Teurer Räderwechsel: So lassen sich Kosten sparen

Im Herbst und im Frühjahr steht bei den meisten Autofahrerinnen und -fahrern der Räderwechsel an. Doch der kann teuer werden. Wie viel ein Reifenwechsel kostet und wie man sparen kann.
Räderwechsel kostet oft 100 Euro und mehr
Werkstätten sind kreativ bei Zusatzoptionen
Vieles kann man auch selbst machen
100 Euro Kosten und mehr für einen bloßen Räderwechsel in der Werkstatt? Was ziemlich überzogen klingt, ist heute leider keine Ausnahme mehr. In den letzten Jahren haben sich die Kosten für den Räderwechsel, umgangssprachlich auch "Reifenwechsel" genannt, deutlich erhöht. Warum ist das so und was lässt sich dagegen tun?
Um den zweimaligen Räderwechsel kommen die meisten Pkw-Fahrerinnen und -fahrer nicht herum. Schließlich rät nicht zuletzt der ADAC aus Sicherheitsgründen dazu, mit den passenden Reifen in der entsprechenden Jahreszeit unterwegs zu sein. Und bei winterlichen Bedingungen besteht bekanntermaßen eine gesetzliche Pflicht zu Reifen mit Schneeflockensymbol.
Zwar haben sich auch Ganzjahresreifen verbessert und werden zunehmend zu einer brauchbaren Alternative, wie die jüngsten ADAC Tests von Ganzjahresreifen zeigen. Doch auch bei Ganzjahresreifen entfällt der Räderwechsel nicht völlig: Auch sie sollte man alle 10.000 Kilometer achsweise tauschen, damit sie sich gleichmäßig abfahren.
Kosten Räderwechsel: Das steckt dahinter
Dass mehr dahinter steckt, als nur die Räder "umzustecken", gilt den Werkstätten als Argument, den Räderwechsel bei ihnen erledigen zu lassen. Es stimmt ja auch, dass eine gute Werkstatt gute Arbeit leistet, den Zustand der Reifen und der gesamten Radbaugruppe prüft und dadurch beispielsweise Beschädigungen erkennen kann. Dass die Räder fachgerecht montiert werden und auch der richtige Reifendruck eingestellt wird, sollte ohnehin selbstverständlich sein.
Dazu kommt bei Fahrzeugen mit einem Reifendruckkontrollsystem RDKS (seit 2014 bei Neuzulassungen Pflicht) häufig, dass die Reifendrucksensoren kalibriert, also angelernt werden müssen. Bei neueren Modellen ist das nicht mehr zwingend der Fall, denn es gibt auch schon Sensoren, die sich selbstständig anlernen.
Häufig werden Werkstätten aber kreativ und weisen weitere Posten auf der Rechnung auf. Die Redaktion hat es selbst erlebt: "Radnaben reinigen und konservieren" war zu lesen, als sie im Frühjahr einen Räderwechsel in Auftrag gegeben hatte. Machte insgesamt 107 Euro und 12 Cent. Vor ein paar Jahren wäre dieser Service einfach mit dabei gewesen, heutzutage steht er auf der Rechnung.
Und dass wie in diesem Fall der Wechsel schwerer 21-Zoll-Räder mehr kostet als der Tausch leichterer 17- oder 18-Zöller, begründen die Werkstätten damit, einen "Radlift" zu verwenden, um die Rücken der Mechaniker zu schonen. Es spült aber natürlich auch mehr Geld in die Kasse. Darf es vielleicht noch eine praktische Einlagerung sein? Und eine Räderwäsche?
Kompletträder wechseln: Spartipps

