Eine Mittelohrentzündung erkennen und richtig behandeln

Eine junge Frau hält sich am Ohr auf Grund von Schmerzen
Häufigstes Symptom einer Mittelohrentzündung sind starke Ohrenschmerzen© Shutterstock/Prostock-studio

Bei einer Mittelohrentzündung (Otitis media) ist die Schleimhaut hinter dem Trommelfell im Ohr betroffen. Häufig erkranken Babys und Kleinkinder.

  • Entsteht oft infolge einer Erkältung

  • Heilt meist rasch ab, selten folgen Komplikationen

  • Nur in bestimmten Fällen sind Antibiotika sinnvoll

Die Mittelohrentzündung gehört zu den häufigsten Erkrankungen bei Babys und Kleinkindern: Zwei Drittel aller Kinder bekommen in den ersten drei Lebensjahren mindestens einmal eine Otitis media. Die Krankheit kann aber in jedem Lebensalter auftreten. Meist klingen die Ohrenschmerzen binnen weniger Tage ab. Bleibt die Entzündung über mehrere Wochen bestehen, spricht man von einer chronischen Mittelohrentzündung.

Wie entsteht eine Mittelohrentzündung?

Das Mittelohr ist der sensible Bereich zwischen Trommelfell und Innenohr. Hier liegen unter anderem drei Gehörknöchelchen, die einen wichtigen Beitrag zum Hören leisten. Ein schmales Röhrchen – die sogenannte Ohrtrompete oder Eustachische Röhre – verbindet das Mittelohr mit dem Rachen.

Eine Mittelohrentzündung entsteht oft infolge von Infekten im Nasen-Rachen-Raum, etwa einer Erkältung oder einer Grippe. Die Erreger wandern über die Eustachische Röhre ins Ohr. Bei Kindern kann das leichter passieren, da ihre Ohrtrompete noch sehr kurz ist.

Sowohl die Schleimhäute des Mittelohrs als auch jene der Eustachischen Röhre entzünden sich, schwellen an und bilden Flüssigkeit, die durch das Röhrchen nicht mehr abfließen kann. So entstehen Symptome wie Druck und Schmerzen hinter dem Trommelfell. Seltener dringen auch Krankheitserreger auf anderem Weg ins Mittelohr ein, etwa über die Blutbahn oder durch ein verletztes Trommelfell.

Ist eine Mittelohrentzündung ansteckend?

Eine Mittelohrentzündung ist im Normalfall nicht ansteckend, da die Bakterien oder Viren sich nur hinter dem Trommelfell ausbreiten. Eine Ausnahme besteht, wenn das Trommelfell reißt und entzündliches Sekret aus dem Ohr fließt. Sind Betroffene auch noch erkältet, können sich die Erreger durch Tröpfchen in der Luft über die Atemwege verbreiten.

Mittelohrentzündung: Typische Symptome

Bei einer Mittelohrentzündung können verschiedene Krankheitsanzeichen auftreten:

  • Plötzlich einsetzende, heftige Ohrenschmerzen

  • Hörstörungen: gedämpftes Hören, Klopfen oder Pochen im Ohr

  • Fieber

  • Abgeschlagenheit

  • Bei Trommelfellriss: eitriger oder blutiger Ausfluss; Schmerzen hören schlagartig auf

Bei Babys und Kleinkindern sind die Symptome manchmal nicht eindeutig, da sie ihre Schmerzen nicht beschreiben oder lokalisieren können. Viele greifen sich jedoch auffällig häufig ans Ohr (sogenannter Ohrzwang). Betroffenen Kindern geht es oft plötzlich schlecht, sie schreien oder weinen viel und haben keinen Appetit. Manche beschreiben auch Bauchschmerzen oder müssen sich übergeben.

Was hilft bei einer Mittelohrentzündung?

Ein Kind wird von einem Arzt am Ohr untersucht
Bei Verdacht auf eine Mittelohrentzündung prüft die Ärztin oder der Arzt das Ohr mit einem Otoskop© Shutterstock/H_Ko

Bei plötzlich auftretenden Ohrenschmerzen oder anderen Hinweisen auf eine Mittelohrentzündung empfiehlt sich ein Besuch in der kinderärztlichen oder hausärztlichen Praxis. Die Ärztin oder der Arzt erfragt die Symptome, misst Fieber, wirft einen Blick in den Rachen und untersucht das Ohr mit einem sogenannten Otoskop. Ein gerötetes oder nach außen gewölbtes Trommelfell weist auf eine Entzündung hin.

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Behandlung mit Medikamenten

Bei einer Mittelohrentzündung verschreibt die Ärztin oder der Arzt meist fiebersenkende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol – bei Erwachsenen als Tabletten, bei Kleinkindern in Form von Saft oder Fieberzäpfchen. Sie helfen dabei, die akuten Ohrenschmerzen zu lindern und das Fieber zu senken. Abschwellende Nasentropfen können dazu beitragen, dass das Ohr besser belüftet wird und das Sekret abfließen kann.

