ADAC Mobilitätsindex: Sachsen-Anhalt

Etwas besseres ÖPNV-Angebot, zu viele Unfallopfer: Was ist in Sachsen-Anhalt besser, was schlechter geworden? Die Antworten im ADAC Mobilitätsindex.
Der Norden des Bundeslands ist schlecht erschlossen
Angebot beim öffentlichen Nahverkehr wächst langsam
Umweltbelastungen durch den Verkehr halten sich in Grenzen
Sachsen-Anhalt ist vergleichsweise dünn besiedelt, auf gut 20.500 Quadratkilometern leben 2,2 Millionen Menschen. Neben der Hauptstadt Magdeburg sind Halle und Dessau-Roßlau wichtige Zentren. Der Süden Sachsen-Anhalts ist verkehrlich eng mit den angrenzenden Gebieten in Sachsen und Thüringen verbunden, insbesondere mit den wirtschaftsstarken Städten Leipzig, Chemnitz und Jena gibt es viele Pendlerbeziehungen.
Die wichtigsten Zahlen und Fakten
Gute Fernverbindungen
Wegen seiner zentralen Lage innerhalb Deutschlands ist Sachsen-Anhalt von überregionalen Verkehrsachsen durchzogen. So profitiert zum Beispiel Stendal von der Bahnlinie zwischen Berlin und Hannover, Halle von der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin – München und Magdeburg von der Ost-West-Verbindung Dresden – Hannover. Von diesen Knotenpunkten aus erschließen Regionalstrecken ländlichere Regionen wie den Harz.
Auch mehrere Autobahnen verbinden den Westen und Süden Deutschlands via Sachsen-Anhalt mit Berlin. Die zentralen Knoten sind Magdeburg und Halle. Die Altmark im Norden des Bundeslands dagegen verfügt über keine Autobahnanbindung. Erst 2025 soll die A14 von Magdeburg aus die Region besser erschließen, der Ausbau bis Stendal läuft derzeit.
Einen überregionalen Flughafen gibt es nicht, diese Funktion erfüllt der Airport Leipzig/Halle auf sächsischem Gebiet. Er grenzt unmittelbar an Sachsen-Anhalt. Entsprechend groß sind die durchschnittlichen Entfernungen zum nächsten Flughafen aus manchen Regionen, insbesondere im Norden.
Was Besitz und Fahrleistung von Pkw angeht, liegen die Sachsen-Anhaltinerinnen und Sachsen-Anhaltiner im deutschen Mittelfeld. Das Carsharing-Angebot wuchs zwar deutlich, allerdings von niedrigem Niveau. E-Autos sind selten. Die Unfallzahlen bewegen sich auf normalem Niveau, ihre Folgen dagegen sind dramatisch: In keinem anderen Bundesland sterben, gemessen an der Bevölkerungszahl, so viele Menschen im Straßenverkehr wie hier. Ein Grund: Mangels Autobahnen werden gerade in der Altmark im Norden viele Strecken auf Landstraßen zurückgelegt – und dort passieren besonders schwere Unfälle.
Geringe Belastungen durch Verkehr
Staus sind selbst rund um Magdeburg und Halle eher selten, die Treibhausgasemissionen pro Kopf liegen knapp unterhalb des Bundesdurchschnitts, die Stickstoffdioxid-Belastungen zählen zu den geringsten in Deutschland. Der Energieverbrauch für Verkehr ist sehr niedrig, weil es im Land keinen Flughafen mit Linienverkehr gibt.
Entwicklung des Index in Sachsen-Anhalt
Der Verkehr in Sachsen-Anhalt war im Jahr 2021 deutlich nachhaltiger als 2015 und schneidet etwas besser ab als der Bundesdurchschnitt. Alle Bewertungsdimensionen haben sich nach oben bewegt, der Gesamtindex steht jetzt bei 115. Selbst wenn sich damit der Trend der Vorjahre fortsetzt: Zum überwiegenden Teil ist die positive Entwicklung wie im ganzen Bundesgebiet auf die Corona-Pandemie und die aus ihr folgenden Verkehrsbeschränkungen zurückzuführen.
Besonders positiv entwickelte sich in Sachsen-Anhalt die Zuverlässigkeit. Ganz im Gegensatz zur Bundesebene und vielen Ländern, wo sie den Index nach unten riss. Züge kamen pünktlicher an, das Staugeschehen reduzierte sich um drei Prozent. Das dürfte auch daran liegen, dass große Baumaßnahmen endeten, etwa auf der A2 und der A14.
In die richtige Richtung ging es genauso bei der Verfügbarkeit von Mobilität. Dafür sorgten der Ausbau der Radwege und mehr Abfahrten im Personennahverkehr (ÖPNV). Nachdem das Angebot seit 2015 stetig geschrumpft war, wuchs es 2020 und 2021 wieder langsam an. Das Carsharing-Angebot bewegt sich dagegen immer noch auf sehr niedrigem Niveau, wurde aber seit 2015 deutlich ausgebaut.
„Noch immer verunglücken zu viele Menschen auf den Straßen Sachsen-Anhalts. Es gilt, auch zukünftig an der Verkehrssicherheit im Land zu arbeiten und den Fokus auf Sensibilisierung und Aufklärung zu legen. “
Felix Kaufmann, Leiter Verkehr, Technik, Umwelt ADAC Niedersachsen/Sachsen Anhalt e.V.©ISABELL MASSEL
Wie oben erwähnt, steht es um die Verkehrssicherheit nicht allzu gut. Dass der entsprechende Teilindex 2021 dennoch zulegt, liegt an den Corona-Beschränkungen, im Bundesvergleich sank die Anzahl der Verletzten sogar überdurchschnittlich.
Ausblick
Sachsen-Anhalt hat schon vor der Pandemie in allen Bewertungsdimensionen Fortschritte gemacht, dieser Trend verstärkte sich – angetrieben von den Covid-Einschränkungen – in den Jahren 2020 und 2021 weiter. Die Achillesferse bleibt die Verkehrssicherheit: Zwar sank die Zahl der Unfälle während der Pandemie, dieser Effekt dürfte sich aber schon 2022 mit steigender Verkehrsleistung wieder erledigt haben.
Um die Autoabhängigkeit zu senken und damit langfristig auch zur Verkehrssicherheit beizutragen, sollten die guten Ansätze beim Ausbau des ÖPNV verstetigt werden. Felix Kaufmann, Leiter Verkehr, Technik und Umwelt beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt beobachtet eine hohe Akzeptanz öffentlicher Verkehrsmittel im Land: "Das ist sehr positiv." Mit Blick auf das Deutschlandticket spricht er sich für weitere Verbesserungen aus: "Taktung und Infrastruktur müssen angepasst werden."
In abgelegenen Regionen ist die Elektromobilität zu forcieren, um die bereits positiven Trends bei Klima und Umwelt deutlich zu verstärken.
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Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex
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