Testfahrt: Das E-Bike Simplon Kagu :e ist ein Alleskönner im Alltag

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Klare Linien, saubere Verarbeitung und gute Komponenten: Das Simplon Kagu :e bietet etwas fürs Geld© ADAC/Rudolf Huber

Das aktuelle Trekking-E-Bike des österreichischen Herstellers Simplon kombiniert einen dezent eleganten Auftritt mit einer top Ausstattung. Wie der Fahrbericht zeigt, ist es im Alltag sehr flexibel einsetzbar.

  • Vielseitiger Tiefeinsteiger

  • Gute Ausstattung für Pendler und Tourenfahrer

  • Hochwertige Komponenten, solide verarbeitet

Elegantes Design trifft auf Vielseitigkeit

Das Simplon Kagu :e ist für ein ziemlich breites Einsatzspektrum gedacht. Das wird schon beim ersten Blick auf das Trekking-E-Bike in glänzendem Perlweiß klar. Alternativ dazu ist der in vier Größen angebotene Tiefeinsteiger auch noch in glänzendem Stahlblau Metallic zu haben.

Das Kagu :e wirkt durch und durch solide, der Alu-Rahmen ist fein verarbeitet, die Funktionselemente erfüllen auch gehobene Ansprüche. Und dann noch der stabile Gepäckträger und die Anschraubpunkte für den "Front Carrier" oder einen Flaschenhalter – das passt ins Bild eines Allrounders.

Für wen ist das Simplon Kagu :e geeignet?

Der Carl & Marta-Gepäckträger darf mit maximal 18 Kilo belastet werden© ADAC/Rudolf Huber

Bestens geeignet ist das Simplon-Bike für Fahrradtouren auf Asphalt- und Schotterstraßen, aber ebenso für die regelmäßigen Trips in die Arbeit, zum Einkaufen oder für Transportaufgaben.

Der Gepäckträger bietet laut Aufdruck eine Zuladung von 18 Kilo, laut Simplon gibt es auch eine 30-Kilo-Version. Auf den aufpreispflichtigen "Frontlader" darf nochmal Transportgut mit bis zu zehn Kilo gepackt werden.

Gut, dass das maximale Gewicht aus Rad, Passagieren und Ladung bei soliden 180 Kilo liegt. Allerdings muss dieser Wert mit einem deutlichen Komfortverlust erkauft werden. Er gilt nämlich nur in Kombination mit der starren Vordergabel. Wer die wesentlich komfortablere, hauseigene F 10.5- oder die RockShox Recon Gold-Federgabel wählt, darf ein Systemgewicht von 150 Kilo nicht überschreiten. Auch das ist aber immer noch ein guter Wert.

Flexibel konfigurierbar als Baukasten-Bike

Schon das Beispiel mit der Vordergabel zeigt, dass sich das Kagu :e sehr genau auf die Wünsche und den Geldbeutel künftiger Nutzerinnen und Nutzer abstimmen lässt. Tatsächlich fühlt man sich auf der Simplon-Homepage angesichts von vier Ausstattungslinien, diversen Schaltgruppen, Vorbauten oder Sattelstützen fast schon wie im Auto-Konfigurator. Man muss jedenfalls genau hinschauen, was am jeweils gewählten Modell dran ist – und was nicht.

Die Basispreise von 4899 bis 7199 Euro dienen dabei nur zur groben Orientierung. Denn wer sich bei den einzelnen Bauteilen großzügig bedient, hat schnell mehrere Hundert Euro zusätzlich auf der Rechnung.

Technische Daten: Simplon Kagu :e

Simplon Kagu :e

Motor

Bosch Performance Line CX Gen 5



Leistung/Drehmoment

250 W / bis 100 Nm



Akku

Bosch PowerTube, 600 Wh



Schaltwerk

Enviolo HD



Bremsen

hydraulisch (180/180 oder 2023/203 mm)



Reifen

Schwalbe Johnny Watts 60-584



Gewicht

rund 28 kg



Vordergabel

RockShox Recon, 80 mm Federweg



Preis

ab 5699 Euro Euro



Enviolo-Nabenschaltung im Praxistest

Pflegeleicht: Die Enviolo-Nabe ist mit einem praktisch wartungsfreien Gates-Karbonriemen kombiniert© ADAC/Rudolf Huber

Aber zurück zum Testrad, das mit ziemlich guter Ausstattung anrollte. Etwa mit der gedämpften Federgabel, dazu mit dem Dropper Post – also der Möglichkeit, die Sattelhöhe mit einem Hebel am Lenker einzustellen. Und mit dem Kiox 500-Display statt des serienmäßigen, etwas schlichteren Intuvia 100.

Dieses Pedelec kostet in der Basisversion 5699 Euro und trägt die Bezeichnung Selection HD Enviolo. Der Name verrät, dass die Antriebskräfte über einen Karbonriemen statt der üblichen Kette und über eine stufenlose Enviolo-Nabenschaltung statt der üblichen Kettenblätter verwaltet werden.

"Geschaltet" wird über den Drehgriff am rechten Lenkerende, je nach Drehrichtung wird die Übersetzung – filigran abgestimmt – kleiner oder größer.

