BMW F 900 R: Der Mittelklasse-Roadster im Fahrbericht
Die BMW F 900 R ist ein unverkleideter Roadster. Das preisgünstige Allroundmotorrad bietet souveräne Fahrleistungen und gute Ausstattung. Fahrbericht, Bilder, Daten, Preis.
Sparsamer und durchzugsstarker Motor
Gut arbeitende Assistenzsysteme
Attraktiver Einstiegspreis
Zwei Räder, ein Sitz, ein Motor darunter und reichlich Fahrtwind, so lautet das Grundrezept für genussvolle Fortbewegung auf dem Motorrad. Mit diesen Zutaten schickte BMW schon die Vorgängerin der F 900 R auf Kundenfang. Der Roadster F 800 R war im BMW-Modellprogramm dazu auserkoren, die bayerische Flagge im Segment preisgünstiger Allroundmotorräder hochzuhalten, konnte dort jedoch niemals wirklich brillieren. Zu stark war das Feld der Wettbewerber, zu aggressiv die Preispolitik vor allem der japanischen Konkurrenz.
Seit 2020 hält BMW mit der F 900 R dagegen. Sie ist zwar weiterhin ein Roadster, tritt aber deutlich selbstbewusster auf. Neben der ausgewogenen Technik macht sie auch der Basispreis von 9400 Euro attraktiv. Der vom bekannten 850er-Twin abgeleitete 900er-Motor ist gelungen und überzeugt mit seinen Fahrleistungen. Dank seiner speziellen Zündfolge erinnert der Sound an einen V2-Motor, dazu ist die Gasannahme sehr direkt und lässt sich dennoch feinfühlig dosieren.
Im Test: 105-PS-Motor
Egal ob 2000 oder 4500 Touren anliegen: Ein kurzer Dreh am Gasgriff genügt, und die F 900 R stürmt nach vorne. Auch bei mittleren und hohen Drehzahlen lassen sich keine störenden Vibrationen feststellen. Trotz aller Durchzugsstärke fällt der Verbrauch mit um die fünf Liter Benzin pro 100 Kilometer bei flotter bis sehr flotter Fahrweise moderat aus. Daumen hoch also für den Antrieb. Kupplung und Getriebe verdienen ebenfalls Lob. Beim Gangwechsel muss kaum Kraft aufgewendet werden, die Zahnräder wechseln ihre Position geschmeidig und ohne jegliches Hakeln.
Der optionale Quickshifter arbeitet in der F 900 R spürbar weicher, als er das in der sehr ähnlich motorisierten F 850 GS tut. Zusammengefasst: Nicht nur in puncto Leistung bietet der Allrounder einen echten Mehrwert, sondern auch bei Laufkultur und Geschmeidigkeit.
Bilder: Die BMW F 900 R im Detail
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Mit 211 Kilogramm Leergewicht gehört das Motorrad zwar nicht zu den leichtesten Angeboten in diesem Segment, doch sein ausgewogenes Wesen überzeugt. Von Vorteil wäre allerdings, wenn der Lenkungsdämpfer bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten etwas unauffälliger agieren würde. Man muss sich ein wenig an ihn gewöhnen.
Auf Land- und Bergstraßen geht flottes, souveränes Fahren leicht von der Hand: Einlenken, durchziehen und aus den Biegungen nach Belieben rausbeschleunigen – der Fahrspaß mit der F 900 R ist in engen wie weiten Kurven groß. Die Maschine vermittelt direkten Kontakt zur Straße, ohne deshalb als unziemlich hart zu erscheinen. Sehr präzise arbeitet die Dreischeiben-Bremsanlage; weder am Bremsendurchmesser noch an den Radial-Bremssätteln hat BMW gespart.
Kurven-ABS nicht in Serie
Kommt man in den Regelbereich des ABS, demonstriert die F 900 R eindrucksvoll, wie sensibel aktuelle Systeme die Fahrstabilität gewährleisten und dabei höchste Verzögerungen realisieren. Ein Kurven-ABS liefert BMW nur, wenn der Kunde das aufpreispflichtige Aktiv-Paket ordert. Dann sind auch eine dynamische Traktionskontrolle sowie zwei weitere Fahrprogramme an Bord. Mit einer Motorschleppmoment-Regelung sowie einer dynamischen Bremskontrolle dringt BMW weiter in den Bereich Assistenzelektronik vor.
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Gute Ergonomie
Viel Wert hat BMW bei der F 900 R auf eine gute Ergonomie gelegt. Um Fahrer mit 1,65 Meter Körpergröße ähnlich gut wie 1,95-Meter-Riesen unterzubringen, hat man gleich vier verschiedene Sitzbänke entwickelt, mit denen die Sitzhöhe um volle zehn Zentimeter variiert werden kann. Der Lenker greift sich gut an, die Sicht in den Spiegeln ist tadellos. Das Licht der LED-Scheinwerfer strahlt nicht nur hell, sondern auch ausgewogen. Wer sich für Nachtfahrten noch besser rüsten will, erhält gegen Aufpreis ein adaptives Kurvenlicht, das in den Scheinwerferkörper integriert ist.
Top Farb-TFT-Display
Sehr gut ist das serienmäßige Farb-TFT-Display im Cockpit. Die Ablesbarkeit ist vorbildlich, der Kontrast bei direkter Sonneneinstrahlung zumindest gut. Je nach Einstellung werden mehr oder weniger Informationen geliefert. Selbstverständlich verfügt das System über die Möglichkeit, das Smartphone einzubinden und mithilfe der kostenlosen BMW-App eine Pfeilnavigation auszuführen. Im Bedienungsmenü findet man sich schnell zurecht. Umständlich ist alleine das Nullen des Tageskilometerzählers – hier wäre ein direkter Zugang von Vorteil.
BMW F 900 R: Technische Daten, Preis
Herstellerangaben | |
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Motor | Flüssigkeitsgekühlter Parallel-Zweizylinder-Viertaktmotor, 895 ccm Hubraum, 4 Ventile pro Zylinder, DOHC, 77 kW/105 PS, 92 Nm bei 6500 U/min, Einspritzung, 6 Gänge, Kette |
Fahrwerk | Stahlbrückenrahmen in Schalenbauweise, Motor mittragend, 43 mm Upside-down-Telegabel vorne, Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar, 135 mm Federweg, Aluminium-Zweiarmschwinge hinten, Gasdruck-Zentralfederbein, Vorspannung und Zugstufendämpfung einstellbar, 142 mm Federweg, Leichtmetallgussräder, Reifen vorne 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17. 320 mm Doppelscheibenbremse vorne, 265 mm Einscheibenbremse hinten |
Maße und Gewichte | Radstand 1520 mm, Sitzhöhe 815 mm, Gewicht fahrfertig 211 kg, Tankinhalt 13 l |
Fahrleistungen, Verbrauch | 0 – 100 km/h 3,7 s, Vmax: über 200 km/h, Normverbrauch 4,2 l/100 km |
Preis | 9400 Euro |
Fazit: Umgänglicher Allrounder
Mit ihrem souveränen, durchzugsstarken und drehwilligen Motor, dem fahraktiven Fahrwerk, der ausgezeichneten Ergonomie sowie ihrem umgänglichen Wesen ist die F 900 R ein echter Sympathieträger. BMW demonstriert mit diesem mit 9400 Euro relativ preiswerten Modell, dass man sich in München darauf versteht, zielgruppengerechte Angebote auf die Räder zu stellen.
Text: Ulf Böhringer/SP-X