Triumph Tiger 1200: Fit für die Spitzenposition
Triumph kommt mit der Tiger 1200 GT und Rally auf ein bislang für die Engländer unerreichtes Niveau. Die Reiseenduro im Fahrbericht. Plus: Bilder, Daten, Preise.
Geringes Gewicht
Viele Assistenzsysteme
Bis zu sechs Fahrmodi
Reise-Enduros stellen das anspruchsvollste Segment des Motorradmarkts dar. Dominiert wird es vor allem von der BMW R 1250 GS. Mit der Triumph Tiger 1200 gibt es eine ernsthafte Konkurrentin. Die jüngste Generation des englischen Big-Adventure-Bikes brilliert bei Motor, Fahrwerk, Kardanantrieb, Ausstattung und Ergonomie. Die 110 kW/150 PS starke Tiger 1200 ist in insgesamt fünf verschiedenen Modellversionen bei den Händlern erhältlich.
Es gibt fünf Modellversionen
Grundsätzlich teilt sich die Modellfamilie der Triumph Tiger 1200 in zwei Linien auf: Die drei GT-Versionen zielen mit ihrer asphaltorientierten Auslegung auf Kunden, die zwar ein großes und starkes Adventure-Bike wollen, aber keine verstärkten Geländeambitionen hegen. Diese befriedigen die beiden Rally-Modelle, die mit Drahtspeichenrädern und gröber profilierten Reifen ausgerüstet sind und auch längere Federwege aufweisen, weshalb sie zudem über mehr Bodenfreiheit verfügen.
Konkret gibt es neben dem Basismodell Tiger 1200 GT die GT Pro und GT Explorer sowie Rally Pro und Rally Explorer. Hauptunterschied zwischen den Pro- und den Explorer-Versionen ist neben der Größe des Tanks – bei den Pros fasst er 20, bei den Explorern 30 Liter – die Ausstattung mit dem radarbasierten Totwinkel-Assistenten bei den Explorern. Wegen der 22 statt 20 Zentimeter messenden Federwege fällt deren Sitzhöhe um zweieinhalb Zentimeter höher aus.
Im Test: 150-PS-Motor
Die grundsätzliche Ausstattung aller Triumph Tiger 1200 ist umfangreich: Zu nennen sind der 1160 Kubikzentimeter große Dreizylinder-Reihenmotor mit der satten Leistung von 110 kW/150 PS bei 9000 U/min. und einem maximalen Drehmoment von 130 Nm bei 7000 U/min. Ebenfalls identisch ist das semiaktive Federungs- und Dämpfungssystem von Showa. Integriert ist eine automatische Einstellung der Federvorspannung in Abhängigkeit von der Beladung des Motorrads.
Ebenfalls geliefert wird die Rundumausstattung mit LED-Beleuchtung samt adaptivem Kurvenlicht, eine Berganfahrhilfe, eine dynamische Traktionskontrolle und ein ABS, das die Bremskraft auch in Schräglage zu dosieren vermag.
Bilder: Triumph Tiger 1200
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Ausstattung und Handling: Gut
Weiterhin zur Serienausstattung zählen eine zweistufige Sitzhöhenverstellung, ein einhändig verstellbarer, aerodynamisch sehr vorteilhaft geformter Windschild, Handschützer und eine hochwertige Cockpit-Ausstattung mit großem TFT-Display und bei Dunkelheit rot hinterleuchteten Lenkerschaltern. In puncto Ausstattung fährt die Tiger 1200 eine Eins mit Stern ein. Dieselbe Note gibt’s im Fach Ergonomie.
Blubbert die Tiger im Leerlauf unauffällig-dezent, ändert sich das mit steigender Drehzahl: Triumph hat eine sogenannte T-Plane-Kurbelwelle entwickelt, sodass sich ein ganz spezieller, eindrucksvoller und zugleich angenehmer Sound ergibt, der teils an V2-, teils an V4-Motoren erinnert. Die lineare Kraftentfaltung des Triebwerks trägt zur leichten Handhabung der Tiger 1200 bei. Der Druck bei mittleren und niedrigen Drehzahlen ist aber eher verhalten.
Nicht ganz glücklich war der Testfahrer mit dem vernehmlichen Rucken beim beginnenden Gasgeben in Kurven: Beim Übergang vom Rollen in die Beschleunigungsphase gingen einige der gefahrenen Motorräder ziemlich hart ans Gas, was Triumph mit dem Vorserienstatus der Testfahrzeuge erklärte.
Fünf bzw. sechs Fahrmodi
Bei den GT-Modellen gibt es fünf Fahrprogramme (Regen, Straße, Sport, Offroad und einen individuell konfigurierbaren "Fahrer"-Modus). Bei den Rally-Versionen findet sich zusätzlich "Offroad-Pro", bei dem außer dem Heck-ABS (wie im Offroad-Modus) auch das Front-ABS deaktiviert wird. Zudem ist die Fahrwerksabstimmung dann härter. Die Fahrmodi sind gut gewählt, der während der Fahrt mögliche Wechsel ist bei unterschiedlicher Fahrbahnbeschaffenheit bzw. veränderten Fahrbedingungen durchaus spürbar.
Angesichts des Kardanantriebs und der insgesamt sehr guten Ausstattung sind 245 Kilo für die GT- und 249 Kilo für die Rally-Version mit dem 20-Liter-Tank ein mehr als anständiger Wert. Gegenüber der Vorgängergeneration konnten bis zu 25 Kilogramm eingespart werden. Die erlaubte Zuladung beträgt bei jeder Version reichliche 222 Kilogramm. Dank eines Praxisverbrauchs von ca. 5,5 Litern scheint der kleinere Tank eine gute Wahl, denn 350 Kilometer Reichweite sind bei Einsätzen in Mitteleuropa mehr als ausreichend.
Kurvt man mit einer GT oder Rally durch bergige Reviere, stellt sich beim Fahrenden schon nach kurzer Strecke großes Wohlbefinden ein: Das Fahrwerk vermittelt viel Vertrauen, alles funktioniert leichtgängig und exakt, der stets serienmäßige Quickshifter darf als exzellent bezeichnet werden.
Technische Daten Triumph Tiger 1200 GT / Rally
Herstellerangaben | Triumph Tiger 1200 GT |
---|---|
Motor | 3 Zylinder, Reihenmotor, 1160 ccm Hubraum, 110,4 kW bei 9000/min, max.Drehmoment 130,0 bei 7000 U/min, 4 Ventile/Zylinder, Einspritzanlage, Flüssigkeitskühlung |
Assistenzsysteme | k.A. |
Fahrwerk | Gitterrohrrahmen/Stahl; 49 mm Up-Side-Down-Telegabel, 200 mm Federweg; Zweiarmschwinge hinten, 200 mm Federweg; |
Maße | Leergewicht ca. 240 kg, zul. Gesamtgewicht 462 kg; Länge/Breite/Höhe 2245 / 982 / 1436/1470 mm, Sitzhöhe 850/870 mm; Tankinhalt 20,0 l |
Bremsen | k.A., vorne Scheibe, 320 mm, hinten Scheibe, 282 mm |
Fahrleistungen / Verbrauch | Höchstgeschwindigkeit k.A. km/h, k.A. l/100 km |
Preis | 18145 Euro |
Fazit: Überzeugende Reiseenduro
Triumph hat mit der Tiger 1200 Augenhöhe mit dem Marktführer BMW R 1250 GS erreicht. Schöne Aussichten also für Kardanliebhaber unter den Fans der großen Adventure-Bikes.
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Text: Ulf Böhringer/SP-X