Erste Hilfe bei Vergiftungen
Verschiedene Substanzen können im Körper als Giftstoff wirken. Entscheidend ist, welches Gift aufgenommen wurde und in welcher Menge.
Vergiftungen sind typische Notfälle bei Kleinkindern
Bei vermuteter Vergiftung Notruf (112) oder Giftnotruf anrufen
Betroffene in keinem Fall zum Erbrechen bringen
Giftige Pflanzen, Reinigungsmittel, Medikamente oder auch das farb- und geruchlose Gas Kohlenmonoxid zählen zu den Substanzen, die zu einer Vergiftung (Intoxikation) führen können. Je nach Gift und Ausmaß der Aufnahme kann es zu einer leichten, schweren oder gar lebensbedrohlichen Intoxikation kommen.
Was sind die häufigsten Vergiftungen?
Zu den häufigsten Ursachen für Vergiftungen zählen in Deutschland:
Reinigungsmittel und Pflegeprodukte aus dem Haushalt, vor allem Spül- und Waschmittel, Allesreiniger sowie Shampoos
Ätherische Öle und Lampenöle
Medikamente
Alkohol und Drogen
Rauchgas, Kohlenmonoxid oder andere schädliche Dämpfe
Substanzen, die über die Nahrung aufgenommen werden, wie Pflanzen, Beeren, Pilze oder verdorbene Lebensmittel
Insbesondere bei Kleinkindern sind Vergiftungen ein Thema, da sie in ihrem Erkundungsdrang vieles in den Mund nehmen. Im Erwachsenenalter können verwechselte oder überdosierte Medikamente, übermäßiger Alkoholkonsum, das Einatmen von Gasen oder der Verzehr giftiger Pilze zu einer Intoxikation führen.
Potenzielle Gefahrenquellen für Kinder sind beispielsweise Knopfzellenbatterien, Lampenöle oder Flüssigkeiten in E-Zigaretten. Aber auch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel können dem Körper schaden, zum Beispiel eine langfristige hoch dosierte Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. Ebenso ist bei der Bepflanzung des Gartens Vorsicht geboten. Der Blaue Eisenhut wird als Zierpflanze genutzt, kann jedoch sowohl bei Kindern als auch Haustieren wie Katzen oder Hunden zu Vergiftungen führen.
Symptome einer Vergiftung
Eine Vergiftung kann im Körper unterschiedliche Symptome verursachen, je nachdem, um welches Gift es sich handelt und in welcher Dosis es aufgenommen wurde. Zudem spielt die Aufnahmeart eine Rolle. Giftstoffe, die gegessen oder eingeatmet werden, führen meist zu Magen-Darm-Beschwerden. Erfolgt die Vergiftung über die Haut (Verätzung), zum Beispiel durch bestimmte Pflanzenschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmittel, können die Anzeichen von Ausschlägen über Rötungen bis hin zu Blasenbildung reichen. Gelangen Giftstoffe in die Augen, kann es auch auf diese Weise zu einer Vergiftung kommen.
Typische Symptome:
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall
Sehstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel
Bewusstseinsveränderungen wie starke Müdigkeit oder Apathie und Bewusstlosigkeit
Kreislaufprobleme wie hoher oder niedriger Puls, Atemnot, Blässe und Herz-Kreislauf-Versagen (Schockzeichen)
Lähmungen oder Krampfanfälle
Wie lange es dauert, bis sich Vergiftungserscheinungen zeigen, ist unterschiedlich. Neben der Art und Dosis des Giftes und wie es in den Körper gelangt, spielen auch Alter und Körpergewicht eine Rolle dabei, wie schnell sich Symptome zeigen. Eine Intoxikation kann sich innerhalb weniger Minuten oder Stunden bemerkbar machen. Gleichzeitig können die Symptome auch schleichend über Tage oder Jahre in Erscheinung treten, beispielsweise bei chronischen Vergiftungen mit Schwermetallen wie Blei oder Cadmium.
Was macht man bei einer Vergiftung?
Es gibt bestimmte Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Sie bei einer Vergiftung sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen leisten können:
Treten lebensbedrohliche Symptome auf, rufen Sie sofort den Notruf unter 112. Eine lebensbedrohliche Situation liegt vor, wenn die vergiftete Person bewusstlos ist oder nicht mehr normal atmet. Leisten Sie in diesem Fall Erste Hilfe.
Kommt es zu leichteren Symptomen und besteht der Verdacht einer Intoxikation, holen Sie sich ärztliche Hilfe oder rufen Sie den Giftnotruf.
Bei Kindern rufen Sie immer zuerst die notärztliche Hilfe über die 112 und dann den Giftnotruf an.
Wie lautet der Giftnotruf?
In Deutschland gibt es sieben Giftinformationszentren, die bei einer vermuteten Vergiftung rund um die Uhr erreichbar sind. Es wird empfohlen, den nach Bundesland jeweils regional zuständigen Giftnotruf zu kontaktieren.
Region | Giftnotrufnummer | Sitz des Giftinformationszentrums |
---|---|---|
Berlin und Brandenburg | +49 (0)30 19240 | Berlin |
Nordrhein-Westfalen | +49 (0)228 19240 | Bonn |
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen | +49 (0)361 730 730 | Erfurt |
Baden-Württemberg | +49 (0)761 19240 | Freiburg |
Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein | +49 (0)551 19240 | Göttingen |
Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland | +49 (0)6131 19240 | Mainz |
Bayern | +49 (0)89 19240 | München |
Wer ist betroffen? (Kind/Erwachsener, Geschlecht, Körpergewicht)
Was wurde eingenommen? (Geben Sie genau an, was zum Beispiel auf der Packung steht.)
