ADAC Mobilitätsindex: Mecklenburg-Vorpommern

Ein Leuchtturm und ein Gebäude
Mecklenburg-Vorpommern: Gerade in den touristischen Regionen geht der Radweg-Ausbau voran© Shutterstock/Elpisterra

Viele neue Radwege, doch ohne das eigene Auto kommt man trotzdem nicht weiter: Den Stand der mecklenburg-vorpommerischen Mobilität verrät der ADAC Mobilitätsindex.

  • Der Radweg-Ausbau funktioniert schneller als anderswo

  • Meiste Pkw-Kilometer aller Bundesländer

  • Schienensterben nach der Wende wirkt nach

Mecklenburg-Vorpommern hat nicht nur die längste Küstenlinie aller Bundesländer, mit Rügen gehört auch die größte deutsche Insel zum Landesgebiet. Zu Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Brandenburg gibt es intensive Pendelbeziehungen. Der westliche Teil Mecklenburg-Vorpommerns zählt zur Metropolregion Hamburg.

Hohe Abhängigkeit vom Pkw

Wirtschaftszentren sind neben der Hauptstadt Schwerin die größeren Küstenstädte Rostock, Stralsund und Greifswald sowie im Süden des Landes die Stadt Neubrandenburg. In der Landesmitte mit der Mecklenburgischen Seenplatte gibt es keine größeren Städte. Mecklenburg-Vorpommern hat mit Abstand die niedrigste Bevölkerungsdichte aller Bundesländer.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten

Auf der Schiene ist Mecklenburg-Vorpommern eher schlecht erschlossen, da seit der Wiedervereinigung zahlreiche Zugverbindungen eingestellt wurden. Zwar verläuft die sehr gut ausgebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke Hamburg – Berlin – München zum Teil durch das Land, die Züge halten aber nur in Ludwigslust.

Die Tourismushochburg Rügen ist an die Küstenstädte und die Landeshauptstadt angebunden. Davon abgesehen konzentriert sich das verbliebene Regionalstreckennetz auf die Verbindung der größeren Städte. Richtung Küste und entlang der Grenze zu den westlichen Nachbarländern gibt es einzelne Querverbindungen.

Auch die Autobahnen erschließen vor allem die größeren Städte. Besonders wichtig ist die A20 Richtung Lübeck, die den Norden des Landes mit den Nachbarn im Westen und im Osten mit Polen verbindet. Die A24 führt von Hamburg über Schwerin nach Berlin, die A19 von Rostock nach Berlin. In den dünn besiedelten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns überwiegen Landstraßen.

ÖPNV: Busse dominieren

Abseits der größeren Städte ist der ÖPNV in Mecklenburg-Vorpommern vor allem durch Busverbindungen mit niedrigem Takt geprägt. Aufgrund der großen Entfernungen ist die Zahl der Platzkilometer überraschend hoch, ein attraktives ÖPNV-Angebot sieht dennoch anders aus. Die Folge ist eine hohe Abhängigkeit vom Pkw. Doch das geringe Pro-Kopf-Einkommen in dem nordöstlichen Bundesland hält die Motorisierungsquote niedrig. Die vorhandenen Pkw legen pro Jahr im Schnitt die längsten Strecken im Bundesländervergleich zurück.

Dank der sehr geringen Verkehrsdichte passieren zwar nur wenige, dafür aber besonders oft tödliche Unfälle. Ein Grund ist der hohe Anteil an Landstraßen im Straßennetz. In kaum einem anderen Bundesland sterben im Verhältnis zur Bevölkerungszahl so viele Menschen im Straßenverkehr.

Der hohe Straßenverkehrsanteil (auch im ÖPNV) und die ausgeprägt touristischen Verkehrsbewegungen sorgen für einen im Ländervergleich hohen Energieverbrauch und hohe CO₂-Emissionen pro Einwohner/Einwohnerin. Belastungen durch Luftschadstoffe gibt es allerdings kaum.

Mobilitätsindex Mecklenburg-Vorpommern

Besonders stark vom Bundesdurchschnitt weicht die Entwicklung bei der Zuverlässigkeit ab. So hat sich die Staulänge innerhalb weniger Jahre mehr als verfünffacht. Verantwortlich dafür sind die ausgedehnten Baumaßnahmen an der A20. Die Einschränkungen durch die Pandemie sorgten nur für kurze Entspannung. Verglichen mit den Vorjahren liegt der Wert 2021 demnach nur leicht verbessert bei 67 Punkten, immer noch ein niedriger Wert.

Die Pandemie und ihre Reisebeschränkungen drehte den bis 2019 anhaltenden negativen Trend bei der Verkehrssicherheit. Für das ostdeutsche Bundesland lag der Indexwert 2021 bei 113. Eine ähnlich positive Entwicklung in dieser Größenordnung ließ sich auch auf Bundesebene sowie in anderen Bundesländern verzeichnen.

Vorsichtige Fortschritte erzielte Mecklenburg-Vorpommern in puncto Klima und Umwelt: 2021 konnte es im Bundesvergleich den niedrigsten Jahresmittelwert für Luftschadstoffe für sich verbuchen. Mit 111 Punkten lag der Wert der Bewertungsdimension aber unter dem des Bundes von 119 Punkten.

Bei der Verfügbarkeit stach das Bundesland mit seinen 104 Punkten hingegen das deutsche Mittelfeld aus. Der Ausbau der Radwege ging dort schneller voran als anderswo. Und auch Carsharing boomt, aber: Dreimal größer ist das Angebot zwar geworden, die absolute Zahl bleibt jedoch weiterhin recht niedrig.

Ausblick

Mecklenburg-Vorpommern steht vor einer großen Herausforderung und vor vielen Fragen: Wie lassen sich große Distanzen in Zukunft umweltfreundlich und effizient überwinden? Und welche Alternativen gibt es zur A20 und dem oft nur rudimentär vorhandenen Schienennetz? Hier braucht es trotz und wegen der dünnen Besiedelung attraktive Verkehrsangebote, auch abseits des motorisierten Individualverkehrs. Elektromobilität und bedarfsorientierte Mobilitätslösungen sind mit Sicherheit ein Teil der Antwort.

Alle Bundesländer in der Übersicht

Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex

Die vollständigen Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex und Details zu seiner Methodik finden Sie in diesem PDF zum Download:

Der ADAC Mobilitätsindex
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