Wuchten nicht immer notwendig
Häufig wird Kunden auch nahegelegt, die Räder "gleich mit" wuchten zu lassen. Oft ist das aber nicht zwingend notwendig, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
Die Räder wurden bereits ausgewuchtet (z.B. bei der letzten Montage oder dem letzten Räderwechsel) und seitdem wurden nicht viele Kilometer zurückgelegt
Die Reifen sind gleichmäßig abgefahren
Das Rad bzw. der Reifen wurde nicht beschädigt (z.B. durch Bordsteinaufprall oder Lagerungsschäden)
Es wurden keine Vibrationen beim Fahren festgestellt
Anders als bei der Montage neuer Reifen muss das Wuchten also nicht zwingend bei jedem Räderwechsel durchgeführt werden. Aber: Hat etwa ein härterer Aufprall z. B. an einem Randstein stattgefunden, sollte man zusätzlich zum Wuchten noch eine Achsvermessung in Betracht ziehen.
Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, den Radwechsel etwas kostengünstiger zu gestalten.
Reifendruckkontrollsystem selbst anlernen
Viele glauben, dass man bei einem Auto mit Reifendruckkontrollsystem die Räder gar nicht selbst wechseln kann, sondern zwingend in die Werkstatt muss. Schließlich hat nur sie das Know-how, um das RDKS-System anzulernen, oder?
Ein Irrtum. Hat das Fahrzeug ein indirektes (passives) Reifendruckkontrollsystem an Bord, sind gar keine Reifendrucksensoren verbaut. Das Fahrzeug erkennt alleine an der Raddrehzahl, ob der Luftdruck noch passt oder nicht. Ein kompliziertes "Anlernen" ist hierbei nicht nötig, wird von den Werkstätten aber für bis zu 20 Euro in Rechnung gestellt.
Dabei reicht es oft, den richtigen Reifendruck einzustellen und danach einen Knopf für ein paar Sekunden zu drücken, damit das System den Normalzustand kennt und sich neu anlernt. Das kann man auch selbst und sollte also kein Hindernis sein, die Räder selbst zu wechseln. Bei manchen Modellen findet man stattdessen einen entsprechenden Punkt im Menü des Touchscreens. Wie es geht, verrät die Bedienungsanleitung des Fahrzeugs.

Bei einem direkten RDKS dagegen sind Sensoren im Rad verbaut, die beim Räderwechsel eventuell einzeln erneut angelernt werden müssen, was mehr Zeit kostet und ein entsprechendes Equipment voraussetzt. Die Kosten der Werkstatt liegen hier in der Regel zwischen 20 und 50 Euro pro Fahrzeug.
Doch auch das ist keine Geheimwissenschaft. Wer Geld sparen will und seine Reifen selbst wechselt, kann sich auch ein eigenes, für sein Fabrikat passendes RDKS-Anlerngerät zulegen. Ein solches ist für mache Modelle schon ab 15 bis 30 Euro zu haben. Auch eine Möglichkeit: Man besorgt sich Sensoren, die sich für den jeweiligen Hersteller bzw. das jeweilige Modell selbständig anlernen. Darauf kann man beim Kauf von Sensoren achten, wenn etwa ein neuer Satz Reifen fällig ist.
Woran erkennt man, welches RDKS-System man hat? Das direkte System zeigt die konkreten Luftdruckwerte für jeden einzelnen Reifen im Display an. Das indirekte kann das nicht und meldet sich nur, wenn es eine Unregelmäßigkeit feststellt.
Werkstatt: Kosten vergleichen
Der Tipp klingt banal, aber es zahlt sich aus, mehrere Angebote einzuholen. Zwei, drei Telefonate mit der kurzen Frage, was ein Rädertausch in der Werkstatt kostet, ist schließlich kein großer Aufwand.
Ein Räderwechsel muss mitnichten beim Vertragshändler erfolgen, auch Werkstattketten, kleinere, unabhängige Betriebe oder die Tankstelle um die Ecke anzufragen, kann sich lohnen. Und ja, es gibt tatsächlich noch Werkstätten, die mit 50 Euro zufrieden sind. Man muss sie nur finden.
Klare Absprachen, keine Überraschung
Zudem sollte man wissen, welche Leistungen genau beim Räderwechsel dabei sind und welche eventuell noch extra kommen. Eine klare Absprache im Vorfeld kann böse (und teure) Überraschungen vermeiden helfen. Manche Werkstätten bieten den Räderwechsel auch als Komplettpaket an inklusive Einlagerung und Anlernen der Sensoren zu transparenten Kosten.
Einlagerung wirklich nötig?
Rein aus Bequemlichkeit eine Reifeneinlagerung zu wählen, kann ebenfalls teuer werden. Mit 40 bis 80, manchmal auch 100 Euro pro Jahr muss man rechnen.
Wer den Platz in der Garage hat, spart sich das Geld, wenn er die ummontierten Räder wieder mitnimmt. Allerdings sollte man dann dringend auf eine gute Ladungssicherung achten. Wichtig ist auch, die Reifen richtig zu lagern. Ideal ist es, eine dafür vorgesehene Wandhalterung oder einen Felgenbaum zu verwenden, da keine Druckbelastung entsteht.
Will man seine Räder doch einlagern lassen, kann man sie zumindest im Vorfeld sauber übergeben (Autowäsche!). Dann kann man sich die Felgenwäsche der Werkstatt sparen, die gern als zusätzlicher "Service" angeboten wird, aber selbstredend extra kostet.
Fachliche Beratung: Felix Henning, ADAC Technik Zentrum