Nissan Micra (2026): Elektrisch und ganz schön pfiffig

• Lesezeit: 6 Min.
Der neue Nissan Micra
Das ist der neue Nissan Micra: Anfang 2026 wird er beim Händler stehen© Nissan

Der Kleinwagenklassiker Nissan Micra kehrt zurück – und wird elektrisch. Mit modernem Design will sich Nissan vom Schwesterkonzern Renault und von der Konkurrenz abheben – klappt das? Testfahrt, Daten, Bilder.

  • Neuer Nissan Micra rein elektrisch

  • Als Basis dient der Konzernbruder Renault 5

  • Zwei Batteriegrößen für bis zu 416 km Reichweite

Nissan holt den Kleinwagen Micra zurück. Elektrisch, im Crossover-Stil und mit reichlich französischer Hilfe. Die Plattform und die Antriebe teilt sich der kleine Japaner mit dem Renault 5, optisch bemüht er sich aber um Eigenständigkeit. Und auch technisch wartet er mit einer markentypischen Besonderheit auf.

LED-Scheinwerfer als Hingucker

Der neue Nissan Micra in blauer Farbe seitlich stehend von hinten fotografiert
Runde Sache: Die Heckleuchten nehmen die Form der Scheinwerfer auf© Nissan

Zwar teilt sich der neue Micra die technische Plattform "AmpR Small" mit dem Renault 5, mit einem komplett anderen Design möchte Nissan aber die Eigenständigkeit seines Modells unterstreichen. Dafür wurden alle sichtbaren Karosserieteile neu gezeichnet, die Proportionen leicht verschoben. Die Motorhaube sitzt höher, die Radkästen sind mit schwarz-lackierten Kunststoffleisten betont.

Komplett neu und dabei durchaus originell sind die in Form eines Ovals gestalteten LED-Heckleuchten und -Tagfahrlichter, bei denen die runden Leuchten des Micra III von 2003 Pate standen.

Der neue Nissan Micra
Besonders markant am neuen Micra: Die Scheinwerfer werden umringt vom Tagfahrlicht© Nissan

Die rechteckigen Hauptscheinwerfer im Inneren des Runds sorgen für einen ungewöhnlichen Kontrast. Auch auffällig: die Willkommensanimation der LED-Frontscheinwerfer, die beim Öffnen fast an ein Zwinkern erinnert. Oder ein kleines Osterei, das die Japaner versteckt haben – an einer Blende hinter der Kofferraumklappe ist der stilisierte heilige Berg Fujiyama zu erkennen.

Klar ist: Nissan ist bemüht sich vor allem optisch von Renault absetzen – und gezielt langjährige Micra-Fans überzeugen, ohne dabei Renault-Kunden abzuwerben.

Nissan Micra 2026 mit zwei Akkus

Anzeige am Lenkrad des neuen Nissan MIcra
Mit Schaltwippen lässt sich der Grad der Rekuperation einstellen und die One-Pedal-Stop-Funktion aktivieren© Wolfgang Groeger-Meier

Zum Marktstart Anfang 2026 gibt es die sechste Micra-Generation in zwei Varianten: Mit 90 kW/122 PS, 40 kWh großer Batterie und 317 Kilometern Reichweite oder 110 kW/150 PS stark und mit einem 52-kWh-Akku, der für 416 Kilometer reichen soll. Die Daten entsprechen weitgehend denen des Renault, was auch für die DC-Schnellladeleistung gilt, die je nach Batteriegröße bei 80 beziehungsweise 100 kW liegt.

An der AC-Wechselstromquelle laden beide mit höchstens 11 kW. Beide Batterien unterstützen bidirektionales V2L-Laden, also der Betrieb von externen E-Geräten über den Fahrzeugakku. Einspeisen ins Netz (V2G) ist außerdem in Vorbereitung.

Eigene Akzente setzt Nissan mit dem aus anderen Modellen der Marke bekannten E-Pedal, das dem Fahrer oder der Fahrerin ermöglicht, fast ausschließlich mit dem Gaspedal zu fahren. Lupft er oder sie den Fuß, bremst der Micra bis zum Stillstand.

Lange bleibt die Technik allerdings nicht exklusiv – Nissans Partner Renault hat bereits angekündigt, sie bei einem der nächsten Software-Updates ebenfalls zu bringen. Im Nissan gibt es sie ab der Ausstattung "Advance". Dazu kommen dann Schaltwippen, mit denen sich der Rekuperationswiderstand stufenweise einstellen lässt – ein Feature, dass der Renault nicht hat.

Micra: Außen japanisch, innen französisch

Von außen klappt das eigenständige Auftreten gut, im Innenraum weniger – der Micra unterscheidet sich hier kaum zum R5. Das muss aber kein Nachteil sein. Die Verarbeitung ist solide, die haptischen Knöpfe in der Mittelkonsole klicken hochwertig, die Materialwahl wirkt durchdacht. Bis auf den oberen Teil des Armaturenbretts kommen überwiegend angenehm gepolsterte Oberflächen zum Einsatz. Allerdings: Wer sich am Dachhimmel festhalten möchte, greift ins Leere – weder vorne noch hinten gibt es Haltegriffe für die Passagiere.

Grundsätzlich ist das Platzangebot wie erwartet: Vorne findet man ausreichend Platz, der Fond hingegen ist begrenzt. Die Kopffreiheit reicht selbst bei großen Mitfahrern aus, doch bei der Kniefreiheit wird es eng.

