Was ist Fernwärme und wie hoch sind die Kosten?
Fernwärme aus großen Kraftwerken versorgt in vielen Regionen bis zu Hunderttausende Haushalte. Sie ist bequem und soll bis 2045 emissionsfrei sein. Doch rechnet sie sich auch?
Preise zeitweise niedriger als beim Heizen mit Gas oder Öl
Haushalte sind dauerhaft an einen Energieversorger gebunden
Kommunen sollen klimaneutrale Fernwärme künftig überall anbieten
Wie genau funktioniert Fernwärme?
Fernwärme entsteht in bis zu 20 Kilometern entfernten Kraftwerken durch Kraft-Wärme-Kopplung und wird über große Distanzen zur Versorgung an die Haushalte geliefert – vor allem in urbanen Gebieten. Dabei wird thermische Energie durch ein komplexes Netzwerk von isolierten Rohren unterirdisch zu Wohngebäuden im Versorgungsgebiet transportiert. Das geschieht meist in Form von heißem Wasser oder Dampf. Hier herrschen Temperaturen bis zu 130 Grad. Sobald sie die Häuser erreicht hat, wird die Fernwärme zum Heizen und zur Warmwasserbereitung genutzt. Danach fließt das abgekühlte Wasser zurück zum Kraftwerk, um erneut erhitzt zu werden. Eine eigene Heizungsanlage braucht man also nicht zu Hause. Rund sechs Millionen Haushalte in Deutschland nutzen derzeit Fernwärme.
Wie klimafreundlich ist sie?
Derzeit werden nur 20 Prozent der Fernwärme in Deutschland aus erneuerbaren Energien gewonnen. Trotzdem gilt sie als klimafreundlich, da sie als Nebenprodukt in großen Kraftwerken oder der Abwärme in Industrieanlagen entsteht. Das Fernwärmenetz wird mit thermischer Energie gespeist, die sonst verloren ginge. Sie fällt etwa bei der Stromerzeugung in Blockheizkraftwerken an, das es auch als Nano- oder Mikro-Versionen für Ein- und Zweifamilienhäuser gibt.
Fernwärmenetze erfüllen die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), das in den nächsten Jahren nachhaltige Lösungen anstatt fossiler Energieträger beim Heizen vorschreibt. Bis 2045 müssen alle Wärmenetze in Deutschland klimaneutral sein. Auch im Fernwärmenetz soll bis dahin zu 100 Prozent erneuerbare Energie fließen. Die angeschlossenen Haushalte müssen daher nicht nachweisen, dass ihre Heizung mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen.
Bislang kommen in den Kraftwerken noch überwiegend fossile Brennstoffe zum Einsatz. Wie die deutsche Energieagentur Dena berichtet, stammt Fernwärme vor allem aus Anlagen, die auf Basis von Kohle (rund 20 Prozent) und Gas (rund 43 Prozent) zugleich elektrische und thermische Energie erzeugen. Ein Teil der Wärme entsteht auch durch Biomasse oder die Verbrennung von Abfall.
Wie hoch sind die Kosten für Fernwärme?
Die Kosten für den Bezug von Fernwärme sind je nach Energieversorger sehr unterschiedlich. Sie setzen sich zusammen aus einen Arbeitspreis pro Kilowattstunde für den tatsächlichen Verbrauch und einem Grundpreis pro Jahr, der sich nach der vereinbarten Anschlussleistung für das jeweilige Wohngebäude richtet. Laut Verbraucherzentrale macht der Grundpreis etwa 25 Prozent und der Arbeitspreis rund 75 Prozent der laufenden Kosten aus, die Haushalte für die Fernwärme zahlen.
Der durchschnittliche Gesamtpreis für Fernwärme liegt bei rund 16 Cent pro Kilowattstunde brutto, wobei es deutliche Abweichungen nach oben und unten gibt. Die Verbraucherzentrale hat bei einer Marktbeobachtung im April sowohl Preise von mehr als 35 Cent pro Kilowattstunde als auch weit unter 15 Cent registriert. Große Fernwärmenetze waren meist günstiger als kleine.
