Erdgas bzw. CNG ist eine umweltfreundlichere Alternative zu Benzin und Diesel. Doch die Hersteller haben den Antrieb aufgegeben. Die wichtigsten Fakten. Keine Erdgasfahrzeuge als Neuwagen mehr Häufig als Biogas an den Tankstellen Deutschlandweit weniger als 800 CNG-Tankstellen, Tendenz fallend Erdgas/CNG ist ein umweltfreundlicher Treibstoff: CO₂-Ausstoß und Schadstoffe liegen meist deutlich unter den Werten von Fahrzeugen, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden. Das bestätigt seit vielen Jahren der ADAC Ecotest. Doch CNG als Antrieb scheint ein Auslaufmodell zu sein, Neuwagen gibt es nicht mehr. Und auch die Zahl der Tankstellen mit CNG-Zapfsäulen für Pkw nimmt kontinuierlich ab. Keine Neuwagen mehr mit CNG/Erdgas Bei alternativen Antrieben geht der Weg ganz klar in Richtung Elektro- und Hybridmodelle. So hat in den letzten Jahren einzig der VW-Konzern mit den Marken Audi, Seat, Škoda und VW zusammen mit Fiat die Fahne für Erdgas-/CNG-Fahrzeuge noch hochgehalten. Doch wegen mangelnder Nachfrage zum einen und dem klaren Bekenntnis zur Elektromobilität zum anderen haben sich auch diese Hersteller mittlerweile vom Thema CNG verabschiedet. Aktuell sind auf dem deutschen Markt daher keine Erdgas/CNG-Modelle als Neuwagen bestellbar. Der Gebrauchtwagenmarkt ist überschaubar. HU wird doch nicht zur Kostenfalle Eine weitere Hiobsbotschaft hatte die rund 70.000 CNG-Fahrer Anfang 2025 überrascht: Manche Prüfdienste bestanden bei der Hauptuntersuchung (HU) auf "verschärfte" Prüfungen von CNG-Tanks und damit auf den Ausbau der Druckbehälter, damit auch hinter den Fangbändern geprüft werden könne. Die Begründung: eine neue "Vorgabe" des "Arbeitskreises Erfahrungsaustausch in der technischen Fahrzeugüberwachung (AKE)" von Januar 2025. ADAC Mitglieder haben dem Club daraufhin vermehrt von Kosten in vierstelliger Höhe für die zusätzlich erforderlichen Prüfungsvorbereitungen berichtet: Für viele CNG-Fahrzeuge das wirtschaftliche Aus! Der ADAC ist dem Thema nachgegangen und hat das Bundesverkehrsministeriums (BMV) um Stellungnahme gebeten. Die ist eindeutig. In einem Schreiben an ADAC Technikpräsident Karsten Schulze heißt es: "Das BMV hat (...) klargestellt, dass der AKE keine Gesetzgebungs- oder Gesetzauslegungskompetenz besitzt." Es gelte weiterhin ausschließlich die Vorgabe der GSP/GAP-Durchführungsrichtlinie (siehe auch weiter unten). Demnach müssen Gasbehälter soweit freigelegt sein, dass eine Sichtprüfung durchgeführt werden kann. "Das beinhaltet nicht das Lösen der Haltebänder der Gasbehälter oder gar deren Ausbau." Das ungewöhnliche Vorgehen des AKE und die damit verbundenen Schlussfolgerungen der Prüforganisationen wurde damit vorerst wieder einkassiert. Das Thema Kostenexplosion bei der HU scheint also erstmal vom Tisch zu sein. Nun ist der zuständige AKE aufgefordert, eine für den Verbraucher dauerhaft tragfähige Lösung zu finden. Tanken und Tankstellennetz von CNG/Erdgas In Deutschland gibt es weniger als 800 Tankstellen, an denen CNG erhältlich ist. Tendenz seit Jahren fallend. Eine aktuelle Übersicht bietet der ADAC Tankstellenfinder oder Seiten wie gibgas.de. Die aktuellen Preise zeigt auch die ADAC Drive App. Bei Fahrten ins