Audi A3 im Test: Der Premium-Golf mit wenig Herzblut

Front und Seitenansicht eines stehenden Audi A3 nach Facelift
Bei der Überarbeitung im Frühjahr 2024 wurde der Audi A3 nur dezent aufgefrischt© AUDI AG

Aktuell wird die vierte Generation des kompakten Audi A3 verkauft. Der Fortschritt steckt unter dem Blech, auch wenn Audi an der ein oder anderen Stelle gespart hat. Test, Bilder, Daten, Infos zum Facelift im Frühjahr 2024 und die neue allstreet-Version.

  • Audi A3 1.5 TFSI mit 150-PS-Benziner im Test

  • Motorenpalette ist nach der Überarbeitung geschrumpft

  • Digitales Cockpit: "Alexa" kann Fragen beantworten

Seit 2020 gibt es den aktuellen Audi A3 als technischen Bruder des VW Golf bereits, im Frühjahr 2024 kommt das erste Facelift. Viel verändert hat sich nicht, so dass der 2021er Test des ADAC durchaus noch seine Gültigkeit hat.

Audi A3 Sportback mit mehr Platz

Audi A3 Seitenansicht
Die schräge Heckscheibe des A3 Sportback verschenkt Platz© Audi

Optisch lehnt sich der aktuelle A3 Sportback an die größeren Modelle A4 und A6 an, wirkt also klassisch-elegant, aber auch ein wenig unspektakulär. In der Seitenansicht fällt zumindest die sehr schräg stehende Heckscheibe auf. Sie lässt den A3 zwar sportlicher aussehen, verschenkt aber Stauraum. Das Kofferraumvolumen liegt laut ADAC Messung bei stehender Rückbank bei 265 Litern, umgeklappt schluckt der A3 bis zu 1005 Liter. Gegen Aufpreis gibt es eine elektrische Heckklappe, die sich auch via Fuß-Geste öffnen lässt.

Die Insassen vorne profitieren von der im Vergleich zum bis 2020 gebauten Vorgänger etwas größeren Karosserie. Die Beinfreiheit vorn reicht für etwa 1,95 Meter große Personen aus. Hinten finden immerhin bis über 1,85 Meter große Mitfahrer und Mitfahrerinnen genügend Bewegungsfreiheit vor. Der Radstand ist gleich geblieben. Länge und Breite sind dagegen jeweils um drei Zentimeter gewachsen, sodass der A3 auf eine Länge von 4,34 Metern und eine Breite von 1,82 Metern kommt. Der Fahrer oder die Fahrerin sitzt ein wenig tiefer als bisher und hat mehr Ablagemöglichkeiten für Kleinkram zur Verfügung.

Ein Schritt in die richtige Richtung: Es gibt verschiedene Sitzbezüge, die zum Teil aus recycelten Kunststoff-Flaschen bestehen.

Audi A3 bei Materialien nur Mittelmaß

Cockpit vom Audi A3
Audi A3 Innenraum mit modernem Look© Audi

Der Audi A3 Sportback ist zwar einwandfrei verarbeitet. Sowohl die Karosserie, als auch das Interieur sind sorgsam gefertigt und zusammengesetzt. Beim verwendeten Materialmix im Innenraum konnte der Vorgänger (bis 2020) allerdings den Maßstab in seiner Klasse setzen, die aktuelle Version ist aber nur noch Mittelmaß. Wer den Vorgänger kennt, sieht zwar die technische Modernisierung, staunt aber nicht schlecht über das lieblose Finish der Kunststoffe. Besonders hochwertig wirken die Bauteile leider nicht mehr. Wo der Vorgänger optisch und haptisch wie aus dem Vollen gefräst wirkte, fehlt dem aktuellen Modell das Herzblut.

Technisch hat der A3 aber einiges zu bieten. So warnt er jetzt beim Rückwärtsausparken vor Querverkehr und unterstützt mit einem Ausweichassistenten das Umfahren eines Hindernisses. LED-Scheinwerfer sind Serie, ein Matrix-LED-Licht mit 15 Segmenten gibt es gegen Aufpreis, genauso wie ein Head-up-Display.