Der Heizspiegel aus dem Jahr 2023 zeigt, dass die Kosten für Fernwärme mit durchschnittlich 1100 Euro für eine 70 Quadratmeter große Wohnung in einem Mehrfamilienhaus etwas niedriger waren als das Heizen mit Gas (rund 1330 Euro) oder Öl (rund 1140 Euro). In einem 110 Quadratmeter großen Einfamilienhaus ergaben sich zeitgleich Heizkosten von durchschnittlich 1835 Euro. Damit war Fernwärme auch hier günstiger als Gas (rund 2345 Euro) oder Öl (rund 2015 Euro).
Während der Heizspiegel für das Jahr 2024 allerdings eine Entlastung bei den Heizkosten für Gas (minus 25 Prozent) und Öl (minus 4 Prozent) erwartet, prognostiziert er bei Fernwärme einen Kostenanstieg von 21 Prozent. Gründe sind das Ende staatlicher Preisbremsen und höhere Energiepreise. Heizen mit Wärmepumpen sei hingegen deutlich günstiger als mit fossilen Alternativen, so die Experten.
Darum ist die Anschlussleistung wichtig
Die Anschlussleistung bestimmt die maximal zur Verfügung gestellte Leistung an Fernwärme, die ein Wohngebäude beziehen kann. Sie richtet sich nach dem Wärmebedarf der angeschlossenen Haushalte. Die Anschlussleistung sollte so gewählt sein, dass die eigenen Räumlichkeiten auch am statistisch kältesten Tag des Jahres auf bis zu 20 Grad beheizt werden können.
Der Bund der Energieverbraucher rät, die Anschlusswerte richtig zu dimensionieren und gegebenenfalls zu reduzieren, weil viele Haushalte mehr als nötig bezahlen.
Was kostet der Umstieg auf Fernwärme?
Wer sein Wohngebäude auf die Fernwärmeversorgung umstellen möchte, muss Umbauten vornehmen lassen. Zunächst muss die alte Heizungsanlage raus. Um die Fernwärme im Haus nutzen zu können, ist der Einbau einer sogenannten Übergabestation notwendig. Den Anschluss an Fernwärmenetze und die Verteilung der Heizkraft im Wohngebäude übernehmen Fachbetriebe – auch dafür fallen Kosten an. Die Verbraucherzentrale nennt für kleinere Gebäude einmalige Umstellungskosten von rund 8000 bis 15.000 Euro.
Gibt es Förderung für Fernwärme?
Ja, der KfW-Zuschuss 458 zur Bundesförderung für effiziente Gebäude kommt hier infrage. Privatpersonen können sich unter anderem den Anschluss an ein Gebäude- oder Wärmenetz subventionieren lassen. Die Zuschüsse unterscheiden sich je nach Art der Wohngebäude. Bei Einfamilienhäusern werden Kosten von bis zu 30.000 Euro als förderfähig berücksichtigt, bei Mehrfamilienhäusern wird nach Anzahl der Wohneinheiten gestaffelt. Die Heizungsförderung vom Staat umfasst 30 Prozent Grundförderung, zudem sind ein Klimageschwindigkeitsbonus von 20 Prozent sowie ein Einkommensbonus von 30 Prozent möglich.
Außerdem fördern mehrere Stadtwerke und einzelne Kommunen den Anschluss an das örtliche Fernwärmenetz mit Zuschüssen von 500 bis 3000 Euro. Es kann sich lohnen, dort nachzufragen.
Wo gibt es einen Fernwärmeanschluss?
Derzeit werden bundesweit erst etwa 14 Prozent der Haushalte über Fernwärme versorgt. Es gibt ungefähr 100 Anbieter deutschlandweit, das sind vor allem lokale Stadtwerke und regionale Energieversorger. Künftig soll es mehr Fernwärme in Deutschland geben, und sie soll nach und nach emissionsfrei werden. Dafür ist zum Jahr 2024 das Wärmeplanungsgesetz zusammen mit dem Gesetz für erneuerbares Heizen in Kraft getreten. Seitdem muss jedes neue Wärmenetz mindestens 65 Prozent erneuerbare Energie nutzen.
