Hyundai Ioniq 5 N: Dieses E-Auto röhrt wie ein Verbrenner

Mit dem Ioniq 5 N hat Hyundai einen Elektro-Sportwagen im Portfolio. Der ist in jeder Hinsicht einzigartig. Was das Elektroauto so besonders macht und warum selbst Verbrenner-Fans hier hellhörig werden, verrät der ADAC Autotest.
Sportversion des Ioniq 5 N mit bis zu 650 PS
Auto simuliert Motorklang, Gangwechsel und Auspuffgeräusch
Preis: Basis ab 74.900 Euro erhältlich
Vor allem Sportwagenfans sind beim Thema Elektromobilität besonders skeptisch. Leise und schwer passen oft nicht in ihr Idealbild von einem sportlichen Auto. Dabei überzeugen viele elektrische Sportwagen besonders beim Thema Leistung.
Der Hyundai Ioniq 5 N ganz besonders: Mit bis zu 478 kW (650 PS) und 770 Nm an Drehmoment spielt der Koreaner in einer Leistungsklasse, die selbst AMG-Modelle oder Autos der BMW M GmbH nur selten erreichen. Eine echte Ansage.
Und als müsste man die noch unterstreichen, war Hyundai so verwegen und hat 2023 den Ioniq N beim Goodwood Festival of Speed vorgestellt – dem Mekka für Sportwagen-Fans weltweit.
Optisch spielt der Wagen mit sportlichen Stilmitteln. Da wäre zum Beispiel das Hyundai N-typische "Performance Blau". Eine Farbe, die spätestens seit dem i30 N eine Ansage im Straßenverkehr ist. Zum anderen die massiven Schürzen und Spoiler, die aus dem ansonsten eher gediegenen Ioniq 5 einen Alltagssportler machen. Dabei steht der 5 N standesgemäß auf 21-Zoll-Rädern, die mit Sportreifen (Pirelli P Zero) versehen sind.
Emotionen im Elektrosportwagen

Emotionen spielen bei sportlichen Autos eine wichtige Rolle – und davon hat der "N" jede Menge zu bieten. Was Hyundai macht, ist ganz schön abgefahren: Die N-Abteilung ahmt den Antrieb eines konventionell betriebenen Sportwagens nach! Während Lautsprecher außen und innen verschiedene Motorenklänge einspielen können, simuliert die "N e-Shift"-Funktion sogar Gangwechsel. Dabei entsteht das Gefühl einer echten Zugkraftunterbrechung beim Schalten, samt knackiger Schaltrucke.
Im manuellen Modus ist es sogar möglich, den Ioniq 5 N in den virtuellen Drehzahlbegrenzer zu fahren. Die Verbrenner-Simulation ist einfach perfekt gemacht.
Was sich erst einmal albern anhört, führt nach kurzer Zeit zu enormem Fahrspaß, der vor allem durch das Plus an akustischer und haptischer R ückmeldung zustande kommt. Kein E-Auto bekommt dieses Kunststück so verblüffend hin wie der aggressiv auftretende Koreaner. Hier zeigt sich, mit welchem Feinsinn die Entwicklerinnen und Entwickler sich dem Fahrzeug genähert haben. Man merkt sofort: Hier war jede Menge Leidenschaft im Spiel.
Hyundai Ioniq 5 N im ADAC Test

Und diese Leidenschaft spürt man auf jedem Kilometer im Ioniq 5 N. Der elektrische Sportwagen ist ein Auto von Enthusiasten für Enthusiasten und das merkt man auch im ADAC Autotest: Bestnote beim Fahrspaß, weit hinten beim Thema Fahrzeugkosten. Egal ob Ampelstart, Autobahn oder kurvige Landstraßen, der Koreaner bringt in alle automobilen Lebenslagen Würze in die Fahrt. Die Beschleunigung ist phänomenal und katapultiert den Wagen in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h (Werksangabe), bei 260 km/h liegt die Höchstgeschwindigkeit.
Beeindruckend ist auch, was die Sportversion bei Zwischenspurts veranstaltet. Von 15 auf 30 km/h geht es in 0,6 Sekunden – das ist wie ein Tritt in den Rücken, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Von 60 auf 100 km/h vergehen nur 1,6 Sekunden, von 80 auf 120 km/h knapp zwei. Dank ausgeklügelter Kühlung der Motoren, der Leistungselektronik und der Batterie gelingen diese Manöver auch zahlreiche Male hintereinander – was dann aber einen stabilen Magen von den Insassen erfordert.
Schon die "zivilen" Versionen des Ioniq 5 sind mit reichlich Motorleistung ausgestattet. Aber selbst die durchaus potente Allradvariante mit 325 PS ist entlockt dem N-Version-Fahrer nur ein müdes Lächeln. Denn was die Sportvariante an Beschleunigung veranstaltet, stellt die bisherigen Fahrerlebnisse mit Hyundai-Elektroautos in den Schatten. Kein Wunder, schließlich liefern die beiden Elektromotoren des Ioniq 5 N standardmäßig 448 kW (609 PS) und 740 Nm Drehmoment; im Modus "N Grin Boost" sind es sogar kurzzeitig 478 kW (650 PS) und 770 Nm.
Verbrauch und Reichweite des Ioniq 5 N
Der Verbrauch fällt nicht niedrig aus: Der bei gemischter Fahrweise ermittelte ADAC Ecotest-Verbrauch liegt bei 24,1 kWh auf 100 Kilometern, Ladeverluste eingerechnet. Mit dem 84-kWh-Akku kommt der Hyundai dann 375 Kilometer weit, pflegt man einen eher "normalen" Fahrstil wie im ADAC Ecotest. Bei sehr ruhiger Fahrweise Überland und bei sommerlichen Temperaturen sind zwar auch Werte um die 450 Kilometer drin, doch eine sportliche Gangart kann einen Ladestopp auch nach 200 Kilometern nach sich ziehen. Die Bandbreite ist also groß.
Der Hyundai kann an der öffentlichen Ladesäule (Wechselstrom) mit bis zu 11 kW und an der Schnellladesäule (Gleichstrom) mit bis zu 350 kW geladen werden. Unter Idealbedingungen hat der ADAC dort eine Ladezeit von 21 Minuten für den Hub von 10 auf 80 Prozent ermittelt.
Rennstreckenfeeling auch im Innenraum

