Fahrradschlauch flicken: Einfache 15-Minuten-Anleitung
Der Fahrradreifen ist platt. Keine Sorge: Den Fahrradschlauch zu flicken, gelingt in nur 15 Minuten. So geht es.
Einfache Anleitung zum Reifenflicken
Alternativen zum klassischen Flickzeug
Infos zum Flicken von Tubeless-Reifen
Einen Platten können sich Radfahrer immer und überall einfangen. Zum Ärger über die Panne gesellt sich oft Unsicherheit, wie sich der Fahrradschlauch reparieren lässt. Wenn man Flickzeug zur Hand hat, kann die Sache binnen 15 Minuten erledigt sein.
Reifen flicken: Schnellanleitung
Prüfen, ob das Ventil einen Schaden hat – dann erübrigt sich das Flicken.
Das betroffene Rad ausbauen, wenn der Schlauch beschädigt zu sein scheint.
Den Mantel des Reifens aus dem Felgenbett hebeln und vorsichtig den Schlauch herausziehen.
Das Loch durch Hören oder Sehen suchen, idealerweise im Wasserbad.
Das Loch flicken mit Kleber und Standardflicken oder selbstklebenden Flicken.
Den Schlauch leicht aufpumpen und einlegen, dann den Mantel des Reifens fixieren.
Den Reifen ganz aufpumpen und wieder einbauen.
Das braucht man
Reifenflickset
Wasserbad (optional)
Kugelschreiber
Montierhebel/Reifenheber
Radmutterschlüssel
Luftpumpe
Das Flickset besteht üblicherweise aus unterschiedlich großen Flicken, einem Kleber (exakt gesagt: Vulkanisationsmittel) und etwas Schleifpapier, um die betroffene Stelle aufzurauen. Es gibt auch Sets, die selbstklebende Flicken enthalten, wodurch der separate Kleber überflüssig wird. Egal wofür man sich entscheidet: Ein Reifenflickset sollte an keinem Fahrrad fehlen, ebenso wie Radmutternschlüssel und eine Luftpumpe. Weitere Hilfsmittel erleichtern zwar die Arbeit, sind aber nicht zwingend nötig.
Bevor es losgeht
Wer das Rad platt vorfindet, sollte den betroffenen Reifen auf jeden Fall erst einmal aufpumpen, bevor ans Flicken gedacht wird: Vielleicht hat jemand mit Absicht die Luft abgelassen oder das Ventil hat seinen Geist aufgegeben. Erst wenn klar ist, dass der Fahrradschlauch die Luft nicht hält, startet die eigentliche Reparatur. Dazu wird im ersten Schritt das betroffene Rad ausgebaut. Deshalb ist es wichtig, auch auf Touren den passenden Radmutternschlüssel dabei zu haben.
Schlauch ausbauen
Im nächsten Schritt wird der Mantel des Reifens aus dem Felgenbett gehebelt. Dazu sollte der Schlauch möglichst völlig ohne Luft sein, damit der Reifen leichter auf einer Seite über das Felgenhorn geschoben werden kann. Nun wird die Überwurfmutter, die das Ventil von außen fixiert, abgeschraubt und der Schlauch vorsichtig unter dem Mantel hervorgezogen.
Tipps zum Fahrradschlauchwechseln im Detail
Das Loch finden
Nur selten ist auf den ersten Blick offensichtlich, wo der Schlauch undicht ist. Um die schadhafte Stelle aufzuspüren, wird zunächst wieder das Ventil aufgeschraubt und der ausgebaute Fahrradschlauch aufgepumpt. Durch abschnittsweises Zusammendrücken lässt sich im Schlauch der Druck weiter erhöhen und die schadhafte Stelle leichter finden. Dabei hilft weniger das Auge als mehr das Gehör, wenn die Luft zischend entweicht. Auch mit der Hand kann der entstehende Luftstrom gut erfühlt werden.
