Cannabis haben nur schwer kranke Menschen, deren Erkrankung sich nicht mehr wirksam auf andere Weise behandeln lässt. Außerdem muss die Aussicht bestehen, dass Cannabis die Beschwerden spürbar lindern kann.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, dürfen Ärztinnen und Ärzte die Wirkstoffe Dronabinol und Nabilon auf Rezept verordnen, ebenso getrocknete Cannabisblüten oder Extrakte. Die Kosten übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenversicherung. Zwar darf in Deutschland jeder Arzt und jede Ärztin medizinisches Cannabis verschreiben. Je nach Fachrichtung ist vor einer Verordnung aber zunächst ein Antrag bei der zuständigen Krankenkasse erforderlich.
Mit der Teil-Legalisierung von Cannabis unterliegt die Verordnung entsprechender Medikamente nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz. Einzige Ausnahme ist der Wirkstoff Nabilon. Für alle anderen Präparate stellt die ärztliche Praxis ein normales elektronisches Rezept aus.
Nebenwirkungen von Cannabis
Wie andere Medikamente kann Cannabis zahlreiche Nebenwirkungen haben:
Müdigkeit
Konzentrationsschwäche
Übelkeit
Plötzlicher Blutdruckabfall
Herzrasen
Trockener Mund und trockene Augen
Kopfschmerzen
Atemprobleme
Vermehrter Appetit (bei manchen Erkrankungen erwünscht)
Stimmungsschwankungen
Schwindel
Verwirrtheit und Halluzinationen
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Kassenärztliche Bundesvereinigung: Cannabis – was Ärzte bei der Verordnung wissen müssen, unter: https://www.kbv.de/html/cannabis-verordnen.php (Abruf: 16.01.2025)
Bundesärztekammer: Patienteninformation – Cannabis aus medizinischen Gründen, Stand 03/2020, unter: www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/_old-files/downloads/pdf-Ordner/Patienteninformationen/cannabis-kip-baek.pdf (Abruf: 16.01.2025)
Bundesministerium für Gesundheit: “Cannabis als Medizin” – Fragen und Antworten zum Gesetz, unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/c/cannabis/faq-cannabis-als-medizin.html (Abruf: 16.01.2025)
Deutsche Schmerzgesellschaft e. V.: Cannabis in der Schmerzbehandlung, unter: https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/patienteninformationen/aktuelles/cannabis-in-der-schmerzbehandlung (Abruf: 16.01.2025)
Deutsches Krebsforschungszentrum: Cannabis und Cannabinoide bei Krebs: Stellenwert, Nebenwirkungen und Voraussetzungen, unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/detail/cannabis-und-cannabinoide-bei-krebs (Abruf: 16.01.2025)
Neurologen und Psychiater im Netz: Cannabis: Medizinische Anwendung ist klar von riskantem Freizeitgebrauch zu unterscheiden, Stand 08/2018, unter: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/cannabis-medizinische-anwendung-ist-klar-von-riskantem-freizeitgebrauch-zu-unterscheiden/ (Abruf: 16.01.2025)
Stiftung Gesundheitswissen: Cannabis Wirkung, Stand 06/2024, unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/cannabis/wirkung (Abruf: 16.01.2025)
Bayerischer Rundfunk: Medizinisches Cannabis: Risiken und Nutzen, Stand 03/2024, unter: https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/ratgeber/cannabis-medizin-krankheiten-nebenwirkungen-dr-klaus-tiedemann-100.html (Abruf: 16.01.2025)