Solarthermie oder Photovoltaik – oder beides?

Solarzellen auf einem Hausdach
Wer genügend Platz auf dem Dach hat kann Solarthermie und Photovoltaik auch kombinieren© iStock.com/Istvan Balogh

Ob Solarthermie oder Photovoltaik besser zu Ihrem Haushalt passt, hängt unter anderem von Stromverbrauch, Warmwasserbedarf, Dachfläche und Heizsystem ab. Eine Entscheidungshilfe.

  • Wie sich Photovoltaik und Solarthermie technisch und wirtschaftlich unterscheiden

  • Wann welche Solaranlage sinnvoll ist und für wen sich eine Kombination lohnt

  • Wie Sie auch mit einem PV-Heizstab Warmwasser erzeugen und was das bringt

Unterschiede Solarthermie und Photovoltaik

Beide Technologien nutzen Sonnenenergie, verfolgen aber unterschiedliche Ziele. Während Photovoltaik-Anlagen Sonnenlicht in Strom umwandeln, erzeugen Solarthermie-Anlagen Wärme, um die Heizung oder Warmwasserbereitung im Haushalt zu unterstützen. Die Systeme unterscheiden sich nicht nur in ihrer Funktion, sondern auch in ihrer technischen Umsetzung.

  • Photovoltaik-Anlagen

    erzeugen elektrischen Strom, der direkt im Haushalt genutzt, gespeichert oder ins Netz eingespeist werden kann. Hauptkomponenten sind: PV-Module, Wechselrichter, Stromspeicher.

  • Solarthermie-Anlagen

    erhitzen eine Trägerflüssigkeit in den Solarkollektoren. Die Wärme wird zwischengespeichert und zur Warmwasserbereitung oder Unterstützung der herkömmlichen Heizung genutzt. Hauptkomponenten sind: Solarkollektoren, Speicher, Wärmetauscher.

Photovoltaik oder Solarthermie
Solarthermiekollektoren benötigen weniger Platz als PV-Module© iStock.com/Moorefam

Wann eignet sich welche Technologie?

Die Entscheidung für die passende Technik hängt vor allem vom individuellen Energiebedarf im Haushalt ab:

Solarthermie eignet sich:

  • bei hohem Warmwasserverbrauch

  • wenn Sie weniger mit teurem Gas oder Öl heizen wollen (z.B. wegen steigendem CO2-Preis)

  • bei begrenzter Dachfläche (höhere Energieausbeute pro Quadratmeter für Warmwasser)

Photovoltaik eignet sich:

  • bei hohem Stromverbrauch (z. B. durch Wärmepumpe oder E-Auto)

  • wenn Sie weniger vom teuren Netzstrom beziehen wollen und genügend Platz auf dem Dach haben

  • bei langfristigem Fokus auf Eigenverbrauch und

    Stromspeicherung

Solarpanelen auf einem Hausdach eines Reihenhauses
Für Haushalte mit hohem Strombedarf ist Photovoltaik eine gut Wahl© Shutterstock/fokke baarssen

Ist mein Haus für Solartechnik geeignet?

Ob eine Solartechnologie auf dem Haus sinnvoll installiert werden kann, hängt von mehreren baulichen Faktoren ab, vor allem von der Dachform, Ausrichtung und dem verfügbaren Platz.

Platzbedarf

Für ein Kilowattpeak (kWp) Photovoltaik-Leistung sind in der Regel 5 bis 7 Quadratmeter Dachfläche nötig. Damit eine PV-Anlage wirtschaftlich betrieben werden kann, empfehlen Fachleute meist eine Mindestfläche von etwa 25 bis 30 Quadratmetern. Auf dieser Fläche lässt sich bereits eine kleine Anlage mit rund 5 kWp Leistung installieren. Das ist genug, um einen typischen Vierpersonenhaushalt mit einem Großteil des Strombedarfs zu versorgen.

