Triumph Scrambler 1200 XE: So fährt das Adventure-Bike
Die Triumph 1200 XE Scrambler steht in der Traditionsreihe geländegängiger Maschinen der britischen Motorradmarke. Unser Fahrbericht klärt, was das Bike bietet. Plus: Technische Daten, Bilder, Verbrauch, Preis.
Viel Hightech für viel Komfort
Konkurrenz u.a. zu BMW R nineT Scrambler und Ducati 1100 Scrambler
Großzügige Grundausstattung
Was kann eine Scrambler besser als andere Motorräder? Die Antwort gibt zum Beispiel Steve McQueen im Film "Gesprengte Ketten" aus dem Jahr 1962. Mit einer Triumph TR6 Trophy gelingt ihm darin über Straßen und unwegsames Gelände die halsbrecherische Flucht aus deutscher Kriegsgefangenschaft. Doch dann wurde es bei Triumph ruhig um die Gattung der leichten geländegängigen Bikes.
Erst 2007 nahmen die Briten sie wieder ins Programm. Begründung: "Wir haben die Scrambler gebaut, um die Lust auf Freiheit und Ausbruch zu wecken und an unbeschwerte Zeiten zu erinnern, als ein Motorrad und ein Fahrziel alles war, was man brauchte."
Crossover im Retro-Look
Die Zeiten haben sich geändert, geblieben sind die Hauptmerkmale dieser populären Straßenmaschinen mit Offroad-Touch: Breiter Lenker, höhergelegte Auspuffanlage, grobstollige Reifen. Kurz: ein Crossover aus Straßenmotorrad und Geländemaschine. Das trifft auch auf Triumphs Scrambler 1200 XE zu, die in Konkurrenz zu BMW R nineT Scrambler und Ducati Scrambler 1100 steht. Erstbereifung für die Scrambler 1200 XE ist übrigens der straßenorientierte Metzeler Tourance, ideal für den Einsatz als klassische Reiseenduro. Wer's gerne staubiger und im Gelände heftiger mag, greift alternativ zum grobstolligeren Pirelli STR Rallye.
Generell bedient Triumph abenteuerlustige Tourenfahrer, die auch mal richtiges Gelände bewältigen wollen – und nicht nur ebene Schotterpfade, die man zur Not auch mit einem Superbike befahren könnte. Dafür gaben die Ingenieure reichlich Federweg mit: Satte 250 mm vorne wie hinten.
Triumph Scrambler: Sechs Fahrmodi
Unter anderem daraus ergibt sich die schwindelerregende Sitzhöhe von 870 mm. Man muss also deutlich über 1,80 m groß sein oder zumindest relativ lange Beine haben, um sich problemlos auf die bequeme Sitzbank zu schwingen. Dazu kommen der lange Radstand von 1570 mm und eine längere Aluminium-Schwinge (579 mm), die dem Bike eine stattliche Erscheinung verschaffen. Ein Allrounder ist sie wirklich: Denn zum voll einstellbaren Fahrwerk gehören eine 47 mm starke Upside-down-Vorderradgabel von Showa und eine ebensolche Hinterradaufhängung vom Öhlins.
Dazu Kurven-ABS und optimierte Traktionskontrolle samt Trägheitsmesseinheit (IMU). Die sechs Fahrmodi der Triumph Scrambler 1200 XE sind auch auf extremes Gelände vorbereitet: "Straße", "Regen", "Sport", "Off-Road", ein individuell programmierbarer Modus sowie "Off-Road Pro".
Dazu kommt ein 21 Zoll großes Vorderrad, das bekanntermaßen Geländeeinsätze immens erleichtert. Weitere Offroad-Hilfen: 207 kg Trockengewicht sind für die Klasse moderat. Die schräglagenabhängige Traktionskontrolle gewährt je nach Einstellung bis zu 50 Prozent Schlupf.
Display und Blinker sind konfigurierbar
Neben nostalgischen Elementen gibt es jede Menge moderne Technik: Über einen Joystick lassen sich die Menüs des TFT-Displays bedienen. Damit steuert man unter anderem Bluetooth-Connectivity und das GoPro-Steuerungssystem. Auch Smartphone-Navigation und die Bedienung von Telefonie und Musikwiedergabe sind möglich dank Triumph Konnektivitätsmodul (optional). Das konfigurierbare Display ist sehr übersichtlich und gut ablesbar. Die Bedienung findet man größtenteils von selbst heraus. Den Blinker kann man sich nach persönlichen Vorlieben konfigurieren: Kurzes Antippen heißt dreimal Blinken für Spurwechsel, erst bei längerem Antippen bleibt der Blinker länger aktiv.