Ausland sollte man die Tankmöglichkeiten vor Reiseantritt klären. Ein relativ dichtes Tankstellennetz existiert bislang nur in Norditalien und der Schweiz. Länderspezifische Hinweise finden sich unter den oben genannten Links, etwa, ob es ratsam ist, einen Adapter mitzunehmen, oder ob man vor Ort einen leihen kann. Anders als beim Tanken von Benzin und Diesel wird an der CNG-Zapfsäule eine Füllkupplung auf den Tanknippel gesetzt und durch eine 180-Grad-Drehung des Griffs verriegelt. Bei neueren Anlagen kann die Zapfpistole noch leichter arretiert werden: Einfach gerade aufsetzen und am Griff verriegeln. Der Tankvorgang startet durch Knopfdruck und endet automatisch, wenn die Gasbehälter gefüllt sind. Was ist CNG genau? Das fossile Erdgas gehört wie Erdöl und Kohle zu den brennbaren organischen Rohstoffen. Es besteht aus etwa 85 Prozent Methan sowie bis zu zehn Prozent Stickstoff und Kohlendioxid. Den Rest bilden höhere Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan und Butan. Es werden komprimiertes Gas (CNG, Compressed Natural Gas, auch als Biogas) und flüssiges Erdgas (LNG, Liquified Natural Gas) angeboten. Letzteres wird bei minus 164 Grad Celsius verflüssigt und kommt lediglich bei Nutzfahrzeugen zum Einsatz. Am gebräuchlichsten bei Pkw ist das gasförmige CNG. Es wird im Fahrzeug in Tanks gespeichert mit einem Betriebsdruck von 200 bar. Nicht zu verwechseln ist Erdgas mit Flüssiggas LPG (Liquefied Petroleum Gas), besser bekannt unter dem Namen "Autogas", als unter Druck verflüssigtes Gemisch aus Propan und Butan. Es fällt als Nebenprodukt bei der Erdöl- bzw. Erdgas-Gewinnung und in Raffinerien an. CNG-/Erdgasautos können kein Autogas tanken und umgekehrt. Biogas als Kraftstoff für Autos Eine besonders umweltfreundliche Variante ist Biogas. Es entsteht durch die Vergärung von Gülle, Lebensmittelabfällen, nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und Gras oder anderem organischen Material. Reines Biogas besteht zu rund zwei Dritteln aus Methan, zu über 30 Prozent aus Kohlendioxid sowie zu geringen Anteilen aus Wasserstoff und Schwefelwasserstoff. Durch die Erhöhung des Methananteils kann es auf eine Qualitätsstufe mit Erdgas gebracht werden. Solches Biomethan ist uneingeschränkt als Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge geeignet. An den meisten Erdgas-Tankstellen in Deutschland wird Biomethan rein oder mit Erdgas vermischt als Kraftstoff angeboten. Lässt sich CNG nachrüsten? Ein Umbau ist meist nicht sinnvoll. Vor allem, weil diese Technologie ein Auslaufmodell ist – mit negativen Folgen für das Angebot an Ersatzteilen, Tankmöglichkeiten und beim Wiederverkaufswert. Theoretisch möglich ist der nachträgliche Einbau einer Erdgasanlage natürlich schon, erfolgt in der Praxis im Gegensatz zu Nachrüstungen von LPG-Anlagen jedoch nur äußerst selten. Ursache hierfür sind unter anderem die deutlich höheren Kosten. Da darüber hinaus die Installation von Unterflur-Tanks in der Regel nachträglich nicht möglich ist, wird zudem das Kofferraumvolumen deutlich eingeschränkt. Entscheidet man sich trotzdem für eine Nachrüstung, sollte der Einbau nur bei qualifizierten Fachbetrieben erfolgen. Empfehlenswert sind Fachwerkstätten, die