Smart #5 Fahrbericht: Elektro-SUV mit enormer Kraft

Der Smart #5 bietet Hightech und Komfort wie kaum ein anderes Elektro-SUV – mit 800 Volt-Technologie zum schnellen Laden. Und 475 kW Leistung in der Brabus-Topversion. So hat sich das deutsch-chinesische Topmodell bei der ersten Testfahrt bewährt.
Versionen mit 250 bis 475 kW Leistung
Bis zu 400 kW DC-Ladeleistung
Pro+ und Premium mit 590 km Reichweite (WLTP)
Smart und klein – das war einmal. Seit die Marke ein Joint-Venture von Mercedes und Geely ist, müssen wir umdenken. Schon das Einstiegsmodell Smart #1 hat eine Länge von immerhin 4,27 Meter. Das Coupé Smart #3 misst 4,40 Meter.
Als neuestes Modell gibt es nun den Smart #5 – ein ausgewachsenes Elektro-SUV mit 4,70-Meter-Karosserie, das live und in Farbe sogar noch eine Nummer größer wirkt. Mercedes lässt grüßen.
Die ADAC Redaktion hatte Gelegenheit, eine erste Testfahrt mit der Brabus-Topversion zu unternehmen. Eckdaten auf dem Papier: 400 kW Ladeleistung an der High-Power-Säule, Allradantrieb mit 475 kW Motorleistung, 3,8 Sekunden von null auf 100 km/h, viel Platz und für Abenteurer ein "Camping-Mode". Ob das Paket überzeugt?
Smart #5: Topversion Brabus im Detail

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Wer sich dem Smart #5 nähert, denkt unweigerlich: Was für ein Brummer! Das Fahrzeug sieht aus, als sei es an die fünf Meter lang. Ist es aber nicht. Bei 4,70 Meter wird das Maßband eingehakt, ein BMW X3 ist fünf Zentimeter länger. Keine Frage, der Smart #5 steht sehr massiv und breitschultrig da. Ein imposantes, sehr selbstbewusst auftretendes Modell.
Der Eindruck setzt sich im Innenraum fort. Vorn ist sowieso großzügig Platz, im Fond können sich zumindest normal große Erwachsene bequem auf die Rückbank lümmeln, dabei die Rückenlehne etwas nach hinten neigen und ein Nickerchen machen. Denn auch die Beinfreiheit ist außerordentlich gut für ein SUV von 4,70 Meter Länge. Um richtig zu schlafen, kann der Fahrer das bis hinten reichende Panoramadach abdunkeln. Elektrisch per Knopfdruck, versteht sich. Öffnen lässt sich das Glasdach leider nicht.
Das Kofferraumvolumen gibt Smart mit 630 Litern an. Wird die Rücksitzbank umgeklappt, passen 1530 Liter hinein. Im Frunk unter der vorderen Haube lassen sich noch einmal 47 Liter an Taschen, Kabeln und/oder Kleinkram unterbringen.
Auch die Hecktür zum Kofferraum öffnet elektrisch. Wer den Schlüssel nicht zur Hand hat, muss allerdings wissen wie, will man nicht bei der Suche nach einem Knopf verzweifeln. Der Knopf ist nämlich weder sichtbar noch kann man ihn irgendwo am Heckdeckel ertasten. Des Rätsels Lösung: Die Tür schwingt auf, wenn ein Druck auf das Blech im A des Smart-Schriftzuges erfolgt. Ungewöhnlich, aber schon irgendwie cool.
Das Fahrerlebnis mit dem Smart #5

Nun aber raus aus dem Komfort-Schlaf und rein ins Fahrvergnügen. Wie beeindruckend es ist, in 3,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h katapultiert zu werden, kann sich jeder Autofahrer vorstellen, der mal in einem Porsche gesessen hat.
Der Smart #5 Brabus schafft es auch – trotz eines Leergewichts von knapp 2,4 Tonnen und der Windschlüpfigkeit einer Schrankwand – in wenigen Augenblicken von 80 km/h (hinter einem Lkw) auf 200 km/h bei freier Bahn zu beschleunigen. Die Kraft von 710 Nm Drehmoment macht's möglich.
Allerdings wirft das gebotene Leistungspotential auch ein paar Fragen auf. Braucht man im öffentlichen Straßenverkehr so viel Power wirklich? In Zeiten, wo die Straßen entweder von Verkehr überlastet oder sowieso temporeglementiert sind.
Wir meinen: Das ist einfach völlig übertrieben. Wenn Smart #5, dann ist eine günstigere Version mit weniger Leistung die richtige Wahl. Smart selbst rechnet übrigens mit einem "relativ hohen Anteil an Brabus-Käufern". Schaun mer mal.
Nichts zu kritisieren gibt es am Fahrwerk. Das bietet einen erstaunlich guten Federungskomfort, die Reifen rollen geschmeidig ab. Und auch die Geräuschdämmung ist prima, unter anderem dank der doppelt verglasten Fensterscheiben.
Im Kurvengrenzbereich mag der Lenker des #5 seinem Popometer kaum glauben, so stabil und sicher klebt das Smart-Dickschiff auf der Straße. Um das plötzliche Verlassen des Fahrzeugs aus der Spur zu verhindern, muss das ESP erst sehr spät eingreifen, sanft und sauber übrigens.
Und auch um die Wirksamkeit der Bremsen muss man sich keine Sorgen machen. Sie bremsen. Und wie! Alle Werte dazu liefern die ADAC Testingenieure nach, sobald das Auto zu einem ausführlichen Test zur Verfügung steht.
Smart #5: Alternative Motorvarianten