Bis spätestens Mitte 2028 sollen außerdem alle rund 11.000 Kommunen eine Wärmeplanung haben. In Großstädten und Kommunen mit mehr als 100.000 Einwohnern sollen sie bis zum 30. Juni 2026 vorliegen, in Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern bis zum 30. Juni 2028. So sollen Verbraucherinnen und Verbraucher Klarheit darüber zu bekommen, mit welchem Energieträger und welcher Versorgung lokal in Zukunft zu rechnen ist.
Auch künftig wird ein Fernwärmeanschluss nicht überall möglich sein. Denn der Aufbau der notwendigen Infrastruktur ist komplex und aufwendig. Er lohnt sich für die Fernwärmeanbieter nur in dicht besiedelten Gebieten. Schließlich muss es eine Rohrleitung geben. Darüber hinaus müssen geeignete Wärmequellen wie Kraftwerke oder industrielle Abwärme in der Nähe sein.
Vorteile und Nachteile von Fernwärme
Die Vorteile sind:
Fernwärme kann eine umweltfreundliche Lösung für Heizung und Warmwasser sein, wenn sie künftig vermehrt aus erneuerbaren Energien stammt.
Fernwärme erfüllt das Gebäudeenergiegesetz, wonach jede neu eingebaute Heizung mindestens zu 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen muss.
Die KfW-Bank, mehrere Stadtwerke und einzelne Kommunen fördern den Anschluss an ein Fernwärmenetz mit Zuschüssen.
Dadurch, dass für Fernwärme keine Heizkessel oder Öltanks nötig sind, ist die Lösung platzsparend und wartungsarm.
Die Handhabung von Fernwärme ist einfach, denn man muss sich nicht um die Beschaffung und Lagerung von Brennstoff oder die Speicherung von Wärmeenergie zu kümmern.
Fernwärme ist zeitweise günstiger als Gas und Öl, wobei die Preise vom Versorger und der Entwicklung bei der CO₂-Bepreisung abhängen.
Die Nachteile sind:
Wer sich für einen Wärmenetzanschluss entscheidet, ist für viele Jahre an den gleichen Versorger gebunden, denn es gibt keinen Wettbewerb.
Nutzerinnen und Nutzer von Fernwärme haben dadurch fast keinen Einfluss auf die Preisgestaltung und die Qualität ihrer Wärmeversorgung.
Für wen ist sie sinnvoll?
Die wichtigste Voraussetzung für einen Umstieg auf Fernwärme sind verfügbare Wärmenetze in der Region. Wer beispielsweise einen Neubau plant, sollte sich bei seiner Kommune informieren. Mit dem Fernwärmeanschluss fallen die Kosten für eine eigene Heizungsanlage im Haus weg. Diese können schnell bei 20.000 bis 40.000 Euro liegen, wenn man sich eine Wärmepumpe oder andere nach Gebäudeenergiegesetz zulässige Systeme anschafft. Auch bei einer Sanierung im Altbau kann es sinnvoll sein, die alte Öl- oder Gasheizung zu entsorgen und stattdessen Fernwärme in Betracht zu ziehen.
Und das nicht nur aus Kostengründen und aufgrund des stetig steigenden CO₂-Preises für fossile Brennstoffe. Ist der Anschluss für die Fernwärme zum Haus einmal gelegt und die Übergabestation installiert, müssen sich die Bewohnerinnen und Bewohner anschließend um nichts mehr kümmern.
Grundsätzlich eignet sich Fernwärme eher für Wohngebäude mit höherem Wärmebedarf beziehungsweise vielen Nutzern und Nutzerinnen. Denn durch den Grundpreis fallen immer Basiskosten an, die sich nur lohnen, wenn die Abnahme der Wärme auch in einem angemessenen Verhältnis steht. Bei der Abschätzung, ob sich ein Fernwärmeanschluss für Sie rechnet, sollten Sie alle für Heizung und Warmwasser anfallenden Kosten genau vergleichen.