Vespa GTS 125: Dieser Roller gefällt auch Autofahrern

Rollerklassiker: Die Vespa GTS 125
Rollerklassiker: Die Vespa GTS 125© RKM

Die 125er-Klasse ist auch im Rollersegment aktuell sehr angesagt, weil Autofahrer den nötigen Führerschein ganz leicht erwerben können. Und der Rollerklassiker schlechthin ist die Vespa GTS 125. Fahrbericht, Daten, Bilder, Preise.

  • Auch nach 75 Jahren überzeugt der klassische Vespa-Look

  • Modifizierter Motor auf Euro-5-Standard

  • Mehr Leistung und viel Komfort für rund 5600 Euro

"Vespa" ist nicht umsonst zum Synonym für den klassischen Motorroller geworden. Seit Piaggio sie 1946 als preiswertes Transportmittel für die italienische Bevölkerung konzipiert hat, hat sich die Vespa zum Kultobjekt ersten Ranges entwickelt.

Ein Teil ihrer Beliebtheit resultiert aus der Wahrung des Markenkerns und der Wiederholung typischer Designelemente, die seit Jahrzehnten charakteristisch für die Vespa sind: die durchgehende Stahlblechkarosse mit dem rundlichen Heck, das aufragende Beinschild mit rundem Scheinwerfer und die kleinen Räder, vorn von einer Kurzschwinge geführt.

Vespa GTS: Klassischer Look, moderner Motor

Dank des großen Durchstiegs kommt jeder leicht auf den Sitz. Das Trittbrett liegt tief und ist fast eben © RKM

Dieses Reinheitsgebot wahrt auch die aktuelle Vespa GTS 125. Die einzigen erkennbaren, zarten Modifikationen betreffen die neu gestalteten Fünfspeichen-Leichtmetallfelgen. Ansonsten sieht das Modell aus, wie eine Vespa auszusehen hat: mit geschwungener Linie und abgerundeten Formen im typisch italienischen Chic – und dabei mit Beigaben wie dem LED-Tagfahrlicht in Scheinwerfern und Blinkern sowie dem großen, runden Rücklicht auf modernen Stand gebracht.

Unter der Sitzbank befindet sich die wichtigste, gleichwohl nicht sichtbare Neuerung: Der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder – konstruktiv unverändert mit einer Nockenwelle, die vier Ventile steuert – wurde mit Änderungen an der Peripherie samt entsprechend angepasster Zünd-Einspritz-Elektronik sauberer auf Euro-5-Standard gebracht.

Die bessere Schadstoffverarbeitung geht nicht zu Lasten der Leistung, im Gegenteil: Aus nach wie vor exakt 124,7 Kubikzentimetern Hubraum erlöst der Einspritzer mit 14 PS Leistung und 12 Newtonmetern nun fast 2 PS und knapp 1 Newtonmeter Drehmoment mehr als zuvor. Gleichzeitig verspricht Piaggio eine Verbrauchsreduktion um 0,1 Liter auf umweltgerechte 2,4 Liter Sprit auf 100 Kilometer.

Bildergalerie: Die GTS 125 im Detail

Angenehme, solide Fahrleistungen

Gute Manieren zeigt die GTS ohnehin. Ungewöhnlich leise und etwas verzögert springt der Motor an, sodass man genau hinhören muss, ob er auch wirklich läuft. Denn hier sitzt die bürstenlose Lichtmaschine direkt auf der Kurbelwelle und fungiert als Anlasser, was den klassischen Starter überflüssig macht. Das ermöglicht zudem eine Start-Stopp-Automatik, die an der Ampel den Verbrennungsvorgang anhält und bei Betätigen des Gasgriffs wieder in Gang setzt.

Geht’s dann vorwärts, dominiert distinguiertes Beschleunigen, die Vespa setzt sich sehr leicht beherrschbar in Bewegung und bewahrt trotz aufgepumpter Muskeln ihre zurückhaltende Art. Um an der Ampel im Verkehr mitzuschwimmen, reicht das allemal. Die Stärke der GTS liegt in der gleichmäßigen, harmonischen Kraftentfaltung und der besonderen Laufruhe, die nur wenige Roller des 125er-Segments bieten können.

