Škoda bietet VW-Technik zum günstigeren Preis – und ist daher oft die clevere Alternative. Ist das auch bei großen SUVs so? Škoda Kodiaq RS und VW Touareg V6 TDI im Vergleich.
Seit dem Ableben des VW Phaeton ist der VW Touareg das Prestigeobjekt aus Wolfsburg. Der mächtige SUV gilt als luxuriöser Langstreckenfresser, ist aber auch sehr teuer. Der Touareg 3.0 TDI (231 PS) steht ab 64.565 Euro in der Preisliste, ein vergleichbarer, 240 PS starker Škoda Kodiaq RS TDI kostet etwa 10.000 Euro weniger. Hat das "Schnäppchen" aber die gleichen Qualitäten wie der VW?
Hier kommen die Einzelheiten in den ADAC Testkategorien:
Zeigt sich der Preisunterschied etwa schon bei der Verarbeitungsqualität? Nicht wirklich. Der in der Slowakei gebaute VW Touareg hat dem in Tschechien gefertigten Škoda Kodiaq kaum etwas voraus. Bestens verarbeitet sind beide Fahrzeuge.
Da die zwei SUVs ähnlich lang sind, haben sie in etwa gleich große Wendekreise, die Ladekanten liegen jeweils 75 Zentimeter hoch und die Kofferräume sind fast gleich groß – mit leichten Vorteilen für den Škoda.
Die Rückbank lässt sich jeweils dreifach geteilt umklappen und in beiden gibt es ausreichend Fächer für Kleinkram
und Befestigungsmöglichkeiten.
Als Zugwagen für sehr schwere Anhänger eignet sich der Touareg besser. Seine Wandlerautomatik,
der kräftige V6-Diesel und sein hohes Leergewicht
ermöglichen eine Anhängelast von beachtlichen
3,5 Tonnen. Auch die Stützlast fällt mit 140 Kilogramm hoch aus.
Der Škoda darf immer noch gute 2,3 Tonnen an den Haken
nehmen und weist eine klassenübliche Stützlast von 100
Kilogramm auf.
Die Rundumsicht ist in beiden SUVs nicht
optimal, weil vor allem die breiten Dachsäulen die Sicht nach schräg hinten beeinträchtigen.
Das Raumangebot vorn fällt in beiden SUVs sehr gut aus: Bis 1,95 Meter große Personen kommen sorglos unter. In der zweiten Reihe hat der kleinere Škoda überraschenderweise etwas mehr Platz als der üppig dimensionierte VW – in seiner Klasse setzt der Tscheche eindeutig den Maßstab. Optional gibt es für den Kodiaq im Gegensatz zum Touareg eine dritte Sitzreihe, die aber nur für Kinder und kürzere Strecken geeignet ist. Bei beiden gut: Die Rückbank lässt sich asymmetrisch umklappen und verschieben. Viele praktische Ablagen findet man in beiden Allradlern, die Innenbreite im voluminöseren Touareg fällt allerdings etwas größer aus.
Und die Bedienung? Da es in beiden Fahrzeugen sehr umfangreiche Funktionen gibt, ist eine gewisse Eingewöhnungszeit unabdingbar. Das Bedienkonzept des Škoda wirkt klassischer als im Touareg, bei dem es kaum noch Tasten gibt. Vorwerfen kann man dem Kodiaq nur, dass das Infotainmentsystem keine Direktwahltasten hat und es keinen Drehregler für laut und leise gibt – stattdessen softe Touchflächen. Zumindest die Klimaregelung wurde noch über bewährte Drehregler umgesetzt.
Im nobleren Touareg werden fast alle Funktionen über den riesigen Touchscreen gesteuert. Da die Bedienung der sehr umfangreichen Funktionen viel Eingewöhnung erfordert, kann sie unter ergonomischen Gesichtspunkten nicht vollends überzeugen.
