Triumph Speed Twin: Klassischer Roadster ohne Schnickschnack

Reduktion auf das Wesentliche: Die Triumph Speed Twin
Reduktion auf das Wesentliche: Die Triumph Speed Twin© Triumph

Die Triumph Speed Twin verspricht Motorradfahren in Reinform. Wie gut der Roadster das einlöst, klärt der Fahrbericht. Plus: Technische Daten, Bilder, Verbrauch, Preis.

  • Gute Qualität und Ausstattung

  • Bike erfüllt die Euro-5-Norm

  • Technisch up to date

Die Speed Twin ist kein Streetfighter, Scrambler oder Cruiser, sondern ein klassischer Roadster: Nostalgisch gezeichnet, bestehend aus nicht viel mehr als Tank, Sitzbank, Motor und zwei Rädern. Kein modischer oder technologischer Schnickschnack, sondern die Reduktion aufs Wesentliche. Die Triumph Speed Twin verkörpert – zwar mit einigen zeitgemäßen Ergänzungen – Motorradfahren pur.

Alu und Stahl statt Plastik

Sitzbank, Tank, Motor, zwei Räder – mehr braucht's nicht © Triumph

Der Verzicht bringt in Summe Gewinn, denn alle Teile sind hochwertig und hinreißend schön verarbeitet und bestehen aus Materialien wie in guter alter Zeit: Alu und Stahl statt Kunststoff oder Carbon. Aber: Zu ungetrübter Nostalgie gehört heute unweigerlich ein Schuss Moderne, schon aus Sicherheitsgründen. Und deshalb gibt's in dieser Triumph Zutaten wie eine elektronische Drosselklappensteuerung (Ride-by-Wire), ABS sowie eine abschaltbare Traktionskontrolle, die drei Fahrmodi "Straße", "Regen" und "Sport", LED-Beleuchtung, ein digital angereichertes Doppelinstrument und eine USB-Ladebuchse. Weiteres Zubehör wie etwa ein Reifendruckkontrollsystem ist gegen Aufpreis erhältlich.

Im Test: 100-PS-Motor

Ein guter alter Bekannter: Der kraftvolle 1200er-Zweizylinder © Triumph

Beim Blick aufs Runduhren-Cockpit offenbart sich sofort die gelungene Mixtur aus Klassik und Moderne: Analoge Zeiger-Instrumente werden um digitale Infos ergänzt, so dass es an nichts fehlt. Wenn irgend möglich, geht nostalgische Gestaltung vor, so etwa beim grünen Lämpchen für den Leerlauf, das weitaus charmanter leuchtet, als ein ein digitales "N" in einem TFT-Display. Angenehm: Den Leerlauf findet man sehr leicht im geschmeidig und exakt zu schaltenden Sechsgang-Getriebe. Da verzeiht man sogar dem analogen Drehzahlzeiger, dass er im Leerlauf gerne ein bisschen auf und ab pendelt.

Der Motor ist ein guter Bekannter aus anderen "Modern Classic"-Modellen von Triumph. Zwei Zylinder ergeben zusammen 1197 ccm Hubraum; diese liefern 100 PS – genug, um das trocken 196 kg leichte Bike stets in Schwung zu halten. 112 Nm Drehmoment liegen zwar laut Datenblatt erst bei 4250/min an, doch übers gesamte Drehzahlband hinweg setzt sich der Twin mit imposanter Schubkraft in Szene.

Charakteristisch ist der unregelmäßig polternde und stets sonore Klang. Der rührt daher, dass 270 Grad Hubzapfenversatz einen V2-ähnlichen Sound erzeugen, ohne dass die Laufkultur des Zweizylinders darunter leidet.

Ergonomie: Auch für Langstrecke geeignet

Trotz der Nähe zum Lenker sitzt man bequem © Triumph

Die Ergonomie der relativ kurzen Maschine überrascht: Man sitzt zwar zunächst gefühlt recht niedrig und hat nicht viel Abstand zum Lenker. Trotzdem geht es Fahrer(innen) bis 1,85 m dank ausreichend gepolstertem Sattel auch auf längeren Strecken gut. Erst bei noch größeren Piloten wird der Kniewinkel empfindlich eng. Beide Hebel sind gut angeordnet und sowohl für Kupplung als auch für Bremse verstellbar. Cool: Die an den Lenkerenden befestigten Außenspiegel bieten erstaunlich gute Sicht nach hinten, machen das Bike allerdings auch breiter. Die Blinkertaste ist etwas zu hoch angebracht. Wer dorthin drückt, wo er sie vermutet, hupt – zumindest am Anfang. 

Bilder: Die Triumph Speed Twin im Detail

Suboptimal: Seitenständer und Fahrwerk

Dauerhaft fummelig gestaltet sich leider die Suche nach dem winzigen und versteckt platzierten Ausleger des Seitenständers. Immer wieder tastet man mehrmals mit der Ferse herum, um ihn zu erwischen und so den Ständer herauszuklappen. Und wenn wir schon beim Nörgeln sind: Leider kann das Fahrwerk nicht ganz mit dem Motor mithalten, denn einstellbar sind nur die hinteren Federbeine.

Hier merkt man der Speed Twin ihr Kompromiss-Dasein zwischen Sport (Triumph Thruxton) und Komfort (Bonneville T120) an. Doch die Grundabstimmung passt, so dass man in der Stadt und auf nicht allzu schnell durchfahrenen Landstraßenkurven gut, sicher und zielgenau unterwegs ist.

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Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Blinker mit LED-Technik, da ist die Speed Twin ganz modern © Triumph

Interessant ist ein Blick aufs Konkurrenzumfeld. Vergleichen kann man die Triumph Speed Twin am ehesten mit der 109 PS starken BMW R nineT Pure. Die Speed Twin hat zwar mit 100 PS etwas weniger Leistung als die BMW. Doch für den Fahrspaß kommt es ohnehin mehr aufs Drehmoment an, und da liegen Triumph (112 Nm) und BMW (116 Nm) nahezu gleichauf. Die Kawasaki Z 900 RS oder Hondas Nostalgie-Naked Bike CB 1100 EX sind weitere vergleichbare Mitstreiter. Im Hause Triumph ist die Speed Twin das günstigste Angebot aus der 1200er-Modern-Classics-Reihe. 

Apropos Kosten: Als Verbrauchswert gibt Triumph 4,8 l/100 km an. 300 Kilometer am Stück sind also drin – schade deshalb, dass es von Triumph (bislang) außer einem Tankrucksack kein Gepäcksystem für längere Touren gibt. Zum Glück ist bereits der deutsche Zubehör-Spezialist Hepco & Becker in die Bresche gesprungen.

Triumph Speed Twin: Technische Daten

Text: Ralf Schütze