Radfahren im Winter: Sicher bei Schnee und Glätte unterwegs

Mit einem winterfesten Fahrrad, der richtigen Kleidung und angepasstem Fahrstil kann man auch bei Schnee und Schneematsch in die Pedale treten. Hier die wichtigsten Tipps für Winterradler. Plus: Die richtige Batteriepflege für E-Bikes.
Gute Winterreifen und Beleuchtung sind entscheidend
Wetterfeste und helle Kleidung tragen
Pedelec-Batterie immer mit ins Warme nehmen
Immer mehr Menschen nutzen das Fahrrad für den Arbeitsweg das ganze Jahr über – auch im Winter. Doch das Radfahren im Winter macht nur mit der richtigen Ausrüstung Spaß.
Ausrüstung: Winterreifen, Spikes und Schutzblech
Für Fahrräder gibt es in Deutschland keine Winterreifen-Pflicht. Winterreifen bieten aber im Vergleich zu reinen Sommerreifen deutliche Vorteile bei Grip und Traktion, besonders beim Bremsen. Generell sollten Radfahrer bei ihren Reifen auf ein gutes, nicht abgefahrenes Profil achten. Unter Umständen sollte man sogar eine grobstollige MTB-Bereifung wählen. Das leichte Absenken des Reifendrucks kann die Bodenhaftung erhöhen.

Anders als beim Auto sind Spikes für Fahrräder erlaubt. Auf trockenem oder nassem Asphalt machen sie Kurvenfahren und Bremsen schwieriger und sollten dort nicht über längere Strecken gefahren werden. Auf Schnee und Eis allerdings verbessern sie den Grip erheblich und machen Kurvenfahren und Bremsen wesentlich sicherer. Eine Umrüstung im Fahrradladen kostet komplett mit Reifen und Montage rund 170 Euro. Hier finden Sie einen Test von Winterreifen für Fahrräder mit und ohne Spikes.
Trekking- und Citybikes haben in der Regel serienmäßig Schutzbleche. Mountainbikes, Crossräder und andere sportliche Modelle meist nicht. Gesetzlich vorgeschrieben sind sie ohnehin nicht. Bei Regen und Schnee sind sie allerdings sinnvoll, um halbwegs sauber anzukommen.
Beleuchtung: Die Vorschriften

Eine korrekte Beleuchtung ist gesetzlich vorgeschrieben – und für jeden Winterradler lebenswichtig. Unbedingt erforderlich sind ein Frontscheinwerfer mit weißem Reflektor, ein Rücklicht und ein roter Rückstrahler. Außerdem muss das Rad über umlaufende Reflexstreifen an Vorder- und Hinterreifen, gelbe Reflektoren in Vorder- und Hinterrad oder reflektierende Speichensticks an allen Speichen sowie je zwei gelbe Reflektoren an den Pedalen verfügen. Als Stromquelle machen nur Akkus oder Nabendynamos Sinn, da die alten Seitenläufer-Dynamos bei Schnee und viel Wasser schnell durchrutschen.
Tipp: Überprüfen Sie vor jeder Fahrt, ob Front- und Heckstrahler am Rad tatsächlich leuchten und – falls verwendet – Akkus und Batterien aufgeladen sind.
Radfahren im Winter: Diese Kleidung ist sinnvoll