Bei der Konnektivität ist der Škoda dank serienmäßiger Bluetooth-Freisprecheinrichtung, SmartLink+, Sprachsteuerung und DAB+-Empfang gut ausgestattet. Gegen den Wolfsburger macht er aber keinen Stich, denn der kann zusätzlich mit einem Navigationssystem und dank integrierter SIM-Karte mit Echtzeit-Verkehrsmeldungen auftrumpfen.
Ganz klar, Fahrkomfort ist die oberste Domäne eines SUV der oberen Mittelklasse. Beim Touareg ist das nicht anders. Dazu verhilft ihm die optionale, adaptive Luftfederung, die trotz großer Räder ein erstaunlich gutes Schluckvermögen bietet. Vor allem auf der Landstraße zeigen sich die guten Reisequalitäten. Der VW gleitet angenehm über Unebenheiten aller Art und hält Karosseriebewegungen trotzdem in engen Grenzen.
Der Škoda Kodiaq ist serienmäßig mit einem adaptiven Stahlfeder-Fahrwerk ausgestattet und tendenziell straff abgestimmt, wirkt aber nicht unkomfortabel. Speziell bei höheren Geschwindigkeiten liegt der SUV satt auf der Straße und zeigt kaum Karosseriebewegungen. Zur sportlichen Auslegung des Fahrwerks passen die straff gepolsterten Sitze mit gutem Seitenhalt, die eine bequeme Sitzposition ermöglichen.
In der ersten Reihe des VW sitzt man ebenfalls sehr bequem auf breiten Sesseln mit angemessenem Seitenhalt. Hier gibt es noch vielfältigere Einstellmöglichkeiten, so dass ganz unterschiedliche Staturen eine bequeme Sitzposition finden können. Auch auf der bequemen Rücksitzbank kann man längere Strecken sehr angenehm zurücklegen.
Mit 68,0 dB(A) bei 130 km/h ist der Škoda im Innenraum nur durchschnittlich gut gedämmt. Auffällig ist der Vierzylinder-Diesel, der im unteren Drehzahlbereich zum Brummen neigt. Der Sechszylinder im Touareg läuft dagegen vollkommen vibrationsfrei, was sich im ansonsten sehr gut gedämmten Innenraum nochmals positiv bemerkbar macht. Hier ergibt sich bei 130 km/h ein Schalldruckpegel von nur 64,4 dB(A). Serienmäßig ist jeweils eine Zwei-Zonen-Klimaanlage verbaut.
Wenig überraschend gewinnt der Touareg dieses Kapitel wegen seiner großartigen Luftfederung und der guten Geräuschdämmung.
Im Škoda Kodiaq RS arbeitet ein wahrer Hightech-Diesel.
Aus nur zwei Liter Hubraum presst er dank Biturbo-
Aufladung ganze 500 Nm Drehmoment und eine Leistung
von 240 PS. Damit treibt der Motor den großen Tschechen
souverän nach vorn und sorgt für gute Fahrleistungen. Der
Überholvorgang von 60 auf 100 km/h ist nach nur 4,2
Sekunden erledigt. Sein Arbeitsprinzip kann der Diesel
allerdings nicht verbergen.
Gerade im unteren
Drehzahlbereich neigt der Diesel des Kodiaq zum Brummen – leider zwingt die unmerklich schaltende Doppelkupplung den Motor eines niedrigen Verbrauchs wegen in den Drehzahlkeller. Beim Anfahren lässt sich das
Getriebe – wie so oft bei einer Doppelkupplung – bisweilen
etwas Zeit und das Auto ruckt dann unharmonisch nach
vorn.
Das klappt mit der Wandlerautomatik des Touareg
besser. Auch dessen Getriebe lässt den Motor gern mit
niedrigen Drehzahlen laufen. Der 3,0-Liter-Sechszylinder
läuft allerdings stets vibrationsfrei und schüttelt seine 500
Nm locker aus dem Ärmel. Da der Touareg aber rund 400 Kilogramm
schwerer ist als der Kodiaq, kann er dem Škoda beim Sprinten und
Überholen nicht folgen. Trotzdem stellt der große Diesel
für den Touareg eine angemessene und vor allem überaus komfortable Antriebsquelle dar.
