Autostromtarife: Das E-Auto günstig zu Hause laden

Eine Frau in heller Winterjacke hält den Ladestecker vom Auto in die Kamera
Autostrom oder herkömmlicher Haushaltsstrom? Wer ein E-Auto fährt, sollte vergleichen, welcher Tarif zum Laden an der Wallxox günstiger ist© iStock.com/Volodymyr Kalyniuk

Einige Energieunternehmen bieten spezielle Autostromtarife an. Wer genau vergleicht, kann das E-Auto damit günstiger laden als mit Haushaltsstrom. Das sind die Regeln und Kosten.

  • Seit 2024 gelten bei Stromtarifen speziell fürs E-Auto-Laden neue Regeln

  • Vielfahrer profitieren von bis zu 30 Prozent günstigeren Verbrauchspreisen

  • Ein zweiter Stromzähler ist bei neu installierten Wallboxen kein Muss mehr

Das E-Auto zu Hause zu laden, ist meistens preiswerter als unterwegs Ladesäulen zu nutzen. Mit speziellen Autostromtarifen kann man beim "Tanken" an der heimischen Wallbox sogar noch mehr sparen. Seit 2024 gelten dafür bundesweit einheitliche Regeln. Viele Energieunternehmen sind allerdings noch dabei, sie umzusetzen. Und die Tarifkonditionen hängen von einigen Faktoren ab. Deshalb ist ein Vergleich von Autostromtarifen und herkömmlichen Haushaltsstromtarifen sinnvoll.

Was genau ist ein Autostromtarif?

Ein roter BMW i3 wird in der Garage geladen
Netzdienliches Laden wird bundesweit durch reduzierte Strompreise belohnt© imago images/Martin Bäuml

Immer mehr Energieunternehmen bieten spezielle Stromtarife für das Zu-Hause-Laden von E-Autos an. Die bisherige Voraussetzung, dass man einen separaten Stromzähler für die Wallbox braucht, ist inzwischen kein Muss mehr. Ein Autostromtarif ist oft günstiger ist als der örtliche Standardtarif. Denn private Ladeeinrichtungen für Elektroautos und Wärmepumpen gelten als Großverbraucher. Sie profitieren beim Strompreis von reduzierten Netzentgelten, wenn der private Ladepunkt als steuerbare Verbrauchseinrichtung geführt wird. Der Netzbetreiber darf dann via Schaltvorrichtung den Energiebezug regulieren.

Die Netzentgelte sind je nach Region unterschiedlich hoch und machen im Schnitt rund ein Viertel des Strompreises aus. Doch bei reinen Autostromtarifen sind sie niedriger, weil die Netzbetreiber im Gegenzug die Stromzufuhr zeitweise drosseln dürfen. Diese Maßnahme soll das Stromnetz in Stunden mit Spitzenlasten stabilisieren und vermeiden, dass zeitgleich etwa zu viele E-Autos laden. Hierfür gelten seit 2024 enge Vorgaben (siehe nächster Absatz). Die netzdienliche Steuerung kann durch Rundsteuergeräte oder künftig mit intelligenten Messsystemen (Smart Meter) erfolgen.

Neben reinen Autostromtarifen gibt es Kombi-Tarife, bei denen Ladestrom und Haushaltsstrom gemeinsam abgerechnet werden. Hier kann das E-Auto rund um die Uhr laden, und es entstehen keine Kosten für einen separaten Stromzähler. Ein Kombi-Tarif enthält häufig Vergünstigungen wie eine Ladekarte für unterwegs, eine rabattierte Wallbox oder eine Bonuszahlung zum Ende der Vertragszeit. Der Preis liegt nur etwas unter dem Niveau von Standardstromverträgen. Eine weitere Alternative: dynamische Stromtarife, die in der Regel einen Smart Meter voraussetzen.

Regeln für Drosselung und Netzentgelte

Seit 2024 gelten einheitliche Vorgaben dazu, inwiefern steuerbare Wallboxen gedrosselt und wie die Netzentgelte im Gegenzug reduziert werden sollen: Das Energiewirtschaftsgesetz schreibt jetzt auch vor, dass Netzbetreiber den Anschluss steuerbarer Wallboxen nicht aus Kapazitätsgründen verweigern und neue private Ladestationen für Elektroautos nur in zwingenden Ausnahmen drosseln dürfen. Zum Beispiel, wenn eine akute Überlastung des Stromnetzes droht.

Die vollständige Abschaltung ist bei ab 2024 installierten Wallboxen nicht mehr zulässig. Während einer vorübergehenden Stromdrosselung muss bei diesen Geräten immer eine Mindestleistung von 4,2 Kilowatt verfügbar sein, sodass E-Fahrzeuge weiterhin geladen werden können. Damit könnte ein Elektroauto innerhalb von zwei Stunden für eine 50 Kilometer lange Fahrt nachgeladen werden. Der reguläre Haushaltsstrom ist davon nicht betroffen. Vor 2024 installierte Wallboxen ohne Vereinbarung über die Steuerung durch den Netzbetreiber sind dauerhaft ausgenommen.