Der ADAC Redakteur Lorenzo Walcher testet den neuen NIssan Micra
Der Nissan Micra ist im Innenraum wie der Renault 5 – aufgeräumt und gut verarbeitet© Nissan/Wolfgang Groeger-Meier

Auch der Fußraum auf der Rückbank ist durch die Batterie im Boden knapp bemessen. Sitzt vorne eine 1,85 Meter große Person, passen hinten die Schuhe kaum unter den Vordersitz. Wirklich überraschend ist das nicht: Bei einer Länge von 3,97 Metern und einer Breite von 1,77 Meter ist der Micra eben ein kompakter Stadtwagen.

Auch der Kofferraum passt da gut ins Bild und fasst laut Hersteller 326 Liter, bei umgeklappter Rückbank bis zu 1106 Liter. Einen Frunk gibt es nicht – das Ladekabel muss also im Heck verstaut werden. Und sollte man doch mehr transportieren wollen: Den Micra gibt es optional mit Anhängerkupplung. Die maximale Anhängelast liegt bei 500 Kilogramm gebremst, wie ungebremst. Aus ausgewiesenes Zugfahrzeug darf der Micra damit nicht gelten, für den Baumarktanhänger reicht es zumindest.

Galerie: Der Elektro-Micra im Detail

Fahreindruck: Direkt, agil und komfortabel

Die ADAC Redaktion ist die stärkere Variante mit 52-kWh-Akku und 110 kW/150 PS in der Top-Ausstattungslinie Evolve gefahren. In Sachen Durchzug gibt es nichts auszusetzen, der Micra kommt zügig vom Fleck. Laut Nissan erreicht der Japaner 100 km/h in acht Sekunden.

Die kleinere Leistungsstufe Stand bei der Probefahrt nicht zur Verfügung – mit nur 20 Newtonmeter weniger, sollte auch diese Motorisierung für den Alltag ausreichen. Für den Sprint braucht der Micra damit solide neun Sekunden.

Gleich auf den ersten Metern fällt die direkte Lenkung auf. Der Micra fährt sich insgesamt – eben genau wie der Renault 5 – sportlich und präzise, ohne dabei an Komfort einzubüßen. Bodenwellen und ruppige Straßenabschnitte meistert er mühelos. Laut Nissan liegt das an der verbauten Mehrlenker-Hinterachse.

Und auch außerhalb der Stadt fährt sich der Micra prima. Auf der Landstraße etwa überzeugt er mit gut kontrollierbarem Fahrverhalten, auch bei schnelleren Lastwechseln. Bei 150 km/h ist für beide Leistungsstufen Schluss.

Auch wichtig für den Komfort: Dank einer Isolationsmatte zwischen Batterie und Fahrzeugboden, ist der Micra erstaunlich leise.

Aktuelle Fahrberichte und Autotests. Kostenlos vom ADAC

Preis ab rund 28.000 Euro

Der neue Nissan Micra in blauer Farbe seitlich stehend fotografiert
Neuer Micra: Wer den Technikbruder R5 kennt, sieht optische Gemeinsamkeiten an der C-Säule© Nissan

Im Wettbewerbsvergleich schlägt sich der Micra bei Reichweite und Ladetechnik ordentlich, ohne besonders herausstechen zu können. Das will er auch gar nicht unbedingt, stattdessen stand ein möglichst volkstümlicher Preis oben auf den Strategiepapieren der Entwickler.

Nissan wird den Micra in Deutschland in drei Ausstattungslinien anbieten: Die Basis "Engage" beginnt bei 27.990 Euro, "Advance" gibt es ab 29.990 Euro und die Top-Ausführung "Evolve" kostet ab 34.900 Euro. Immer an Bord sind dabei eine Wärmepumpe für Extra-Reichweite im Winter sowie die Möglichkeit, die Batterie fürs Schnellladen vorzubereiten. Zum Vergleich: Der Renault 5 kostet in der Basis 90 Euro weniger und liegt bei 27.900 Euro.

Micra: Der Charakter zählt

Der ADAC Redakteur Lorenzo Walcher steht neben dem neuen NIssan Micra
Der neue elektrische Micra: ADAC Redakteur Lorenzo Walcher hat ihn sich näher angeschaut© Nissan/Wolfgang Groeger-Meier

Technisch solide, fahrdynamisch überzeugend und angenehm leise – der neue Micra ist ein kompakter Stadt-Stromer mit Charakter. Preislich liegt er über dem kommenden VW ID. Polo und dem Fiat 500e, aber unter dem Mini Aceman und deutlich unter dem Peugeot e-208. Wer also besonders Wert auf ein eigenes Design und gleichzeitig gutes Fahrgefühl legt, findet im Micra eine interessante Option zum Renault 5.

Nissan Micra: Technische Daten

Technische Daten (Herstellerangaben)

Nissan Micra (40 kWh) Engage (ab 01/26)

Nissan Micra (52 kWh) Evolve (ab 01/26)

Motorart

Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

90
110

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

122
150

Drehmoment (Systemleistung)

225 Nm
245 Nm

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,0 s
8,0 s

Höchstgeschwindigkeit

150 km/h
150 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

317 km
416 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

14,2 kWh/100 km
14,7 kWh/100 km

Batteriekapazität (Netto) in kWh

40,0
52,0

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:80,0
AC:11,0 DC:100,0

Kofferraumvolumen normal

326 l
326 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.106 l
1.106 l

Leergewicht (EU)

1.452 kg
1.527 kg

Zuladung

408 kg
403 kg

Anhängelast ungebremst

500 kg
500 kg

Anhängelast gebremst 12%

500 kg
500 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre oder 100.000 km
3 Jahre oder 100.000 km

Länge x Breite x Höhe

3.974 mm x 1.774 mm x 1.490 mm
3.974 mm x 1.774 mm x 1.490 mm

Grundpreis

27.990 Euro
34.900 Euro

Hier finden Sie viele weitere Fahrberichte und Autotests.

Text: Holger Holzer/SP-X, Lorenzo Walcher