Auch wenn das Kürzel "RS" auf dem Škoda Kodiaq steht, ist er nicht extrem sportlich ausgelegt – überzeugt
aber mit einer einwandfreien Straßenlage und geringen
Aufbaubewegungen. Plötzliche Lenkimpulse und Fahrbahnverwerfungen
bringen den SUV nicht aus der
Ruhe. So gibt er im ADAC Ausweichtest ein sicheres Bild
ab.
Doch auch der große VW kann sich hier behaupten.
Dank der im Testwagen verbauten aktiven Wankstabilisierung
durchfährt er den Ausweichtest mit hohen Geschwindigkeiten
und nur geringen Aufbaubewegungen. Trotz der
grundsätzlich komfortablen Auslegung ist er somit beeindruckend
agil unterwegs. Auch die Zielgenauigkeit der
Lenkung ist für ein Auto dieser Größe gelungen.
Dank der
optionalen Allradlenkung bleibt der VW zudem in der Stadt vergleichsweise
handlich. Die etwas direktere Lenkung im
Škoda bietet eine angemessene Rückmeldung und ein gutes
Lenkgefühl. So lässt sich dieser noch zielgenauer steuern als der Touareg. Letzterer erlaubt sich
zudem einen kleinen Patzer bei der Bremsprüfung.
35,6 Meter Bremsweg aus 100 km/h sind bestenfalls zufriedenstellend – der Kodiaq steht
fast zwei Meter früher.
Bei der aktiven Sicherheit ist der Škoda Kodiaq gut
aufgestellt. Er bietet zahlreiche Assistenten an, einige davon nur gegen Aufpreis. Die wichtigen Notbremsassistenten
sind aber serienmäßig. Im direkten Vergleich
mit dem Touareg fällt er dennoch ab: Der VW hat noch mehr Assistenten
ab Werk an Bord. Außerdem gibt es für ihn einige Systeme,
die für den Kodiaq nicht erhältlich sind, wie etwa einen Kreuzungsassistenten, der beim links Abbiegen den Gegenverkehr im Blick hat.
Im
ADAC Crashtest erreicht der Škoda mit 92 Prozent der erreichbaren
Punkte sogar drei mehr als sein
Kontrahent.
Bei der Kindersicherheit
kommt der Kodiaq auf 77
Prozent der erreichbaren Punkte, während der Touareg 86 Prozentpunkte ergattern kann. Hier wie dort sind
die äußeren Fondsitzplätze mit Isofix ausgestattet. Beim
Škoda bekommt man standardisierte Kindersitz-Befestigung gegen Aufpreis auch für
den Beifahrersitz. Auch große Kindersitze passen gut in die beiden SUVs.
Beim Thema Fußgängerschutz
liegen beide auf sehr ähnlichem Niveau und
erreichen 71 (Škoda) beziehungsweise 72 Prozent der möglichen
Punkte. Die Motorhaubenkanten sind für
bessere Ergebnisse jeweils zu hart gestaltet. Einen Bonus
hat der Touareg hier, da er eine Fußgänger-Schutzfunktion
bietet, die bei einer Kollision die Motorhaube anhebt.
Ganz klar: Große SUVs sind keine Sparbrötchen – selbst mit modernen Dieselmotoren
nicht.
Im ADAC Ecotest gemessene 7,1 (Škoda) und 8,5 Liter Diesel pro hundert Kilometer (VW)
sind absolut betrachtet einfach viel, selbst wenn man den hohen Nutzwert der beiden Fahrzeuge sieht.
Obwohl
die zwei SUVs jeweils ein SCR-System an Bord
haben, verursacht der Kodiaq vor allem im anspruchsvollen
Autobahnzyklus des ADAC erhöhte Stickoxidwerte und kann im Bereich
Schadstoffe nur 38 von 50 Punkten erreichen. Auch
der schwere Touareg tut sich auf der Autobahn mit Stickoxiden
schwer, fährt aber etwas sauberer und kann dadurch fünf Punkte mehr ergattern.
