K.-o.-Tropfen: Was wichtig ist, um sich zu schützen

Eine Person tropft KO Tropfen in ein Getränk
In Getränken oder Speisen sind farb- und geruchlose K.-o.-Tropfen nicht wahrnehmbar © stock.adobe.com/s-motive

K.-o.-Tropfen können wehrlos und bewusstlos machen. Woran sich eine Vergiftung erkennen lässt und wie Sie sich und andere schützen.

  • Symptome meist nicht eindeutig, Verdacht nachgehen

  • K.-o.-Tropfen lassen sich nur für kurze Zeit nachweisen

  • Betroffene Person niemals allein lassen

Wo ausgelassen gefeiert wird, nutzen Kriminelle die Gelegenheit, heimlich K.-o.-Tropfen in offene Getränke zu mischen. Die Verabreichung in Speisen und Getränken bleibt unbemerkt, weil die Substanzen farb- und geruchlos sind. Ihr Ziel ist, Personen wehrlos zu machen, um dann eine Straftat wie Raub oder sexuellen Missbrauch zu begehen.

Insbesondere zu Karneval oder Fasching, aber auch beim Feiern in Diskotheken oder Restaurants warnt die Polizei vor solchen Übergriffen. Oftmals erinnern sich Betroffene nicht an die Straftat, da K.-o.-Tropfen zu einer zeitweisen Erinnerungslücke (retrograde Amnesie) führen können.

Während in den USA drogenassoziierte Sexualdelikte nachweislich zunehmen, gibt es für Deutschland keine genauen Zahlen. Wie häufig Fälle von K.-o.-Tropfen sind, lässt sich demnach nicht genau sagen. Man geht jedoch von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Jeder kann Opfer von K.-o.-Tropfen werden – Frauen wie Männer – da die Wirkung der unwissentlich verabreichten Mittel bei beiden Geschlechtern gleichermaßen eintreten kann.

Was sind K.-o.-Tropfen?

Der Begriff umfasst eine Vielzahl von Medikamenten, Drogen und Lösungsmitteln, die Kriminelle einsetzen, um Menschen zu betäuben oder willenlos zu machen. Abhängig von der verabreichten Substanz sind Betroffene desorientiert oder verwirrt, zeigen Gedächtnislücken oder werden bewusstlos.

Liquid Ecstasy

Oftmals wird GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) als K.-o.-Mittel in Getränke gemischt. GHB ist auch bekannt als die Partydroge „Liquid Ecstasy“, wobei sie sich hinsichtlich ihrer Wirkung von Ecstasy unterscheidet.

Ihre Wirkung hängt von der Dosierung ab und reicht von einem angstlösenden und leicht euphorisierenden bis hin zu einem mitunter aphrodisierenden (sexuell anregenden) und amnesierenden (das Gedächtnis beeinträchtigenden) Effekt.

In höheren Dosen treten Übelkeit, Sehstörungen, Schwindel und Bewusstlosigkeit auf. Es kann zu beeinträchtigter Atmung und Koma führen. Normalerweise wird GHB zur Behandlung von Narkolepsie (Schlafkrankheit) eingesetzt.

Folgende Wirkstoffgruppen können als K.-o.-Tropfen missbraucht werden:

Das sind verschiedene Beruhigungsmittel und Psychopharmaka, die ärztlich verordnet werden müssen. Teilweise verstärkt Alkohol ihre Wirkung.

Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen bestimmte Schlafmittel oder Substanzen, die zur Narkose eingesetzt werden. Auch das verschreibungspflichtige und unter das Betäubungsmittelgesetz fallende Medikament GHB fällt in diese Gruppe, ebenso wie das Narkosemittel Ketamin.

Bestimmte Antihistaminika, die beispielsweise zur Behandlung von allergischen Beschwerden oder Schlafstörungen im Einsatz sind, werden als K.-o.-Tropfen missbraucht.

Wie lange dauert es, bis K.-o.-Tropfen wirken?

K.-o.-Tropfen wirken in der Regel schnell, durchschnittlich nach etwa 15 Minuten. Wie lange es dauert, bis sich eine Wirkung zeigt, hängt unter anderem von der verabreichten Substanz ab.

Die Zeitspanne bis zum Wirkungseintritt kann zwischen wenigen Minuten und etwa einer Stunde betragen. Wie lange man durch K.-o.-Tropfen bewusstlos ist, hängt ebenso vom verabreichten Mittel ab. Die Wirkung kann bis zu vier Stunden anhalten.

Was sind Symptome von K.-o.-Tropfen?