Die ganze Grundausstattung ist großzügig (Voll-LED-Beleuchtung, TFT-Bildschirm, USB-Ladebuchse), dazu hat die Scrambler eine ausgewogene Ergonomie, wie man sie von klassischen Enduros gewohnt ist und zu schätzen weiß.
Entspannt sitzend hat man den 905 mm breiten Lenker fest im Griff, relativ aufrecht lassen sich viele Kilometer am Stück bequem abspulen. Einzig der Kniewinkel ist enger, als man das vom hoch aufgeschossenen Motorrad erwartet – vor allem für jene Sitzriesen, die überhaupt mit diesen Dimensionen zurechtkommen.
Im Test: 90-PS-Motor
Die Sitzposition erlaubt entspanntes Reisen bis 130 km/h. Bei diesem Tempo dreht der bullige 1200er-Twin rund 4000/min und agiert immer noch relativ ruhig und stets souverän. 66 kW/90 PS Leistung sind absolut ausreichend für diese Art Motorrad, denn satte 110 Nm Schubkraft liegen bei 3950/min an, und drumherum liegt das Drehmoment nicht viel niedriger. Der Verbrauch des 1,2-Liter-Twins hat sich bei unseren Testfahrten bei 5,4 Litern/100 km eingependelt – also fast ein Liter mehr als die Herstellerangabe von 4,6 Litern. Bei forscher Gangart sind 6,5 Liter realistisch, im Cruiser-Modus kann auf Dauer auch eine 4 vor dem Komma stehen.
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Das Schalten durch die sechs Gänge des geschmeidigen und exakten Getriebes hat Seltenheitswert. Das Fahren mit der Scrambler 1200 XE gestaltet sich ein bisschen wie eine offene Beziehung: Alles kann, nichts muss.
Man hat eine riesige Bandbreite technischer Gimmicks zur Verfügung. Man kann aber auch getrost Biken pur genießen und fühlt sich nicht behelligt von aufgezwungenen Hightech-Spielchen. Große Reserven, die der typische Scrambler-Pilot nicht abrufen wird, bieten die Highend-Doppelstopper von Brembo, die sich erfreulicherweise im alltäglichen Leistungsabruf sehr gut dosieren lassen.
ABS und viele andere Assistenzsysteme
Wer sich in erster Linie sportlich auf Asphalt bewegen will und eine Triumph Scrambler 1200 wegen ihres Retro-Flairs schätzt, ist wohl mit der straßenorientierten Version XC besser bedient. Wenn man ihr etwas anlasten muss, dann die Hitzeentwicklung am rechts oben verlegten Auspuff. Der Sozius bleibt davon unbehelligt, aber das rechte Bein des Fahrers fühlt sich schon bei zivilen Temperaturen an, als würde man zu nah an einem Grill stehen. Den Hitzeschutz hätte Triumph besser hinbekommen müssen.
Und Keyless Go ist zwar recht und schön, aber dass man den Schlüssel fürs Lenkradschloss dann doch aus der Jackentasche ziehen muss, erscheint unnötig. Denn das geht bei anderen Motorradmarken noch komfortabler.
Video: Scrambler Fahraufnahmen
Technische Daten, Preis
Herstellerangaben | Triumph Scrambler 1200 XE |
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Motor | 2 Zylinder, Reihenmotor, 1200 ccm Hubraum, 66,2 kW bei 7000/min, max.Drehmoment 110,0 bei 4250 U/min, 4 Ventile/Zylinder, Einspritzanlage, Flüssigkeitskühlung |
Assistenzsysteme | ABS kurventauglich u. abschaltbar |
Fahrwerk | Zentralrohrrahmen/Stahl; 47 mm Up-Side-Down-Telegabel, 250 mm Federweg; Zweiarmschwinge hinten, 250 mm Federweg; |
Maße | Leergewicht ca. 230 kg, zul. Gesamtgewicht 440 kg; Länge/Breite/Höhe 2273 / 905 / 1250 mm, Sitzhöhe 870 mm; Tankinhalt 15,0 l |
Bremsen | einzeln betätigt, vorne Scheibe, 320 mm, hinten Scheibe, 255 mm |
Fahrleistungen / Verbrauch | Höchstgeschwindigkeit ca. 175 km/h, 4,4 l/100 km |
Preis | 15295 Euro |
Fazit: Die Triumph Scrambler 1200 XE ist ein Bike für alle Fälle. In der Großstadt ist sie ein bequemes, agiles und cooles Retro-Motorrad, dennoch kann man mit ihr auch auf Weltreise gehen. Gegenüber den vergleichbaren Rivalen wie Ducati Scrambler 1100 oder BMW R nineT Scrambler sticht sie mit einzigartiger Geländetauglichkeit hervor. Der Preis: ab 15.295 Euro.
Text: Ralf Schütze
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