Im BMW 4er Cabrio auf Testfahrt: Der Stoff, aus dem die Träume sind

Frontansicht eines fahrenden 4er BMW
Mit knapp 4,80 Metern Länge ist das BMW 4er Cabrio ganz schön groß geworden© BMW

Das BMW 4er Cabrio ist eines der wenigen verbliebenen viersitzigen Cabrios auf dem Markt. Mit Stoffdach und starken Motoren steht es für puren Fahrspaß. Testfahrt im BMW M440i xDrive Cabrio, Daten, Preise

  • BMW 4er Cabrio mit Stoffdach

  • Gut gedämmte Fahrgeräusche

  • Preis: Zwischen 58.600 und 107.900 Euro

Wer ein viersitziges Cabriolet sucht, kommt schnell auf die Mercedes C-Klasse, den Audi A5 – oder den BMW 4er. Letzterer wurde 2021 ganz neu aufgelegt, basiert auf dem aktuellen BMW 4er Coupé und soll das Angebot an Cabrios in Deutschland um ein fahraktives Modell bereichern.

Dabei hat der Bayer eine lange Tradition. Bereits 1936 brachten die Bajuwaren mit dem 326 ihr erstes Cabrio auf den Markt, seitdem wurden über 900.000 offene BMWs gebaut. Und nun ist der freizügige 4er im aktuellen BMW-Gewand auf dem Markt. Der Hersteller erwartet, dass jeder vierte verkaufte 4er ein Cabrio sein wird. Neben den Boulevards in München und Hamburg dürfte es besonders häufig am Pacific Coast Highway in Kalifornien auftauchen oder über den Ocean Drive in Miami Beach cruisen. Mit einem Anteil von 33 Prozent waren die Amerikaner bislang die treuesten Abnehmer der offenen BMWs, mit 18 Prozent folgen die Deutschen.

Das BMW 4er Cabrio ist groß geworden

Ein BMW 4er Cabrio mit geöffneten Dach von vorne zu sehen
Schön oder nicht schön? Die Niere polarisiert© BMW

Technisch basiert das 4er Cabrio auf der 3er-Reihe und will – laut BMW – einen deutlichen Schritt Richtung "Agilität, Sportlichkeit und Performance" gehen. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Neue fast schon in die nächste Klasse hineingewachsen. In der Länge legte das Cabrio um 13 Zentimeter auf 4,77 Meter zu, in der Breite um fast drei Zentimeter. Der ganze Wagen wirkt gestreckter.

Nach zwei Generationen mit kühl-distanzierten Hardtops wurden die Fangesänge erhört: Das Stoffverdeck feiert sein Comeback. Das wurde nicht nur Zeit, sondern sieht auch viel ästhetischer aus. Wie ein elegantes Kuppeldach legt es sich in einem harmonischen Bogen über den Innenraum. Im Gegensatz zu Cabrioverdecken traditioneller Bauart, bei denen sich Stoffbahnen über ein Klappgestell spannen, entschied sich BMW für ein sogenanntes Flächenspriegelverdeck. Vier in fester Wabenstruktur gebaute und mit Stoff überspannte Elemente (Spriegel) ermöglichen dabei eine fugenfreie Optik mit greifbaren Vorteilen.

Das Stoffdach des 4er Cabrio hat viele Vorteile

Ein BMW 4er Cabrio steht auf einem Rollfeld, von schräg hinten fotografiert.
Elegant: Der 4er hat wieder ein Stoffdach© BMW

Die Konstruktion soll um rund 40 Prozent leichter sein als das Hardtop, zudem auch deutlich leiser. Am Ende legt sich das Verdeck extrem flach hinter den Rücksitzen in einem Kasten ab. Der Kofferraum wächst so noch einmal um zusätzliche 15 auf beachtliche 385 Liter. Der Striptease dauert kurze 18 Sekunden und lässt sich auch während der Fahrt bis 50 km/h erledigen. Doch bis wir uns obenrum ganz frei machen, spitzen wir noch mal die Ohren: Wie man hört, hört man nichts. Geschlossen ist das 4er Cabrio die Ruhe selbst. Selbst bei höherem Tempo ist es still, und es knarzt nichts im Gebälk. BMW sagt, Fahr- und Windgeräusche schlucke das Stoffverdeck sogar noch besser als das Stahldach des 4er-Coupé.

Streift der 4er seine Kappe ab, verringert sich die Steifigkeit der Karosserie kaum merklich. Allenfalls ein minimales Zittern am Vorderwagen verrät, dass jetzt eine stabilisierende Kopfbedeckung fehlt. Bis Tempo 100 zieht es vorn links kaum, selbst bis 150 weht ein eher laues Lüftchen hinein. Wen es in der weitgehend sturmfreien Bude dennoch fröstelt, der kann den Nackenfön in der Kopfstütze aktivieren oder das optionale Windschott aufstellen.

