Specialized Turbo Como: Ein Automatik-E-Bike mit Radar

Das Specialized Turbo Como 5.0 E-Bike fahrend fotografiert
Bequemes Tiefeinsteigerrad: Das Specialized Turbo Como 5.0© ADAC/Rudolf Huber

Die US-Marke Specialized verbindet man eigentlich mit leichten, schnellen und eher rein muskelbetriebenen Rädern. Doch es geht auch anders, wie das Pendler- und Touren-Pedelec Turbo Como 5.0 IGH zeigt. Testfahrt, Daten, Preis.

  • Top-Version der Como-Reihe für 4800 Euro

  • Automatikgetriebe wechselt Übersetzungen

  • Radargerät warnt vor Überholern

4800 Euro: Specialized Turbo Como 5.0 IGH

Die laut Hersteller "gemütliche und komfortable" Baureihe Como rangiert bei Specialized preislich zwischen 2800 und 4800 Euro, liegt also in etwa im unteren E-Bike-Mittelfeld. Das Testrad markierte dabei die teuerste Ausbaustufe, hatte dafür aber auch reichlich ungewöhnliche Technik installiert – etwa einen Radarsensor.

Das Turbo Como in der schicken Lackierung Red Tint/Silver Reflective ist ein klassisches "Damenrad" für beide Geschlechter, ein sehr tiefer und damit ohne große Verrenkungen zu erklimmender Tiefeinsteiger. Das ist nicht jedermanns Geschmack, was die Optik betrifft. Aber die Vorteile dieser Rahmenform gerade im hektischen Stadtverkehr oder bei kurzen Zwischenstopps sind unbestreitbar – auch für Radelnde, die ihr Bein beim Aufsteigen noch locker über den Sattel schwingen könnten.

710-Wh-Akku im Unterrohr

Das dicke Unterrohr mit dem integrierten, nach unten etwas mühsam herausnehmbaren 710-Wattstunden-Akku signalisiert beim ersten Blick: Hier kommt ein Pedelec. Das Unterrohr geht nahtlos und fein geschliffen in den Rahmen über, der den hauseigenen 2.2-Motor und die komplette Elektronik beherbergt.

Einen ganz eigenen Akzent setzen die Amerikaner mit ihrem Lenker, der so etwas wie eine moderne Version des gebogenen Hollandrad-Lenkers darstellt und sich auch beim Fahren so anfühlt. Das sieht speziell aus, erinnert ein bisschen an die Form eines Büffelhorns und ist designtechnisch durchaus gelungen.

Galerie: Das Tiefeinsteiger-E-Bike im Detail

Einen Hebel für die Schaltung hat das Turbo Como 5.0 IGH nicht. Lediglich zwei Bremshebel und links noch eine Mini-Bedienung für den E-Antrieb gibt es am Lenker, dazu mittig die vom Hersteller vollmundig Mastermind-Display genannte Anzeige für Tempo, Akkustand und diverse sonstige Daten.

Wie gut funktioniert die Automatik?

Das Fehlen der Schalt-Paddles erklärt sich durch das IGH im Namen des Pedelecs. Das Kürzel steht nämlich für Internal Gear Hub, die automatisch arbeitende stufenlose Getriebenabenschaltung von enviolo. Die übernimmt, kombiniert mit einem Karbonriemen statt der üblichen Kette, die Gangabstimmung selbstständig in Abhängigkeit von Tempo, Trittfrequenz und -stärke und sogar vom Neigungsgrad des Bikes.

Das ist für eingefleischte Kettenschalter erst einmal gewöhnungsbedürftig, stellt sich beim Stop-and-Go auf dem städtischen Radweg aber als angenehm heraus. Man spart sich die permanente Daumenarbeit und fährt tatsächlich immer im richtigen Gang los.

Trotz Feinabstimmung: Manchmal ruckelt's

Der Motor des Specialized Turbo Como 5.0 E-Bike
Der Antrieb ist nicht immer ganz geschmeidig© ADAC/Rudolf Huber

Zusätzlich hat Enviolo in seine Schaltung noch eine Feinabstimmung eingebaut. Durch einen Knopf am Bedienknubbel lässt sich die Übersetzung der jeweiligen Fahrsituation anpassen, und das gleich in sieben Stufen zwischen "fastest" und "lowest". Ersteres ist die schnelle Trittfrequenz für steile Anstiege, wie der kleinste Gang einer Kettenschaltung. Und Zweiteres steht für gemütliches, langsames Treten bei hohem Tempo, entspricht also dem größten Kettenschaltungsgang. Die anderen Übersetzungsmöglichkeiten liegen fein abgestuft dazwischen.

Wer meist in der Ebene unterwegs ist und deshalb selten die Frequenz an wechselnde topografische Umstände anpassen muss, ist mit dieser Schaltung sicher gut bedient. Einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterließ die Automatik bei Testfahrten im hügeligen Oberbayern. Denn um beim ständigen Wechsel zwischen rauf, runter und Ebene immer die angenehmste Trittfrequenz eingestellt zu haben, muss man fast so viel händisch in die Automatikschaltung eingreifen wie bei einem herkömmlichen System mit üblicherweise zehn oder elf Gängen.

Unterm Strich konnte der IGH aber dennoch überzeugen: Bis auf leichte Geräusche beim Übersetzungswechsel und zwischendurch ein minimales Ruckeln im Tretlager um Tempo 25 verrichtete der Schaltautomat seine Arbeit komplett unauffällig und effizient.

