Fahrrad-Pannenset: Was bei der Fahrradpanne wirklich hilft

Wer das richtige Werkzeug dabei hat, kann sich im Falle einer Fahrradpanne in vielen Fällen gut selbst helfen
Wer das richtige Werkzeug dabei hat, kann sich im Falle einer Fahrradpanne in vielen Fällen gut selbst helfen© Shutterstock/Stock-Asso

Eine Fahrradpanne während der Radtour ist ärgerlich und beendet schnell das Vergnügen. Das richtige Werkzeug im Pannenset vereinfacht die schnelle Reparatur an Ort und Stelle. Wir sagen Ihnen, welche kleinen Retter in der Not Sie dazu brauchen.

  • Multitools ersetzen viele Werkzeuge – aber nicht die Luftpumpe

  • Reifenpannensprays helfen schnell, aber nicht dauerhaft

  • Reifendichtmittel ist praktisch, aber nicht für jeden Reifen geeignet

Multitool-Werkzeug gehört ins Pannenset

Gehören in jedes Fahrradpannenset: Multitools – am besten auf die Ausstattung des Fahrrads abgestimmt © Shutterstock/Radachynskyi Serhii

Sie sind klein, vielfältig einsetzbar und ungeheuer praktisch: Multitools. Hier steht ein Werkzeug für viele. Meist ersetzt dieses kleine Kombi-Multitalent Innensechskant (Inbus/Torx), Kettennieter, Reifenheber, Schraubendreher, Speichenspanner und Maul- oder Ringschlüssel in verschiedenen Größen.
Mit einem Multitool kann man verschiedene mechanische Reparaturen selbst erledigen. Es erfüllt beste Dienste bei gelockerten Schrauben, Feineinstellungen von ergonomischen Teilen und Nachjustierungen. Ein Kettennieter mit Ersatznieten oder Kettenschloss kann eine gerissene Kette zusammenfügen und somit eine fast schon aussichtslose Panne beheben.

Aber Vorsicht: Die Werkzeuge sind als Helfer in der Not konstruiert. Größer dimensionierte Schrauben bzw. Spezialschrauben lassen sich hiermit häufig nicht lösen oder festziehen. Zudem können mit diesen Minitools nicht immer die erforderlichen Drehmomente eingehalten werden.

Klassiker fürs Pannenset: Das Reifenflickzeug

Die klassische Art, den Reifen zu reparieren: Flickenfleck auf die defekte Stelle am Schlauch kleben © Shutterstock/Andrei_Diachenko

Die klassische Methode einen Fahrradreifen zu flicken ist nach wie vor, das Rad abzumontieren, das Loch zu suchen und einen Flicken darauf zu kleben. Wenn die Radachse keinen Schnellspannmechanismus aufweist, wird ein spezielles Werkzeug benötigt, um das Rad abzumontieren. Zur Not und mit viel Geschick kann der Schlauch aber auch an einem montierten Rad – zumindest stückweise – aus dem Mantel gezogen werden.

Das Reifenflickset selbst sollte aus Reifenheber, Flickzeug und Luftpumpe bestehen. Zwei oder besser noch drei Reifenheber erleichtern den Wechsel des Reifenmantels erheblich. Mit diesen kleinen Helfern aus Metall oder Kunststoff kann man den Mantel leichter von der Felge hebeln.

Das Flickzeug kann sowohl mit Klebertube als auch mit selbstklebenden Flicken ausgestattet sein. Letztere erleichtern und beschleunigen die Reparatur und verzeihen außerdem den ein oder anderen Fehler in der Anwendung.

Unser Tipp: Damit der Klebevorgang gut gelingt, sollte die Klebertube nicht zu alt und im Idealfall ungeöffnet sein. Überprüfen Sie am besten die Konsistenz des Klebers mit händischem Druck auf die Tube. Ist sie hart, ist der Kleber meist eingetrocknet. Ein frischer Kleber sollte den alten dann schnellstmöglich ersetzen.

Sorgt für eine gute Weiterfahrt: Der Ersatzschlauch

Die beste Vorbereitung auf eine Reifenpanne ist die Mitnahme eines passenden Ersatzschlauchs. In den meisten Fällen kann damit die Reifenpanne schnell behoben und die Fahrradtour fortgesetzt werden. Selbst für den Fall, dass das Rad nicht demontiert werden kann, gibt es eine praktikable Lösung: der so genannte offene Fahrradschlauch.

Der ADAC hilft auch liegen gebliebenen Fahrradfahrenden und macht sie wieder mobil. Die Hilfe ist für Mitglieder kostenlos © ADAC/Gerd George

So funktioniert's: Der defekte Schlauch wird aus dem Mantel des montierten Rades herausgezogen, durchgeschnitten und entfernt. Der offene, also nicht zu einem geschlossenen Ring geformte Ersatzschlauch wird mit etwas Luft befüllt in den Mantel eingeschoben. Nach der Montage des Mantels und durch die Erhöhung des Reifendrucks pressen sich die Schlauchenden aneinander, sodass beim Abrollen kein Übergang spürbar ist. Auch die ADAC Straßenwacht hilft Radfahrenden damit bei Reifenpannen.

Unser Tipp: Reifenmäntel mit verstärkten Laufflächen bieten einen besseren Pannenschutz.

Übrigens: Der ADAC bietet seinen Mitgliedern eine kostenlose Fahrrad-Pannenhilfe. Die Gelben Engel helfen bei Reifen-, Ketten- Brems- oder Akkuproblemen und bringen notfalls das Rad zur nächsten geeigneten Werkstatt.