Gut, dass man sich vom Smart #5 sechs verschiedene Antriebs- bzw. Ausstattungsversionen konfigurieren lassen kann, zu Basispreisen zwischen 45.900 und 60.900 Euro.
Die Einstiegsversion hat Heckantrieb, 250 kW Leistung und einen 76 kWh großen LFP-Akku. Die Brabus-Topversion mit Allrad, 475 kW Motorleistung und einem 100 kWh großen NMC-Akku muss es aus genannten Gründen nicht sein. Wer dennoch die 100-kWh-Batterie haben möchte, kann auch auf eine zivilere Version zurückgreifen.
Ladeleistung bis 400 kW

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Noch viel besser: Alle Versionen, bis auf die Einstiegsvariante, arbeiten mit einem 800-Volt-System. Laut Smart ist die Ladeleistung des #5 besser als beispielsweise die von Hyundai Ioniq 5, Ioniq 6 sowie Kia EV6, die ebenfalls auf 800-Volt-Technik setzen.
Alle Smart #5 mit 800 Volt kommen auf die enorme Ladeleistung von 400 kW. Soviel Strom gibt im Moment kaum eine Ladesäule her (außer bei Fastned zum Beispiel). Zum Beweis, dass der Wert stimmt, wurde im Rahmen der Testfahrt eine entsprechend starke Ladesäule aufgebaut, an der ein Smart #5 geladen wurde. Und in der Tat: Das Display an der Säule zeigte im Peak sogar 407 kW.
Das Laden von 10 auf 80 Prozent dauerte laut Messung von Smart 14:40 Minuten. Das ist extrem schnell bei einem 100-kWh-Akku. In der Regel sind E-Autos darauf ausgelegt, diesen Hub in 30 Minuten zu schaffen (unabhängig von der Batteriegröße).
Wird der Smart #5 an einer 350-kW-Säule geladen, wie man sie bei Ionity vorfindet, dauert der Ladevorgang 15:20 Minuten. Die entsprechende Messkurve legte der Hersteller vor, um zu zeigen, dass auch an einer limitierten Säule ultraschnelles Laden mit dem #5 möglich ist. 40 Sekunden mehr – na und?! Auch die Ladekurve wird der ADAC im kommenden Test noch selbst überprüfen.
Reichweite und Verbrauch

Die größte Reichweite erzielen die Smart #5-Versionen Pro+ und Premium. Beide haben Heckantrieb, angemessene 267 kW Leistung und die große Lithium-Ionen-Batterie mit 100 kWh Energie (brutto). Beide sollen laut WLTP 590 Kilometer schaffen. Der Brabus kommt auf 540 Kilometer, die Einstiegsversion mit der kleineren und kostengünstigeren LFP-Batterie (brutto 76 kWh) erzielt 465 Kilometer.
Bei der ersten Ausfahrt mit viel Bergstraßen kam der #5 Brabus auf einen Verbrauchswert von 24,7 kWh pro 100 Kilometer laut Bordcomputer, also ohne Ladeverluste. Laut WLTP inklusive Ladeverluste sollen es 19,9 kWh sein. Ein Wert, der im Alltag eher unrealistisch erscheint.
Wie sich die jeweils gefahrenen Geschwindigkeiten und die herrschenden Außentemperaturen auf die Reichweite auswirken, können Sie sich mit dem Reichweitenrechner anzeigen lassen. Probieren Sie es aus, indem Sie die Werte über die beiden Schieberegler verändern. Die Unterschiede sind beträchtlich – nicht nur bei der Topversion #5 Brabus.
ADAC Reichweitenrechner
smart #5 Brabus 475 kW (646 PS)
-10
30
50
130
Berechnete Reichweite
523km
(Reichweite laut Hersteller: 540 km)
Innenraum des Elektro-SUV

