Škoda Scala im Test: Die clevere Alternative zum VW Golf

Der kompakte Škoda Scala bietet jede Menge Platz und interessante Details. Der ADAC hat den Golf-Konkurrenten nach seinem Facelift 2024 ausgiebig getestet. Plus: Bilder, technische Daten, Preise.
Drei Benziner mit 95, 115 und 150 PS
Einstiegsvariante ab 24.390 Euro
Viel Platz, großer Kofferraum
Seit 2019 ist der Škoda Scala als Nachfolger des glücklosen Rapid auf dem Markt. Doch so richtig erfolgreich ist er nicht, haben sich 2024 nur gut 9000 Škoda-Kunden in Deutschland für das kompakte Modell entschieden.
Andere Marken wären zwar froh um diese Zahlen, doch bei Škoda zählen andere Maßstäbe: Alle anderen Škodas verkaufen sich besser. Zum Vergleich: Der Octavia hat sich im gleichen Zeitraum 50.800-mal an den Mann bzw. die Frau bringen lassen.
Warum der Scala nicht so zündet wie die anderen Modelle aus Tschechien, kann man nicht wirklich nachvollziehen. Denn eigentlich bietet er all das, was man in dieser Klasse so schätzt: viel Platz, einen hohen Nutzwert und eine einfache Bedienung, und das zum augenscheinlich moderaten Preis. Der Scala ist ein Typ ohne Starallüren, ein klassenloses Auto für jedermann – wie der VW Golf.
Zum Facelift im Modelljahr 2024 hat sich der Tscheche kaum verändert: Die Neuerungen fallen so dezent aus, dass der Aha-Effekt auf den ersten Blick ausbleibt.
Škoda Scala 2024: Dezent überarbeitet

Die Änderungen bei Schürzen- und Kühlergrill-Design erkennen nur Profis, Gleiches gilt für die modifizierten Leuchten. Gegen Aufpreis gibt es beim Scala aber erstmals das empfehlenswerte Matrix-Licht, das bei Dauerfernlicht um andere Verkehrsteilnehmer herumleuchtet und somit viel Licht ins Dunkel bringt, ohne zu blenden. Darüber hinaus gibt es neue Leichtmetallräder und Außenlacke.
Zudem wurde die Ausstattungsstruktur überarbeitet. So stehen für die Linien Essence, Selection und Monte Carlo sechs Interieurvarianten zur Wahl, bei der mehr recycelte sowie erneuerbare Materialien verwendet werden. Für die optionale Climatronic gibt es eine neue Bedienoberfläche.
Zum erweiterten Arsenal der Assistenzsysteme gehören ein Kollisionsverhinderer beim Rückwärtsrangieren und ein Abstandstempomat im Zusammenspiel mit aktivem Spurhalte-Assistenten. Das Cockpit ist nun grundsätzlich digital, analoge Zeiger und Instrumente sind Geschichte. Während das Kombiinstrument mit 8 oder 10,25 Zoll Durchmesser erhältlich ist, stehen für den freistehenden Touchscreen des Infotainmentsystems 8,25- oder 9,2-Zoll-Formate zur Wahl.
Optional sind bis zu vier USB-Ports an Bord, mit Navigationspaket erhält der Kunde Webradio und online aktualisierbares Kartenmaterial. Dass Smartphones im Scala seit 2024 schneller laden als bisher, nimmt man gern zur Kenntnis, es dürfte aber kein veritabler Kaufgrund sein.
Wie bisher stehen zwei Dreizylinder-1,0-Liter-Benziner mit 70 kW/95 PS oder 85 kW/115 PS sowie ein 1,5-Liter-TSI-Vierzylinder mit 110 kW/150 PS zur Wahl. Den Basismotor kombiniert Škoda mit Fünfgang-Handschaltgetriebe, die stärkeren Ottomotoren sind mit manuellem Sechsgang-Getriebe oder siebenstufigem Doppelkupplungs-Getriebe kombinierbar.
Bilder: Škoda Scala Facelift im Detail

