Erste Hilfe bei Vergiftungen

Eine Frau krümmt sich vor Bauchkrämpfen
Eine Vergiftung kann Magen-Darm-Beschwerden verursachen© Shutterstock/New Africa

Verschiedene Substanzen können im Körper als Giftstoff wirken. Entscheidend ist, welches Gift aufgenommen wurde und in welcher Menge.

  • Vergiftungen sind typische Notfälle bei Kleinkindern

  • Bei vermuteter Vergiftung Notruf (112) oder Giftnotruf anrufen

  • Betroffene in keinem Fall zum Erbrechen bringen

Giftige Pflanzen, Reinigungsmittel, Medikamente oder auch das farb- und geruchlose Gas Kohlenmonoxid zählen zu den Substanzen, die zu einer Vergiftung (Intoxikation) führen können. Je nach Gift und Ausmaß der Aufnahme kann es zu einer leichten, schweren oder gar lebensbedrohlichen Intoxikation kommen.

Was sind die häufigsten Vergiftungen?

Zu den häufigsten Ursachen für Vergiftungen zählen in Deutschland:

  • Reinigungsmittel und Pflegeprodukte aus dem Haushalt, vor allem Spül- und Waschmittel, Allesreiniger sowie Shampoos

  • Ätherische Öle und Lampenöle

  • Medikamente

  • Alkohol und Drogen

  • Rauchgas, Kohlenmonoxid oder andere schädliche Dämpfe

  • Substanzen, die über die Nahrung aufgenommen werden, wie Pflanzen, Beeren, Pilze oder verdorbene Lebensmittel

Insbesondere bei Kleinkindern sind Vergiftungen ein Thema, da sie in ihrem Erkundungsdrang vieles in den Mund nehmen. Im Erwachsenenalter können verwechselte oder überdosierte Medikamente, übermäßiger Alkoholkonsum, das Einatmen von Gasen oder der Verzehr giftiger Pilze zu einer Intoxikation führen.

Ein Kleinkind greift nach einer Flasche mit Putzmittel
Bei Kindern kann es durch das Verschlucken von Haushaltsreinigern oder Pflegeprodukten zu Vergiftungen kommen© Shutterstock/Ruslana Iurchenko

Potenzielle Gefahrenquellen für Kinder sind beispielsweise Knopfzellenbatterien, Lampenöle oder Flüssigkeiten in E-Zigaretten. Aber auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel können dem Körper schaden, zum Beispiel eine langfristige hoch dosierte Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. Ebenso ist bei der Bepflanzung des Gartens Vorsicht geboten. Der Blaue Eisenhut wird als Zierpflanze genutzt, kann jedoch sowohl bei Kindern als auch Haustieren wie Katzen oder Hunden zu Vergiftungen führen.

Symptome einer Vergiftung

Eine Vergiftung kann im Körper unterschiedliche Symptome verursachen, je nachdem, um welches Gift es sich handelt und in welcher Dosis es aufgenommen wurde. Zudem spielt die Aufnahmeart eine Rolle. Giftstoffe, die gegessen oder eingeatmet werden, führen meist zu Magen-Darm-Beschwerden. Erfolgt die Vergiftung über die Haut (Verätzung), zum Beispiel durch bestimmte Pflanzenschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmittel, können die Anzeichen von Ausschlägen über Rötungen bis hin zu Blasenbildung reichen. Gelangen Giftstoffe in die Augen, kann es auch auf diese Weise zu einer Vergiftung kommen.

Typische Symptome:

  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall

  • Sehstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel

  • Bewusstseinsveränderungen wie starke Müdigkeit oder Apathie und Bewusstlosigkeit

  • Kreislaufprobleme wie hoher oder niedriger Puls, Atemnot, Blässe und Herz-Kreislauf-Versagen (Schockzeichen)

  • Lähmungen oder Krampfanfälle

Wie lange es dauert, bis sich Vergiftungserscheinungen zeigen, ist unterschiedlich. Neben der Art und Dosis des Giftes und wie es in den Körper gelangt, spielen auch Alter und Körpergewicht eine Rolle dabei, wie schnell sich Symptome zeigen. Eine Intoxikation kann sich innerhalb weniger Minuten oder Stunden bemerkbar machen. Gleichzeitig können die Symptome auch schleichend über Tage oder Jahre in Erscheinung treten, beispielsweise bei chronischen Vergiftungen mit Schwermetallen wie Blei oder Cadmium.

