Streptokokken: Welche Krankheiten sind möglich?

Eine bakterielle Infektion mit Streptokokken kann eine Vielzahl von Erkrankungen verursachen, darunter Angina und Scharlach. Mehr zu Symptomen, Ansteckung und Tests.
Häufig führen Streptokokken zu einer Rachenentzündung
Symptome können sehr unterschiedlich sein
Behandlung mit Antibiotika verringert Ansteckungsgefahr für andere
Was sind Streptokokken?
Die Bezeichnung Streptokokken ist ein Oberbegriff für verschiedene Bakterienarten. Viele dieser Arten sind harmlos, andere lösen die unterschiedlichsten Infektionen aus, darunter auch einige schwer verlaufende.
Ein Großteil der Streptokokken wird anhand bestimmter Eigenschaften in verschiedene Gruppen (A–N) eingeteilt. Als Krankheitserreger spielen vor allem Streptokokken der Gruppen A, B und D eine Rolle. Streptokokken der Gruppe A sind beispielsweise Auslöser von Scharlach und einer ansteckenden Rachenentzündung (Streptokokken-Pharyngitis), die im Kindesalter zu den häufigsten bakteriellen Erkrankungen zählt.
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) gehören keiner Gruppe an, zählen jedoch auch zu den Streptokokken. Eine Infektion mit Pneumokokken kann zu Mittelohr- und Lungenentzündungen führen.
Welche Krankheiten sind möglich?
Unter anderem können Streptokokken bei Erwachsenen folgende Erkrankungen auslösen:
Rachenentzündung (Pharyngitis)
Scharlach
Mandelentzündung (Tonsillitis)
Mittelohrentzündung (Otitis media)
Streptokokken-induziertes Toxic Shock Syndrom (STSS)
Wundrose (Erysipel)
Borkenflechte (Impetigo contagiosa)
Streptokokken-Cellulitis
Nekrotisierende Fasziitis
Herzinnenhautentz ündung (Endokarditis)
Hirnhautentzündung (Meningitis)
Entsprechend der Vielzahl an Erkrankungen sind die Symptome einer Streptokokken-Infektion sehr unterschiedlich. Meist betreffen sie Schleimhäute und Haut.
Wie ansteckend sind Streptokokken?
Alle Streptokokken-Infektionen sind ansteckend – wie ansteckend sie sind, lässt sich aber nicht pauschal beantworten. Scharlach ist beispielsweise sehr ansteckend, weshalb Personen mit Verdacht auf eine Infektion keine Gemeinschaftseinrichtungen aufsuchen dürfen und den Kontakt zu anderen vermeiden sollten. Das betrifft den Besuch von Kindergarten und Schule, Pflegetätigkeiten sowie die Arbeit in Lebensmittelbetrieben. Wird eine Infektion mit Pneumokokken laboranalytisch bestätigt, ist sie meldepflichtig.
Die Ansteckungsgefahr bleibt bei Scharlach etwa drei Wochen bestehen. Das gleiche gilt für eine durch Streptokokken ausgelöste Rachenentzündung.
Streptokokken in der Schwangerschaft
Sogenannte Gruppe-B-Streptokokken (GBS) besiedeln den Genitalbereich sowie den Magen-Darm-Trakt. Infizieren sich Schwangere mit diesen Streptokokken, können sie gegen Ende der Schwangerschaft über das Fruchtwasser sowie während der Geburt auf das Kind übertragen werden. Unbehandelt entwickelt das Neugeborene in 90 Prozent dieser Fälle innerhalb der ersten sieben Lebenstage eine Blutvergiftung (Sepsis) oder eine Lungenentzündung (Pneumonie). Treten erst mehrere Wochen nach der Geburt Symptome der Infektion auf, zeigt sich das meist in Form einer Hirnhautentzündung. Eine Infektion mit Gruppe-B-Streptokokken muss mit Antibiotika behandelt werden.