K.-o.-Tropfen wirken unterschiedlich, jeweils abhängig vom verabreichten Mittel. Alle beeinflussen das zentrale Nervensystem (Nerven des Gehirns und Rückenmarks) und wirken sich damit auf die Steuerzentrale des Körpers über beispielsweise Gefühle und Verhalten, Bewegung und Bewusstsein sowie das Gedächtnis aus. Je nach Substanz oder Substanzkombination und der verabreichten Dosis zeigen sich unterschiedliche Symptome:

  • Übelkeit und Schwindel

  • sich „wie in Watte gepackt“ fühlen

  • Störungen der Wahrnehmung und der Willenskraft

  • Bewegungsstörungen

  • verändertes Verhalten wie Stimmungssteigerung oder ungewollte sexuelle Enthemmung

  • plötzliche Erinnerungslücken (Filmriss)

  • Benommenheit oder Bewusstlosigkeit

Maßgebliche weitere Hinweise auf die Verabreichung von K.-o.-Tropfen können zudem vorliegen, wenn Betroffene

  • beraubt, entkleidet und/oder verletzt an ungewöhnlichen Orten erwachen

  • bezweifeln, dass der Filmriss durch bewusst konsumierten Alkohol verursacht wurde

  • Angstzustände, Albträume, Flashbacks oder Panikattacken insbesondere nach einer Vergewaltigung erfahren

In Kombination mit anderen Drogen oder Alkohol kann die Wirkung gesteigert werden. In hohen Dosen können K.-o.-Tropfen tödlich wirken.

Wie merkt man K.-o.-Tropfen am Tag danach?

Die Symptome von K.-o.-Mitteln sind sehr unterschiedlich und können übermäßigem Alkoholkonsum ähneln. Vielen Betroffenen wird erst einige Zeit später bewusst, dass ihnen K.-o.-Tropfen verabreicht wurden. Sie fühlen sich in der Zeit danach stark verkatert und müde.

Auch Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Konzentrationsstörungen können auftreten. Bei vielen Betroffenen löst die Gedächtnislücke Verunsicherung aus. Insbesondere wenn es zu einer Straftat wie sexuellem Missbrauch gekommen ist, kann dies zu starken psychischen Belastungen führen.

Zeigen sich die genannten Symptome oder bestehen weitere Hinweise, sollte jeder Verdacht sofort ärztlich abgeklärt werden.

K.-o.-Tropfen nur kurz nachweisbar

Eine Frau bekommt Blut abgenommen
Bei Verdacht auf K.-o.-Tropfen schnellstmöglich Blut oder Urin testen lassen© iStock.com/urbazon

Neben den nicht eindeutigen Symptomen lassen sich viele K.-o.-Tropfen zudem nur kurzzeitig im Blut und Urin nachweisen: viele Substanzen nur bis zu 24 Stunden, manche sogar nur bis zwölf Stunden. GHB ist im Blut nur sechs bis acht Stunden und im Urin maximal zwölf Stunden nachweisbar. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bei jedem Verdacht auf eine K.-o.-Tropfen-Vergiftung in medizinische Betreuung zu begeben und schnellstmöglich Blut und Urin auf diese Substanzen untersuchen zu lassen, beispielsweise in der Notfallambulanz eines Krankenhauses.

Auch wenn es nicht zu einem Diebstahl oder sexuellem Missbrauch kam, sollte die Vergiftung bei der Polizei gemeldet werden. Die Verabreichung von K.-o.-Tropfen ist strafbar. Wenn eine gefährliche Körperverletzung festgestellt wird, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Wie kann man sich schützen?

So können Sie sich selbst und andere vor K.-o.-Tropfen schützen:

  • Wenn Sie mit Freundinnen und Freunden ausgehen, vereinbaren Sie, gemeinsam nach Hause zu gehen, und achten Sie aufeinander.

  • Lassen Sie offene Getränke sowie Speisen nicht unbeaufsichtigt stehen und nehmen Sie diese nicht von Fremden an.

  • Wenn Sie sehen, dass jemand Flüssigkeiten in Getränke mischt – auch bei Ihnen unbekannten Menschen – lassen Sie die betroffene Person nicht allein und holen Sie Hilfe.

  • Bei plötzlichem Unwohlsein wenden Sie sich sofort an Freundinnen und Freunde, Bekannte oder das Personal vor Ort.

  • Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihnen oder einer befreundeten Person K.-o.-Tropfen verabreicht wurden, suchen Sie eine Notfallambulanz auf oder rufen Sie direkt die Polizei (110) oder den Rettungsdienst (112), damit medizinische Hilfe erfolgt und Blut, Urin und mögliche andere Beweismittel gesichert werden können.

  • Zu viel Alkohol kann ähnliche Wirkung zeigen. Versuchen Sie, nicht übermäßig zu trinken, und kümmern Sie sich um Freundinnen und Freunde, die zu viel getrunken haben.

Es gibt K.-o.-Tropfen-Armbänder, die anzeigen können, ob diese Substanzen im Getränk enthalten sind. Allerdings reagieren diese nur auf GHB, nicht jedoch auf all die anderen möglichen Stoffe, die als K.-o.-Mittel missbraucht werden können. Aus diesem Grund und wegen der Möglichkeit eines falsch negativen Ergebnisses bergen diese Armbänder die Gefahr, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.