Antibiotika sind bei einer Mittelohrentzündung nicht immer notwendig. Bei bestimmten Risikofaktoren (zum Beispiel bei kleinen Babys) oder Verdacht auf eine schwere bakterielle Infektion wird ein entsprechendes Antibiotikum verordnet.

Hausmittel gegen Ohrenschmerzen

Bei einer Mittelohrentzündung können auch Hausmittel die Heilung unterstützen. Sie ersetzen keine ärztlich verordnete Therapie.

  • Zwiebelsäckchen: Ein kleines Netz oder Söckchen mit geschnittenen Zwiebeln füllen, leicht erwärmen und auf das schmerzende Ohr legen

  • Wärme am Ohr: Mit einer Rotlichtlampe oder einem Kirschkernkissen das betroffene Ohr wärmen

  • Wadenwickel gegen Fieber: Beide Unterschenkel in ein handwarmes, feuchtes Tuch einschlagen und mit einem dicken Handtuch umwickeln

Wie lang dauert eine Mittelohrentzündung?

Bei einer akuten Mittelohrentzündung klingen die Symptome meist innerhalb von wenigen Tagen ab. Spätestens nach ein bis zwei Wochen fühlen die Betroffenen sich wieder gesund. Auch kleinere Schäden am Trommelfell verheilen meist in diesem Zeitraum.

Halten Ohrenschmerzen, Druckgefühl oder andere Symptome länger als ein bis zwei Wochen an, suchen Sie unbedingt ärztliche Hilfe auf. Dann kann es sein, dass die Mittelohrentzündung Komplikationen verursacht.

Insbesondere bei Kindern kann es Wochen oder sogar Monate dauern, bis das Sekret im Mittelohr vollständig abgeflossen ist. Sammelt sich die Flüssigkeit hinter dem Trommelfell und verschlechtert das Hören, spricht man von einem Paukenerguss. Diesen sollten Sie ärztlich beobachten lassen. Bildet der Paukenerguss sich nicht von allein zurück, kann die Ärztin oder der Arzt ihn mit einem Schnitt oder einem kleinen Röhrchen im Trommelfell behandeln.

Besteht die Erkrankung über mehr als drei Monate, spricht man von einer chronischen Mittelohrentzündung. Diese ist nicht so schmerzhaft wie eine akute Otitis media. Allerdings kann sich das Hörvermögen auf dem betroffenen Ohr vermindern und immer wieder Sekret aus dem Gehörgang fließen. Eine chronische Mittelohrentzündung ist ein Fall für eine fachärztliche Behandlung in einer Praxis für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.

In seltenen Fällen entwickeln sich aus einer Mittelohrentzündung schwere Komplikationen. So kann sich die Entzündung auf andere Strukturen im Schädel ausbreiten, zum Beispiel auf den knöchernen Warzenfortsatz (Mastoiditis), das Innenohr (Labyrinthitis), die Gehirnhäute (Meningitis) oder die Gesichtsnerven. Diese Komplikationen sind medizinische Notfälle.

Mit Mittelohrentzündung fliegen?

Mit einer Mittelohrentzündung sollten Kinder wie Erwachsene nicht in ein Flugzeug steigen. Das entzündete Ohr kann keinen Druckausgleich leisten. Daher drohen starke Schmerzen bis hin zu inneren Verletzungen des Ohres (Barotrauma). Auch nach einer gerade ausgestandenen Otitis media ist eine ärztliche Untersuchung der Ohren wichtig, um die Flugtauglichkeit abzuklären.

Kann man einer Otitis media vorbeugen?

Einige Risikofaktoren lassen sich verringern, wenn Sie oder Ihr Kind zu wiederkehrenden Mittelohrentzündungen neigen:

  • Greifen Sie bei einer Erkältung und/oder Nasennebenhöhlenentzündung frühzeitig zu abschwellenden Nasentropfen oder Nasenspray, damit das Mittelohr besser belüftet wird. Achten Sie darauf, die Tropfen nicht länger als sieben Tage am Stück zu verwenden.

  • Wenn Sie oder Ihr Kind erkältet sind, verzichten Sie auf einen Besuch im Schwimmbad. Gehen Sie auch nicht mit nassen Haaren an die kalte Luft und schützen Sie empfindliche Ohren bei Kälte und Zugluft mit einer Mütze.

  • Bei Kindern kann Studien zufolge ein vollständiger Impfschutz gegen Pneumokokken die Häufigkeit von Mittelohrentzündungen senken.

  • Setzen Sie Ihr Baby oder Kleinkind keinem Tabakrauch aus. Durch Passivrauchen steigt das Risiko für Mittelohrentzündungen.

  • Ständiges Nuckeln an Schnullern und Flaschen – vor allem im Liegen – kann die Druckverhältnisse im Ohr negativ beeinflussen. Zur Vorbeugung einer Mittelohrentzündung ist es daher sinnvoll, die Schnullerzeit zu reduzieren.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.