Was macht man bei einer Vergiftung?

Es gibt bestimmte Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Sie bei einer Vergiftung sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen leisten können:

  • Treten lebensbedrohliche Symptome auf, rufen Sie sofort den Notruf unter 112. Eine lebensbedrohliche Situation liegt vor, wenn die vergiftete Person bewusstlos ist oder nicht mehr normal atmet. Leisten Sie in diesem Fall Erste Hilfe.

  • Kommt es zu leichteren Symptomen und besteht der Verdacht einer Intoxikation, holen Sie sich ärztliche Hilfe oder rufen Sie den Giftnotruf.

  • Bei Kindern rufen Sie immer zuerst die notärztliche Hilfe über die 112 und dann den Giftnotruf an.

Wie lautet der Giftnotruf?

In Deutschland gibt es sieben Giftinformationszentren, die bei einer vermuteten Vergiftung rund um die Uhr erreichbar sind. Es wird empfohlen, den nach Bundesland jeweils regional zuständigen Giftnotruf zu kontaktieren.

Region

Giftnotrufnummer

Sitz des Giftinformationszentrums

Berlin und Brandenburg

+49 (0)30 19240

Berlin

Nordrhein-Westfalen

+49 (0)228 19240

Bonn

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

+49 (0)361 730 730

Erfurt

Baden-Württemberg

+49 (0)761 19240

Freiburg

Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein

+49 (0)551 19240

Göttingen

Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland

+49 (0)6131 19240

Mainz

Bayern

+49 (0)89 19240

München

  • Wer ist betroffen? (Kind/Erwachsener, Geschlecht, Körpergewicht)

  • Was wurde eingenommen? (Geben Sie genau an, was zum Beispiel auf der Packung steht.)

  • Wie viel wurde eingenommen und wie? (Anzahl oder Menge des Stoffes, Aufnahmeart)

  • Wann wurde es eingenommen? (Gesicherte Zeitangabe oder Vermutung)

  • Welche Symptome bestehen? (Wie geht es der betroffenen Person)

  • Name, Telefonnummer, Ortsangabe für den Rückruf oder den Rettungswagen

Je nach Aufnahmeart des Giftes empfehlen Giftnotrufzentralen folgendes Vorgehen:

  • Vergiftung durch Verschlucken: Sind noch Reste im Mund, entfernen Sie diese. Lassen Sie die Person, falls sie bei Bewusstsein ist, ein halbes Glas stilles Wasser oder Tee trinken.

  • Vergiftung über die Haut: Entfernen Sie die Kleidung und spülen Sie die betroffene Hautstelle umgehend für mindestens 10–15 Minuten unter fließendem lauwarmem Wasser.

  • Vergiftung über die Einatmung: Sofern möglich, verlassen Sie die Gefahrenzone mit der betroffenen Person (ohne sich selbst in Gefahr zu bringen) und sorgen Sie für frische Luft.

  • Vergiftung über die Augen: Spülen Sie das Auge sofort für mindestens 10–15 Minuten mit lauwarmem Wasser und entfernen Sie gegebenenfalls Kontaktlinsen.

Ist nach der Rücksprache mit dem Giftnotruf der Besuch einer ärztlichen Praxis oder eines Krankenhauses notwendig, nehmen Sie den vermuteten Giftstoff, zum Beispiel die Tabletten, das Pflege- oder Reinigungsprodukt oder Zweige der Pflanze mit. Auf diese Weise ist die Bestimmung des Giftstoffs möglich.

Das sollte man nicht tun

  1. Lösen Sie kein Erbrechen aus, da dies möglicherweise zu weiteren Schäden in der Speiseröhre oder Lunge führen kann. Erbrochenes kann auf diese Weise in die Lunge gelangen. Erbrechen Betroffene von sich aus, helfen Sie dabei, indem Sie beispielsweise den Kopf unterstützen.

  2. Geben Sie niemals Salzwasser zu trinken, vor allem bei Kindern kann dies zu einer Salzvergiftung führen. Denn auch Salz kann in entsprechender Dosis giftig wirken.

  3. Verabreichen Sie keine Milch, da auf diese Weise giftige Substanzen schneller in den Blutkreislauf gelangen können.

Da kohlensäurehaltige Getränke im Magen chemisch reagieren können, sind sie bei einer Vergiftung nicht geeignet.

Die Anwendung von Kohle sollte grundsätzlich nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen, weil dies eine mögliche Magen-Darmspiegelung erschweren könnte.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.