In
Summe (Verbrauch und Schadstoffe) kommt der Škoda Kodiaq so auf 47 Punkte, während
der VW Touareg wegen des hohen Verbrauchs nur 43
Punkte erreicht. Am Ende bekommen die Kontrahenten jeweils
nur zwei von fünf Sternen im ADAC Ecotest.
Große SUVs sind kein günstiges Vergnügen. Dass ein Fahrzeug der oberen Mittelklasse,
wie der Touareg preislich über einem aus der
Mittelklasse (Kodiaq) liegt, dürfte ebenfalls keine Überraschung sein. Zwischen beiden Fahrzeugen liegen rund 10.000 Euro, wenn man den Grundpreis betrachtet.
Erstaunlich ist dann aber doch, wie groß die Differenz wird, wenn man die Testwagenpreise (mit den eingebauten Extras) betrachtet. Der VW ist so
über 40.000 Euro teurer als der Škoda. Für diesen
Gegenwert bekommt man einen zweiten, einfach ausgestatteten
Kodiaq dazu. Dies macht sich natürlich in Form
von Wertverlust in den monatlichen Gesamtkosten bemerkbar,
die beim Touareg weit über denen des Kodiaq liegen.
Die sonstigen monatlichen Kosten liegen auf relativ
ähnlichem Niveau. Bei den Versicherungseinstufungen
sind die Unterschiede gering. Der Škoda (KH: 19; VK:
25, TK: 23) ist vor allem bei der Haftpflicht etwas günstiger
als der VW (KH: 31; VK: 27, TK: 24). Über alles gerechnet ist
damit der Škoda Kodiaq spürbar günstiger zu bewegen als
der noble VW Touareg.
Der teure Touareg gewinnt den Vergleich
mit tollem Komfort, modernem Infotainment, souveränem
Antrieb und erstklassiger Sicherheit.
Zweiter Sieger ist der
sportliche Škoda Kodiaq. Für deutlich weniger Geld bekommt
man einen kräftig motorisierten, hochwertigen
SUV mit viel Platz, bis zu sieben Sitzen und agilen Fahreigenschaften, der kaum schlechter ist als sein Bruder von VW.
Test von 2019. Technische Daten und Preise können sich geändert haben
ADAC Messwerte
(Auszug)
Škoda Kodiaq RS TDI 4x4 DSG
VW Touareg 3.0 V6 TDI 4Motion
Überholvorgang 60-100 km/h
4,2 s
4,7 s
Bremsweg aus 100 km/h
33,8 m
35,6 m
Wendekreis
11,8 m
11,6 m
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest
7,1 l Diesel/100 km, 223 g CO₂/km (well-to-wheel)
8,5 l Diesel/100 km, 267 g CO₂/km (well-to-wheel)
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)
**
**
Reichweite
885 km
880 km
Innengeräusch bei 130 km/h
68,0 dB (A)
64,4 dB (A)
Leergewicht / Zuladung
1880 / 541 kg
2296 / 554 kg
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch
460 / 880 / 1565 l
445 / 845 / 1500 l
ADAC Testergebnis
Škoda Kodiaq RS TDI 4x4 DSG
VW Touareg 3.0 V6 TDI 4Motion
Karosserie/Kofferraum
2,2
2,3
Innenraum
2,1
1,9
Komfort
2,1
1,7
Motor/Antrieb
1,7
1,5
Fahreigenschaften
1,9
2,2
Sicherheit
1,9
1,4
Umwelt/Ecotest
3,7
3,6
Gesamtnote
2,4
2,2
Autokosten
3,3
4,1
Die Kapitel Sicherheit und Umwelt werden doppel gewertet; Die Autokosten-Note geht nicht in die Gesamtnote ein, da sie nicht die Produkteigenschaften bewertet und stets variiert