Ducati DesertX: Testfahrt mit der coolen Enduro
Die Ducati DesertX ist eine Reiseenduro mit einem 110 PS starken V2-Motor und optischen Anleihen an Rally-Dakar-Maschinen. Wie sich das Bike auf der Straße und offroad bewährt, zeigt die Testfahrt. Plus: Bilder, Daten, Preis.
Perfekt fürs Gelände
Kultivierter Motor und sechs Fahrmodi
Umfangreiche Zubehörliste
Seit der Ausstellung eines geländegängigen Konzeptbikes im Stil der Dakar-Rennmaschinen aus den Achtzigern auf der Mailänder EICMA 2019 hatte Ducati keine Ruhe mehr: Offroad-Fans aus aller Welt löcherten die Verantwortlichen mit Anfragen und gaben gutgemeinte Ratschläge. Als Folge der Euphorie entstand in der Rekordzeit von nur zwei Jahren Entwicklungszeit 2022 der serienreife Ableger, die Ducati DesertX.
Optisch dem Konzeptbike wie den historischen Vorbildern nachempfunden, trägt die weiße Italienerin mit rotem Zierstreifen einen markanten, in die Frontverkleidung mit aufragendem Windschild integrierten Doppelscheinwerfer. Damit erinnert sie an die Cagiva Elefant, die mit einem 900er-Ducati-V2-Motor unter Edi Orioli die Dakar-Rallye 1990 gewann. Ihre Form wird vom mächtigen Tank dominiert und zeigt den typischen schmalen, langbeinigen Look eines echten Geländemotorrades, das die grob profilierten Reifen im Offroad-Format von 21 Zoll vorne und 18 hinten komplettieren.
Die DesertX ist optimal fürs Gelände
Das Fahrwerk ist auf echten Geländeeinsatz ausgelegt. Mit einem Gitterrohrrahmen aus Stahl, optimaler Lenkgeometrie und hochwertigen, voll einstellbaren Kayaba-Federelementen mit reichlich Federweg vorn und hinten für eine Bodenfreiheit von 25 Zentimetern ist die DesertX gut aufgestellt für Fahrten auf unruhigem Terrain. Allerdings beschert diese Konstruktion eine beachtliche Sitzhöhe von 87,5 Zentimetern, was das Anhalten auch für Langbeinige zur Herausforderung macht. In Fahrt ergeben sich im Ergonomie-Dreieck aus Rasten, Sitzbank und dem breiten Lenker großzügige, durchaus langstreckentaugliche Platzverhältnisse und ein guter Windschutz hinter der nicht verstellbaren Scheibe.
Bilder: Die Ducati DesertX im Detail
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Im Test: 110-PS-Motor und sechs Fahrmodi
Für die Fahrdynamik sorgt der 937 cm³ große, 110 PS starke Desmo-V, bekannt aus der jüngsten Monster, der Hypermotard, der SuperSport 950 und der Multistrada V2. Dieser Antrieb stammt zwar von der Straße, wurde aber mit kürzer abgestimmtem ersten und zweiten Gang auf den Geländebetrieb ausgelegt. Wie in den anderen Modellen gibt sich der Twin hochkultiviert, liefert schon unten herum reichlich Druck und dreht schön linear durchs Drehzahlband. Um den diversen Einsatzzwecken gerecht zu werden, stehen dem Fahrer vier Motormodi zur Verfügung, die den Charakter deutlich verändern.
Gebündelt in sechs Fahrmodi – zwei Offroad-, drei Asphalt- und ein Regenmodus – sind verschiedene elektronische Einstellungen hinterlegt und zusätzlich individualisierbar für Motorbremsverhalten, Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle, Quickshifter und das Kurven-ABS. Im Touring-Modus nimmt der Motor sanft das Gas an und nutzt auf Asphalt das maximale Drehmoment von 92 Nm bei 6500 U/min zu einem gut beherrschbaren Fahrgenuss.