Solarthermie braucht weniger Platz. Für die reine Warmwasserbereitung reichen meist schon 4 bis 8 Quadratmeter Dachfläche, also zum Beispiel zwei bis drei Flachkollektoren. Soll die Solarthermieanlage die Heizung unterstützen, werden je nach Haushaltsgröße und Technik etwa 3 Quadratmeter Flachkollektoren oder 2 Quadratmeter Röhrenkollektoren pro Person benötigt. Ein Vierpersonenhaushalt bräuchte so etwa 12 Quadratmeter Dachfläche bei Flachkollektoren oder 8 Quadratmeter bei Röhrenkollektoren.

Die die optimale Dachneigung liegt sowohl bei Solarthermie als auch bei Photovoltaik-Anlagen zwischen 30 und 40 Grad.© iStock.com/sturti

Dachform

Sowohl Schräg- als auch Flachdächer sind für Photovoltaik und Solarthermie geeignet. Bei Flachdächern werden die Module der PV-Anlage, bzw. die Solarkollektoren der Solarthermieanlage mit einem speziellen Gestell aufgestellt, das die optimale Neigung (zwischen 30 und 40 Grad) herstellt. Das benötigt allerdings mehr Platz pro Modul, um Verschattungen zu vermeiden.

Ausrichtung und Neigung

Für beide Systeme – Solarthermie und Photovoltaik – sind südliche oder südwestliche Ausrichtungen ideal, da sie die meiste Sonnenenergie über den Tag einfangen. Während Photovoltaik-Module auch bei Ost-West-Ausrichtung noch wirtschaftlich betrieben werden können, arbeitet Solarthermie deutlich ineffizienter, wenn sie nicht optimal zur Sonne steht.

Welche Solartechnik lohnt sich eher?

Wer über eine Solarthermie- oder Photovoltaik-Anlage nachdenkt, stellt sich früher oder später die Frage nach den Kosten und dem langfristigen Nutzen. Denn neben der Investition für Kauf und Installation spielen Wartungsaufwand, Lebensdauer und die Art der Einsparung (Wärme oder Strom) eine zentrale Rolle für die Wirtschaftlichkeit. Die Wirtschaftlichkeit der Anlage hängt zudem vom eigenen Nutzungsverhalten und von politischen Rahmenbedingungen ab, etwa der Einspeisevergütung gemäß EEG und der Heizungsförderung nach dem GEG.

Solarthermie und Photovoltaik: Kosten im Vergleich

AnlageAnschaffungskostenWartungskostenLebensdauer

Photovoltaik

ca. 11.000– 27.000 € (typisch: 5–12 kWp + Speicher, inkl. Montage)

gering

ca. 25–30 Jahre

Solarthermie

ca. 4.000- 17.000 € (je nach System + Speicher, inkl. Montage)

höher (z. B. Pumpen, Frostschutzkontrolle)

ca. 20–25 Jahre

Eine Photovoltaik-Anlage rechnet sich in der Regel schneller als eine Solarthermie-Anlage, durchschnittlich nach 10 bis 15 Jahren. Den Solarstrom können Sie außerdem vielseitig nutzen – zum Beispiel zum Betrieb einer Wärmepumpe, zum E-Auto-Laden und mithilfe eines Heizstabs auch zur Warmwasserbereitung. In Kombination mit einem Speicher spart der Eigenverbrauch des Stroms aus der PV-Anlage meist mehr Geld ein als die selbst erzeugte Wärmeenergie vom Hausdach. Solarthermie kostet zwar anfangs weniger als Photovoltaik, sie deckt aber häufig nur einen kleinen Teil des Wärmebedarfs im Haushalt.

Die Abhängigkeit etwa von Öl und Gas beim Heizen bleibt groß. Deshalb beträgt die Amortisationszeit im Schnitt zwischen 15 und 20 Jahre.Auch die Einspeisevergütung für überschüssigen Solarstrom, der ins öffentliche Netz fließt, kann zur kürzeren Amortisationszeit der Photovoltaik-Anlage beitragen. Die fixen Einnahmen machen sich über den gesetzlich garantierten Zeitraum von 20 Jahren meistens mehr bezahlt als die KfW-Förderung für die Heizungsnachrüstung mit Solarthermie in Höhe von oft 30 Prozent der Kosten. Eine Kombination beider Systeme erhöht die energetische Unabhängigkeit, erfordert aber auch mehr Investition und Dachfläche.