Wie viel wurde eingenommen und wie? (Anzahl oder Menge des Stoffes, Aufnahmeart)
Wann wurde es eingenommen? (Gesicherte Zeitangabe oder Vermutung)
Welche Symptome bestehen? (Wie geht es der betroffenen Person)
Name, Telefonnummer, Ortsangabe für den Rückruf oder den Rettungswagen
Je nach Aufnahmeart des Giftes empfehlen Giftnotrufzentralen folgendes Vorgehen:
Vergiftung durch Verschlucken: Sind noch Reste im Mund, entfernen Sie diese. Lassen Sie die Person, falls sie bei Bewusstsein ist, ein halbes Glas stilles Wasser oder Tee trinken.
Vergiftung über die Haut: Entfernen Sie die Kleidung und spülen Sie die betroffene Hautstelle umgehend für mindestens 10–15 Minuten unter fließendem lauwarmem Wasser.
Vergiftung über die Einatmung: Sofern möglich, verlassen Sie die Gefahrenzone mit der betroffenen Person (ohne sich selbst in Gefahr zu bringen) und sorgen Sie für frische Luft.
Vergiftung über die Augen: Spülen Sie das Auge sofort für mindestens 10–15 Minuten mit lauwarmem Wasser und entfernen Sie gegebenenfalls Kontaktlinsen.
Ist nach der Rücksprache mit dem Giftnotruf der Besuch einer ärztlichen Praxis oder eines Krankenhauses notwendig, nehmen Sie den vermuteten Giftstoff, zum Beispiel die Tabletten, das Pflege- oder Reinigungsprodukt oder Zweige der Pflanze mit. Auf diese Weise ist die Bestimmung des Giftstoffs möglich.
Das sollte man nicht tun
Lösen Sie kein Erbrechen aus, da dies möglicherweise zu weiteren Schäden in der Speiseröhre oder Lunge führen kann. Erbrochenes kann auf diese Weise in die Lunge gelangen. Erbrechen Betroffene von sich aus, helfen Sie dabei, indem Sie beispielsweise den Kopf unterstützen.
Geben Sie niemals Salzwasser zu trinken, vor allem bei Kindern kann dies zu einer Salzvergiftung führen. Denn auch Salz kann in entsprechender Dosis giftig wirken.
Verabreichen Sie keine Milch, da auf diese Weise giftige Substanzen schneller in den Blutkreislauf gelangen können.
Da kohlensäurehaltige Getränke im Magen chemisch reagieren können, sind sie bei einer Vergiftung nicht geeignet.
Die Anwendung von Kohle sollte grundsätzlich nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen, weil dies eine mögliche Magen-Darmspiegelung erschweren könnte.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Giftnotruf Charité: Giftnotruf Berlin, unter: https://giftnotruf.charite.de/fileadmin/user_upload/microsites/ohne_AZ/m_cc05/giftnotruf/pdf/Giftnotruf-Berlin-Info.pdf (Abruf: 11.03.2024)
Giftinformationszentrum-Nord: Erste Hilfe bei Vergiftung, unter: https://www.giz-nord.de/cms/index.php/giftinfo/erste-hilfe (Abruf: 11.03.2024)
Gesundbund.de: Erste Hilfe bei Vergiftungen, unter: https://gesund.bund.de/erste-hilfe-bei-vergiftungen (Abruf: 11.03.2024)
Kinder- und Jugendärzte im Netz: Vergiftungen, unter: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/erste-hilfe/sofortmassnahmen/vergiftungen/ (Abruf: 11.03.2024)
Stiftung Gesundheitswissen: Was tun bei Vergiftungen?, unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/notfall-erste-hilfe/was-tun-bei-vergiftungen* (Abruf: 11.03.2024)
Malteser: Erste Hilfe bei Vergiftung: Schnelles Handeln ist gefragt, unter: https://www.malteser.de/aware/hilfreich/erste-hilfe-bei-vergiftungen-das-kannst-du-tun.html* (Abruf: 11.03.2024)
Bundesinstitut für Risikobewertung: Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D können langfristig die Gesundheit beeinträchtigen, Stand 12/2023, unter: https://www.bfr.bund.de/cm/343/hochdosierte-nahrungsergaenzungsmittel-mit-vitamin-d-koennen-langfristig-die-gesundheit-beeintraechtigen.pdf (Abruf: 11.03.2024)
Jungnickel, K., Lohmann, M. & Böl, GF. Kohlenmonoxid – ein unterschätztes Risiko? Bekanntheit, Wahrnehmung, Wissen und Präventionsverhalten. Bundesgesundheitsbl 62, 1324–1331 (2019), unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-019-03019-4* (Abruf: 11.03.2024)
Giftinformationszentrale Bonn: Eisenhut, Blauer (Aconitum napellus), unter: https://gizbonn.de/giftzentrale-bonn/pflanzen/eisenhut-blauer (Abruf: 11.03.2024)
Tiermedizinportal: Blauer Eisenhut (Aconitum napellus), unter: https://www.tiermedizinportal.de/giftpflanzen/blauer-eisenhut-aconitum-napellus (Abruf: 11.03.2024)
Verbraucherzentrale: Schwermetall Vergiftung, unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/schwer-gefaehrlich-giftige-schwermetalle-13363 (Abruf: 11.03.2024)
Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Broschüre - Kompetenzzentrum für Unternehmer: Krank durch Blei, Stand 08/2014, unter: https://www.bgbau.de/fileadmin/Medien-Objekte/Medien/Broschuere_Flyer/Krank_durch_Blei__1_.pdf (Abruf: 11.03.2024)