Hyundai hat es geschafft, den ansonsten luftig-gemütlich wirkenden Innenraum des Ioniq 5 sportlicher zu machen. Damit der Fahrer bzw. die Fahrerin besser mit dem Auto "zusammenwachsen", finden anstelle der normalen Sitzen Schalensitze Verwendung. Diese bieten vor allem merklich mehr Seitenhalt ohne unbequem zu sein.
Das Drei-Speichen-Lenkrad besitzt neben den frei belegbaren N-Tasten zwei farblich abgesetzte Köpfe oberhalb des Pralltopfes. Eine in Blau und eine in Rot. Während die blaue Taste die Fahrmodi wechselt, stellt der rote Knopf den Ioniq 5 N scharf. Dann wird für einige Sekunden die volle Leistung von 650 PS entfesselt. Ansonsten bekommt der Koreaner sportliche Dekore und einen dunklen Dachhimmel. Das Raumgefühl ist gut, auch in der zweiten Sitzreihe finden Erwachsene genügend Platz.
Technische Unterschiede zum Ioniq 5
Der Ioniq 5 N ist als Sportversion natürlich eng mit dem Standardmodell verwandt, allerdings haben die Ingenieurinnen und Ingenieure viel Arbeit in die Differenzierung der N-Version gesteckt. Dabei war ihnen die Versteifung der Karosserie wichtig. 42 zusätzliche Schweißpunkte, 2,1 Meter zusätzlich eingeklebte Teile und eine verstärkte Lenksäule wappnen den Ioniq 5 N vor Verwindungen und machen ihn so agiler und direkter auf der Straße.
Natürlich hat auch das Sportfahrwerk nichts mehr mit dem des zahmen Ioniq zutun. Hyundai setzt beim N auf ein adaptives Fahrwerk, dass sich je nach Fahrmodus anders verhält. Damit gelingt der Spagat zwischen Alltagskomfort und Rennstreckentauglichkeit.
Testkilometer auf der Nordschleife

Auch die Bremsanlage ist so nur im Ioniq 5 N erhältlich. Sie besteht aus 400-Millieter-Bremsscheiben vorne und 360er-Scheiben hinten. Diese sorgen für eine angemessene Verzögerung. Neben den größeren Bremsscheiben zeichnet sich das System auch durch einen optimierten Luftstrom zur besseren Kühlung aus.
Das integrierte Bremssystem nutz außerdem die Rekuperationsleistung des Fahrzeugs, um während des Verzögerns Energie zurückzugewinnen. Das klappt beim Ioniq mit bis zu 0,66 G. Der ADAC misst hier 33,4 m Bremsweg aus 100 km/h.
Laut Hyundai ist die Bremsanlage zudem für das "Bremsen mit links" also die Betätigung der Bremse mit dem linken Fuß, ausgelegt. Das ist vor vor allem für die Rennstrecke hilfreich. Denn Rennfahrer nutzen diese Technik für besonders schnelle Rundenzeiten. Apropos Rennstrecke, rund 10.000 Testkilometer absolvierte der Ioniq 5 auf der berühmten Nordschleife, nah an der "Grünen Hölle" befindet sich auch das Entwicklungs- und Testzentrum von Hyundai N.
Tadel erhält der Ioniq 5 N beim Kapitel Anschaffungskosten, Versicherung und Verbrauch. Mit 74.900 Euro in der Basis ist der Wagen nicht gerade günstig. Auch die Versicherung kommt mit der Klasse 20 für Haftpflicht, 29 für Vollkasko und 26 für Teilkasko teuer.
Fazit: Das Konzept des Ioniq 5 N ist etwas ganz besonderes. Er ist auch eine veritable Spaßmaschine, die es selbst Skeptikern der E-Mobilität schwer macht, ihn nicht zu mögen.
Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht des Hyundai Ioniq 5 N als PDF
Hyundai Ioniq 5 N: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Hyundai IONIQ 5 N (ab 03/24) |
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Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 448 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 609 |
Drehmoment (Systemleistung) | 740 Nm |
Antriebsart | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 3,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 260 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 448 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 21,2 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 84,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:50,0-260,0 |
Kofferraumvolumen normal | 480 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.540 l |
Leergewicht (EU) | 2.275 kg |
Zuladung | 385 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 5 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.715 mm x 1.940 mm x 1.585 mm |
Grundpreis | 74.900 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Hyundai Ioniq 5 N |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 1,6 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 33,4 m |
Wendekreis | 13,1 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 24,1 kWh/100 km, 121 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 375 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 65,6 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 2224 / 436 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 410 / 780 / 1370 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Hyundai IONIQ 5 N (ab 03/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,5 |
Innenraum | 2,3 |
Komfort | 2,0 |
Motor/Antrieb | 0,8 |
Fahreigenschaften | 1,8 |
Sicherheit | 1,9 |
Umwelt/EcoTest | 2,3 |
Gesamtnote | 2,0 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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