Specialized Turbo Como: Daten, Preis


Specialized Turbo Como 5.0 IGH

Motor

Specialized 2.2

Leistung/Drehmoment

250 W/90 Nm

Akku

Specialized U2-71, 710 Wh

Display

Mastermind TDC

Schaltwerk

Enviolo Automatiq Pro shifting interface

Bremsen

hydraulische Scheibenbremsen (SRAM G2 RS 180/180 mm)

Reifen

Pathfinder Sport Reflect 650Bx2.3

Gewicht

28,3 kg

Vordergabel

Vordergabel Rockshox Recon Silver RL 80 mm

Dämpfer hinten

gefederte Sattelstütze 40 mm

Preis

4800 Euro

Stand: August 2024

Antrieb mit drei Unterstützungsstufen

Das Specialized Turbo Como 5.0 E-Bike seitlich stehend fotografiert
Specialized verlangt für das Turbo Como 5.0 IGH exakt 4800 Euro© ADAC/Rudolf Huber

Der Specialized-Antrieb mit den drei Unterstützungsstufen Eco, Sport und Turbo erwies sich dabei als kongenialer Partner. Dank des maximalen Drehmoments von 90 Newtonmeter (Nm) verwandelt er stets sehr leise auch steile Anstiege in dezent pulssteigernde Zwischenetappen. Die Steuerung seiner Kraftentfaltung ist in Kombination mit der Automatik sehr harmonisch. Vorstellbar wäre allenfalls noch eine zusätzliche Unterstützungsstufe zwischen Eco und Sport, der Abstand ist doch relativ groß. Insgesamt dürften auch Pedelec-Anfänger mit dem Como-Antrieb auf Anhieb zurechtkommen. Specialized gibt die Reichweite mit "bis 100 Kilometer" im Eco-Modus an. Wer mehr Kraft braucht und Anstiege zu bewältigen hat, kann mit 60 bis 70 Kilometern kalkulieren.

Das Fahren mit dem Turbo Como 5.0 IGH ist sehr komfortabel. Dafür sorgen die Rockshox-Vordergabel mit 80 Millimetern Federweg und die Sattelstütze, die bis zu 40 Millimeter wegfedern kann. Außerdem filtern schon die sehr leise laufenden und voluminösen Pathfinder-Sport-Reflect-Reifen ziemlich viele Straßenunebenheiten weg. Der Gelsattel passt gut zur rückwärtigen menschlichen Anatomie und ermöglicht lange Ausritte, die Ergon-Lenkergriffe runden das Wellness-Angebot auf Rädern ab.

Einen auf bis zu 27 Kilo ausgelegten Gepäckträger liefert Specialized serienmäßig mit, dazu vorn sehr lang hinuntergezogene Alu-Schutzbleche. Mithilfe der Mission-Control-App kann der Motor deaktiviert werden, zudem ist das ganze smarte System Over-the-Air updatefähig und bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Einstellungen den persönlichen Vorlieben anzupassen.

Radar warnt vor anderen Fahrzeugen

Das Rücklicht des Specialized Turbo Como 5.0 E-Bike
Radar: Das schwarze Kästchen checkt den rückwärtigen Verkehr© ADAC/Rudolf Huber

Und dann gibt es noch den anfangs erwähnten Garmin-Radar. Ein schwarzes Kästchen unter dem Rücklicht detektiert von hinten herannahende Fahrzeuge ab einer Entfernung von 140 Metern, sie werden durch einen Piepston und einen von unten nach oben wandernen Kreis im Display angezeigt. Nach dem Überholen wird mit einem Doppel-Pieps angezeigt, dass die Luft nach hinten rein ist.

Klingt etwas kompliziert, ist aber auf wenig befahrenen Straßen eine Information, die der Sicherheit dient und vor der Schrecksekunde beim Überholtwerden schützt. Wer allerdings auf einem Radweg neben einer vielbefahrenen Straße unterwegs ist, wird schnell von der Dauer-Piepserei genervt sein. Den Pieps-Overkill erlebten wir auf einem abgesenkt neben einer mit hohen Leitplanken abgetrennten Autobahn verlaufenden Feldweg. Einerseits war es beeindruckend, dass das System alle diese "Überholenden" zuverlässig erkannte. Andererseits litt das Nervenkostüm schon nach kurzer Zeit erheblich. Gut zu wissen: Die Töne können auch deaktiviert werden.

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Fazit: Unter dem Strich positiv

Welche Eindrücke hinterlässt das Turbo Como? Unterm Strich durchaus positive, wenn es denn richtig eingesetzt wird. Das Pedelec verwöhnt mit hohem Fahrkomfort, Stabilität und einer Automatik, die fast an die Fähigkeiten einer guten Kettenschaltung herankommt. Der Riemenantrieb ist praktisch wartungsfrei, die App lässt vielfältige Einstellmöglichkeiten zu, und sowohl die Kraft des Specialized-Motors, als auch die Akku-Kapazität passen gut zu einem klassischen Pendler- und Tourenbike.

Die Kehrseite der Medaille: Die Solidität und die gute Ausstattung schlagen sich beim Gewicht erkennbar nieder. 28,3 Kilo sind kein Pappenstiel, die müssen erst einmal auf den Bahnsteig, ins Fahrradabteil, die Kellertreppe hinauf oder auf den Fahrradträger gewuchtet werden. Gut, dass dabei zumindest in manchen Situationen die Schiebehilfe unterstützend eingreift.

Text: Rudolf Huber