Ducati Streetfighter V2: Souveräne Alleskönnerin
Die Streetfighter V2 von Ducati ist ein vielseitiges Naked-Bike mit ausgezeichneten Fahrleistungen und modernster Ausstattung. Fahrbericht, Daten, Bilder, Preis.
Vielseitig einsetzbare Maschine
Sehr gelungenes Fahrwerk
Beeindruckende Motorleistung
Ducati hätte es sich bei der Streetfighter V2 ziemlich einfach machen und das als Basis verwendete Supersportmodell Panigale V2 einfach der Verkleidung entledigen können – schon hat man eine Streetfighter. Doch einerseits widerspricht das dem Hang der Italiener zur Perfektion, andererseits verlangen unverkleidete Motorräder dieser Leistungsliga besondere Maßnahmen, um genügend Kraft auf den Asphalt zu bringen.
Darin hat Ducati mit der 208 PS starken V4 Streetfighter Maßstäbe gesetzt. An diesem Vorzeigemodell orientiert sich die neue Streetfighter V2, indem sie deren aggressives Styling aufgreift. Angefangen beim markanten LED-Scheinwerfer mit typisch V-förmigem Tagfahrlicht über das offensiv auf der linken Seite dargebotene gelbe Federbein bis zur luftigen Heckpartie mit der doppelten Durchlüftung unterm Sitz. Nur Insider erkennen die kleinen Designretuschen wie den tiefen Schalldämpfer und den schmalen Tank, am deutlichsten ist noch das Fehlen der Winglets genannten Aerodynamik-Flügel.
Im Test: 153-PS-Motor
Bedeutsamer sind zweifellos die inneren Werte. So liefert der 955 Kubik große 90-Grad-V-Motor 112 kW/153 PS Spitzenleistung und ein Drehmoment von 101 Newtonmetern. Zur Anpassung an persönliche Vorlieben oder die Witterung lässt sich sein Charakter über drei Kennfelder verfeinern, die in drei Fahrprogrammen "Sport", "Road" und "Wet" zusammen mit verschiedenen Einstellungen des ABS, der Traktions- und Wheeliekontrolle sowie der Motorschleppmoment-Regelung hinterlegt sind. Alle anderen Parameter sind über das Menü im farbigen TFT-Display individuell nachjustierbar. Was fehlt, wäre eine Schnelltaste zum Wechsel der Fahrmodi.
Gelungenes Fahrwerk
Fahrwerkseitig bleibt die Grundkonstruktion der Panigale V2 erhalten, mit einem Hauptrahmen, der den Motor mittragend integriert und gleichzeitig als Airbox fungiert. Voll einstellbare Federelemente vorn wie hinten gehören in dieser Klasse zum guten Ton. Gemäß dem Einsatzzweck als Naked-Bike sorgt ein neuer Gitterrohr-Hilfsrahmen samt deutlich längerer Schwinge für eine geänderte Fahrwerksgeometrie, über die mehr Last auf das Vorderrad gebracht wird.
Für den Landstraßeneinsatz ist der hohe und breite Aluminiumlenker perfekt, er verbindet den Fahrer bei weitgehend aufrechter Haltung ideal mit dem Motorrad. Das relativ dicke Polster ist mit 84,5 Zentimetern ziemlich hoch, aber schmal genug für guten Bodenkontakt. Die tief liegenden Rasten sorgen für einen entspannten Kniewinkel während der Fahrt. Mehr Spritzigkeit soll dem Desmo-V eine gekappte Sekundärübersetzung bringen, für den Straßenbetrieb haben die Ingenieure das Ansprechverhalten des Ride-by-Wire-Systems sanfter ausgelegt.
Bilder: Die Ducati Streetfighter V2 im Detail
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Überzeugendes Fahrverhalten
Sehr agil und mit viel Gefühl fürs Vorderrad prescht die Ducati über die kleinen Sträßchen, lässt sich exakt dirigieren und bietet schon im vergleichsweise zahmen "Road"-Modus noch ausreichend Druck für flotte Fahrdynamik. Spontan und nachdrücklich, aber nicht aggressiv reagiert der Motor auf Gasgriffbefehle und macht selbst im "Sport"-Modus einen sauber kontrollierbaren Eindruck. Das liegt an seiner besonderen Charakteristik: Bis zur Drehzahlmitte fehlt es am bekannten V2-Punch, erst ab etwa 6500 Touren lebt die Streetfighter richtig auf.
Stabilitätsprobleme sind der Ducati auch bei schnell aufeinanderfolgenden Schräglagenwechseln fremd. Dafür sorgen die mannigfach einstellbaren Federelemente mit gutem Ansprechverhalten und straffer Dämpfung. Gut harmonieren die Pirelli-Diablo-Rosso-IV-Reifen in 120/70 ZR17 vorn und 180/60 ZR17 hinten, die der Streetfighter V2 nach kurzer Aufwärmphase eine gute Neutralität und Handlichkeit bescheren.
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Testfahrt auf der Rennstrecke
Auf der Rennstrecke von Monteblanco zeigt die Ducati ihr zweites Gesicht. Mit kräftigem Sound rast die Streetfighter über die Strecke, die deutlich gestraffte Fahrwerksabstimmung bringt eine hohe Geradeauslauf-, Kurven- und Bremsstabilität und belegt damit die große Bandbreite des hochwertigen Fahrwerks. Beim heftigen Runterbremsen von rund 240 auf 65 km/h – bestens unterstützt vom serienmäßigen Blipper – überzeugt die nur leicht modifizierte Bremsanlage der Panigale V2 mit transparentem Bremsgefühl bei höchster Effizienz. Für beste Sicherheit sorgt die Schräglagenfähigkeit aller Assistenzsysteme.
Technische Daten Ducati Streetfighter V2
Herstellerangaben | Ducati Streetfighter V2 |
---|---|
Motor | 2 Zylinder, 90°-V-Motor, 955 ccm Hubraum, 112,0 kW bei 10750/min, max.Drehmoment 101,4 bei 9000 U/min, 4 Ventile/Zylinder, Einspritzanlage, Flüssigkeitskühlung |
Assistenzsysteme | u.a. mit kurventauglichem Bosch ABS EVO, Ride-by-Wire, rückwärtsdrehende Kurbelwelle, voll einstellbare Showa-Federgabel, voll einstellbares Sachs-Federbein, Riding-Modes, Traction-Control EVO DTC, |
Fahrwerk | Monocoque Aluminium; 43 mm Up-Side-Down-Telegabel, 120 mm Federweg; Zweiarmschwinge Aluminium hinten, 130 mm Federweg; |
Maße | Leergewicht ca. 200 kg, zul. Gesamtgewicht 425 kg; Länge/Breite/Höhe 2100 / 890 / 1130 mm, Sitzhöhe 845 mm; Tankinhalt 17,0 l |
Bremsen | Kombibremssystem, vorne Scheibe, 330 mm, hinten Scheibe, 245 mm |
Fahrleistungen / Verbrauch | Höchstgeschwindigkeit k.A. km/h, 6 l/100 km |
Preis | 18690 Euro |
Fazit: Vielseitiges Naked-Bike
Mit über 18.000 Euro ist die "kleine" Streetfighter eher bei den Großen angesiedelt. Dafür bietet sie jedoch feine Detailarbeit, modernste Ausstattung und vor allem einen breiten Einsatzbereich neben und auf der Rennstrecke.
Text: Thilo Kozik/SP-X