Wallbox mit Lastmanagement: So können Elektroautos gleichzeitig laden
Damit mehrere Elektroautos gleichzeitig in einer Tiefgarage laden können, braucht es ein intelligentes Lastmanagement. Was das ist und worauf man achten muss.
Lastmanagement-Systeme: Beratung und Installation durch Fachbetrieb
Technik und Preise: Was für Sie als Kunde wichtig ist
Funktionsweise: statisches oder dynamisches Lastmanagement
Wenn mehrere Elektroautos in einem Gebäude gleichzeitig geladen werden sollen,
ist schnell der Stromanschluss überlastet – diese Angst ist weit verbreitet und trägt auch oftmals zu der Entscheidung bei, die Anschaffung eines Elektroautos auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Das muss jedoch nicht sein. Denn inzwischen werden technische Lösungen für jedermann angeboten: Wallboxen mit einem sogenannten Lastmanagement. Das Lastmanagement ist beispielsweise essentiell für das Laden in Wohnanlagen oder auf dem Mitarbeiterparkplatz, weil es den verfügbaren Strom auf mehrere Fahrzeuge verteilen und eine Überlastung des Stromanschlusses verhindern soll.
Der ADAC hat nun erstmals verschiedene Lastmanagement-Systeme von Wallboxen in einer Studie untersucht. Folgende Fragen sollen mit der Studie geklärt werden:
Funktioniert die Technik zuverlässig?
Wie groß ist der Aufwand für die Installation?
Welche Lösungen gibt es zu welchen Kosten?
Wie Sie beim Kauf eines Elektroautos oder beim Einbau einer Wallbox sparen können, erfahren Sie hier.
Wallboxen mit Lastmanagement: Technik, Preise, alle Stärken und Schwächen
Reicht die Auslegung des Hausanschlusses?
Neben den Anschaffungskosten für die Wallboxen (Stückpreise zwischen rund 800 und 1700 Euro Euro) fallen bei den Systemen mit Controller zusätzlich Kosten für die zentrale Steuerung (350 Euro bis 1800 Euro) an, bei Leader-Follower Systemen ist die Steuerung bereits in einer Wallbox integriert. Dazu kommen noch die Aufwände des Elektroinstallateurs für Installation und Inbetriebnahme.
Grundsätzlich ist es ratsam, einen mit Wallboxen und Lastmanagement erfahrenen Experten oder Dienstleister zu beauftragen. Der wird nämlich als erstes den Stromverteilerkasten im Haus auf Tauglichkeit untersuchen. Außerdem wird er die Kapazität des Hausanschlusses überprüfen und ermitteln, wie viele Ladepunkte am vorhandenen Stromanschluss möglich sind bzw. ob eine Leistungserhöhung des Stromanschlusses durch den Netzbetreiber notwendig ist.
Stromverbrauch Elektroautos: Die Unterschiede sind groß
Bei Elektroautos gibt es große Unterschiede bei Verbrauch und Reichweite, das zeigt der realitätsnahe ADAC Ecotest. Aktuelle E-Autos im Vergleich – vom günstigen Seat Mii bis zum teuren Tesla Model X.
Statisches und dynamisches Lastmanagement
Der Fachmann unterscheidet zwischen statischem und dynamischem Lastmanagement. Beim statischen Lastmanagement wird eine fixe Gesamtleistung für alle vorgesehenen Ladepunkte festgelegt. Diese Gesamtleistung wird dann bedarfsabhängig auf die zu ladenden Elektroautos verteilt. Beim dynamischen Lastmanagement wird der aktuelle Stromverbrauch des Hauses gemessen und aufgrund dessen errechnet, was als Leistung für das Laden der Elektroautos situativ übrig bleibt. Die momentane "Restleistung" wird nun flexibel ("dynamisch") verteilt, das Strompotential im Haus (z. B. nachts) deutlich besser genutzt als mit einer statischen Regelung.
Ergebnis der Untersuchung
Alle Systeme mit Lastmanagement konnten beweisen, dass gleichzeitiges Laden mehrerer Elektroautos an einem Gebäudeanschluss möglich ist und nicht zu einer Überlastung führt. Verbesserungspotenzial zeigte sich hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit der Wallboxen. So sollten sich die Hersteller auf einheitliche Farben und Blinkcodes für Ladestatus und Fehlermeldungen einigen. Idealerweise sollten die Wallboxen außerdem die aktuellen Ladeleistungen in einem Display anzeigen.
Noch nicht immer perfekt funktionierten zwei Lastmanagement-Systeme hinsichtlich der so genannten Schieflastregelung. Denn Fahrzeuge mit ein- oder zweiphasigem Bordladegerät verursachen im dreiphasigen Stromnetz eine unsymmetrische Belastung der Leitungen, deren Differenz insgesamt nicht größer als 20 Ampere zwischen den einzelnen Stromphasen sein darf. Die bestehenden Ungenauigkeiten sollten die Hersteller im Rahmen von Software-Updates beheben.
Tipps für die Verbraucher
Bei der Produktauswahl
Beschäftigen Sie sich vor der Beschaffung intensiv mit der Frage nach dem benötigten Ausstattungs- und Funktionsumfang: Soll es eine Zugangsbeschränkung geben? Wird der Strom separat abgerechnet? Muss das System flexibel erweiterbar sein? Wie viele Ladepunkte wären das im zukünftigen Maximalfall?
Achten Sie bei der Auswahl der Wallboxen darauf, dass Informationen zum Ladestatus und zur Ladeleistung selbsterklärend und jederzeit einsehbar sind (Klartext-Display, beschriftete Leuchtdioden)
Ladekabel für die Wallbox sollten in unterschiedlicher Länge erhältlich sein, damit die Ladesteckdose der E-Autos je nach Position (Front, Seite, Heck) erreicht werden kann
Wallboxen sollten möglichst einen Diebstahlschutz haben
Für die Unterstützung bei der Produktauswahl, der Installation und Konfiguration des Lastmanagement-Systems ist es mehr als ratsam, ein erfahrenes Unternehmen hinzuziehen und auch mit der Abwicklung zu beauftragen
Für die Handhabung beim Laden
Kontrollieren Sie stets an der Wallbox bzw. im Fahrzeug, ob der Ladevorgang auch tatsächlich gestartet wurde
Man sollte die Bedienungsanleitung studiert oder zumindest griffbereit haben, um den Status der LED-Anzeigen verstehen zu können
Fachliche Beratung: Matthias Vogt, ADAC Technik Zentrum Landsberg