Radfahren im Winter: Sicher bei Schnee und Glätte unterwegs

Radfahrer auf Schnee
Radfahren im Winter: Bei Schnee und Eis in die Pedale treten – eine gute Idee?© iStock.com/Gabriel Bostan

Mit einem winterfesten Fahrrad, schützender Kleidung und angepasstem Fahrstil kann man auch bei widriger Witterung in die Pedale treten. Das gilt auch für E-Bikes. Darauf kommt es an.

  • Gute Winterreifen und Beleuchtung sind entscheidend

  • Am besten wetterfeste und helle Kleidung tragen

  • Pedelec-Batterie immer mit ins Warme nehmen

Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad das ganze Jahr über – auch im Winter. Doch Radfahren bei rutschigen und nasskalten Wetterbedingungen macht nur mit der richtigen Ausrüstung Spaß.

Winterreifen, Spikes und Schutzblech

Für Fahrräder gibt es in Deutschland keine Winterreifen-Pflicht. Auf Winterreifen mit grobem Lamellen-Profil und weicherer Gummimischung umzurüsten bietet im Vergleich zu Sommerreifen allerdings deutliche Vorteile bei Grip und Traktion – besonders auf festgefahrenem Schnee und auf Schneematsch. Nur bei Glatteis stoßen sie an ihre Grenzen. Wer keine speziellen Winterreifen aufziehen will, sollte zumindest Allwetterreifen nutzen oder den Luftdruck der Standardreifen ein wenig reduzieren, weil das deren Auflagefläche und somit die Bodenhaftung erhöht. 

Nahaufnahme eines Fahrradreifens mit Spikes
Winterreifen mit Spikes sorgen für Sicherheit auf festem Schnee und Eis© Shutterstock/Christian Kohlhausen

Anders als beim Auto sind Spikes für Fahrräder erlaubt. Pneus mit Metallstiften sind bei sehr rutschigen Straßenverhältnissen sinnvoll. Auf vereistem Untergrund sind sie meist die einzige Möglichkeit, um überhaupt sicher bremsen und lenken zu können. Auf trockenem oder nassem Asphalt machen sie Kurvenfahren und Bremsen allerdings schwieriger und sollten dort nicht über längere Strecken gefahren werden. Die Preise der verschiedenen Typen mit und ohne Spikes lagen in diesem Test von Fahrrad-Winterreifen des ADAC Partnerclubs TCS zwischen 25 und 55 Euro.

Trekking- und Citybikes haben in der Regel serienmäßig Schutzbleche. Mountainbikes, Crossräder und andere sportliche Modelle meist nicht. Gesetzlich vorgeschrieben sind sie ohnehin nicht. Bei Regen und Schnee sind sie allerdings empfehlenswert, um halbwegs sauber anzukommen.

Richtige Beleuchtung fürs Fahrrad

Fahrradfahrer bei Nacht mit Licht
Lebenswichtig ist eine korrekte Beleuchtung am Rad© Shutterstock/CHOKCHAI POOMICHAIYA

Korrekte Beleuchtung am Fahrrad ist gesetzlich vorgeschrieben – und für jeden Winterradler lebenswichtig. Unbedingt erforderlich sind ein Frontscheinwerfer mit weißem Reflektor, ein Rücklicht und ein roter Rückstrahler. Außerdem muss das Rad über umlaufende Reflexstreifen an Vorder- und Hinterreifen, gelbe Reflektoren in Vorder- und Hinterrad oder reflektierende Speichensticks an allen Speichen sowie je zwei gelbe Reflektoren an den Pedalen verfügen.