Immer dabei: Die Fahrradpumpe

Sie ist seit vielen Jahren der treue Begleiter von Radfahrerinnen und Radfahrern: Die Luftpumpe. Bei der klassischen (mechanischen) Fahrradpumpe gilt: Je kleiner sie ist, umso langwieriger und mühsamer stellt sich die Pumparbeit dar. Minipumpen für unterwegs gibt es in den mechanischen Ausführungen als Handpumpe oder Fußpumpe.

Ohne Kraftanstrengung gelingt das Befüllen mit einer CO₂-Kartuschenpumpe oder Akkupumpe. Ein Manometer hilft bei der Befüllung, den korrekten Fülldruck einzustellen.

Unser Tipp: Nach dem Einfüllen von CO₂-Gas sollte dieses möglichst bald durch Luft ersetzt werden, da CO₂ ein anderes Temperatur-Druck-Verhalten hat als Luft.

Hilfreiches Provisorium: Reifenpannenspray

Reifensprays sind eine schnelle, aber keine dauerhafte Lösung. Der Schlauch sollte schnellstmöglich gewechselt werden © ADAC/Beate Blank

Im südlichen Ausland gehört es bei Radsportlern fast schon zur Standardausstattung: der Reifenpannenspray. Dabei handelt es sich um ein kleines unter Druck stehendes Fläschchen, ähnlich einer Haarspraydose. Am oberen Ende befindet sich statt eines Sprühkopfs ein Betätigungshebel mit Schlauch. Im Pannenfall kommt der Schlauch mit Ventilaufsatz der Spraydose auf das Schlauch- bzw. Reifenventil. Jetzt wird der gesamte Inhalt des Sprays eingefüllt. Danach sollte der Reifen zügig bewegt werden.

Das Dichtmittel verteilt sich im Schlauch und dichtet Löcher bis zu wenigen Millimetern Größe oft zuverlässig ab. Gleichzeitig versorgt es den Reifen mit Füllgas. Somit ist kein Aufpumpen bzw. Nachpumpen nötig. Die Reifendichtsprays sind bereits ab rund fünf Euro erhältlich. Aber: Ähnlich wie der Flickenkleber hat das Reifendichtmittel auch im ungenutzten Fall ein "Verfallsdatum" und sollte somit nach den Hinweisen des Herstellers regelmäßig erneuert werden.

Unser Tipp: Sorgen Sie dafür, dass Sie nach einer Panne den Schlauch zeitnah ersetzen oder klassisch flicken. Geflickte Reifen mit einem Reifenpannenspray sind nur ein Provisorium, und die Schadstelle hält oft nicht dauerhaft dicht.

Reifendichtmittel: Panne mit Tubeless-Reifen

Der englische Begriff Tubeless heißt übersetzt ins Deutsche "schlauchlos". Tubeless-Reifen sind somit Fahrradreifen, die ohne Schlauch auskommen. Die Verbindungsstellen zwischen Reifenmantel und Felgen sowie die Reifenmäntel selbst sind selten völlig luftdicht. Deshalb muss die Tubeless-Bereifung mit einem besonderen Dichtmittel gefüllt werden. Diese Emulsion ist als Dichtmilch oder Tubeless-Milch bekannt.

Der Clou dieses Mittels ist, dass es bei einer Reifenpanne in der Lage ist, die Schadstelle blitzschnell abzudichten. Ein großer Nachteil von Tubeless-Reifen ist aber, das ein regelmäßiges Auffüllen der Dichtmilch notwendig ist, denn diese trocknet mit der Zeit aus.

Der richtige Platz für das Pannenset

Niemals ohne: Für ein Pannenset sollte immer Platz sein. Gut dafür geeignet sind Satteltaschen © ADAC/Thomas Heinrich

Fahrradrucksäcke sind oft die erste Wahl um Verpflegung, Bekleidung und etwaige Pannenhelfer mitzuführen. Aber viel besser ist es, das Pannenset direkt am Rad zu montieren. Klassische Varianten sind Sattel- oder Rahmentaschen. Im optimalen Fall sind diese wasserdicht und lassen sich per Klettverschluss oder verschraubter Stecksysteme unkompliziert am Rad befestigen.
Von ausgesprochen kreativem Erfindergeist zeugt die Idee mancher Hersteller, die Miniwerkzeuge in den Hohlräumen der Fahrradrohre integrieren. Die Multitools sind so klein, dass sie im Gabelschaftrohr, der Sattelstütze oder den Lenkerenden unterbracht werden können.

Praktische Tipps zu den Fahrrad-Pannensets

Fahrradpannensets wird oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Im Falle einer Panne sind sie allerdings die Retter in der Not. Umso größer die Brandbreite, die sie abdecken, und je einfacher sie in der Anwendung sind, umso erfolgreicher kann man sich selbst bei einer Panne helfen.

  • Das Fahrradpannenset sollte den eigenen Wünschen und der individuellen, technischen Ausstattung des Fahrrads angepasst werden (Kettenschlosstyp, Reifenpannenset, Werkzeugset).

  • Wer in der Transportasche oder im Rucksack Platz hat, sollte einen geschlossenen oder offenen Ersatzschlauch für die nächste Fahrradtour einpacken. Dieser hilft fast jedem liegengebliebenen Fahrradfahrenden zuverlässig aus der Patsche beziehungsweise der Reifenpanne.

  • Reifendichtmittel für Tubeless-Reifen und Kleber zum Schlauchflicken haben begrenzte Haltbarkeiten. Sie sollten regelmäßig überprüft und gegebenenfalls erneuert werden.

  • Reifenpannensprays sind schnelle Helfer in der Not, aber keine Lösung auf Dauer.