Elektroauto mit 400 oder 800 Volt: Was ist besser?

• Lesezeit: 5 Min.

Von Wolfgang Rudschies

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ein XPeng an der Ladesäule
Hersteller wie XPeng wollen mit 800 Volt auf die Überholspur© XPeng

800-Volt-Technik ist die Zukunft im Elektroauto. Sie bringt entscheidende Vorzüge – vor allem für Langstreckenfahrer. Was die Vor- und Nachteile sind und welche Modelle es schon auf dem Markt gibt.

  • 800 Volt für ultraschnelles Laden

  • Technik-Kosten sinken

  • DC-Infrastruktur kein Problem

Vergleicht man Elektroautos mit 800 Volt Spannungslage mit Autos, die 400-Volt-Systeme nutzen, sieht man sofort: Erstere sind meist deutlich teurer in der Anschaffung, dafür laden sie an der Schnellladesäule aber auch wesentlich besser. Prominenteste Beispiele sind der Hyundai Ioniq 5 sowie der Porsche Taycan. Beide Hersteller haben schon sehr früh auf die 800-Volt-Technologie gesetzt.

E-Auto-Akku: Vorteile von 800 Volt

Front und Seitenansicht eines fahrenden Porsche Taycan 4s
Der Porsche Taycan ist einer der Vorreiter für 800-Volt-Systeme © Porsche

Die Erhöhung der Spannungslage im Batteriesystem eines Elektroautos hat einen entscheidenden Vorteil: Sie führt zu einer Erhöhung der möglichen Ladeleistung. Das ist insbesondere für Elektroauto-Vielfahrer wichtig. Denn die Ladestopps auf der Langstrecke werden kürzer. Die gleiche Wirkung würden Techniker zwar auch erzielen, wenn sie die Stromstärke im System anheben würden. Diese Möglichkeit hat aber den Nachteil, dass ein größerer Kabelquerschnitt nötig ist. Damit würden die Kabel dicker, schwerer und teurer.

Grundsätzlich, so kann man es auf den Punkt bringen, haben 800-Volt-Akkus Ladeleistungen jenseits der 250 kW überhaupt erst möglich gemacht. Und damit kurze Standzeiten, wenn es um das schnelle Nachladen auf längeren Strecken geht.

Ein weiteres Argument für 800 Volt ist zudem, dass Kupfer und damit Gewicht bei Verkabelungen und Steckerverbindungen gespart werden kann. Darüber hinaus wird die thermische Belastung des Steckers reduziert, die direkt von der Stromstärke abhängt.

CCS-Stecker, also die Schnellladestecker, sind auf 500 Ampere Dauerstrom und 600 Ampere als kurzzeitige Spitze ausgelegt. Damit erreicht die Ladeleistung in 400-Volt-Systemen eine natürliche Grenze, die zwischen 200 bis 240 kW liegt. Tesla überschreitet die Grenze kurzzeitig mit 625 Ampere auf 250 kW (große Akkus in Model 3 und Y).

Elektroautos mit 800 Volt

Nachteile von 800 Volt

800 Volt hat gegenüber 400 Volt aber auch einen großen Nachteil: den technischen Aufwand und die damit verbundenen Kosten. Viele Standardkomponenten von Elektroautos, wie zum Beispiel der Klimakompressor oder die Wärmepumpe, aber auch der DC-DC-Wandler (der versorgt die 12-Volt-Batterie mit Strom aus der Hochvoltbatterie), sind auf 400 Volt ausgelegt und werden in der 400-Volt-Variante in großen Mengen produziert.

800-Volt-Komponenten werden zurzeit in geringen Mengen gebaut, also mit weniger Skaleneffekten. Langfristig wird sich das Preisniveau an die 400-Volt-Technik annähern.

Im Hinblick auf die Dauerhaltbarkeit von Akkus ist die 800-Volt-Technologie kein Nachteil. Denn an Spannung und Stromstärke für die einzelne Zelle (zwischen 3,7 und 4,2 Volt) ändert 800 Volt im System erst mal nichts. Ein Akkupack mit 800 Volt altert per se daher nicht schneller als eines mit 400 Volt. Für die Alterung ist allein die C-Rate entscheidend, also wie groß die Ladeleistung relativ zur Kapazität des Akkus ist.

Ladesäulen: Können 800-V-Autos überall laden?

Um eine Batterie aufladen zu können, muss die Ladespannung immer höher sein als die Batteriespannung. Deshalb ist an dieser Stelle eine Präzisierung wichtig: Schon die ersten Ladesäulen boten 500 Volt Ladespannung, neue Schnelllader realisieren 1000 Volt. Umgangssprachlich wird trotzdem meist von 400 Volt oder 800 Volt auch im Hinblick auf die Ladesäulen gesprochen.