Funktioniert die Beleuchtung nicht richtig, ist das im Winter besonders heikel. Die Ursache für einen Defekt liegt oft an den Anschlüssen zum Dynamo oder zu den Leuchten. Gerissene Kabel sollten erneuert, defekte Birnen getauscht werden. Statt klassischen Lichtanlagen mit Dynamo sind auch montierbare Fahrradlampen erlaubt, die mit Batterien laufen. Wer bei Schneematsch mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte auf Naben- oder Speichendynamos oder Akku-Licht setzen, weil Seitenläufer-Dynamos bei Matsch und Schnee häufig Aussetzer haben.

Tipp: Überprüfen Sie vor jeder Fahrt, ob Front- und Heckstrahler am Rad tatsächlich leuchten und – falls verwendet – Akkus und Batterien aufgeladen sind.

Bremsen und Schaltung überprüfen

Zu Beginn der dunklen und kalten Jahreszeit sollten Radfahrende ihr Bike einem technischen Check unterziehen. Das Augenmerk gilt dabei besonders den Bremsen und der Gangschaltung. Wenn diese bei Minustemperaturen einfrieren und nach dem Losfahren nicht funktionieren, ist das nicht nur für diejenigen gefährlich, die auf dem Sattel sitzen.

Die Räder sollten beim Schieben blockieren, wenn die Bremsen betätigt werden. Andernfalls müssen die Bremsen nachgestellt beziehungsweise abgefahrene Bremsbeläge getauscht werden. Vor allem Felgenbremsen verlieren bei Nässe teils deutlich an Bremskraft. Schwergängige Bremshebel und Bremszüge sollte man fetten, damit sie auch bei Minusgraden funktionieren. Für den Einsatz in der nassen Saison gibt es im Fachhandel besondere Bremsklötze für Nässe.

Tipp: Im Winter sind Fahrräder besonders häufig Nässe und Schmutz – zum Beispiel durch Streugut – ausgesetzt. Deshalb brauchen sie mehr Pflege. Vor allem Bremsen, Kette, Ritzel und Zahnkränze sollte man regelmäßig reinigen und danach die Kette und Schaltmechanik neu fetten.

Schützende Kleidung bei Winterwetter

Drei Radfahrer mit Sicherheitswesten
Sehen und gesehen werden – letzteres auch dank reflektierender Kleidung© Shutterstock/Fabrique Imagique

In der dunklen Jahreszeit ist helle Kleidung extrem wichtig, damit Radfahrende im Straßenverkehr für andere leicht erkennbar sind. Reflektierende Applikationen an der Jacke oder am Rucksack erhöhen die Sichtbarkeit. Die einfachste Möglichkeit ist, eine Warnweste über die Alltagskleidung zu ziehen. Reflektierende Bänder an den Beinen können auch helfen, schneller und besser gesehen zu werden. Die Reflektoren werfen auftreffende Lichtstrahlen ohne Streuung zurück.

Wer sich nach dem "Zwiebelprinzip" kleidet – also mehrere dünne Schichten übereinander trägt –, ist flexibel bei Temperaturänderungen. Schließlich kommt es im Winter vor, dass man beim Losfahren noch leicht fröstelt, einem später in Bewegung jedoch recht warm wird. Die Luftpolster zwischen den einzelnen Kleidungsschichten schützen den Körper zusätzlich vor Kälte. Am besten eignet sich atmungsaktive, regenabweisende und winddichte Sportbekleidung. Zur Ausstattung gehören:

  • Fahrradhelm

  • dünne, winddichte Mütze

  • Handschuhe

  • atmungsaktive Funktionsunterwäsche

  • an der Vorderseite winddichte, am Rücken aber atmungsaktive Radjacken und -hosen

  • Überschuhe

  • reflektierende Weste

Tipp: Auch der Helm sollte eine helle Farbe oder einen hellen Überzug haben oder mit Reflektoren ausgestattet sein. Dicke Wintermützen sind unter einem Fahrradhelm nicht ratsam. Der Helm kann darauf verrutschen und den Kopf nicht mehr optimal schützen. Es gibt dünne und atmungsaktive Unterziehmützen aus Thermomaterial, die bequem unter den Fahrradhelm passen.

