Honda CB650R mit E-Clutch: Warum nicht?

Frontansicht einer fahrenden Honda CB650R
Wer nicht will, muss die Kupplung bei der Honda CB650R nicht mehr selbst betätigen© Honda

Die Honda CB650R zeigt in ihrer überarbeiteten Form, warum ein 4-Zylinder-Reihenmotor auch im Zeitalter der Zweizylinder ein attraktiver Motorradantrieb ist. Erst recht, wenn er mit einer automatischen Kupplung kombiniert ist. Fahrbericht, technische Daten, Preis.

  • Tadellose Fahreigenschaften

  • Gewohnt gute Verarbeitung

  • A2-Version mit 35 kW/48 PS

Fünf Jahre ist es her, dass Honda seine kleine CB-Baureihe mit einer 650er erweiterte; zuvor hatte sie lediglich aus der CB1000R und der CB125R bestanden. Die mit einem flüssigkeitsgekühlten Vierzylinder-Reihenmotor ausgerüstete Mittelklasse-Maschine wurde auf Anhieb zu einem der wichtigsten Honda-Modelle: Über 41.000 Stück fanden den Weg auf Europas Straßen.

Um den Erfolg zu stabilisieren, hat der japanische Hersteller das mit 70 kW/95 PS sehr kräftige Naked Bike nun maßvoll überarbeitet und den Preis mit 9800 Euro (inkl. E-Clutch und Überführung) knapp vierstellig belassen. Veränderungen finden sich nicht nur beim Styling, sondern auch bei der Technik: Sowohl der Motor wie das Fahrwerk als auch Elektronik und Beleuchtung wurden modifiziert. Zudem ist die 2024er-CB650R zusammen mit ihrem supersportlichen Schwestermodell CBR650R die erste Honda mit der neuen E-Clutch, also einer automatischen Kupplung.

Im Test: 95-PS-Motor

Motor der Honda CB650R
Die Höchstgeschwindigkeit des Bikes wird mit 197 km/h angegeben© Honda

Die Motordaten suggerieren, dass beim Triebwerk nichts passiert sei, denn sie sind unverändert. Die Änderungen sind diffizil, aber spürbar. Neue Steuerzeiten der Einlassventile führen dazu, dass sich die 650er bei niedrigen Drehzahlen kräftiger anfühlt und so das grundsätzliche Manko des Reihenvierers kaschiert. Dabei hilft auch das verfeinerte Ram-Air-System. Oben raus, also jenseits von 9500 Touren, brennt die Honda zur Freude von Drehzahlfans weiterhin ein Feuerwerk ab.

Sie legt noch kräftig an Leistung und Drehzahl zu, wenn Zweizylindern längst die Lust vergangen ist. Dennoch ist ihr Treibstoffverbrauch zeitgemäß: Im gemischten Verkehr gab sich das nach der neuesten Norm Euro5+ homologierte Testbike mit 5,1 Litern pro 100 Kilometer zufrieden, lag also nur minimal über dem Normverbrauch von 4,9 l/100 km. Der 15,4-Liter-Tank lässt also 300 Kilometer ohne Nachtanken zu, wenn auch nur knapp.

Maße und Dimensionen des Fahrwerks sind gegenüber dem Vormodell unverändert, doch wurde der Heckrahmen verschlankt und auch knapp 500 Gramm leichter. Die Form ist nun schnittiger, beim praktischen Nutzen sind keine Einbußen zu verzeichnen. Die Platzverhältnisse sind gut, die Ergonomie passt für Personen zwischen 1,70 und 1,90 Metern Körpergröße gut. Man sitzt aufrecht, dabei aber leicht vorderradorientiert.

Gelungenes Display

Display der Honda CB650R
Das Display ist logisch aufgebaut und gut ablesbar© Honda

Dabei perfekt im Blick liegt das neue 5-Zoll-TFT-Display. Es ist übersichtlich gestaltet, stellt drei Layouts zur Wahl und lässt zudem einen weißen oder schwarzen Hintergrund zu. Ist die Honda RoadSync-App auf dem Smartphone installiert, ist volle Konnektivität (Musik, Telefon, Nachrichten) gegeben; die Routenangaben erfolgen als Pfeilnavigation. Die Bedienung des Bordcomputers über den neuen hinterleuchteten 4-Wege-Schalter an der linken Lenkereinheit ist vorzüglich.

Bilder: Honda CB650R im Detail

Nötig ist der Bordcomputer auch, um die automatische Kupplung zu (de)aktivieren. Wer will, kann den Kupplungs-Handhebel komplett vergessen, auch beim Einlegen des ersten Gangs und beim Anfahren sowie beim Anhalten. Die Gangwechsel erfolgen grundsätzlich mit dem Fußschalthebel, aber auch im Automatikmodus kann selbst gekuppelt werden. Aufpassen ist lediglich beim Anhalten angesagt: Der Fahrer selbst muss – hält er beispielsweise noch im dritten Gang an – im Stillstand den ersten Gang einlegen, um wieder losfahren zu können. Kupplungsfrei, versteht sich.

In der Praxis ist die Automatikkupplung dem Quickshifter klar überlegen; die Gangwechsel laufen sauberer sowie etwas schneller ab. Und die gerade mal zwei Kilo Mehrgewicht gegenüber dem Normalmodell spielen keine Rolle. Der Aufpreis von 400 Euro für die E-Clutch erscheint maßvoll, denn ein Quickshifter kostet auch schon 260 Euro.

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Honda CB650R: Technische Daten, Preis

HerstellerangabenHonda CB 650 R
Motor4 Zylinder, Reihenmotor, 649 ccm Hubraum, 70,0 kW bei 12000/min, max.Drehmoment 63,0 bei 9500 U/min, 4 Ventile/Zylinder, PGM-FI Einspritzanlage, Flüssigkeitskühlung
AssistenzsystemeModelle wird auch mit 35 kW angeboten
FahrwerkBrückenrahmen/Stahl; 41 mm Up-Side-Down-Telegabel, 108 mm Federweg; Zweiarmschwinge hinten, 128 mm Federweg;
MaßeLeergewicht ca. 205 kg, zul. Gesamtgewicht 371 kg; Länge/Breite/Höhe 2130 / 780 / 1075 mm, Sitzhöhe 810 mm; Tankinhalt 15,4 l
Bremseneinzeln betätigt, vorne Scheibe, 310 mm, hinten Scheibe, 240 mm
Fahrleistungen / VerbrauchHöchstgeschwindigkeit ca. 195 km/h, 4,9 l/100 km
Preis8800 Euro

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Fazit

Unterm Strich macht die 2024er-Version der Honda CB650R einen ausgezeichneten Eindruck: Ihre Optik wirkt frisch und attraktiv, und ihre Technik ist auf dem neuesten Stand. Die Bedienung ist kinderleicht, die Fahreigenschaften sind bis hin zur Höchstgeschwindigkeit von rund 200 km/h tadellos. Dank des feinen Motorlaufs ist es sowohl möglich, mit 2000 Touren durch Ortschaften zu rollen, als auch bei 10.000 Umdrehungen noch mal runterzuschalten und die Maschine so richtig jubeln zu lassen.

Von gewohnter Güte erscheint die Verarbeitung. Attraktiv macht die CB650R zudem, dass sie auch als A2-Version mit 35 kW/48 PS zu haben ist – in dieser Klasse steht sie mit ihrem Reihenvierer komplett allein da. Liebhaber dieses Motorenkonzepts haben allen Grund, sich über das Honda-Update zu freuen.

Text: Ulf Böhringer/SP-X