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Innenraum mit viel Platz
Sonst ist alles beim Alten geblieben: Der Scala baut wie der VW Polo oder der Seat Ibiza auf der MQB A0-Plattform des VW-Konzerns auf, nutzt aber die längstmögliche Ausbauvariante. Der lange Radstand von 2,65 Metern (VW Golf 2,62 Meter) sorgt bei nur 4,36 Metern Außenlänge für üppige Innenmaße fast schon im Octavia-Format. Vorn können sogar 2-Meter-Riesen den Sitz weit genug zurückschieben.
Auch hinten gibt es mehr als genug Platz. Hier haben Insassen bis rund 1,95 Meter genügend Luft über dem Scheitel vor, die Beinfreiheit würde sogar für bis zu 2,10 Meter große Personen passen, wenn die Vordersitze für 1,85 Meter große Menschen eingestellt sind – in der Kompaktklasse ein formidabler Wert.
Markentypisch hat der Scala auch den größten Kofferraum seiner Klasse. Nach ADAC Messungen passen bis zur Kofferraumabdeckung 370 Liter rein, dachhoch beladen 585 Liter oder sieben Getränkekisten. Unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen lassen sich bis zu 1070 Liter verstauen. Zusätzlich ist für besonders sperrige Gegenstände auch eine umklappbare Beifahrerlehne erhältlich, ein optionaler doppelter Ladeboden macht den Kofferraum noch variabler.
Škoda Scala ist immer online

Der Scala lässt sich ohne große Eingewöhnung gut und intuitiv bedienen, es gibt noch "richtige" Schalter an den Stellen, wo sie sinnvoll sind. Etwa einen konventionellen Drehschalter für das Fahrlicht, selbsterklärende Tasten für die Klimaanlage und einen ganz normalen Handbremshebel. Das mag bei all dem Technik-Overkill mancher Konkurrenten schon etwas angestaubt aussehen, doch an Bedienungsfreundlichkeit ist der Scala ein absolutes Vorbild.
In die Instrumententafel ist aktuelle Digitaltechnik eingezogen, das Fahrzeug immer online. Ein Smartphone, das die Verbindung ins Netz für den Scala aufbaut, ist also nicht erforderlich.
Sehr gute Fahreigenschaften

Der mit einem optionalem Schlechtwegefahrwerk ausgestattete Testwagen präsentierte sich sehr straff abgestimmt, was sich besonders innerorts bemerkbar macht. Außerorts werden Fahrbahnunebenheiten besser verdaut und die Karosserie liegt angenehm ruhig. Lediglich auf welligem Untergrund kommt Unruhe in den Aufbau.
Die straffe Auslegung unterstützt andererseits bei flotteren Kurvenfahrten, die mit der sehr direkten und trotzdem mitteilsamen Lenkung auch spielerisch zu bewältigen sind. Für den, der es noch dynamischer will, gibt es optional das Sport Chassis Control: ein um 15 Millimeter tiefer gelegtes, sportlich ausgelegtes und über die Fahrprofilauswahl Driving Mode Select umschaltbares Fahrwerk mit den Kennlinien Normal und Sport.
In puncto Fahrstabilität zeigt sich der Scala im Vergleich zu seinem Vorgänger Rapid gereift. Weder plötzliche Lenkimpulse noch Spurrinnen bringen den Kompaktwagen aus der Ruhe, zudem punktet er mit einem guten Geradeauslauf. Dass er auch im Grenzbereich sicher beherrschbar bleibt, stellt der Škoda im ADAC Ausweichtest unter Beweis.
Testverbrauch 1.0 TSI: 6,0 l/100 km
Als Motoren stehen drei eher wirtschaftlich orientierte Varianten von 95 bis 150 PS zur Verfügung, darunter der Einstiegsbenziner 1.0 TSI mit 95 PS, der ab 24.390 Euro bestellbar ist.
Unser Favorit bei den Benzinern: Ganz klar der getestete 1,0-Dreizylinder-TSI mit 115 PS (Basisversion ab 25.790 Euro). Der Turbobenziner macht richtig Spaß. Er beschleunigt spritzig (10,1 Sekunden auf 100 km/h), bleibt dank akzeptabler Dämmung akustisch unaufdringlich und lässt sich trotz des geringen Hubraums auch sehr schaltfaul fahren – passt gut!
Den Zwischenspurt von 60 auf 100 km/h handelt der Scala 1.0 TSI DSG in 6,1 Sekunden ab, von 80 auf 120 km/h vergehen 7,7 Sekunden. Škoda gibt für den Standardsprint aus dem Stand auf 100 km/h 10,1 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 202 km/h. Der Testverbrauch des 1.0 TSI fällt mit 6,0 Litern Super im Schnitt des ADAC Ecotests aber etwas zu hoch aus.
Der Schaltkomfort des DSG-Getriebes ist recht ordentlich, aber nicht immer gleich gut. So gelingt das Anfahren an der Ampel und beim Einparken geschmeidig, das Anfahren an starken Steigungen aber nicht. Dann lässt das Getriebe die Kupplung zu lange Schleifen und bemüht hohe Drehzahlen, um das Auto in Bewegung zu setzen.
Škoda-typisch: Simply-Clever-Ideen