Analoge Instrumente gibt es nicht mehr, stattdessen informiert ein 10,25-Zoll-Display hinter dem Lenkrad über alles Wesentliche. Gegen Aufpreis wurde bis zur Überarbeitung ein 12,3 Zoll großes Display eingebaut. Die Mittelkonsole ist leicht zum Fahrer geneigt und beherbergt ein zweites Display (Serie), über das die üblichen Funktionen wie Navi, Medien und Connect-Dienste gesteuert werden.

Es erfordert durchaus einiges an Übung, ehe man zielsicher durch die zahlreichen Menüs navigiert. Der neue Lautstärkeregler entpuppt sich im Alltag als ergonomisch viel schlechter als der Drehregler beim Vorgänger. Ein exaktes Justieren der Lautstärke ist während der Fahrt kaum mehr möglich. Zugute halten muss man Audi, dass nicht alles in die Bildschirmmenüs gepackt wurde wie etwa beim VW Golf. Die Heizung etwa lässt sich noch ganz analog und bedienungsfreundlich einstellen.

Der A3 kann auch Handschriften erkennen, sich per natürlich gesprochener Sprache bedienen lassen und etwa eine Antwort auf die Frage "Wo ist das nächste italienische Restaurant?" geben. Inzwischen ist auch der Amazon-Sprachdienst Alexa vollständig integriert. Wie der VW Golf tauscht sich der A3 über Car-to-X mit anderen Autos und Infrastruktur aus, kann so zum Beispiel vor einem Stau hinter einer Kurve warnen oder Infos zur Ampelschaltung einblenden, damit der Fahrer vorausschauend fahren kann.

Audi A3 1.5 TFSI mit 150 PS im Test

Audi A3 von hinten, fahrend auf einer STrasse
Audi A3 mit wenig überraschendem Heckdesign © Audi

Zum Testzeitpunkt 2021 gab es den A3 mit drei "normalen" Benzinern mit 110, 150 und 190 PS, derzeit sind nur die 150-PS-Version und ein gleich starker Diesel verfügbar. Weitere Versionen inklusive eines Plug-in-Hybrid sollen aber folgen. Der TFSI mit 150 PS musste sich im ADAC Test beweisen. Und diese Aufgabe erledigte er recht souverän, überzeugte mit einem sauberen und gleichmäßigen Durchzug ohne Zugkraftschwankungen und guten Fahrleistungen. So gelingt der Überholvorgang von 60 auf 100 km/h etwa in 4,8 Sekunden. Negativ fiel zwischen 4000 und 5000 U/min das Brummen und Dröhnen des Vierzylinders auf, das nicht zum Premiumanspruch von Audi passt.

Im ADAC Ecotest erreichte der A3 einen Durchschnittsverbrauch von 6,6 Liter Super pro 100 Kilometer. Damit verbunden ist eine CO₂-Bilanz von 184 g/km. Besser sieht es bei den Schadstoffen aus. Alle Emissionen liegen weit unter den Grenzwerten. Einzig im anspruchsvollen Autobahnzyklus sind die CO-Werte etwas erhöht, das kostet ein paar Zähler. Es reicht also nur für drei von fünf möglichen Sternen im ADAC Ecotest.

Audi S3 mit 310 PS

Ein Fall für die leistungshungrige Klientel war bis zur Überarbeitung der S3 Sportback, der nicht nur optisch und aerodynamisch ordentlich was hermacht, sondern es auch faustdick hinter dem knackigen Singleframe-Kühlergrill mit seinem Gitter aus großen Rauten und den großen Lufteinlässen hat. 228 kW/310 PS liefert sein Zweiliter-TFSI-Motor in der jüngsten Evolutionsstufe, das Drehmoment von 400 Newtonmetern steht zwischen 2000 und 5450 U/min parat – also im Prinzip immer dann, wenn es gebraucht wird.