Infokasten: Beispielrechnung für einen Vier-Personen-Haushalt

Typische Verbrauchsdaten für Wärme und Strom in einem Einfamilienhaus:

  • Wärmebedarf: 20.000 kWh Erdgas pro Jahr (12,24 ct/kWh) → Kosten ca.

    2.500 €

  • Strombedarf: 3.500 kWh pro Jahr (39,7 ct/kWh) → Kosten ca.

    1.400 €

Einsparpotenzial mit Solartechnik:

TechnologieTypische EinsparungJährlicher Spareffekt

Photovoltaik (5–10 kWp, mit Speicher)

60–70 % des Stromverbrauchs

800–1.000 €*

Photovoltaik (ohne Speicher)

ca. 30 % des Stromverbrauchs

400–500 €*

Solarthermie (nur Warmwasser)

30–65 % Warmwasserbedarf

150–300 €

Solarthermie (Warmwasser + Heizung)

20–35% des Wärmebedarfs

500–875 €

*ohne EEG-Förderung bzw. Einspeisevergütung für PV-Stromüberschüsse

Für Haushalte mit hohem Strombedarf ist Photovoltaik fast immer die wirtschaftlichere Wahl. Solarthermie lohnt sich eher für Familien mit hohem Warmwasserverbrauch oder in Kombination mit einer Wärmepumpe, die dadurch entlastet wird. Wer langfristig maximale Unabhängigkeit erreichen möchte, kann beide Systeme kombinieren – sollte dabei aber die höheren Investitionskosten einkalkulieren.

Welche Förderung gibt es für Solartechnik?

Hauseigentümern stehen verschiedene Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene offen, abhängig von der gewählten Technologie, dem Gebäudestatus (Neubau oder Sanierung) und der konkreten Ausgestaltung des Projekts. Besonders attraktiv sind die Förderungen, wenn mehrere Maßnahmen kombiniert werden, etwa Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe.

Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene

TechnologieFörderung

Solarthermie

BEG-Förderung: meist 30 Prozent Zuschuss (v. a. bei Heizungsnachrüstung)

Photovoltaik

EEG-Einspeisevergütung, Mehrwertsteuerbefreiung., KfW-Kreditprogramme (261, 270)

Tipp: Steuerfreie Einspeisung und Förderungen gelten oft nur bei professioneller Installation.

Was wird bei Kombination gefördert?

  • Kombination von PV, Solarthermie und Wärmepumpe besonders förderfähig

  • iSFP (individueller Sanierungsfahrplan) kann Förderhöhe zusätzlich erhöhen

  • Förderkonditionen variieren zwischen Sanierung und Neubau

Kombination von Solarthermie und Photovoltaik

Photovoltaik und Solarthermie lassen sich grundsätzlich gut miteinander kombinieren. Statt sich für eines der beiden Systeme zu entscheiden, kann eine Doppelanlage die Vorteile beider Technologien vereinen: also sowohl Strom als auch Wärme aus Sonnenenergie gewinnen. Das erhöht nicht nur Ihre energetische Unabhängigkeit und den Autarkiegrad des Haushalts, sondern kann auch Synergieeffekte schaffen, wenn beide Systeme sinnvoll geplant werden.

Vorteile einer Kombination

  • Ganzjährige Nutzung von Sonnenenergie für Strom und Wärme

  • Entlastung des bestehenden Heizsystems

  • Höhere Unabhängigkeit vom Energieversorger

  • Synergieeffekte, z.B. durch kluge Speicherlösungen

Nachteile einer Kombination

  • Eventuelle Konkurrenz um Dachfläche: PV-Module und Solarkollektoren benötigen Raum

  • Höhere Investitionskosten wegen unterschiedlicher Komponenten und Speicher

  • Komplexere Planung und Abstimmung beider Systeme

Für wen lohnt sich eine Kombination?