Mit der Modellpflege 2023 hat serienmäßig das bereits aus anderen Baureihen bekannte "Curved Display" mit einem 12,3 Zoll großen Display hinter dem Lenkrad und einem 14,9-Zoll-Display am Armaturenbrett im 4er Cabrio Einzug gehalten. BMW verspricht eine deutliche Reduzierung von Tasten und Reglern zugunsten von Sprach- und Touchbedienung. Alle verfügbaren Motoren sind serienmäßig mit einem Steptronic-Getriebe mit acht Gängen verbunden, zu dessen Ausstattungsumfang jetzt auch Schaltwippen am Lenkrad sowie ein neuer Gangwahlhebel auf dem Bedienfeld der Mittelkonsole gehören.

Fahrspaß im 440i: Wozu braucht es noch ein M4 Cabrio?

Wer will, kann es mit dem offenen 4er natürlich auch richtig fliegen lassen, zumal wir beim ersten Kennenlernen im derzeit zweitstärksten Modell M440i xDrive sitzen. Heißt: 275 kW/374 PS aus seidenweichem Dreiliter-Sechszylinder, wobei der 48-Volt-Startergenerator 11 PS beisteuert. Serienmäßig unterstützen eine hellwache Achtgang-Steptronic und der schlaue Allradantrieb xDrive den Fahrspaß.

Und den bietet der M440i fraglos: Gasbefehle nimmt der Motor überaus willig an und lässt den Bayern verzögerungsfrei nach vorn schnellen. In unter fünf Sekunden sprintet der 440i auf Tempo 100, die Spitze liegt bei 250 km/h. Der Sound ist dabei so sonor sechszylindrig und gleichzeitig unaufdringlich, dass Fans von BMW-Motoren schnell das Herz aufgeht.

Wie schon beim M4 Coupé bietet BMW inzwischen auch ein M4 Cabrio an, und zwar im Gegensatz zum Coupé ausschließlich in der verschärften Competition-Variante und mit Allradantrieb: Hier sorgen 510 PS für die entsprechende Sturmfrisur, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h ist in 3,7 Sekunden möglich. Doch wenn man ehrlich ist, bräuchte es den "richtigen" M eigentlich gar nicht – so souverän, wie sich der 440i gibt.

Freude am Fahren klappt auch mit 1,9 Tonnen

Ein BMW 4er Cabrio mit geöffneten Dach von hinten zu sehen
Lässiges Cruisen oder flotte Kurvenhatz – beides beherrscht der 4er gut© BMW

Lenken, bremsen, verlässlich und jederzeit kontrollierbar den herrlichsten Biegungen der Landstraßen wie mit Zirkel gezeichnet folgen – all das kann das Cabrio genauso gut wie das Coupé. Natürlich erreicht der Wagen mit pummeligen 1,9 Tonnen nicht den idealen Body-Mass-Index eines drahtigen Roadsters. Die mögliche Bandbreite zwischen dynamischem Tanz und gemütlichem Cruisen ist trotzdem beachtlich. Und fürs Roadster-Feeling gibt es ja noch den BMW Z4.

Unter der Stoffkappe stecken nicht nur all die cleveren Assistenzsysteme, leckeren Multimedia-Zutaten und teuren Luxusartikel der Familie, sondern eben auch reichlich BMW-DNA. Daraus ergibt sich eine Souveränität, die der Begriff Freude am Fahren trefflich beschreibt.

Drei Benziner (420i/184 PS, 430i/245 PS und M4 Competition M xDrive/510 PS) sowie drei Dieselvarianten (420d/190 PS, 430d/286 PS und M440d xDrive/340 PS) begleiten den M440i zu den Kunden. Die Preise beginnen bei 58.600 Euro und enden bei den sechsstelligen 107.900 Euro des stärksten Modells noch lange nicht. Die pralle Liste an Sonderausstattungen und gepfefferten Aufpreisen scheint unersättlich und kommt einem vor wie das 4er-Cabrio: nach oben offen.

BMW 440i xDrive Cabrio: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

BMW M440i xDrive Cabrio

Motor / Antrieb

Sechszylinder-Turbobenziner, 48-V-Mildhybrid, 2998 cm³, 275 kW/374 PS, 500 Nm bei 1900 U/min

Fahrleistungen

4,9 s auf 100 km/h, 250 km/h Spitze

Verbrauch (WLTP)

7,8 – 8,4 l Super/100 km, 177 – 192 g CO₂/km

Maße

L 4,77 / B 1,85 / H 1,39 m

Kofferraum

385 l

Leergewicht / Zuladung

1965/ 500 kg

Anhängelast (ungebremst / gebremst)

750 / 1800 kg

Garantie

keine, nur ges. Gewährleitung

Preis

ab 81.700 Euro, Basismodell 420i ab 58.600 Euro

Text: Tomas Hirschberger/SP-X

Im ADAC Autokatalog finden Sie die technischen Daten zu allen Versionen des BMW 4er Cabrios und hier viele weitere Neuvorstellungen, Fahrberichte und Autotests.