Mit der Bedienung ist es – wie leider üblich in modernen Autos – etwas schwierig und manchmal auch zu umständlich. Das liegt zum einen an der schlichten Anzahl der Einstellungsmöglichkeiten, zum anderen an der Tatsache, dass die Bedienung weitgehend über den Touchscreen mit etlichen Menüs und verschachtelten Untermenüs erfolgen muss.
Es braucht ein gewisses Maß an Zeit, um zu verstehen, was man wo und wie einstellen kann. Sogenannte Shortcuts im Menü und die Möglichkeit, Funktionen per Sprachbefehl auszuführen sind zwar ehrenwert, letztlich aber nur eine Krücke, um das Fehlen von Direkttasten zu kompensieren.
Die Ablenkungsgefahr fährt immer mit und wird auch von anderen Automobilherstellern heutzutage billigend in Kauf genommen. Hauptsache das Cockpit sieht schick aus. Hauptsache, die Nutzer können sich alles Mögliche nach persönlichem Bedarf und Geschmack einstellen. Dass ihnen damit manchmal der Spaß an Technik-Gimmicks verleidet werden kann, schreckt die Entwickler offenbar nicht ab. Einfachheit in der Bedienung – so etwas zählt in modernen Autos eher nicht.
Immerhin hat man im Smart #5 dank eines Head-up-Displays mit 25,6 Zoll und Augmented-Reality alle wichtigen Infos direkt im Blick. Zudem verfügt der Innenraum über drei Bildschirme. Sodass auch der Beifahrer auf seiner Seite die Möglichkeit hat, Spiele zu spielen, Filme zu schauen, Musik zu hören.
Auch nicht schlecht: Der KI-Sprachassistent kann selbst komplexe Fragen beantworten, Witze erzählen, Wikipedia-Einträge vorlesen oder Gedichte rezitieren.
An der Wertigkeit der Materialien gibt es nichts zu bemängeln. Im Gegenteil, es ist viel Liebe zum Detail zu sehen – und auch zu erfühlen. Zwar mag dem ein oder anderen das Interieur ein wenig zu verspielt und vielleicht auch ein wenig zu modisch daher kommen. Aber es ist gut gemacht.
Etwas enttäuschend ist der sogenannte Camping-Mode. Nach Umklappen sämtlicher Sitzlehnen entsteht nämlich keine topfebene Liegefläche, sondern sie ist ziemlich buckelig. Da müssen Camper mutmaßlich mit Hilfsmitteln wie Taschen oder Kissen Löcher stopfen, um halbwegs bequem liegen zu können.
Das hat uns gefallen: Sehr kurze Ladezeiten, hervorragendes Fahrwerk, viel Platz, hoher Komfort, wertiger Innenraum, umfangreiche Serienausstattung schon ab der Einstiegsversion.
Das hat uns nicht gefallen: Teils umständliche Bedienung, Camping-Mode suboptimal, Brabus-Motorisierung überdimensioniert, Wärmepumpe erst ab Premium-Version.
Smart #5: Technische Daten & Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | smart #5 Pro (ab 04/25) | smart #5 Pro+ (ab 04/25) | smart #5 Brabus (ab 04/25) |
---|---|---|---|
Motorart | Elektro | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 250 | 267 | 475 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 340 | 363 | 646 |
Drehmoment (Systemleistung) | 373 Nm | 373 Nm | 710 Nm |
Antriebsart | Hinterrad | Hinterrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 6,9 s | 6,5 s | 3,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h | 200 km/h | 210 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 465 km | 590 km | 540 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 18,5 kWh/100 km | 18,4 kWh/100 km | 19,9 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 76,0 | 100,0 | 100,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 74,4 | 94,0 | 94,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:150,0 | AC:22,0 DC:400,0 | AC:22,0 DC:400,0 |
Kofferraumvolumen normal | 630 l | 630 l | 630 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.530 l | 1.530 l | 1.530 l |
Leergewicht (EU) | 2.200 kg | 2.260 kg | 2.378 kg |
Zuladung | 500 kg | 500 kg | 502 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg | 1.600 kg | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) |
Länge x Breite x Höhe | 4.695 mm x 1.920 mm x 1.705 mm | 4.695 mm x 1.920 mm x 1.705 mm | 4.695 mm x 1.920 mm x 1.705 mm |
Grundpreis | 45.900 Euro | 50.900 Euro | 60.900 Euro |
Hier finden Sie alle Ausstattungsversionen und Daten zum Smart #5.
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