Yamaha XSR900: Mustergültiges Naked Bike
Die Yamaha XSR900 ist das Top-Modell der "Sport Heritage"-Familie. Ob auch die aktuelle Generation des hochmodernen Klassikmodells überzeugen kann, klärt der Fahrbericht. Plus: Bilder, technische Daten, Preis.
Überragende Motorleistungen
Perfektes Fahrwerk
Vorbildliche Ausstattung an Assistenzsystemen
Die Yamaha XSR900 ist ein modernes Motorrad geworden – und ein ausgesprochen sportliches dazu. "Sport Heritage" nennt der Hersteller selbst das von ihm über Jahre behutsam aufgebaute Segment; vom Erbe der Vorväter stammen primär die sportlichen Gene, denn beschaulich oder gar altväterlich ist nichts an der XSR900.
Die 70er- und 80er-Jahre standen Pate, und dabei orientierten sich die Entwickler insbesondere am seinerzeitigen Racing-Design. Schaut man sich die XSR in der auffallenden Farbe Legend Blue in Kombination mit Gabel und Rädern in Gold an, dann wird eine Legende putzmunter. Christian Sarron errang 1984 mit einer solcherart lackierten 250er seinen WM-Titel.
Im Test: 119-PS-Motor
Genspender der aktuellen XSR900 ist das Hyper-Naked-Bike Yamaha MT-09. Diese Vollblut-Naked scheint nicht benzingetrieben zu sein, sondern wirkt so, als hätte sie pures Adrenalin im Tank. Eine handliche, präzise und hochagile Fahrmaschine, dicht am Rand der in ihrer Klasse möglichen technischen Perfektion.
Sie hat den gleichen 890 Kubikzentimeter großen Dreizylinder-Reihenmotor mit einer Spitzenleistung von 87,5 kW/119 PS bei 10.000 U/min, sie weist im Grunde das gleiche ausgezeichnete Fahrwerk und dazu eine nahezu identische, vorzügliche Bremsanlage auf. Wie in der MT-09, so kommt auch in der XSR900 das üppige Fahrelektronik-Paket auf Bosch-Basis zum Einsatz, dessen Umfang und Wertigkeit beispielhaft ist.
Bilder: Die Yamaha XSR900 im Detail
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Harmonisch wirkendes Design
Der große Unterschied zwischen den beiden gleich starken Yamahas ist das Styling: Hier die zackige, aggressiv gestaltete MT-09, dort die harmonischer wirkende, mit zahlreichen Stilelementen aus der Firmenhistorie angereicherte XSR900. Die Alternative für jene, die dem Design der MT-09 nicht folgen können oder wollen.
Die klassisch angehauchte, aber eben top-moderne Familie "Sport Heritage" besteht mittlerweile aus drei Modellen: der kleinen XSR125, der zweizylindrigen XSR700 und eben der hochpotenten XSR900 als Krone dieser Baureihe. Die erste Ganztagesausfahrt auf den oftmals flüssig, oft aber auch garstig-holperigen Straßen der Toskana zeigte deutlich, dass bei diesem Modell die Betonung auf "Sport" liegt; die XSR900 ist nur optisch dezenter als die MT-09, die quasi "mit dem Messer zwischen den Zähnen" ausgeliefert wird.
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Sehr einfach im Handling
Fahrdynamisch ist die mit 193 Kilogramm Leergewicht gerade vier Kilo schwerere XSR900 auf dem gleichen Level angesiedelt. Ein Knaller. Dabei leicht bedienbar, zugänglich, grundsympathisch. Bei Bedarf aber ein Raubtier, stets bereit, Konkurrenten wahlweise zu ärgern oder zu vernaschen, wobei die sportiv-entspannte, leicht vorderradorientierte Sitzposition eine große Hilfe ist.
Der enorm breitbandige 900er-Triple liefert bestens verwertbare Leistung zwischen 2000 und gut 10.000 Touren, schnurrt und knurrt untenrum und bellt jenseits der 6000 U/min seine Drehfreude und seine fulminante Leistungskraft heraus.