Die Antriebskraft des S3 wird über eine siebenstufige S tronic per hydraulischer Lamellenkupplung vor der Hinterachse je nach Bedarf vollvariabel zwischen vorn und hinten verteilt. Im Idealfall und im Fahrmodus "Dynamic" sprintet der Audi S3 in nur 4,8 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer und wird erst bei 250 km/h elektronisch eingebremst.

Beeindruckend bei der ersten Testfahrt: Die Souveränität, mit der das 4,35 Meter lange und mit 75-Kilo-Pilot 1575 Kilo schwere Sportgerät die viele Kraft umsetzt und auch bei sehr hohem Tempo keinen Hauch von Nervosität zeigt. Das ist mit ein Verdienst der aufwendigen
Vierlenker-Hinterachse
und der Progressivlenkung.

Neue Version A3 allstreet

Front und Seitenansicht eines stehenden Audi A3 Allroad nach Facelift
Auch als Soft-SUV zu haben: Der Der Audi A3 in der allstreet-Version © AUDI AG

Im Zuge einer leichten technischen und optischen Überarbeitung 2024 hat Audi seinem Kompaktmodell A3 auch die Modellvariante allstreet zur Seite gestellt. Die fällt wie schon beim Kleinwagen A1 durch spezifische Offroad-Elemente wie dunkle Schweller- und Aufsatzleisten im unteren Bereich der Türen sowie breite Radlaufleisten auf. Der A3 allstreet verfügt im Vergleich zum Sportback über drei Zentimeter mehr Bodenfreiheit. Der mattschwarz lackierte Kühlergrill mit Wabenstruktur ist zudem höher positioniert. Auch die Sitzposition fällt etwas höher aus als im Sportback, das Kofferraumvolumen ist identisch.

Zunächst ist die neue Variante in Kombination mit dem 110 kW/150 PS starken 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner (35 TFSI) ab 37.350 Euro bestellbar. Dieser Motor steht auch für den aufgefrischten Sportback und die Limousine bereit.

Der Sportback ist als 35 TFSI ab 35.650 Euro zu haben, die Limousine ab 36.450 Euro. Für den 150 PS-Diesel, der ebenfalls zunächst verfügbar sein wird, nennt Audi noch keine Preise.

Die Facelift-Modelle des A3 (Sportback und Limousine) fallen unter anderem durch einen flacheren und breiteren Kühlergrill sowie einen neuen Heckstoßfänger auf. Bis zu vier verschiedenen Tagfahrlicht-Signaturen lassen sich nun auswählen. In der neu gestalteten Mittelkonsole ist nun eine Armlehne integriert. Audi verspricht zudem eine verbesserte Serien- und Sicherheitsausstattung.

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Audi A3 Sportback: Technische Daten, Preis*

Technische Daten (Herstellerangaben)

Audi A3 Sportback 35 TFSI advanced S tronic (01/21 - 03/24)

Motorart

Otto (Mild-Hybrid)

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.498 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

110

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

150

Drehmoment (Systemleistung)

250 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

5.000 U/min

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

8,4 s

Höchstgeschwindigkeit

224 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

130 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,7 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

380 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.200 l

Leergewicht (EU)

1.395 kg

Zuladung

480 kg

Anhängelast ungebremst

690 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.500 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

4.343 mm x 1.816 mm x 1.449 mm

Grundpreis

34.400 Euro

* getestetes Modell

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Audi A3 Sportback 35 TFSI advanced S tronic

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,8 s

Bremsweg aus 100 km/h

34,9 m

Wendekreis

11,1 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,6 l Super/100 km, 184 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

Reichweite

755 km

Innengeräusch bei 130 km/h

69,3 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1375 / 495 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

265 / 640 / 1005 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Audi A3 Sportback 35 TFSI advanced S tronic (05/20 - 10/20)

Karosserie/Kofferraum

2,7

Innenraum

2,4

Komfort

2,3

Motor/Antrieb

2,0

Fahreigenschaften

2,2

Sicherheit

1,6

Umwelt/EcoTest

2,6

Gesamtnote

2,2
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Text: Jochen Wieler, Rudolf Huber

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