Leben im Wohnmobil: So funktioniert das Vanlife

Mann mit erhobenen Armen auf seinem Wohnmobil
Für viele der Traum von der großen Freiheit: Leben im Wohnmobil© Shutterstock/photoschmidt

Vanlife: Wie kann man diesen Traum vom Leben im Wohnmobil wahr machen und was muss man beachten? ADAC Juristinnen und Juristen geben Tipps für alle, die sich auf das Abenteuer einlassen wollen.

  • Dauerhaft im Wohnmobil leben: Ist das erlaubt?

  • Wohnsitz in Deutschland abmelden: Was sind die Folgen?

  • Vor der Reise: Wie bereitet man sich richtig vor?

Vor allem junge Leute und Rentner haben sich für das Leben im Wohnmobil entschieden und teilen ihre Erfahrungen in Blogs, Videos oder Fotos. Mit guter Vorbereitung kann man so ein unvergessliches Abenteuer erleben.

Wohnen im Wohnmobil erlaubt?

In Amerika ist das Wohnen im Wohnmobil oder Wohnwagen nichts Ungewöhnliches. Auch bei uns gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, wo man wohnen darf oder nicht. Wohnen im Wohnmobil ist nicht verboten.

Überlegen Sie, was mit Ihrem alten Leben passieren soll

Vorübergehende Auszeit

Planen Sie, während Elternzeit, unbezahltem Urlaub oder Sabbat-Jahr auf Achse zu sein? Dann ist die Reisezeit von vornherein begrenzt und es macht keinen Sinn, zu Hause alles aufzugeben. Die Wohnung kann man solange vermieten. Sie behalten Ihre Meldeadresse und können Ihr Leben nach der Reise ohne Umstände wieder aufnehmen.

Dauerhafter Ausstieg

Wollen Sie Ihr altes Leben komplett umkrempeln, den Job kündigen und Wohnung oder Haus verkaufen? Dann ist Planungsaufwand nötig. Ohne Wohnsitz in Deutschland kann man sich aus Deutschland abmelden. Das hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Krankenversicherung. Wichtige Infos, wenn Sie keinen Wohnsitz in Deutschland mehr haben

Wohnsitz in Deutschland abmelden?

Gibt man den Wohnsitz nicht ganz auf, gibt es keine Probleme. Will man den Wohnsitz ganz abmelden und ist immer ohne festen Wohnsitz unterwegs, kann man aber mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Denn nach deutschem Recht braucht man eine Meldeadresse. Grund ist die postalische Erreichbarkeit für die deutschen Behörden. Auch das Wohnmobil kann eine Wohnung sein, wenn es dauerhaft auf einem Grundstück steht.

Viele melden sich daher bei ihren Eltern oder Bekannten an. Hier ist aber Vorsicht geboten, da das Angeben von fiktiven (Schein-) Meldeadressen strafbar ist.

Lebensinspirationskonzept mit Hippie-Leuten auf Minivan, die zusammen ein Buch lesen
Alltag ade: Der Traum vom Leben auf vier Rädern© Shutterstock/Fabio Principe

Will man dauerhaft reisen, muss man sich in Deutschland ganz abmelden: Wer aus einer Wohnung auszieht und keine neue Wohnung im Inland bezieht, muss sich innerhalb von zwei Wochen bei der Meldebehörde abmelden. Sonst droht ein Bußgeld bis zu 1000 Euro. Eine Folgeadresse muss man nicht angeben. Im Personalausweis wird durch einen Aufkleber vermerkt, dass "keine Hauptwohnung mehr in Deutschland" besteht, und man bekommt eine Abmeldebescheinigung.

Recht? Logisch! Alle Videos zu Wohnmobil und Wohnwagen

In diesen Videos klären ADAC Juristen kurz und bündig rechtliche Fragen zu Wohnmobil und Wohnwagen*, zum Beispiel zu Führerschein, Ladung, Verkehrsregeln und Maut im Ausland, Abstellen im Wohngebiet, Freistehen und Lieferverzögerungen beim Kauf.

Vanlife: Kein Wohnsitz in Deutschland?

Man bleibt ein Leben lang deutscher Staatsbürger bzw. deutsche Staatsbürgerin, solange man keine ausländische Staatsbürgerschaft annimmt. Meldet man sich aber aus Deutschland ab, verliert man einige Rechte und Pflichten:

  • Sozialversicherung: Die Ansprüche auf Leistung ruhen, man muss in die Rentenkasse nichts einbezahlen. Sie können die Weiterführung später wieder beantragen.