Am zuverlässigsten ist es, den Schlauch durch ein Wasserbad – beispielsweise in einem Eimer oder im Waschbecken – zu ziehen: Hier zeigen aufsteigende Luftbläschen deutlich an, wo sich das Loch befindet. Wichtig ist auf jeden Fall, die schadhafte Stelle mit einem Kugelschreiber oder Filzstift zu markieren, damit man sie vor der Reparatur wiederfindet. Die Markierung sollte nicht zu klein ausfallen und darf ruhig so groß wie eine Münze sein.
Flicken des Fahrradschlauchs
Wurde der Schlauch zum Aufspüren des Lochs durchs Wasser gezogen, muss er erst einmal wieder abgetrocknet werden – sonst haftet später der Flicken nicht. Aus dem gleichen Grund sollte die betroffene Stelle auch gründlich gereinigt werden. Besser ist zudem, die restliche Luft abzulassen. Nun wird die defekte Stelle mit Schmirgelpapier aufgeraut, damit im Anschluss die Klebewirkung besser ist. Manche günstige Reifenflicksets liefern dazu einen kleinen Alu-Hobel mit, dessen Handhabung etwas schwierig ist. Deshalb sollte man in diese Sets auf jeden Fall auch etwas Schmirgelpapier dazu packen.
Zum Verschließen des Lochs mit einem Flicken wird erst mit einem speziellen Kleber, dem Vulkanisierungsmittel, gearbeitet. Herkömmliche Kleber, auch Sekundenkleber, eignen sich dafür nicht. Das Vulkanisierungsmittel wird großzügig aufgetragen – sowohl was die Materialmenge als auch die Größe der Fläche betrifft. Diese sollte größer als der Flicken sein. Die Vulkanisierflüssigkeit sollte vor der Weiterverarbeitung erst einmal trocknen. Fünf Minuten reichen dafür üblicherweise.
Dann wird vom Flicken die Silberfolie abgezogen, bevor er korrekt platziert und fest angedrückt wird. Das sollte mit gleichmäßigem Druck und sehr sorgfältig erfolgen. Das Arbeiten auf einem ebenen Untergrund ist okay, besser ist es jedoch, eine gekrümmte Unterlage (wie Flasche oder Glas) zu verwenden. Klebt der Flicken korrekt, kann abschließend die transparente Schutzfolie abgezogen werden.
Alternativen zum Flickzeug
Neben dem herkömmlichen Flickzeug aus Vulkanisiermittel und trockenem Flicken gibt es inzwischen auch Sets mit selbstklebenden Flicken. Diese Klebeflicken werden direkt ohne Vulkanisierflüssigkeit aufgebracht. Echte Vor- oder Nachteile haben sie nicht. Wichtig ist in diesem Fall nur, dass sie auf keinen Fall mit zusätzlichem Kleber fixiert werden dürfen. Etwas heikel ist dagegen die Verwendung sogenannter Pannensprays: Hier wird das Vulkanisationsmittel ohne Flicken aufgesprüht. Sie eignen sich nur für kleine Löcher und erfordern in der Handhabung und Dosierung etwas Erfahrung.
Nachkontrolle
Wer seinen Fahrradschlauch selbst repariert, sollte vor dem Wiedereinbau erst einmal das Ergebnis prüfen. Dazu wird der Schlauch nochmals aufgepumpt und akustisch oder im Wasserbad geprüft, ob er wieder dicht ist – oder ob man vielleicht eine Schadstelle übersehen hat. Danach geht es an den Wiedereinbau: Das Ventil wird entfernt, im ersten Schritt durch die Öffnung der Felge geführt und mit der Überwurfmutter gesichert.