Besonders sinnvoll ist die Kombination von Solarthermie- und Photovoltaik-Anlage für:

  • Haushalte mit hohem Energie- und Warmwasserbedarf (z. B. Familien)

  • Gebäude mit guter Dämmung

  • Nutzer, die eine Wärmepumpe haben

Gerade für Wärmepumpen-Besitzer kann die Ergänzung durch Solarthermie lohnend sein, auch wenn die Wärmepumpe grundsätzlich sehr gut mit Photovoltaik allein betrieben werden kann. Denn: Solarthermie kann die Wärmepumpe im Sommer bei der Warmwasserbereitung deutlich entlasten, was den Stromverbrauch reduziert und die Lebensdauer verlängern kann.

Vor allem bei einem hohen Warmwasserbedarf, zum Beispiel durch viele Personen im Haushalt, bringt die thermische Komponente spürbare Vorteile. Zudem profitieren Gebäude mit niedrigen Heiztemperaturen (etwa durch Fußbodenheizung) besonders von der zusätzlichen Wärmegewinnung durch die Sonne.

Welche Solaranlage ist besser für Warmwasser?

Wer eine Photovoltaik-Anlage betreibt, kann den gewonnenen Solarstrom auch für die Warmwasserbereitung nutzen. Hierfür ist ein Heizstab in einem Warmwasserspeicher nötig. Damit wird überschüssiger PV-Strom direkt zur Erwärmung von Brauchwasser verwendet – ganz ohne zusätzliche thermische Kollektoren. Besonders interessant ist diese Lösung, weil sie:

  • sich bequem per Energiemanager (HEMS) oder Smart Grid steuern lässt,

  • in den Sommermonaten eine hohe Effizienz erreicht,

  • bei vorhandenem Speicher nur geringe Investitionskosten erfordert.

Vorteile und Nachteile des Heizstabs

Vorteile des HeizstabsNachteile des Heizstabs

PV-Heizstab nutzt vorhandenen Überschuss

Nicht ganzjährig verfügbar

Einfache Nachrüstung

Weniger effizient als Solarthermie

Kostengünstiger als separate Thermieanlage

Strombasierte Wärmeumwandlung mit Verlusten

Für viele Haushalte ist die Warmwasserbereitung per PV-Heizstab eine unkomplizierte und wirtschaftliche Ergänzung zur Photovoltaik, insbesondere wenn kein Platz für Solarthermie vorhanden ist oder eine einfache Nachrüstung gewünscht wird. Wer allerdings ganzjährig eine hohe Warmwasserleistung benötigt oder maximal effizient heizen möchte, sollte die Solarthermie als Ergänzung zumindest mit in Betracht ziehen.

Solarpanele auf einem Hausdach
Familienfreundlich und zukunftssicher: Strom vom eigenen Dach© Shutterstock/Halfpoint

Entscheidungshilfe: Solarthermie oder Photovoltaik?

Die Wahl zwischen Photovoltaik und Solarthermie hängt stark von den Gegebenheiten des jeweiligen Zuhauses und der persönlichen Energieziele ab. Wer alle Möglichkeiten kennt, kann gezielter investieren und profitiert langfristig von Unabhängigkeit und Einsparungen.

BedarfEmpfehlung

Hoher Stromverbrauch (z. B. für E-Auto, Wärmepumpe)

Photovoltaik

Hoher Warmwasserverbrauch (z. B. Vier-Personen-Haushalt)

Solarthermie

Großes Dach mit Süd-Ausrichtung

Beides möglich

Geringes Budget, aber Speicher vorhanden

PV + Heizstab

Professionelle Beratung wichtig

Lassen Sie sich frühzeitig professionell beraten, idealerweise durch eine unabhängige Energieberatung (z. B. Verbraucherzentrale, zertifizierte Energieeffizienz-Experten oder kommunale Energieberatungsstellen). Diese können nicht nur bei der Wahl der passenden Solartechnologie helfen, sondern auch prüfen, welche Förderungen möglich sind. Viele Förderprogramme setzen zudem eine qualifizierte Fachplanung voraus.