  • Schulpflicht und Kindergeld: Mit der Abmeldung in Deutschland erlischt die Schulpflicht, wenn man keinen gewöhnlichen oder tatsächlichen Aufenthalt in Deutschland mehr hat. Es besteht kein Anspruch mehr auf Kindergeld.

  • Postadresse: Man hat keine offizielle Adresse zur Zustellung von behördlicher und gerichtlicher Post mehr. Sie sollten eventuell über Nachsendeaufträge an Bevollmächtigte nachdenken.

  • Passangelegenheiten: Es kann Probleme bei der Pass- oder Führerscheinverlängerung geben.

  • Bankkonto: Die Eröffnung eines neuen Bankkontos in Deutschland ist schwierig. Die Banken fordern dafür in der Regel eine Meldeadresse in Deutschland.

  • Kfz-Zulassung: Man kann in Deutschland kein neues Auto zulassen. Ein schon angemeldetes Fahrzeug kann weiterlaufen, wenn Sie einen Bevollmächtigten benennen. Achtung: Hauptuntersuchungsfristen nicht versäumen.

  • Gewerbe: Hat man ein Gewerbe, muss man es beim zuständigen Ordnungsamt um- oder abmelden.

  • Wahlregister: Aus dem Wahlregister für Kommunalwahlen wird man gelöscht und man bekommt keine Wahlbenachrichtigung für die Bundeswahl mehr. Diese müssen Sie rechtzeitig bei der zuständigen Auslandsvertretung beantragen.

  • Dienstleistungsverträge: Oft besteht das Recht zur außerordentlichen Kündigung von bestehenden Verträgen (z.B. Festnetzanschluss, Energieversorger) in Deutschland. Der Abschluss von neuen Verträgen wird schwieriger.

  • Steuerpflicht in Deutschland: Die Abmeldung ist für die Steuerpflicht unerheblich. Auch wenn man in Deutschland keinen Wohnsitz hat, kann man "beschränkt steuerpflichtig" sein, wenn man Einkünfte aus Tätigkeiten im Inland hat. Das Finanzamt orientiert sich dabei an der Bestimmung des gewöhnlichen Aufenthaltsortes und der Herkunft der Einkünfte. Eine steuerrechtliche Beratung zur Frage der Steuerpflicht ist daher sinnvoll.

  • Steuerpflicht im Ausland: Auch wenn man in Deutschland keine Steuern mehr zahlen muss, werden in der Regel Steuern in dem Land fällig, wo man eine Leistung erbringt bzw. sein Unternehmen gemeldet hat. Informieren Sie sich daher auch über die steuerlichen Regelungen im Ausland.

  • Arbeitslosengeld nach Rückkehr: Haben Sie Ihr Arbeitsverhältnis gekündigt, können Sie darüber nachdenken, sich arbeitslos zu melden. Niemand muss sich arbeitslos melden. Es macht dann Sinn, wenn man nach der Rückkehr Arbeitslosengeld beziehen möchte. Wenn man sich vor einer Reise arbeitslos gemeldet und erfolgreich Anspruch auf Arbeitslosengeld geltend gemacht hat, kann man diesen Anspruch nach der Reise wieder aufnehmen, falls die Jobsuche länger dauert. Die Sperrfrist von 12 Wochen ist dann schon während des Auslandsaufenthaltes abgelaufen, denn für die Sperrzeit nach einer eigenen Kündigung ist die Beschäftigungslosigkeit entscheidend. Wenn man den Anspruch auf Arbeitslosengeld geltend machen möchte, muss man sich nach der Rückkehr bei der Agentur für Arbeit melden.

Sie können sich jederzeit wieder in Deutschland anmelden, wenn Sie nach Rückkehr wieder eine Wohnung im Inland beziehen. Auch hierfür gilt die Zwei-Wochen-Frist.

Aussteiger: Welches Wohnmobil geeignet?

Sie sollten sich überlegen, welchen Komfort Sie beim Reisen und Leben im Wohnmobil brauchen. Das hängt von den individuellen Bedürfnissen der Mitreisenden und auch der Haustiere ab, die mit auf große Fahrt gehen. Wer das ganze Jahr unterwegs ist, sollte unbedingt auf die Wintertauglichkeit seines Gefährts achten.

Abenteuerreise im ausgebauten Bus

Will man mit einem Camping-Bus nicht auf Campingplätzen übernachten, muss man ohne Dusche und Toilette beim Komfort Abstriche machen. Manche behelfen sich mit Seen oder Schwimmbädern. Hilfreich sind Solardusche und mobile Toilette.

Wichtig: Das Duschen mit Shampoo oder Duschgel und das Ausleeren der Toilette sind in der Natur tabu! Das gilt für alle Camper.

