So funktionieren Reifendruck-Kontrollsysteme RDKS

Die Reifendruck-Kontrollleuchte warnt
Alarm: Stimmt der Reifendruck nicht mehr, warnt die Kontrollleuchte© Shutterstock/Sheila Shelton

Eine automatische Luftdrucküberwachung hilft Sprit zu sparen und kann Unfälle verhindern. Es gibt direkt und indirekt messende Systeme – mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen.

  • Autohersteller verwenden verschiedene Mess-Systeme

  • Kontrollsysteme überwachen ständig den Reifenfülldruck

  • Für Neuwagen gilt eine RDKS-Pflicht

Reifendruckkontroll-Systeme sind Pflicht

Seit 2014 müssen laut ECE-R 64 alle Neuwagen mit einem Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) ausgerüstet sein, das unter anderem helfen soll, Unfälle durch einen falschen Reifendruck oder schleichenden Plattfuß zu verhindern. Mit einem optimalen Luftdruck lässt sich aber vor allem Kraftstoff sparen und unnötiger Reifenverschleiß vermeiden.

Die Autohersteller nutzen dabei entweder direkte Sensoren im Rad oder werten das Abrollverhalten der Reifen aus. Beide RDKS-Systeme (engl. auch: Tire pressure monitoring systems TPMS) haben Vor- und Nachteile.

Direkt messende RDKS-Systeme

Reifendruck Kontrollsystem, hier im Bild ein Reifendruckventil
So sehen die Sensoren der Direktmessung aus© Shutterstock/Stason4ik

Direkt messende RDKS verwenden an jedem einzelnen Rad Druck- und Temperatursensoren, die direkten Kontakt zur Luft im Reifen haben. Mit ihnen werden die relevanten physikalischen Größen in Echtzeit bestimmt und telemetrisch an das Steuergerät im Fahrzeug übertragen.

In der Regel erfährt der Fahrer dabei auch den Reifendruckwert für jede einzelne Radposition. Die Genauigkeit der Druckmessungen liegt bei ca. 0,1 bar oder sogar noch genauer. So können bereits geringe Druck- oder Temperaturschwankungen frühzeitig erkannt und angezeigt werden.

Meist liegen die Sensorgehäuse der direkt messenden RDKS auf der Felgen- bzw. Reifeninnenseite im Bereich des Ventils und werden zusammen mit diesem befestigt. Die Sensoreinheiten ziehen den nötigen Strom aus Batterien, die nach etwa sechs bis zehn Jahren auszutauschen sind. Wegen der Ausrüstungspflicht müssen beide Rädersätze, also Sommer- und Winterräder, mit den Sensoren ausgerüstet sein.

Die Vorteile der direkt messenden RDKS:

  • Die relevanten physikalischen Größen Luftdruck und Temperatur werden an allen vier Rädern sehr genau und schnell gemessen – auch schleichende Luftverluste werden dadurch rechtzeitig erkannt und gemeldet.

  • Die Messwerte werden meist für jedes einzelne Rad dargestellt.

  • Nach dem erstmaligen "Anlernen" der Sensoren ist bei modernen Sensoren eine neuerliche Initialisierung nach jeder Reifendruckkorrektur und dem Räderwechsel nicht erforderlich.

Die Nachteile:

  • Für jedes zusätzliche Rad wird ein eigener Sensor fällig. Damit entstehen bei der Anschaffung eines zweiten Rädersatzes Kosten im Rahmen von 120 Euro und 300 Euro.

  • Je nach Lebenserwartung der Batterien müssen die meisten Sensoren nach ca. fünf bis acht Jahren ersetzt werden.

Indirekt messende RDKS-Systeme

Ein Mechaniker montiert einen Reifen an ein Auto
Bei indirekten Systemen wird nach dem Reifenwechsel initialisiert © iStock/gilaxia

Indirekt arbeitende RDKS registrieren Änderungen an den Rädern und bestimmen den Reifendruck so nur mittelbar. Ist der Reifendruck zu hoch oder niedrig, ändert sich auch das Abrollverhalten der Reifen: So erhöht sich z.B. die Drehzahl, weil sich der Abrollradius des Reifens mit abnehmendem Innendruck verringert.

