Digitales Serviceheft: Vor- und Nachteile im Praxistest

Mechaniker lehnt über dem Laptop in einer Autowerkstatt
Für freie Werkstätten bedeuten die Eintragungen im digitalen Serviceheft stets Mehraufwand© Shutterstock/Dragana Gordic

Viele Automarken haben das handschriftlich ausgefüllte Stempelheft, in dem alle Service-Arbeiten eingetragen werden, durch ein so genanntes digitales Serviceheft ersetzt. Was bringt das für Autofahrende oder freie Werkstätten?

  • Online-Serviceheft bei rund der Hälfte der Automobilhersteller

  • Einträge zu Wartungen und Reparaturen sind so nicht manipulierbar

  • Für freie Werkstätten bedeutet es Mehraufwand

Das digitale Serviceheft ist eine zentral geführte Datenbank, in der sämtliche Wartungsdaten und Service-Arbeiten beim Hersteller gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden können. Vorreiter war die Marke Mazda, die diesen Service bereits 2006 eingeführt hat. Mit Ausnahme von Opel bieten mittlerweile auch alle deutschen Hersteller eine elektronische Version des Servicehefts an.

Die Vorteile des digitalen Servicehefts

Neben den Wartungs- und Servicedaten können zum Teil auch Reparaturen des Autos sowie die jeweiligen Kilometerstände gespeichert werden. Das bei Gebrauchtwagenkäufen weit verbreitete Phänomen der Tachomanipulation wird durch die Speicherung der Daten erschwert. Auch verlorene Servicehefte gehören mit der digitalen Version der Vergangenheit an.

Die digitale Datenbank hat viele Vorteile:

  • Die Einträge sind ausschließlich in der zentralen Hersteller-Datenbank korrigierbar. Nur der ausführende Servicebetrieb kann diese ändern.

  • Eine Rückdatierung oder Löschung der Daten in der Werkstatt ist nicht möglich. Damit ist das digitale Serviceheft nahezu manipulationssicher.

  • Die gespeicherten Datensätze bieten ausführliche Informationen zu Service-Arbeiten und Reparaturumfang.

  • Auch die Rückrufe der Hersteller zu Gebrauchsteilen sind registriert.

  • Beim Kauf eines Autos im Ausland können die Service-Nachweise vom Verkäufer angefordert werden – häufig sogar in der gewünschten Landessprache.

Der ADAC empfiehlt Fahrzeughaltern, bei Wartungsarbeiten und Reparaturen generell vor Auftragserteilung nachzufragen, ob der Aufwand im digitalen Serviceheft eingetragen wird – und ob möglicherweise Kosten entstehen.

Außerdem sollte stets eine Bestätigung via Mail oder ein Ausdruck der durchgeführten Arbeiten angefordert werden. Denn wer alle Unterlagen zum Auto (Service-Nachweise, Rechnungen für Wartung, Reparatur und HU etc.) regelmäßig digital oder auch analog archiviert, hat diese bei einem Autoverkauf gleich parat.

Beim Gebrauchtwagenkauf sollten sich Käufer das digitale Serviceheft auch immer vollständig als Nachweis ausdrucken lassen. Und für den Verkäufer empfiehlt es sich, die Aushändigung direkt im Kfz-Kaufvertrag bestätigen zu lassen.

Hersteller mit digitalem Serviceheft

Nachteil: Mehraufwand für freie Werkstätten

Männerhände an Laptop auf dem Motor eines Autos
Freie Werkstätten bekommen je nach Hersteller unterschiedliche Vorgaben für die Pflege des digitalen Serviceheftes© stock.adobe.com/cat027

Leider bedeutet die Einführung des digitalen Serviceheftes für die freien Werkstätten auch mehr Aufwand und Kosten. Denn sie müssen sich nach jeder Wartung beim betreffenden Hersteller in der Datenbank einloggen, um die entsprechenden Informationen zu hinterlegen. Doch jeder Hersteller macht hier andere Vorgaben oder hat andere Systeme – oftmals wird sogar unterschieden zwischen Systemen für freie Werkstätten und Vertragspartner.

Freie Werkstätten beklagen jedoch vor allem, dass Fehler bei der Erfassung zumeist kostenpflichtig und nur mit sehr hohem zeitlichem Aufwand korrigiert werden können. Kritisiert werden außerdem die Unübersichtlichkeit, vermehrte System-Störungen und langsame Ladezeiten.

Oft ist für die freie Werkstatt auch die Registrierung und Eintragung am gleichen Tag nicht möglich. Hersteller wie Honda, Jaguar und Land Rover tragen den Service ausschließlich selbst in die Datenbank ein, was wiederum zu zeitlichen Verzögerungen führt.

ADAC: Online-Service muss kostenfrei sein

Aus Sicht des ADAC ist es wünschenswert, dass alle Hersteller das digitale Serviceheft anbieten. Die Service-Historie und der aktuelle Service-Bedarf müssen dabei sowohl für Kundinnen und Kunden als auch für Werkstätten kostenfrei einsehbar sein – idealerweise auch direkt im Menü des Infotainment-Systems im Auto.

Außerdem sollten es alle Hersteller ermöglichen, dass Werkstätten auch wartungsunabhängige Reparaturen ins digitale Serviceheft eintragen können. Wichtig dabei: Die Daten sollten über das gesamte Fahrzeugleben – also mindestens 20 Jahre – abrufbar sein.

Einträge sollten generell nicht aufwendiger sein als beim klassischen Scheckheft. Dazu gehört auch, dass freie Werkstätten fehlerhafte Einträge innerhalb einer bestimmten Frist zeitnah und kostenfrei bearbeiten können. Falls es zu Mehraufwand in einer freien Werkstatt kommt, dürfen für Autofahrerinnen und Autofahrer dadurch keine Kosten entstehen.

Das verlangt der Gesetzgeber

Eine EU-Verordnung sieht vor, dass freie Werkstätten fairen und diskriminierungsfreien Zugang zu Reparatur- und Wartungsaufzeichnungen über ein Fahrzeug aus zentralen Datenbanken des Fahrzeugherstellers erhalten. Damit können freie Reparaturbetriebe Informationen zum digitalen Serviceheft über durchgeführte Reparatur- und Wartungsarbeiten bekommen und vorgenommene Arbeiten eintragen und speichern.

Fachliche Beratung: Matthias Zimmermann, Manuel Griesmann, ADAC Technikzentrum