Nun wird der Fahrradschlauch sorgfältig unter den Mantel auf das Felgenbett geschoben. Ist das erledigt, wird noch einmal kontrolliert, ob das Ventil senkrecht sitzt, die Überwurfmutter festgezogen und das Ventil eingeschraubt ist. Jetzt kann der Schlauch mindestens halb voll aufgepumpt werden. Das erleichtert das Aufziehen des Fahrradreifens, wobei hier Hilfsmittel wie Montierhebel oder Reifenheber äußerst nützlich sind. Zum Schluss wird das komplette Rad wieder am Gestell montiert (was am Hinterrad immer mehr Fummelei ist) – und die Fahrt kann weitergehen.
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Flicken oder wechseln?
Grundsätzlich ist das Flicken eines Fahrradschlauchs kostengünstiger, als jedes Mal einen neuen einzusetzen. Der Arbeitsaufwand beim Flicken ist zwar mit Lochsuche und Flickenaufkleben länger, doch wesentliche Schritte wie Rad- und Reifendemontage müssen auch beim Schlauchwechsel erfolgen. Allerdings kann es auf einer Radtour praktischer sein, einen Ersatzschlauch einzulegen, um den alten zu Hause gründlich und in Ruhe zu reparieren.
Und wie oft kann man einen Fahrradschlauch flicken? Es spricht nichts dagegen, dass er mehrfach geflickt wird. Nur wenn im unmittelbaren Umfeld einer bereits geflickten Stelle ein weiteres Loch auftritt und sich die Flicken überlappen würden, kann es problematisch werden. Sprich, die zweite Reparatur ist nicht so stabil.
Generell gilt: Bei normaler Nutzung kann ein Schlauch – geflickt oder nicht – viele Jahre halten. Mit zunehmendem Alter fängt er jedoch an, porös zu werden und verliert kontinuierlich Luft. Wer also häufiger zur Luftpumpe greifen muss, um vollen Reifendruck zu haben, sollte einen neuen Schlauch in Erwägung ziehen.
Tubeless-Reifen flicken
Schlauchlose Reifen, wie sie bei hochwertigen Rennrädern und Mountainbikes bisweilen zum Einsatz kommen, sind bei einem Schaden auch nicht zwangsläufig ein Fall für die Mülltonne. Allerdings muss bei diesen Tubeless-Reifen ganz anders als bei konventionellen Fahrradreifen vorgegangen werden. Sie können geflickt oder sogar genäht werden.
Auch für schlauchlose Reifen gibt es spezielle Reparatursets. Sie enthalten Flickwürstchen, die von außen in den Reifen gesteckt werden. Üblicherweise gibt es sie in zwei Größen. Damit können Löcher von bis zu 8 Millimeter Durchmesser geflickt werden.
Diese Flickwürstchen werden in das Loch gestopft, bis noch ein paar Millimeter herausschauen. Dies erfolgt mithilfe eines gabelförmigen Werkzeugs, das den Sets meistens beiliegt. Danach kann der Reifen aufgepumpt und die Fahrt fortgesetzt werden. Der Reifen muss noch nicht einmal demontiert werden. Allerdings ist es gerade bei den grobstolligen Mountainbike-Reifen eine besondere Herausforderung, die Schadstelle zu entdecken.
Eine zweite Variante ist, sie mit konventionellen Flicken (siehe oben) zu versiegeln. Hier wird der Flicken also auf der Unterseite des Reifens angebracht. Naheliegend, dass dies nicht bei allen Arten der Beschädigung möglich ist und die behandelte Stelle absolut sauber sein muss.
Ist das Loch im Tubeless-Reifen größer als ein Zentimeter, kann der Riss auch genäht werden – zum Beispiel mit einer Angelschnur oder robustem Jeansgarn. Dicht wird der Reifen damit natürlich nicht. Durch die Naht werden die Schadstellen nur aneinandergedrückt, damit das Loch in einem zweiten Schritt von innen und außen vulkanisiert werden kann. Wegen der erforderlichen Ruhezeit dauert das aber länger als einen Tag.
Autor: Wolfgang Hörner