Auch das Schwingungsverhalten des Reifenmantels verändert sich mit dem Reifendruck. Über die Drehzahlsensoren an den vier Rädern erkennt die Fahrzeugelektronik diese Veränderungen des Reifenabrollverhaltens und meldet dem Fahrer, dass sich der Luftdruck verändert haben muss.

Der Vorteil der indirekten Messung:

  • Weil die im Fahrzeug bereits vorhandene Sensorik genutzt wird, entstehen bei der Umrüstung auf andere Räder keine zusätzlichen Kosten. Der Fahrer muss das System nach einer Korrektur des Reifendrucks oder einem Umstecken der Räder lediglich per Tastendruck neu initialisieren.

Die Nachteile:

  • Das indirekt arbeitende RDKS reagiert auf einen Druckverlust üblicherweise langsamer als ein direkt messendes System. Dies gilt besonders für den normalen diffusionsbedingten Druckverlust, der an allen Rädern in gleicher Weise auftritt und somit die Differenz zwischen den Rädern gering hält.

  • Die indirekten Systeme kommen an die Genauigkeit der direkt messenden RDKS nicht heran. Oft wird auch nicht angezeigt, in welchem Rad der Druckverlust besteht – bei einer Meldung müssen dann alle Räder kontrolliert werden.

Die Mehrheit der Autohersteller rüstet Ihre Fahrzeuge mit direkt messenden RDKS-Systemen aus. Zu den Herstellern, die – mit Ausnahme einzelner Modelle – überwiegend auf direkt messende Systeme setzen, zählen unter anderem Mercedes, BMW, Ford, Hyundai, Kia, Toyota, Volvo, Renault, Nissan, Subaru, Jaguar, Alfa und Porsche.

Indirekt messende Systeme verwenden vor allem die VW-Gruppe (VW, Audi, Seat, Skoda), PSA (Citroën, Peugeot, DS, Opel), Fiat, Mazda oder Honda.

Das sollten Sie bei RDKS beachten

  • Machen Sie sich mit dem spezifischen Reifendruckkontroll-System Ihres Fahrzeuges vertraut. Die wichtigsten individuellen Informationen enthält die Bedienungsanleitung. Der Hinweis auf Reifendrucksensoren lässt annehmen, dass das RDKS den Reifendruck direkt misst. Hinweise wie "Das System misst nicht den tatsächlichen Reifenfülldruck in den Reifen" deuten auf ein indirekt arbeitendes System hin.

  • Erkundigen Sie sich im Zweifelsfall bei Ihrem Vertragshändler und/oder Fahrzeughersteller, ob Ihr Fahrzeug mit einem RDKS ausgerüstet ist.

  • Bei indirekt arbeitenden RDKS entstehen Ihnen bei einem Rad- oder Reifenwechsel üblicherweise keine zusätzlichen Kosten, da an den Felgen der Räder selbst keine Sensoren zu installieren oder zu warten sind. Sie müssen allerdings nach einer Änderung an den Rädern, Reifen oder dem Reifenfülldruck das System neu initialisieren, da diese Systeme den korrekten Ausgangszustand der Räder kennen müssen. Dazu müssen Sie vor der Initialisierung die vorgeschriebenen Druckwerte in allen Rädern möglichst genau einstellen. Details stehen in der Bedienungsanleitung.

  • Bei direkt messenden Systemen müssen die in dem Rad befindlichen Sensoren bei jeder Reifenmontage von dem Monteur kontrolliert werden. Teilen Sie deswegen dem Reifenmontagebetrieb bei der Terminvereinbarung mit, dass Ihr Fahrzeug über ein direkt messendes RDKS verfügt. Vor allem, wenn Sie einen zweiten Rädersatz mit Winterreifen bestellen. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten Sie die Fahrzeugpapiere für die Terminvereinbarung bereithalten.

  • Trotz RDKS ist eine regelmäßige Luftdruckkontrolle unbedingt notwendig. Überprüfen Sie deshalb unabhängig von der Reifendrucküberwachung den Reifendruck mindestens alle 14 Tage.

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