die vorgeschriebenen Prüfungen von Gasanlagen durchführen dürfen. Bei Umrüstung von Neufahrzeugen ist zu berücksichtigen, dass dadurch die Sachmängelhaftung oder Garantie des Fahrzeugherstellers erlöschen kann. Wichtig: Die Nachrüstung muss der Zulassungsbehörde gemeldet und in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden. H-Gas und L-Gas: Was ist der Unterschied? CNG gibt es in Deutschland als H-Gas und L-Gas. Wesentlicher Unterschied ist der Methangehalt, der bei H-Gas größer ist. Dadurch verbrauchen mit H-Gas betriebene Fahrzeuge weniger und haben eine größere Reichweite. Um dem Verbraucher eine bessere Transparenz zu bieten, ist eine bundesweite Auszeichnung der Gassorten an den Tankstellen gesetzlich vorgeschrieben. Getankt wird CNG in Kilogramm und nicht in Litern. Da sich der Preis aber über den Energiegehalt (kWh) und nicht über die Menge (Kilo) definiert, zahlen Verbraucher an den Tankstellen für das energieärmere L-Gas entsprechend weniger als für H-Gas. Kosten: Lohnt sich ein CNG-/Erdgasauto? Das kommt darauf an. Grundsätzlich verlieren Erdgasautos immer weiter an Bedeutung, der Wiederverkaufswert fällt. Wer aber ein gebrauchtes Schnäppchen in gutem Zustand erwirbt und sich sicher ist, dass die Tankstelle um die Ecke noch bis zum Lebensende des Fahrzeugs CNG anbietet, kann von sehr niedrigen Kraftstoffpreisen profitieren: Der Preis für Erdgas bemisst sich nach seinem Energiegehalt. Dieser wird in der Regel in Kilowattstunden (kWh) oder Megajoule (MJ) angegeben. Betrachtet man die reinen Kraftstoffkosten, fährt man mit Erdgas günstiger als mit Benzin. Bei einem Verbrauch von beispielsweise 4,2 kg CNG/100 km und einem Preis von 1,20 Euro/kg kosten 100 Kilometer rund fünf Euro. Die Inspektionskosten sind in der Regel nicht höher als bei den benzinbetriebenen Schwestermodellen. Unter dem Strich sind Erdgasautos nicht automatisch günstiger als Benziner oder Diesel. Ob die höheren Anschaffungskosten langfristig ausgeglichen werden, ist vor allem von der Fahrleistung, der Verfügbarkeit von Erdgas und der tatsächlichen Preisdifferenz zwischen den Kraftstoffen abhängig. Je häufiger man z.B. bei bivalenten Fahrzeugen Benzin nachtanken muss, desto unwirtschaftlicher wird der Betrieb. HU und Gasanlagen-Prüfung für CNG-Autos Bei neueren Modellen wird im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) eine Gasanlagen-Prüfung (GAP) durchgeführt. Für Fahrzeuge, die bereits vor der Neufassung des § 41a StVZO (technische Vorschriften für gasbetriebene Fahrzeuge) in Betrieb genommen wurden und deren Gasanlagen-Tanks nicht nach der ECE-Regelung R-110 (internationale Zulassungsvorschriften für Druckbehälter in Gasanlagen) genehmigt sind, gilt weiterhin die frühere Fassung dieser Vorschrift. Damit unterliegen solche Fahrzeuge einem Bestandsschutz: Sie dürfen auch ohne eine Genehmigung nach ECE R-110 weiter betrieben werden, sofern sie den zum Zeitpunkt ihrer Zulassung geltenden Anforderungen entsprechen. Betagtere Modelle mit älteren Gas-Stahltanks, die noch gemäß Druckbehälterverordnung genehmigt wurden, müssen alle fünf Jahre (oder, soweit sie korrosionsgeschützt im Fahrzeug untergebracht sind, alle zehn Jahre) vom TÜV geprüft