Die Übersetzung wird stufenlos mit dem Drehgriff am rechten Lenkerende gewählt© ADAC/Rudolf Huber

Erste Eindrücke zum Start der Kagu :e-Testfahrten im Frühsommer: Die Sache mit dem Drehgriff ist bis auf einen Widerstand unter voller Last zwar leicht gewöhnungsbedürftig, weil man als eingefleischter Kettenschalter anfangs durch zu grobmotorisches Drehen zu große Übersetzungssprünge verursacht. Es ist aber auch ganz schön komfortabel und praktisch – etwa, weil man beim Ampelstopp problemlos die richtige Übersetzung zum Losfahren einstellen kann.

So fährt sich das Kagu :e

Dem Gen 5-Motor von Bosch hat die kleine Kraftkur per Software-Update richtig gutgetan© ADAC/Rudolf Huber

Anfangs fuhr im Hinterkopf immer das Gefühl mit, dass die Schaltung mit der wie ein Heckmotor wirkenden Hinterradnabe leicht dämpfend aufs Temperament wirken würde. So, als würde ein kleiner Teil der Kräfte von Motor und strampelndem Mensch irgendwo in der Nabe versickern. Wie gesagt, nur ein Gefühl, das durch keine Messdaten belegt ist.

Mit dem großen Bosch-Update Mitte Juli 2025 war das alles aber Schnee von gestern. Denn durch die Möglichkeit, das maximale Drehmoment per App von 85 auf 100 Newtonmeter (Nm) und die maximale Unterstützungsleistung in bestimmten Situationen von 600 auf 750 Watt zu erhöhen, verströmte die Kombination aus Bosch Performance Line CX Gen 5 und Enviolo einen entscheidenden Schuss mehr Leichtigkeit und Dynamik.

Das Kagu :e fühlte sich fortan an wie beflügelt – und erledigte seine Aufgaben mit sympathischer Leichtigkeit. Der Bosch-Motor arbeitet leise und auf Wunsch mit einem dynamischen Wumms. Steile Steigungen auch mit Gepäck – gar kein Problem, der eingebaute Rückenwind hilft zuverlässig über den Berg. Und der Drehmomentsensor moderiert gekonnt die Kombination aus elektrischem und menschlichem Input.

Reichweite und Akku-Optionen

Aus Preis- und Gewichtsgründen hat das Simplon-Bike ab Fabrik den mittlerweile fast schon als "klein" zu bezeichnenden Bosch Powertube 600-Akku installiert. Der ermöglicht nach unseren Erfahrungen je nach Streckenprofil und Intensität der Motor-Nutzung mit einer Ladung Reichweiten von 50 bis 80 Kilometer. Wer weiter kommen will, kann auch die 800-Wattstunden-Version wählen, muss dafür aber nochmal 230 Euro drauflegen.

Der Stromspender steckt unter einer leicht zu entriegelnden, schwarzen Plastikabdeckung mit umlaufender Gummilippe, die wasserdicht sein soll und keine Knarzgeräusche wie bei früheren Modellen verursacht. Unser Eindruck: Das ist praktisch, aber designmäßig noch ausbaufähig. Und: Angenehm, dass der per Schlüssel entsperrbare Akku nach oben herausgenommen werden kann und nicht nach unten herausgefummelt werden muss.

Bremsen, Licht und Ergonomie im Check

Die Vierkolben-Bremse von Shimano kostet 160 Euro extra und verzögert sehr gut© ADAC/Rudolf Huber

Die gehobene Preislage verdient sich das Kagu :e auch durch seine weiteren Ausstattungsdetails.

Die Shimano-Scheibenbremsen vermitteln ein sehr sicheres Gefühl auch bei kräftigem Verzögern. Sie sind gegen Aufpreis von rund 160 Euro bestellbar.

Alles da: Helle Beleuchtung, stabile Alu-Schutzbleche und gut konturierte Alljahresreifen© ADAC/Rudolf Huber

Die Busch & Müller-Beleuchtung vorne wie hinten leuchtet wie gewünscht, dazu gibt es ergonomische Griffe und einen auf die weibliche Anatomie abgestimmten Gel-Sattel, auf dem sich durchaus auch Männer wohlfühlen können.

Die Alu-Schutzbleche erfüllen ihre Aufgabe absolut zufriedenstellend, und die relativ grob profilierten, aber leise abrollenden Schwalbe-Reifen zeigen sich neben Asphalt auch Kies und mal etwas gröberem Schotter gewachsen.

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Fazit: Ein E-Bike für fast alle Lebenslagen

Das Trekking-E-Bike Simplon Kagu :e empfiehlt sich als Begleiter für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke© ADAC/Rudolf Huber

Unterm Strich zeigt das Simplon-Bike auf sehr angenehme Weise, wie einfach Pedelec-Fahren sein kann. Und wie vielseitig, denn das Kagu :e ist viele Räder auf einmal: Solo-Spaßmobil, Einkaufshelfer oder Kinder-Transporter. Und mithilfe des optionalen Anhängeradapters wird es sogar zum Lastenfahrrad. Dafür muss man allerdings eine ordentliche Summe ausgeben. Aber der Gegenwert fürs Geld stimmt.

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Text: Rudolf Huber