Dass eine Ladesäule ein 800-Volt-Fahrzeug nicht aufladen kann, wird nur höchst selten zum Problem, weil die DC-Ladeinfrastruktur in Deutschland und in vielen Nachbarländern schon seit einigen Jahren fast überall für 800-Volt-Fahrzeuge ausgelegt ist.

Ladeinfrastruktur für 400 Volt wird nicht mehr ausgebaut, defekte oder veraltete 400-Volt-Säulen werden im Regelfall durch solche für 800 Volt ersetzt. Selbst 50-kW-DC-Ladestationen arbeiten mittlerweile fast alle auf 800-Volt-Basis. So mag der Mercedes-Benz CLA mit seinem reinen 800-Volt-Konzept noch ein Exot sein, langfristig werden aber immer mehr Hersteller so verfahren.

Wenn ein 800-Volt-Akku an einer weniger starken Säule geladen werden soll, dann funktioniert das nur über Umwege. Eine Option sind Booster, das sind DC-DC-Wandler, die die Spannung der Ladesäule auf das für den Akku erforderliche Niveau anheben.

Bildschirm mit einer Grafik über den Aufbau der Lithium Ionen Batterie des Audi Q6 e-tron
Der Akku im Audi Q6 e-tron arbeitet mit 800 Volt und kann "Bankladen"© ADAC/Wolfgang Rudschies

Eine andere Möglichkeit ist das sogenannte Bankladen, bei dem die Verschaltung des Akkus geändert werden kann, sodass – vereinfacht ausgedrückt – aus einem 800-Volt-Akku zwei 400-Volt-Akkus werden. Diesen Weg geht Audi etwa mit dem Q6 e-tron oder Porsche mit dem Macan.

Umgekehrt gilt: Ein 400-Volt-Fahrzeug kann immer an allen Säulen laden, auch an 800 Volt. Die Ladestation muss die Spannung zur Steuerung des Ladevorgangs ohnehin flexibel regeln können, deshalb sind alle 800-Volt-Säulen zu 400-Volt-Autos abwärtskompatibel. Auch in Zukunft kann man also sorgenfrei ein 400-Volt-Fahrzeug kaufen und alle DC-Lader nutzen.

Sonderfall Tesla Supercharger

Der Tesla V4 Supercharger an einer Ladesäule
Die Tesla-Säulen arbeiten derzeit mit 400 Volt, sollen aber auf 1000 Volt (V4: Foto) umgerüstet werden© Tesla

Die Tesla Supercharger sind das einzige größere Ladenetz, das noch eine relevante Anzahl an Ladesäulen für 400-Volt-Autos aufweist. Der erste Porsche Taycan kann hier "nur" 150 kW laden, ein Lotus Eletre ist sogar auf 80 kW limitiert, und der neue Mercedes CLA kann dort gar nicht laden, solange er nicht den für Frühjahr 2026 angekündigten Booster besitzt.

Dieses Problem dürfte langfristig der Vergangenheit angehören. Teslas V4-Supercharger arbeiten mit 1000 Volt Maximalspannung und ersetzen die V3-Supercharger bereits nach und nach. Tesla beginnt mit der Umrüstung zunächst in Nordamerika, hat für Europa noch keinen Zeitplan veröffentlicht. Auch bei den Fahrzeugen geht Tesla wohl auf eine höhere Spannung, der Cybertruck ist bereits bei 1000 Volt.

Fazit: 800 Volt ist die Zukunft

Schneller laden, weniger Kabelgewicht, mehr Effizienz: Die 800-Volt-Technik ist die Zukunft. Für die Kurzstrecke ist sie eher nicht notwendig, für Vielfahrer aber ein klarer Vorteil. Mit größerer Verbreitung von Elektroautos wird sich die höhere Batteriespannung durchsetzen. Auch weil die DC-Ladeinfrastruktur bereits heute weitgehend auf 1000 Volt basiert. Gut möglich, dass auch die günstigeren Fahrzeuge künftig auf die höhere Spannung wechseln.

Übrigens: Für das Wechselstromladen (AC) an der Wallbox ist die 800-Volt-Frage irrelevant. Das Laden an der Wallbox erfolgt immer am 230-Volt-Netz (ein- oder dreiphasig) und die Transformation auf die Hochvolt-Spannung erfolgt im Bordladegerät des Fahrzeugs – egal ob 400-Volt- oder 800-Volt-System.

Fachliche Beratung: ADAC Technik Zentrum

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