Kastenwagen oder Wohnmobil

Fröhliches Paar, das mit den Händen ein Herzgestenzeichen in einem modernen Wohnmobilfahrzeug macht.
Flexibel reisen mit kompakten Wohnmobilen© Shutterstock/simona pilolla 2

Fertig ausgebaute Wohnmobile oder Kastenwagen sind in der Regel mit allem ausgestattet, was man für das Leben braucht. Mit Küche, Bad und eigener Toilette ist man längere Zeit autark. Kastenwagen sind wendig und lassen sich auch gut in Städten und auf Passstraßen fahren. Parken ist mit kürzeren und schmäleren Wohnmobilen in der Regel kein Problem.

Luxusliner

Große Luxusliner, die gerne 150.000 Euro und mehr kosten, haben viele Annehmlichkeiten wie ein großes Bad mit Toilette und Dusche, Klimaanlage bis hin zur Luxusküche mit Backofen und Spülmaschine.

Verkehrsbestimmungen für Wohnmobile im Ausland

Erkundigen Sie sich über die Verkehrsbestimmungen und Mautvorschriften für Wohnmobile im Ausland. Liegt das Gewicht des Wohnmobils über 3,5 Tonnen, muss zusätzlich einiges beachtet werden. Achten Sie darauf, das Wohnmobil nicht zu überladen.

Wo mit dem Wohnmobil bleiben?

Hier können Sie mit dem Wohnmobil dauerhaft stehen:

  • Auf dem Campingplatz kann man als Dauercamper unter Umständen seinen Hauptwohnsitz anmelden und hat eine Meldeadresse. Erkundigen Sie sich nach den rechtlichen Möglichkeiten im jeweiligen Bundesland bzw. im Ausland.

  • Auf einem Privatgrundstück geht das nur, wenn der Eigentümer bzw. die Eigentümerin es erlaubt und keine behördlichen Vorschriften entgegenstehen.

Und was gilt, wenn man herumtingeln möchte?

  • Das Übernachten auf Campingplätzen hat Vorteile: Es gibt sanitäre Anlagen und Ver- bzw. Entsorgungsmöglichkeiten. Daher kann man auch längere Zeit dort stehen.

  • Stellplätze verfügen nicht immer über sanitäre Einrichtungen oder Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten.

  • Übernachten auf einem Privatgrundstück ist nur mit Erlaubnis des Eigentümers bzw. der Eigentümerin möglich.

  • Achten Sie bei Parkplätzen auf Parkverbote. Fahren Sie die Markise nicht aus und stellen Sie keine Stühle ins Freie. Lesen Sie auch: Übernachten auf öffentlichem Parkplatz – Bußgeld für Wohnmobilfahrer

Hier finden Sie Campingplätze und einen Ratgeber zum Campen*

Die wichtigsten Reisevorbereitungen

Einfach mit dem Wohnmobil durch die Welt tingeln. Klingt gut, muss aber geplant sein:

  • Personalausweis, Reisepass, Führerschein: Die Papiere sollten für die gesamte Reisezeit gültig sein. Besser neue beantragen, wenn das Ablaufdatum kurz bevorsteht. Sichern Sie wichtige Dokumente in einer Cloud. So können Sie immer und überall darauf zugreifen, falls Handy oder Laptop unterwegs abhandenkommen.

  • Internationaler Führerschein: Ein zusätzlicher internationaler Führerschein kann je nach Reiseland sinnvoll sein. Er gilt nur drei Jahre und kann ohne Wohnsitz in Deutschland nicht neu beantragt werden. Deutsche Botschaften bieten keine Möglichkeit zur Beantragung.

  • Visum: In einigen Ländern muss man ein Visum beantragen. Informieren Sie sich frühzeitig.

  • Reisepass für Ihr Fahrzeug: An einigen Grenzübergängen außerhalb Europas brauchen Sie ein Carnet de Passages.

  • Vollmacht ausstellen: Überlegen Sie, ob Verwandte oder Bekannte für Sie zu Hause zum Beispiel Behördengänge erledigen sollen. Sie können dafür eine "Generalvollmacht" ausstellen.

  • Bank, Zahlungsmittel: Stellen Sie auf Onlinebanking um. Klären Sie, ob Sie mit der Bankkarte (EC- und/oder Kreditkarte) im Ausland kostenlos Bargeld abheben können.

  • Telefon und Internet: Im EU-Ausland können Sie ohne zusätzliche Gebühren mit dem Handy telefonieren. Achten Sie aber darauf, dass Ihr Vertrag auch für Datenvolumen im Ausland gilt. Passen Sie bei Bedarf vor der Abreise den Mobilfunkvertrag an.