Spontaner, aber auch etwas zickiger geht’s im Sport-Modus zur Sache. Dann prescht die Ducati mit Verve und vollen 110 PS spritzig über gewundene Landstraßen und benimmt sich dabei so folgsam und neutral, dass man das große 21-Zoll-Vorderrad fast vergisst. Großes Lob gebührt den Pirelli Scorpion Rallye STR, die mit erstaunlichen Grip offroad-untypische Schräglagen ermöglichen.
Hier braucht’s den Lenkungsdämpfer kaum, zumal der lange Radstand ohnehin für viel Stabilität bürgt, die DesertX aber etwas störrisch werden lässt. Perfekt zur Fahrt auf Asphalt passen die Vierkolben-Festsattelzangen im Vorderrad, die sich punktgenau dosieren lassen und bei Bedarf äußerst knackig verzögern.
Spezielles Offroad-ABS
Auf unbefestigten Pisten, Schotter- und Sandwegen kommt der Enduro-Modus zum Einsatz, der den Twin auf 75 PS zügelt und das ABS speziell für den Offroad-Betrieb umstellt. Bei immer noch spontanem Gaseinsatz erlaubt die angepasste Traktionskontrolle kontrollierte Slides auf losem Untergrund, die dank der sauberen Regelung nicht einmal Offroad-Anfänger schrecken können.
Das Offroad-ABS hilft auch weniger Geübten, sturzfrei und sicher durch den Kurs zu kommen. Tiefe Schlaglöcher und Ablaufrinnen meistert die DesertX dank der ausgezeichneten Federelemente sehr gut, hier macht sich der Lenkungsdämpfer bezahlt, indem er die Front vor dem Auskeilen bewahrt.
Ducati DesertX: Technische Daten, Preis
Herstellerangaben | |
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Motor/Getriebe | Flüssigkeitsgekühlter 90°-Zweizylindermotor, 937 ccm Hubraum, 81 kW/110 PS bei 9250 U/min, max. Drehmoment 92 Nm bei 6500 U/min; vier Ventile/Zylinder, desmodromisch gesteuert, Einspritzung, Sechsganggetriebe, Kette |
Fahrleistungen und Verbrauch | Höchstgeschwindigkeit 210 km/h, 5,6 l/100 km |
Fahrwerk | Stahl-Gitterrohrrahmen; 46 mm USD-Telegabel vorne, komplett einstellbar, 230 mm Federweg; Aluminiumguss-Zweiarmschwinge hinten, Zentralfederbein komplett einstellbar, 220 mm Federweg; Speichenräder; Reifen 90/90-21 (vorne) und 150/70 R18 (hinten). 320 mm Doppelscheibenbremse vorne, 265 mm Einscheibenbremse hinten |
Maße und Gewichte | Radstand 1608 mm, Sitzhöhe 875 mm, Gewicht fahrfertig 223 kg, Zuladung 240 kg; Tankinhalt 21 l |
Assistenzsysteme | Abschaltbares Kurven-ABS, abschaltbare Traktionskontrolle, sechs Fahrmodi |
Preis | 16.790 Euro |
Viele Zusatzausstattungen
Mit allerlei maßgeschneidertem Zubehör lässt sich das Profil der DesertX nach Gusto schärfen. Von Alukoffern bis zur Rally-Sitzbank über LED-Zusatzscheinwerfer bis zu einem Zusatztank am Heck reicht das Angebot. Leider sind ein paar essenzielle Reisemerkmale wie Heizgriffe und der Hauptständer nur im Zubehör zu finden, doch tut das dem Premierenauftritt keinen Abbruch.
Fazit: Gelungene Reisenduro
Als tolle Melange aus Straßenmotorrad und ernsthaftem Adventure-Bike eröffnet die DesertX ein Feld, das Ducati bislang nicht beackert hatte – auch wenn der Preis bei ca. 17.000 Euro Ducati-typische Regionen erreicht.
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Text: Thilo Kozik/SP-X