Medizinisches Cannabis: Wirkung und Anwendung

Ein Forscher hält eine Mariuhana Dolde in seiner Behandschuhten Hand
Cannabis kann die Symptome bei bestimmten Erkrankungen lindern© Shutterstock/Kitreel

Schwer kranke Menschen können Cannabis auf Rezept erhalten. Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wann Cannabis eingesetzt wird.

  • Wird vor allem bei Schmerzen verordnet

  • Wirksamkeit noch nicht vollständig belegt

  • Starke Nebenwirkungen möglich

Cannabis ist der lateinische Name der Hanfpflanze. Sie ist nicht nur für die berauschende Wirkung ihrer Inhaltsstoffe bekannt. Auch in der Medizin findet sie immer häufiger Anwendung – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Wie wirkt medizinisches Cannabis?

In der Medizin sind vor allem zwei Inhaltsstoffe der Hanfpflanze von Bedeutung:

  • Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt stimmungsaufhellend, schmerzlindernd und kann Brechreiz unterdrücken.

  • Cannabidiol (CBD) löst Angstzustände, ist entzündungshemmend und wirkt krampf- und schmerzlindernd.

Im Gegensatz zu Cannabidiol ist die Substanz THC für eine berauschende Wirkung bekannt.

Unterschied zwischen Cannabis und medizinischem Cannabis

Eine standardisierte Qualität und ein definierter Wirkstoffgehalt machen den Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und der Freizeitdroge. Für den Anbau und die gesamte Verarbeitung von medizinischem Cannabis gibt es strenge gesetzliche Vorschriften und Qualitätskontrollen, um die Wirkung der Präparate sowie Nebenwirkungen beurteilen zu können.

Anwendungsgebiete von Cannabis

Cannabispräparate kommen bei vielen Erkrankungen und Beschwerden zum Einsatz, unter anderem:

  • Chronische Schmerzen

  • Alzheimer

  • Krankhafte Muskelkrämpfe, z. B. bei multipler Sklerose

  • AIDS

  • Rheuma

  • Migräne

  • Angststörungen

  • Übelkeit, z. B. durch Krebsmedikamente

  • Appetitlosigkeit/Abmagerung, z. B. bei Krebserkrankungen

Wissenschaftlich erwiesen ist die Wirksamkeit von Cannabis nur für wenige Anwendungsgebiete. Es gibt noch nicht genügend hochwertige Studien. Ob eine Anwendung sinnvoll ist, liegt im Ermessen der Behandler. Medizinisches Cannabis wird immer zusätzlich zur bereits bestehenden Therapie verschrieben.

Bei welchen Schmerzen wirkt Cannabis?

Cannabis wirkt vor allem bei chronischen Nervenschmerzen oder Schmerzen aufgrund anhaltender Muskelverkrampfungen. Akute Schmerzen scheinen weniger gut auf Cannabis anzusprechen. Auch bei Rücken- und Kopfschmerzen sowie bei rheumatoider Arthritis, chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Morbus Crohn wird keine eindeutige Verbesserung beobachtet.

Wie konsumiert man medizinisches Cannabis?

Medizinisches Cannabis, das in Deutschland immer rezeptpflichtig ist, steht in verschiedenen Formen zur Verfügung, darunter Tabletten, Tropfen, Mundsprays, getrocknete Blüten oder Pflanzenextrakte. Tabletten und Sprays enthalten die Wirkstoffe Dronabinol (natürliches THC) oder Nabilon, eine künstlich hergestellte Substanz, die THC sehr ähnlich ist.

Wie schnell wirkt Cannabis?

Wie schnell Cannabis wirkt, hängt vor allem von der Darreichungsform ab: Nimmt man es über den Mund ein, beispielsweise in Form von Tabletten, aber auch als Gebäck oder Getränk, tritt die Wirkung frühestens nach einer halben Stunde ein. Raucht oder inhaliert man Cannabis, ist die Wirkung häufig schon nach wenigen Sekunden oder Minuten zu spüren. Sie klingt jedoch schneller wieder ab, was aus medizinischer Sicht nicht immer erwünscht ist.

Wann gibt es Cannabis auf Rezept?

Medizinalcannabis gibt es in Deutschland nur auf Rezept und in der Apotheke. Einen Anspruch auf die medizinische Versorgung mit Cannabis haben nur schwer kranke Menschen, deren Erkrankung sich nicht mehr wirksam auf andere Weise behandeln lässt. Außerdem muss die Aussicht bestehen, dass Cannabis die Beschwerden spürbar lindern kann.

Eine Medizinerin in einem Labor mit Cannabisplfanzen
Unter bestimmten Voraussetzungen kann Cannabis auf Rezept verordnet werden.© iStock.com/chriss_ns

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, dürfen Ärztinnen und Ärzte die Wirkstoffe Dronabinol und Nabilon auf Rezept verordnen, ebenso getrocknete Cannabisblüten oder Extrakte. Die Kosten übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenversicherung. Zwar darf in Deutschland jeder Arzt und jede Ärztin medizinisches Cannabis verschreiben. Je nach Fachrichtung ist vor einer Verordnung aber zunächst ein Antrag bei der zuständigen Krankenkasse erforderlich.

Mit der Teil-Legalisierung von Cannabis unterliegt die Verordnung entsprechender Medikamente nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz. Einzige Ausnahme ist der Wirkstoff Nabilon. Für alle anderen Präparate stellt die ärztliche Praxis ein normales elektronisches Rezept aus.

Nebenwirkungen von Cannabis

Wie andere Medikamente kann Cannabis zahlreiche Nebenwirkungen haben:

  • Müdigkeit

  • Konzentrationsschwäche

  • Übelkeit

  • Plötzlicher Blutdruckabfall

  • Herzrasen

  • Trockener Mund und trockene Augen

  • Kopfschmerzen

  • Atemprobleme

  • Vermehrter Appetit (bei manchen Erkrankungen erwünscht)

  • Stimmungsschwankungen

  • Schwindel

  • Verwirrtheit und Halluzinationen

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.