  • Gesundheitscheck: Lassen Sie sich vor der Abreise komplett durchchecken. Prüfen Sie Ihren Impfstatus. Informieren Sie sich auch über Gesundheitsrisiken auf der Reise.

  • Reiseapotheke: Denken Sie daran, notwendige Medikamente in ausreichender Menge mitzunehmen.

  • Reisen mit Hund: Achten Sie auf die Einreisebestimmungen mit Tieren. Vor der Reise sollte man sich beim Tierarzt beraten lassen, welche Impfungen notwendig sind. Achten Sie darauf, dass diese im EU-Heimtierpass eingetragen sind. In den meisten Ländern ist der Chip Pflicht.

Hund in einem Lieferwagen, der ein High Five gibt
Tierisch guter Begleiter: Mit Hund auf großer Tour© Shutterstock/photoschmidt

Weitere Informationen zu den Einreisebestimmungen und alles zur Weltreise mit dem eigenen Wohnmobil.

Welche Versicherungen sind wichtig?

  • Auslandskrankenversicherung: Diese ist bei Reisen in Länder außerhalb der EU oder längeren Auslandsaufenthalten sinnvoll. Meldet man sich in Deutschland ganz ab, sollte man unbedingt eine Auslandskrankenversicherung abschließen, die auch lange Auslandsaufenthalte abdeckt.

  • Autoversicherungen: Klären Sie vor der Reise den Versicherungsschutz für bestimmte Reiseländer. Wegen häufiger Unfälle und großer Diebstahl- oder Einbruchsgefahr kann er bei Ländern wie zum Beispiel Marokko, Tunesien oder Russland ausgeschlossen sein.

  • Camper-/Inventarversicherung für wertvollen Wohnmobilinhalt (z.B. Laptop, Kameraausrüstung, Sportgeräte usw.). Es gibt viele spezielle Campingversicherungen. Prüfen Sie, ob die Angebote für Sie sinnvoll sind.

  • Der Auslandsschutzbrief (ADAC Plus Mitgliedschaft) bietet unter anderem die Ersatzteilversorgung und Rückführung des Fahrzeugs zum Beispiel bei Unfall oder Krankheit.

Camper reisefertig machen

Ein Mannn macht Kaffee im Freien vor seinem Wohnmobil in den Bergen im sonnigen Sommertag
Was muss an Ausrüstung mit auf die Reise?© Shutterstock/yurakrasil

Lassen Sie das Wohnmobil vor der Reise durchchecken und lassen Sie notwendige Reparaturen machen, bevor Sie auf Tour gehen. Das gilt für das Basisfahrzeug und die Technik des Aufbaus. Überprüfen Sie außerdem, ob die Ausstattung des Campers fürs tägliche Leben vollständig ist, und ergänzen Sie diese je nach Reiseziel.

Was Sie sonst noch beachten sollten:

  • Wichtige Ersatzteile mitnehmen (Ersatzrad, Wasserpumpe, Dichtungen usw.)

  • Hauptuntersuchung durchführen und Gasanlage prüfen

  • Zustand der Reifen prüfen

  • Wintertauglichkeit: Planen Sie, auch im Winter oder im Norden unterwegs zu sein, sollte das Fahrzeug wintertauglich sein. Wichtig sind eine gute Isolierung und ein frostsicherer Frischwasser- und Abwassertank.

  • Autark mit Solaranlage und Lithium-Ionen-Batterien: Zu empfehlen sind eine zweite Bordbatterie, Solarpaneele mit ausreichender Kapazität, Sinus-Wechselrichter und ein Lade-Booster für die Ladung der Bordbatterie während der Fahrt. Wann sich das Nachrüsten einer Solaranlage auf dem Wohnmobil lohnt

Campingtipps für Aussteiger und Langzeit-Reisende

Viele wertvolle Tipps, zum Beispiel für den Selbstausbau eines Wohnmobils und zum Vanlife, finden Sie auf PiNCAMP, dem Campingportal des ADAC*.

Vor- und Nachteile plus Kosten abwägen

Am Ende entscheidet jeder und jede für sich, ob das Vanlife in Betracht kommt. Wer sich nicht sicher ist, sollte das Leben im rollenden Zuhause vielleicht zunächst bei einem längeren Campingurlaub einmal ausprobieren und die Vor- und Nachteile abwägen.

* Durch Anklicken des Links werden Sie auf eine externe Internetseite weitergeleitet, für deren Inhalte der jeweilige Seitenbetreiber verantwortlich ist.