Wissenswertes zum Netzentgelt

Das Netznutzungsentgelt ist eine Gebühr, die jeder Energielieferant, der Strom durch das Versorgungsnetz leitet, an den Netzbetreiber zahlen muss. Stromanbieter legen die Kosten für die Netznutzung über den Strompreis auf Privathaushalte um.

Das Netzentgelt aus Grundpreis in Euro pro Monat und Arbeitspreis in Cent je Kilowattstunde wird von den Lieferanten sehr unterschiedlich in die Strompreise umgerechnet. Die Höhe variiert regional und je nach Verteilnetzbetreiber.

Im Norden Deutschlands ist es meist teurer als im Süden, auf dem Land oft teurer als in der Stadt. Das hat unter anderem mit den höheren Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien und der geringeren Bevölkerungsdichte zu tun.

Seit diesem Jahr gelten zudem bundeseinheitliche Regeln für die Rabatte, die es als Ausgleich für eine netzorientierte Wallbox-Steuerung gibt: E-Auto-Haushalte können für den Ladestrom eine pauschale Ermäßigung des Netzentgelts wählen, die je nach Gebiet zwischen 110 und 190 Euro im Jahr betragen kann. Dieses erste Modul entspricht einer Reduzierung des für den jährlichen Verbrauch eines E-Autos (ca. 2.500 kWh) zu zahlenden Netzentgelts zwischen 50 und 95 Prozent.

Das zweite mögliche Modul umfasst die Reduzierung des anteiligen Netzentgelt-Arbeitspreises um 60 Prozent. Hier ist ein Extra-Stromzähler notwendig. Wer den pauschalen Rabatt von 110 bis 190 Euro im Jahr wählt, kann sich zusätzlich ab 1. April 2025 für ein zeitlich variables Netzentgelt entscheiden (drittes Modul). Damit wird es günstiger, wenn man sein E-Auto in Zeiten schwacher Stromnachfrage lädt. Alle reduzierten Netzentgelte werden über den Stromvertrag abgerechnet.

Bei vor 2024 installierten Wallboxen mit Vereinbarung zur Steuerung durch den Netzbetreiber bleibt jedoch erst einmal alles so wie es ist. Für sie gibt es Übergangsregelungen bis Ende 2028. Vorgesehen sind auch Übergangsfristen von maximal 24 Monaten für die Netzbetreiber, weil diese die neuen technischen und organisatorischen Anforderungen meistens noch nicht erfüllen.

Wie viel kosten reine Autostromtarife?

Ein Mann lädt sein Elektroauto vor dem Haus
Wer einen Autostromtarif hat, kann das E-Auto oft deutlich günstiger laden© Getty Images/Azman Jaka

Bis zu 30 Prozent weniger Kosten versprechen Online-Vergleichsportale, wenn man mit reinem Autostrom über einen separaten Stromzähler statt mit normalem Haushaltsstrom lädt. Wie viel es letztlich ist, hängt vom eigenen Verbrauch und dem Wohnort ab. Bei einem typischen E-Auto-Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden (kWh) hatten ADAC Recherchen im März 2024 je nach Region deutliche Preisunterschiede bei den Angeboten für Neukundinnen und Neukunden ergeben. Im Schnitt war die Kilowattstunde Autostrom rund 4 bis 5 Cent günstiger als Haushaltsstrom.

Die Preisspanne beim Arbeitspreis, womit der Verbrauch abgerechnet wird, war enorm: Je nach Postleitzahlengebiet und Energieversorger reichte sie beim Autostrom in bundesweiten Stichproben von rund 19,80 bis 43,20 Cent je Kilowattstunde. Regionale Versorger wie Stadtwerke haben oft teurere Tarife im Portfolio als überregionale Anbieter. Bei den Letzteren fällt auf: Die im Internet angebotenen Verbrauchspreise können sich aufgrund von Marktschwankungen täglich ändern.

Hinzu kommt der Grundpreis, der fixe Kosten wie die Erstellung der Rechnung oder die Ablesung des Zählers abdeckt. Im günstigsten Fall zahlte man nur knapp 3,50 Euro im Monat, doch möglich waren auch gut 18,50 Euro. Das ergibt schon eine Differenz von über 180 Euro im Jahr. Vergleicht man Grund- und Arbeitspreise der reinen Autostromtarife auf Basis eines E-Auto-Jahresverbrauchs von 2500 Kilowattstunden, variieren die Stromrechnungen jährlich um mehrere Hundert Euro.

Wann lohnt sich ein Autostromtarif?