Wie steckt man sich mit Streptokokken an?
Die Ansteckung mit Streptokokken erfolgt über eine Schmier- oder Tröpfcheninfektion. Bei einer Schmierinfektion werden die Erreger durch direkten Körperkontakt und verunreinigte Gegenstände wie Türklinken übertragen. Für eine Tröpfcheninfektion – z. B. bei Scharlach – sind feinste Flüssigkeitströpfchen verantwortlich. Sie entstehen beim Husten, Niesen oder Sprechen und werden von anderen Menschen eingeatmet. Streptokokken haben in der Regel eine Inkubationszeit von mehreren Tagen.
Wie testet man auf Streptokokken?
Der Nachweis von Streptokokken erfolgt in der Regel mittels eines Schnelltestes (Strep-A-Test). Dazu wird mit einem Wattestäbchen ein Rachenabstrich entnommen und mit einer Testflüssigkeit vermischt. Ein Teststreifen zeigt nach wenigen Minuten das Ergebnis an.
Ein positives Testergebnis gilt als eindeutig, wenn gleichzeitig typische Symptome einer Streptokokken-Infektion vorliegen. Bei einem negativen Ergebnis ist eine Infektion zwar unwahrscheinlich, aber nicht vollständig ausgeschlossen. Obwohl es auch Selbsttests für zuhause gibt, solle ein positives Ergebnis immer zusätzlich von einer Ärztin oder einem Arzt bestätigt werden.
Genauer als ein Schnelltest ist es, den Abstrich in ein Labor einzuschicken. Dort wird eine Bakterienkultur angelegt. Sobald die Streptokokken darin herangewachsen sind, lassen sie sich eindeutig identifizieren. Eine Blutuntersuchung findet im Normalfall nur statt, wenn der Verdacht auf eine Folgeerkrankung besteht.
Wann ist ein Streptokokken-Schnelltest sinnvoll?
Da Halsentzündungen meist von Viren verursacht werden, gegen die Antibiotika wirkungslos sind, kann es sinnvoll sein, bei einer Rachenentzündung einen Test auf Streptokokken durchzuführen.
Infektionen mit Streptokokken der Gruppe B können vor allem für Neugeborene gefährlich werden. Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfehlen deshalb allen Schwangeren zwischen der 35. und 37. Schwangerschaftswoche einen Test auf B-Streptokokken. Bei einem positiven Ergebnis bekommt die Mutter während der Geburt ein Antibiotikum, das das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer Infektion schützt. Die Kosten für den Test werden nicht von allen Krankenkassen übernommen.
Können Streptokokken von allein weggehen?
Bei ansonsten gesunden Menschen heilen viele Streptokokken-Infektionen von selbst und ohne Antibiotika. Das gilt insbesondere für Infektionen mit A-Streptokokken. Dennoch ist eine Behandlung in vielen Fällen sinnvoll: Eine unbehandelte Streptokokken-Infektion ist bis zu drei Wochen ansteckend, in manchen Fällen sogar länger. Wer im Falle einer Rachenentzündung Antibiotika erhält, ist hingegen innerhalb von 24 Stunden nicht mehr ansteckend. Außerdem besteht unbehandelt ein erhöhtes Risiko für zum Teil schwere Komplikationen.
Komplikationen einer unbehandelten Streptokokken-Infektion
Aus einer unbehandelten Infektion mit Streptokokken können weitere Erkrankungen entstehen:
Rheumatisches Fieber (Entzündung verschiedener Gewebe, insbesondere der Gelenke, des Herzens, der Haut und des Nervensystems)
Akute Nierenentzündung
Toxisches Schocksyndrom durch Giftstoffe, die von einigen Streptokokken gebildet werden
Entzündung der Nasennebenhöhlen
Mastoiditis (Entzündung eines hinter der Ohrmuschel gelegenen Teil des Schädelknochens, die auf das Gehirn und die Hirnhäute übergehen kann)
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
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