Lange dümpelte die Brennstoffzellen-Technologie vor sich hin. Doch jetzt kommt wieder Bewegung in das Thema Wasserstoff: Als Antriebsvariante für E-Fahrzeuge im Transporter-Segment. Opel fertigt Wasserstoff-Transporter für Stellantis Nur als Leasing-Angebot Bis zu 350 Kilometer Reichweite Leise und abgasfrei stromern und schnell Energie nachladen: Mit diesen Argumenten will Stellantis Transporterkunden vom Wasserstoffantrieb überzeugen. Der Konzern bietet daher für seine Transporter Citroën Jumpy, Opel Vivaro, und Peugeot Expert eine Wasserstoffvariante an. Basisfahrzeug ist der jeweilige Elektro-Ableger. Federführend hat Opel im Vielmarken-Verbund die Umsetzung und Fertigung dieser Fahrzeuge übernommen. Wasserstofftanks statt großer Batterie In Rüsselsheim werden die E-Transporter in Kleinserie umgearbeitet. Die große Traktionsbatterie wird entfernt. An ihrer Stelle im Unterboden werden drei 700 bar-Wasserstofftanks platziert, die bis zu 4,4 Kilogramm Wasserstoff aufnehmen und damit eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer ermöglichen. Im Motorraum findet die 45 kW-Brennstoffzelle samt Komponenten Platz. Der 100 kW/136 PS starke E-Motor bleibt unverändert. Unter den Sitzen montieren die Techniker eine 10,5 kWh große Batterie; sie wird über den 11 kW-Onboard-Charger geladen und erlaubt eine zusätzliche Reichweite von rund 50 Kilometern. Ein großer Aufwand, der sich aber rechnen soll. Für Opel-Deutschland-Chef Andreas Marx ist der Vivaro-e Hydrogen eine große Chance, das Thema E-Mobilität voranzutreiben. "Die Wasserstofftechnologie ist ein Türöffner, um mit Flotten, die reichweitestarke Alternativen zu Verbrennern suchen, in Kontakt zu kommen und sie von unserer Kompetenz bei elektrischen Antrieben zu überzeugen." Mehr Zuladung als beim Vivaro-e Stellvertretend für die Stellantis-Marken stand uns der Opel Vivaro-e Hydrogen für erste Testfahrten zur Verfügung. Der Transporter, der in zwei Längen (5 und 5,31 Meter) angeboten wird, ist auf den ersten Blick nicht von den konventionell angetriebenen Versionen zu unterscheiden. Die typischen, auf Ladekapazität ausgelegten Formen sind auch beim Hydrogen stilprägend. Auch der Laderaum gibt sich ganz konventionell. Wie der E-Transporter verfügt auch der Hydrogen über den gleichen Stauraum wie die Diesel. Je nach Länge des Fahrzeuges beträgt das Ladevolumen 5,3 beziehungsweise 6,1 Kubikmeter. Zuladen darf er bis zu einer Tonne, ein ordentlicher Wert: Beim Vivaro-e sind es nur 750 Kilogramm. An den Haken darf er ebenfalls eine Tonne nehmen. Hier sind die Dieselvarianten des Vivaro allerdings überlegen: Je nach Motorisierung beträgt die Anhängelast bei ihnen zwischen 1800 und 2500 Kilogramm. Keine Überraschungen bei der Bedienung Das Interieur kennt man ebenfalls: Die Unterschiede – besonders zum batterieelektrischen Opel – sind marginal und zeigen sich in den Cockpit-Anzeigen, die um eine Füllstandsanzeige für die Wasserstofftanks erweitert wurden. Die Bedienung stellt den Fahrer vor keine Rätsel, also Schlüssel gedreht und die Automatik auf D gestellt. Ganz typisch ist die Laufruhe: Außer einem leisen Säuseln hört man vom Antriebsstrang nichts. Über drei Fahrmodi (Eco, Normal, Sport) lässt sich wie beim batterieelektrischen Vivaro das Ansprechverhalten des Motors anwählen. Ganz gelassen geht es bei Eco zu, ideal für Fahrten in der Stadt. Hat man es eilig, hilft der Sportmodus. Hier stehen die 136 PS zur vollen Verfügung. Um Lastspitzen abzudecken, unterstützt die 10,5 kWh-Batterie beim Gasgeben. Zum Beschleunigungswunder wird der Vivaro aber auch hier nicht: Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 110 km/h angegeben, der Spurt auf Landstraßentempo dauert 15 Sekunden. Wasserstoff-Vivaro soll in drei Minuten betankt sein Wichtiger als Schnelligkeit auf der Straße ist jedoch das einfache und flotte Nachtanken der drei Wasserstofftanks. Das Tanken soll in 3 Minuten erledigt sein. Im Schnitt genügen 1,3 Kilogramm Wasserstoff für eine Wegstrecke von 100 Kilometer. Bei einem Preis von knapp 13 Euro pro Kilogramm ist man mit dem Vivaro-e Hydrogen dann bei den zurzeit hohen Treibstoffkosten etwas günstiger unterwegs als mit den Dieselvarianten, die laut Norm rund 7 Liter verbrauchen. Das öffentliche Wasserstoff-Tanknetz in Deutschland ist allerdings mit aktuell 95 Tankstellen noch relativ dünn und zudem ungleichmäßig verteilt. Im Falle eines Falles soll die Batterie einen Reichweitenpuffer bieten, um zu einer Tankstelle zu gelangen. Jumper, Movano und Boxer mit Wasserstoff geplant Apropos Kosten: Einen Preis nennt Opel nicht. Die Fahrzeuge werden nur im Leasing angeboten und kommen dank staatlicher Förderung auf eine monatliche Rate von 700 Euro. Ab Werk verfügt der Hydrogen unter anderem über Navi, den dreiphasigen Onboard-Charger und Rückfahrkamera. Es soll aber nicht bei diesem einem Hydrogen-Modell bleiben. Für 2024 werden die großen Transporter (Citroën Jumper, Opel Movano, Peugeot Boxer) ebenfalls als Hydrogen-Versionen erhältlich sein. Außerdem ist für den amerikanischen Markt ab 2025 ein Pick-up mit Wasserstoffantrieb geplant. Text: Elfriede Munsch/SP-X