Das mit einer etwas längeren Alu-Zweiarmschwinge als in der MT-09 gesegnete Fahrwerk ist ein Muster an Präzision, Stabilität und Handlichkeit. Dazu trägt nicht nur die Sitzposition bei, sondern auch die Bereifung mit sehr haftfähigen Bridgestone-Pneus des Typs S22. Dank IMU steht die gesamte Klaviatur an Fahrassistenzsystemen permanent Gewehr bei Fuß, vom Kurven-ABS bis zur Wheelie-Kontrolle. Die Dreischeiben-Bremsanlage arbeitet dank des neuen Radial-Hauptbremszylinders wunderbar transparent.
Drei Ausstattungsversionen, vier Fahrmodi
Die technische Potenz der XSR900 versteckt sich ein wenig hinter der zwar dynamischen, aber eben nicht aufdringlich aggressiven Linienführung. Nicht unwesentlich trägt zu diesem gesitteten Eindruck auch der runde LED-Scheinwerfer bei, der dem Motorrad einen Hauch Konservativität verleiht. Wobei die Zitate der früheren Racing-Elemente, wie der höckerartig inszenierte Soziussitz, Kennern die Profession dieses Motorrads signalisieren: nämlich, schnell zu sein.
Die Lenkerenden-Spiegel tragen wesentlich dazu bei, die Linie der XSR900 flach zu halten; man sieht zwar recht ordentlich, was hinter einem passiert, doch wächst dadurch die Fahrzeugbreite beträchtlich. Für dichten Innerortsverkehr ist das nur die zweitbeste Lösung.
Ebenfalls nicht gerade ideal ist die fummelige Bedienung des im TFT-Display integrierten Bordcomputers mittels des Yamaha-typischen Dreh-drück-Rads an der rechten Lenkerseite. Und die "Größe" der Anzeigen im Display erfordert Adleraugen.
Zur Individualisierung hat Yamaha drei Pakete angerichtet: "Street", "Sport" und "Weekend"; Letzteres bietet Möglichkeiten zur Gepäckunterbringung.
Yamaha XSR900: Technische Daten, Preis
Herstellerangaben | |
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Motor/Getriebe | Flüssigkeitsgekühlter Dreizylinder-Reihenmotor, quer eingebaut, 890 ccm Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, 87,5 kW/119 PS bei 10.000 U/min, 93 Nm bei 7000 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kette |
Verbrauch | Normverbrauch 4,9 l/100 km |
Fahrwerk | Aluminium-Brückenrahmen, 41 mm USD-Telegabel vorn, voll einstellbar, 130 mm Federweg; Aluminium-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein, voll einstellbar, 137 mm Federweg; Leichtmetallgussräder, Reifen vorn 120/70-17, hinten 180/50-17; 298 mm Doppelscheibenbremse vorn, 245 mm Einscheibenbremse hinten |
Assistenzsysteme | Vier Fahrmodi, Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Slide-Control, Anti-Wheelie-Kontrolle, Bremsdruckkontrolle, Quickshifter, Tempomat |
Maße und Gewichte | Radstand 1495 mm, Sitzhöhe 810 mm, Gewicht fahrfertig 193 kg. Tankinhalt 14 l |
Preis | 11.899 Euro |
Fazit
Mit einem vorzüglich funktionierenden Quickshifter zum kupplungslosen Wechsel der Gänge, vier bestens abgestimmten Fahrmodi, Tempomat sowie einer insgesamt wertigen Verarbeitung zeigt sich die Yamaha XSR900 bestens gerüstet. Auch in puncto Verbrauch: 5 Liter pro 100 Kilometer sind angesichts der leicht und häufig abrufbaren Dynamik ein stimmiger Wert, 250 Kilometer Reichweite passen zum Fahrzeugtyp. Prägend für die fixe 900er ist ihr Dreizylinder mit dem Kürzel CP3: In den Jahren seit seiner Premiere 2014 gilt er schon jetzt als legendär erfolgreicher Motor.
Text: Ulf Böhringer/SP-X