Der Scala wäre kein Škoda, wenn er keine pfiffigen "Simply-Clever-Ideen" hätte, die seinen Besitzern den täglichen Umgang mit ihrem Fahrzeug erleichtern. Dazu gehören: der Tickethalter an der A-Säule, der Regenschirm in der Fahrertür, der Eiskratzer im Tankdeckel (inklusive Profiltiefenmesser für die Reifen) und ein Trichter für das sichere Einfüllen von Scheibenwaschwasser.
Auf Wunsch ist der Scala optional mit einer elektrischen Heckklappe ausgestattet, die per Knopfdruck öffnet und schließt und damit einen bequemen Zugang zum großen Kofferraum ermöglicht. Die optionale schwenkbare Anhängerkupplung mit elektrischer Entriegelung lässt sich über eine Taste im Kofferraum entsperren.
Fazit: Der Škoda Scala verdient sich im ADAC Autotest fast durchweg gute Noten. Die Zeiten, als Škoda für besonders attraktive Preise stand, sind inzwischen aber passé. In der mittleren Ausstattungsvariante Selection kostet der Scala 1.0 TSI DSG über 30.000 Euro. Annehmlichkeiten wie Sitzheizung, Navi oder Rückfahrkamera sind dann trotzdem nicht an Bord.
Die preisliche Nähe zum größeren und wertigeren Octavia dürfte es für den Scala auch in Zukunft schwer machen, aus dessen Schatten zu treten.
Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum Škoda Scala 1.0 TSI Selection DSG als PDF herunterladen.
Škoda Scala 1.0 TSI: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Skoda Scala 1.0 TSI Selection DSG (ab 01/24) |
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Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 999 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 85 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 115 |
Drehmoment (Systemleistung) | 200 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 10,1 s |
Höchstgeschwindigkeit | 202 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 120 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,3 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 467 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.410 l |
Leergewicht (EU) | 1.237 kg |
Zuladung | 403 kg |
Anhängelast ungebremst | 610 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.200 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.362 mm x 1.793 mm x 1.514 mm |
Grundpreis | 30.260 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Škoda Scala 1.0 TSI (115 PS) Selection DSG |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 6,1 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,5 m |
Wendekreis | 11,2 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 6,0 l Super/100 km, 164 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 830 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 68,0 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1225 / 445 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 370 / 750 / 1070 l |
ADAC Testnoten
ADAC Testergebnis | Skoda Scala 1.0 TSI Selection DSG (ab 01/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,6 |
Innenraum | 2,2 |
Komfort | 2,9 |
Motor/Antrieb | 2,2 |
Fahreigenschaften | 2,2 |
Sicherheit | 1,7 |
Umwelt/EcoTest | 2,1 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Im ADAC Autokatalog können Sie die technischen Daten aller Škoda-Scala-Versionen vergleichen. Und hier finden Sie viele weitere Fahrberichte und Autotests.
Text mit Material von SP-X