Wer über 10.000 Kilometer im Jahr mit dem E-Auto fährt und viel zu Hause lädt, für den kann sich ein separater Autostromtarif lohnen. Arbeits- und Grundpreis sind im Vergleich zum normalen Haushaltsstromtarif zwar oft niedriger. Weil aber Kosten für einen zweiten Zähler die Einsparungen beim Strombezug wieder mindern können, muss jeder selbst vorab kalkulieren, ob und ab wann es sich rechnet. Unter 10.000 Kilometern im Jahr fuhr man zuletzt mit einem E-Auto in der Regel günstiger, wenn man einen Stromanschluss für alles im Haus nutzt.

Beides kann sich 2024 allerdings ändern. Denn die Netzentgelte für Strom, die Privathaushalte zahlen, sind dieses Jahr im bundesweiten Durchschnitt um rund 25 Prozent gestiegen. Manche Stadtwerke haben deutliche Preiserhöhungen angekündigt – auch bei den reinen Autostromtarifen sowie Kombi-Tarifen für Lade- und Haushaltsstrom. Gleichzeitig könnten die neuen Regeln aus dem Energiewirtschaftsgesetz, die einheitliche Vorgaben zu reduzierten Netzentgelten als Ausgleich für steuerbare Wallboxen machen, für mehr Angebot bei Autostromtarifen sorgen.

Wie viel kostet ein zweiter Stromzähler?

Digitaler Stromzähler
Für eine separate Abrechnung des E-Autos war bisher ein zweiter Stromzähler nötig© imago images/imagebroker

Ein separater Stromzähler ist für steuerbare Verbrauchseinrichtung, die seit 2024 neu in Betrieb gehen, zwar nach der Reform des Energiewirtschaftsgesetzes nicht mehr zwingend erforderlich. Dies betrifft allerdings nur die Anforderungen für eine netzdienliche Steuerung und pauschale Reduzierung der Netzentgelte nach Modul 1. Um das E-Auto-Laden exakt abrechnen und reduzierte Netzentgelte nach dem Modul 2 erhalten zu können, ist ein zweiter Stromzähler weiterhin die technische Voraussetzung.

Wie viel er kostet, hängt davon ab, ob zu Hause im Zählerschrank noch Platz für einen weiteren Stromzähler ist, oder ob er erweitert werden muss. Ein Umbau kann je nach Aufwand zwischen 100 und 1000 Euro kosten. Für die Installation des zusätzlichen Stromzählers fallen nochmals rund 100 Euro an. Hinzu kommt ein in den Strompreis eingerechnetes Messstellenentgelt: Bei einem Smart Meter sind das jährlich 50 Euro.

Alternative: Intelligente Wallboxen mit integriertem Stromzähler. Je nach Modell liegen die Preise hierfür zwischen 600 und 2000 Euro. Wie bei einem zusätzlichen Stromzähler wird eine jährliche Grundgebühr fällig.

Warum nicht nur Haushaltsstrom laden?

Grundsätzlich kann man die Wallbox mit dem allgemeinen Zähler des Haushaltsnetzes verbinden und das E-Auto mit Standardstrom laden. Nach der Energiekrise 2022 mit Rekordpreisen bis 70 Cent pro Kilowattstunde kann sich ein Vergleich lohnen. Denn inzwischen sind die Strompreise deutlich gesunken: Im März 2024 zahlten Neukundinnen und -kunden im Mittel einen Bruttopreis von rund 26 Cent je verbrauchter Kilowattstunde. Im Jahr vorher war es häufig rund doppelt so viel.

Wer schon länger beim selben Stromanbieter ist, kann durch einen Wechsel also viel Geld sparen. Manche Autostromtarife sind allerdings sogar noch etwas günstiger als aktuelle Neuverträge für herkömmlichen Haushaltsstrom. Darum ist es sinnvoll, zu prüfen, wo es das bessere Gesamtpaket gibt, und dabei auf eventuelle Wechselboni sowie die passenden Vertragslaufzeiten zu achten.

Wie findet man einen Autostromtarif?

Klar sollte sein: Den Vertrag für Autostrom muss man nicht beim Lieferanten des Haushaltsstroms abschließen. Um einen Überblick zu erhalten, sind Online-Vergleichsportale ein Anfang. Allerdings listen sie nicht alle Anbieter auf. Daher empfehlen sich eine eigene Internet-Recherche oder auch eine Anfrage bei den Stadtwerken vor Ort. Wichtig ist, die Tarifdetails genau zu prüfen. Anstatt reiner Stromtarife für E-Autos sind bisher vielerorts nur Kombi-Tarife verfügbar, die Energie für die Wallbox und den Haushalt ohne separate Abrechnung zu einem Standardpreis kombinieren.

Auswahl überregionaler Anbieter von reinen Autostromtarifen:

Anbietername

Tarifbezeichnung



EnBW

Ladestrom Pro



Energy Market Solutions

autoSTROM 12



Grün.power

Mobilstrom



Montana

garant 12 Auto



Polarstern

Autostrom plus



The Mobility House

Eyond Tarif



Yello

Autostrom



Yippie

Happy Yippie Ladestrom



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