In der düsteren Jahreszeit ist helle Kleidung extrem wichtig, damit Sie als Radfahrer für andere Verkehrsteilnehmer erkennbar sind. Reflektierende Applikationen an der Jacke oder am Rucksack erhöhen die Sichtbarkeit, da diese Reflektorstreifen einen auftreffenden Lichtstrahl ohne Streuung zurückwerfen.
Gute atmungsaktive, regenabweisende und winddichte Sportbekleidung ist zwar relativ teuer, aber unbedingt sinnvoll. Zu einer guten Ausstattung gehören:
dünne, winddichte Mütze
Handschuhe
atmungsaktive Funktionsunterwäsche
an der Vorderseite winddichte, am Rücken aber atmungsaktive Radjacken und -hosen
Überschuhe
reflektierende Weste
Tipp: Auch der Helm sollte eine helle Farbe oder hellen Überzug haben oder mit Reflektoren ausgestattet sein. Normale, dicke Mützen sind unter einem Fahrradhelm dagegen nicht ratsam. Der Helm kann darauf verrutschen und Sie so nicht mehr optimal schützen. Für unter den Helm gibt es extra atmungsaktive, dünne Unterziehmützen.
Räumpflicht auf Radwegen
Städte und Gemeinden sind nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs verpflichtet, "verkehrswichtige" innerörtliche Radwege zu räumen und zu streuen. Trotzdem werden sie häufig als Letztes geräumt. Wurde auf einem Radweg weder gestreut noch geräumt, entfällt die ansonsten bestehende Benutzungspflicht auch bei entsprechender Beschilderung.
Fahrtechnik für den Winter

Bei fester Schneedecke und Glätte sollte man in Kurven weder treten noch bremsen. Lässt sich Bremsen nicht vermeiden, dies frühzeitig und maßvoll tun. Winterreifen, besonders die mit Spikes, bieten dann deutliche Vorteile.
Das Fahren auf großflächigem Eis sollte wegen der Sturzgefahr vermieden werden. Wenn man doch auf Glatteis gerät: Lenkbewegungen unterlassen und möglichst ohne zu bremsen ausrollen. Eine gewisse Sicherheit bieten hier Spikes-Reifen.
Die Vorderradbremse sollte auf Schnee und Eis immer mit Bedacht betätigt werden, besonders mit Reifen ohne Spikes. Blockiert beim Bremsen das Hinterrad, deutet das auf Glätte hin.
Wegen der eingeschränkten Bremsmöglichkeiten vorausschauend fahren und ausreichend Abstand halten zu anderen Verkehrsteilnehmern, parkenden Autos oder Fußgängern.
Bodenmarkierungen und Kopfsteinpflaster sind bei Nässe besonders rutschig.
Vorsicht an Hindernissen wie Längsrillen (Trambahngleise) oder Längskanten, die häufig zwischen Rad- und Fußweg sind.
Auf Brücken langsam fahren. Dort ist es oft eisiger als davor und danach. Dasselbe gilt an schattigen Orten, etwa in Wäldern, wo die Straßen kälter und feuchter sein können.
Beim Anfahren mit E-Bike oder Pedelec kann das Hinterrad durch die schnelle Beschleunigung die Haftung verlieren und wegrutschen – daher beim Start die geringste Unterstützungsstufe wählen.
Viele Pedelec-Antriebe reagieren zeitverzögert auf die Pedalbewegungen. Bei Eis, Schnee und Matsch muss man besonders auf diesen Zeitversatz gefasst sein.
Tipp: Fahren Sie im Winter generell langsamer und rücksichtsvoll, da Bremsen und Reifen bei schneebedeckten Straßen nicht zuverlässig greifen können.
Batteriepflege: Wichtig für E-Bikes und Pedelecs
Kälte, Matsch und Schnee können den gut abgedichteten Motoren – und darüber verfügen die Räder der meisten Markenhersteller – meist wenig anhaben. Die Batterie ist jedoch eine empfindliche Komponente. Minusgrade führen dazu, dass Leistung und Reichweite sinken. Neopren-Akkuhüllen können helfen: Sie halten länger warm und erhöhen so die Reichweite.

Generell gilt: Die Batterie erst aufladen, wenn sie Zimmertemperatur erreicht hat. Ist sie zu kalt, lässt sie sich nicht vollständig laden. Darüber hinaus kann sich durch plötzlichen Temperaturwechsel Kondenswasser bilden. Und das kann zu Schäden führen. Einsetzen sollte man sie erst kurz vor Fahrtbeginn.