Genauso wie die komfortable Unterbringung der Besatzung. Dank des großen Durchstiegs kommt man umstandslos auf das vorn schön schmal ausgeführte Polster und platziert die Beine entspannt auf dem tiefen, fast flachen Trittbrett. Der recht schmale Lenker liegt griffgünstig bestens zur Hand, was allen Fahrerstaturen einen aufrechten Oberkörper mit lässiger Armhaltung beschert.

Wie gemacht für das urbane Umfeld

Die GTS 125 bietet selbst auf Kopfsteinpflaster überzeugenden Fahrkomfort © RKM

Vorn wie hinten rollt die GTS auf 12-Zoll-Reifen. Zusammen mit dem tiefen Schwerpunkt flitzt die Italienerin wieselflink durch die Stadt. Hindernisse? Locker umrundet. Lücken im Verkehr? Schon durchgeflutscht. Und alles mit einer Souveränität, die Anfänger wie Könner begeistert. Sensibel ansprechende Federelemente runden den makellosen Auftritt ab, selbst auf ungnädigem Kopfsteinpflaster bietet die GTS einen überzeugenden Fahrkomfort.

Hat sich auf der Straße Feuchtigkeit gesammelt, mahnt die aufflackernde Warnleuchte der Traktionskontrolle im gut ablesbaren, jedoch etwas kleinen LC-Display zu behutsamerem Gasgeben. Die zurückhaltend agierende Vorderbremse zwingt das ABS aber selbst dann nur selten zur Arbeitsbereitschaft, mehr Verzögerung steuert die Scheibe am Hinterrad bei.

Fazit

Unterm Strich hat die neue GTS 125 also ein wenig an Dynamik gewonnen und dabei die typischen Vespa-Tugenden inklusive der kultigen Optik und hohen Verarbeitungsgüte gewahrt. Als Vorzeigemodell unter den Leichtkraftrollern hat sie keine Konkurrenz zu fürchten – außer der Primavera aus gleichem Hause, die zwar etwas günstiger zu haben ist. Dafür bietet die GTS für 5540 Euro den leistungsstärkeren Motor, mehr Ausstattung und Komfort. Und dass Auto-Führerscheininhaber 125er-Modelle mit wenig Aufwand fahren können, schadet dem Geschäft sicher auch nicht.

Technische Daten Vespa GTS 125 (2021)

Herstellerangaben


Motor/Getriebe

Flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Einzylinder, 125 cm³ Hubraum, 10,3 kW/14 PS bei 8750 U/min, 12 Nm bei 6750/min; vier Ventile/Zylinder, ohc, Einspritzung, CVT-Automatik, Fliehkraftkupplung, Riemen-Sekundärantrieb

Fahrwerk

Stahlrohrrahmen; gezogene Einarmkurzschwinge vorne (nicht einstellbar), 78 mm Federweg; Triebsatzschwinge hinten, ein Federbein (Vorspannung vierfach einstellbar), 70 mm Federweg; Leichtmetall-Gussräder; 120/70-12 (vorne) und 130/70-12 (hinten). 220 mm Einscheibenbremse vorne, 220 mm Einscheibenbremse hinten

Maße und Gewichte

Radstand 1380 mm, Tankinhalt 7,0 Liter, Sitzhöhe 790 mm, Leergewicht 147 kg, zulässiges Gesamtgewicht: 340 kg

Assistenzsysteme

ABS, Traktionskontrolle

Fahrleistungen, Verbrauch

Höchstgeschwindigkeit 98 km/h, Vergrauch 2,4 l/100 km, 59 g/km CO₂

Preis/Farben

ab 5580 Euro (zzgl. Nebenkosten). Orange, Grau, Mintgrün, Blau

Text: Thilo Kozik/SP-X

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