Verkehrsrecht: Wenn Radwege nicht geräumt sind

Städte und Gemeinden sind nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs verpflichtet, "verkehrswichtige" innerörtliche Radwege zu räumen und zu streuen. Trotzdem werden sie oft als Letztes geräumt. Wurde auf einem Radweg weder gestreut noch geräumt, entfällt auch bei entsprechenden Beschilderung die Benutzungspflicht. Das heißt, Fahrradfahrende dürfen dann auf die Straße ausweichen.

Fahrtechnik bei Schnee und Eisglätte

Ein Fahrrad fährt über einen zugefrorenen See
Wenn es unbedingt sein muss: Aufs Eis nur mit Spikes© Shutterstock/ivandan
  • Bei fester Schneedecke und Glätte sollte man in Kurven weder treten noch bremsen. Lässt sich Bremsen nicht vermeiden, dies frühzeitig und maßvoll tun. Winterreifen, besonders die mit Spikes, bieten dann deutliche Vorteile.

  • Das Fahren auf großflächigem Eis sollte wegen der Sturzgefahr vermieden werden. Wenn man doch auf Glatteis gerät: Lenkbewegungen unterlassen und möglichst ohne zu bremsen ausrollen. Eine gewisse Sicherheit bieten hier Spikes-Reifen.

  • Die Vorderradbremse sollte auf Schnee und Eis immer mit Bedacht betätigt werden, besonders mit Reifen ohne Spikes. Blockiert beim Bremsen das Hinterrad, deutet das auf Glätte hin.

  • Wegen der eingeschränkten Bremsmöglichkeiten vorausschauend fahren und ausreichend Abstand halten zu anderen Verkehrsteilnehmern, parkenden Autos oder Fußgängern.

  • Bodenmarkierungen und Kopfsteinpflaster sind bei Nässe besonders rutschig.

  • Vorsicht an Hindernissen wie Längsrillen (Trambahngleise) oder Längskanten, die häufig zwischen Rad- und Fußweg sind.

  • Auf Brücken langsam fahren. Dort ist es oft eisiger als davor und danach. Dasselbe gilt an schattigen Orten, etwa in Wäldern, wo die Straßen kälter und feuchter sein können.

  • Beim Anfahren mit E-Bike oder Pedelec kann das Hinterrad durch die schnelle Beschleunigung die Haftung verlieren und wegrutschen – daher beim Start die geringste Unterstützungsstufe wählen.

  • Viele Pedelec-Antriebe reagieren zeitverzögert auf die Pedalbewegungen. Bei Eis, Schnee und Matsch muss man besonders auf diesen Zeitversatz gefasst sein.

Tipp: Fahren Sie im Winter generell langsamer und rücksichtsvoll, da die Bremsen und Reifen bei schneebedeckten Straßen nicht zuverlässig greifen können.

Batteriepflege für E-Bikes und Pedelecs

Ein Akku wird von einem Pedelec abgenommen
Nach dem Abstellen des Pedelecs nicht vergessen: Akku mitnehmen!© BOSCH

Kälte, Matsch und Schnee können den gut abgedichteten Motoren – und darüber verfügen die E-Bikes und Pedelecs der meisten Markenhersteller – in der Regel wenig anhaben. Die Batterie ist jedoch eine empfindliche Komponente. Minusgrade führen dazu, dass Leistung und Reichweite sinken. Neopren-Akkuhüllen helfen: Sie halten länger warm und erhöhen so die Reichweite.

Generell gilt: Die Batterie des Fahrrads erst aufladen, wenn sie Zimmertemperatur erreicht hat. Ist sie zu kalt, lässt sie sich nicht vollständig laden. Darüber hinaus kann sich durch plötzlichen Temperaturwechsel Kondenswasser bilden. Und das kann zu Schäden führen. Einsetzen sollte man sie erst kurz vor Fahrtbeginn.