Harley-Davidson Sportster S: So stark ist der US-Cruiser
Die Harley-Davidson Sportster S ist das erste Modell der völlig umgekrempelten Sportster-Baureihe. Der Cruiser gefällt – zeigt aber einige Detailschwächen. Fahrbericht, Daten, Preis.
Starke Cruiser-Optik mit Scrambler-Anleihen
122-PS-Motor, viele Assistenz- und Sicherheitssysteme
Bequeme Sitzposition, solide Fahreigenschaften
Nach der Reiseenduro Pan America war die Harley-Davidson Sportster S das zweite Modell mit dem Revolution-Max-1250-Triebwerk. Infolge diverser technischer Änderungen leistet der nun Revolution Max 1250T genannte Motor zwar 30 PS weniger als in der Pan America, flottem Fahren tut das jedoch keinen Abbruch. Der bei Bedarf bis 9500 Touren drehende Vierventil-V2 liefert nämlich starke 90 kW/122 PS sowie im unteren und mittleren Drehzahlbereich ordentlich Drehmoment. Verglichen mit den Bikes der Vorgänger-Modellreihe stellt die Sportster S einen Quantensprung in Leistung, Technologie und Design dar.
Starke Optik: Die Sportster S fällt auf
Die Sportster S ist ein Hingucker: Oberarmstarke, in Art eines Scramblers halbhoch verlegte Auspuffrohre samt Endschalldämpfern auf der rechten Seite, farblich abgesetzte Magnesium-Bauteile am mächtigen V2, ein aggressiv dreinblickender LED-Querscheinwerfer, ein ultrakurzes Rahmenheck, ein extrem breiter Vorderreifen – das Bike geizt nicht mit optischen Effekten. Auch der an kräftigen Stahlrohren fixierte Kennzeichenträger am Heck sticht ins Auge und sorgt für noch mehr Diskussionen als die anderen Details. Klar ist: Wer diese eigentlich wie ein Powercruiser daherkommende Sportster S fährt, fällt auf und zeigt, dass er nicht dem Massengeschmack anhängt.
Im Test: Kultivierter 122-PS-Motor
Auch technologisch hat Harley-Davidson bei der Sportster S alle Register gezogen: Der V2 arbeitet kraftvoll und dabei stets kultiviert. Ein markiger Durchzug aus 2000 Touren ist im Sport-Modus genauso wenig ein Problem wie ein Drehzahlfeuerwerk jenseits des bei 6000 U/min. anliegenden Drehmoment-Maximums. In den anderen beiden Fahrmodi Road und Rain gibt sich das Triebwerk zurückhaltender, agiert weniger aggressiv.
Zwei weitere Fahrmodi lassen sich individuell festlegen. Fast überflüssig zu sagen, dass eine Kurven-Traktionskontrolle sowie ein Kurven-ABS an Bord sind. Ein Tempomat, selbstrückstellende Blinker, ein TFT-Runddisplay mit allen gängigen Connectivity-Schikanen sowie eine schlüssellose Zündung werden ebenfalls serienmäßig geliefert.
Bildergalerie: Die Sportster S im Detail
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Gute Bremswirkung
Auffällig sind zwei technische Details: Im extrem breit bereiften Vorderrad – 160 Millimeter sind Rekordbreite – ist lediglich eine einzelne Scheibenbremse montiert. Die ist zwar 32 Zentimeter groß, zudem gelocht, und wird von einem radial montierten Vierkolben-Bremssattel in die Zange genommen, unüblich ist sie angesichts von 122 PS und 228 Kilogramm Leergewicht aber trotzdem. Beides, Single-Scheibe und der breite Reifen, hat allerdings keine negativen Auswirkungen auf das Fahr- bzw. Bremsverhalten. Die Sportster S verzögert zuverlässig und geht auch bei harter Beanspruchung nicht in die Knie.
Alternative Fußrasten für kleinere Fahrer
Kurven nimmt sie stabil und flink, solange diese nicht in Spitzkehren ausarten. Bis zu 34 Grad Schräglage sind möglich, ehe die weit vorne montierten Fußrasten Bodenkontakt aufnehmen. An der möglichen Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h hat der Tester sich auf der Ausfahrt nicht versucht. Die Sitzposition auf der Sportster S im Feet-forward-Stil ist bequem, kleinere Fahrer haben allerdings Mühe, Schalthebel und Bremspedal zu erreichen. Nicht nur für sie stellt die mittig montierte Alternativ-Fußrastenanlage eine vorteilhafte Option dar – so umgerüstet, macht diese Harley wegen der aktiveren Sitzposition ihrem Namen Sportster schon eher Ehre.
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Suboptimale Federung, kleiner Tank
Auch das Gesäß lässt sich so leichter entlasten. Der hintere Federweg ist nämlich mit fünf Zentimetern arg schwächlich dimensioniert, so dass etwa Kanaldeckelkanten gerne direkt ans Fahrerkreuz weitergegeben werden. Hier sind Nehmerqualitäten gefragt.
Unüblich klein ist mit knapp zwölf Litern der optisch attraktive Tank. Die Reichweite beträgt dank eines Normverbrauchs von lediglich 5,1 Litern auf 100 Kilometer rund 200 Kilometer. Die Sportster S gibt es ab 18.495 Euro.
Sportster S: Technische Daten, Preis
Herstellerangaben | |
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Motor/Getriebe | Flüssigkeitsgekühlter 60°-V2 Motor, quer eingebaut, 1252 ccm Hubraum, vier Ventile pro Zylinder, variable Ventilsteuerung, DOHC 90 kW/122 PS bei 7500 U/min., 125 Nm bei 6000 U/min Einspritzung, 6 Gänge, Kette |
Fahrwerk | Dreiteiliger Leichtmetallrahmen mit Rohr-, Guss- und Formteilen, Motor mittragend; 43 mm USD-Telegabel vorne, Zugstufendämpfung und Vorspannung einstellbar, 92 mm Federweg Stahlrohr-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein, vollständig einstellbar, 51 mm Federweg Leichtmetallgussräder, Reifen vorne 160/70 R 17, hinten 180/60 R 16; 320 mm Einscheibenbremse vorne, 260 mm Einscheibenbremse hinten |
Maße und Gewichte | Radstand 1518 mm, Sitzhöhe 755 mm Gewicht fahrfertig 228 kg, Zuladung 190 kg Tankinhalt 11,8 l |
Assistenzsysteme | Kurven-ABS, Kurven-Traktionskontrolle, Reifenluftdruck-Kontrollsystem, fünf Fahrmodi (davon zwei frei definierbar), Wegfahrsperre, schlüsselloses Startsystem, Tempomat, Blinker-Rückstellautomatik, Smartphone-Einbindung |
Fahrleistungen, Verbrauch | Höchstgeschwindigkeit 220 km/h Normverbrauch 5,1 l/100 km |
Preis | 18.495 Euro |
Text: Ulf Böhringer/SP-X