werden. Das Intervall für Composite-Tanks aus Verbundwerkstoffen (etwa mit Kohlefaser verstärktes Aluminium) liegt – je nach Fahrzeugtyp – bei drei bis fünf Jahren. Diese Tankprüfungen sind teurer, da hierfür ein Ausbau erforderlich ist. Steuervorteile für CNG/Erdgas Als alternativer Kraftstoff ist Erdgas (CNG) wegen der Vorteile beim CO₂-Ausstoß bis Ende 2026 steuerbegünstigt. Seit 1. Januar 2024 hat jedoch ein stufenweiser Abbau der Steuervorteile begonnen: Auf den Energiegehalt des Kraftstoffs bezogen sind die Steuersätze von Erdgas und Autogas etwa gleich hoch, aber deutlich niedriger als die von Benzin und Diesel. Wie sicher sind CNG-Fahrzeuge? Sicherheit der Tankfüllung Erdgas ist weder giftig noch krebserregend. Sicherheitsventile bewirken im Schadensfall ein gezieltes Abblasen oder bei Hitzeeinwirkung – z.B. beim Brand eines Fahrzeugs – ein kontrolliertes Abbrennen der Gasfüllung. So kann es nicht zu einer Explosion kommen. Im Freien besteht selbst beim Entweichen großer Gasmengen keine Explosionsgefahr, da Erdgas sich sofort verflüchtigt. Wichtig für den sicheren Umgang mit der Technik ist jedoch die Einhaltung der Prüfintervalle und -richtlinien. Zudem sollten die Erdgastanks turnusmäßig auf Korrosion geprüft werden. Ein vom ADAC durchgeführter Crashtest mit einem Opel Zafira zeigte, dass die am Fahrzeugboden angebrachten Gasflaschen optimal geschützt wurden, sämtliche Leitungen und Verbindungsstücke hielten dicht. Auch beim anschließenden Brandversuch funktionierte das Sicherheitskonzept einwandfrei, Explosionsgefahr bestand zu keiner Zeit. Parken in Garagen In Tief- und Sammelgaragen findet man vereinzelt immer noch Hinweise wie "Einstellverbot für Gasfahrzeuge". Bezogen auf Erdgasfahrzeuge wurde dieses Verbot in der Garagenverordnung der Bundesländer (GAV) aufgehoben. Unabhängig davon kann jedoch jeder Garagenbesitzer bzw. -betreiber entscheiden, welchen Fahrzeugen er Einfahrt gewährt und welchen nicht. Bei Bedarf sollte man auf die Neufassung der Garagenverordnung verweisen. Wie umweltfreundlich sind CNG-Autos? Bei der Verbrennung von CNG entstehen zumeist weniger Schadstoffe als bei Benzin- und Dieselkraftstoff. Das größte Plus ist die Reduzierung des Treibhausgases CO₂ um über 20 Prozent im Vergleich zu Benzin. Wie umweltfreundlich Erdgasfahrzeuge sind, zeigt regelmäßig der ADAC Ecotest. Hier konnte der ADAC sogar eine CO₂-Reduktion von 54 Prozent gegenüber Benzinern nachweisen. In den letzten Jahren durchliefen zwölf CNG-Automodelle verschiedener Klassen den Ecotest. Sie sind nur noch auf dem Gebrauchtwagenmarkt erhältlich. Wie viele Sterne (maximal fünf) ein Auto im ADAC Ecotest erhält, hängt von folgenden Punkten ab: Ausstoß gesetzlich limitierter Schadstoffe: Kohlenmonoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (HC), Stickoxide (NOₓ) und Partikel Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂) Die getesteten CNG-Modelle in der Einzelbewertung Fazit Aller Vorteile zum Trotz: CNG-/Erdgasfahrzeuge sind ein Auslaufmodell, und es erscheint derzeit unwahrscheinlich, dass die Autohersteller neue Modelle mit CNG-Motoren auf den Markt bringen werden. Außerdem schrumpft das Tankstellennetz für CNG seit geraumer Zeit.