ADAC Umfrage: So campen die Deutschen

Eine Familie beim Campen
Naturnah wollen viele Campingurlauber übernachten – auch im Zelt © Shutterstock/AS photo family

15 Millionen Camper gibt es in Deutschland – unterwegs mit Wohnmobil, Caravan und Zelt. Die meisten bevorzugen Campingplätze, doch immer mehr suchen Schlafplätze in der Natur. Eine ADAC Umfrage zeigt Campingtrends.

  • Campingvielfalt: Wohnmobil, Mobilheim, Zelt

  • Vom "Wildcamping“ hin zu legalen Trekking-Plätzen

  • Topziele: Deutschland und Italien, Skandinavien legt zu

Camper: Ein junges Millionenpublikum

21 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren sind Camperinnen und Camper, das ergab 2023 eine Studie des ADAC: Gut ein Fünftel der Befragten hat seit 2019 einen Campingurlaub mit mindestens drei Übernachtungen unternommen oder plant das in den nächsten zwei Jahren. Hochgerechnet auf die Bevölkerungszahl umfasst die Campingzielgruppe also rund 15 Millionen Menschen.

Fast die Hälfte von ihnen ist jünger als 40 Jahre: 47 Prozent – ein deutlich höherer Anteil als 33 Prozent bei den Urlaubsreisenden generell aus der allgemeinen ADAC Tourismusstudie 2022. Der Anteil der Enthusiasten, die sich als passionierte Camper bzw. Camperinnen bezeichnen, ist allerdings in der Altersgruppe über 60 Jahren am höchsten. Vor allem Familien gehen campen, speziell mit Kindern unter 14. Ein großer Teil der deutschen Camper und Camperinnen gehört zum Club: 42 Prozent sind ADAC Mitglieder.

Campingarten von Wohnmobil bis Zelt

Ein breites Spektrum gibt es bei den Campingarten: Am häufigsten war bisher der Urlaub mit dem klassischen Wohnmobil, direkt darauf folgt das Zelt und dann die Ferien in Mobilheim, Bungalow, Hütte oder Chalet auf dem Campingplatz. Bei diesen Mietunterkünften zeigt sich der stärkste Zuwachs im Vergleich zwischen den bisherigen und den geplanten Urlaubsreisen (von 25 auf 34 Prozent). Mehr Interesse in Zukunft verbuchen aber auch alle anderen Campingarten, mit Wohnwagen und Van (Campervans im ADAC Test) ebenso wie mit den trendigen Minicampern oder Klapp- und Faltanhängern.

Campingplätze bevorzugt

Mit großem Abstand bevorzugt wird zwar der Campingplatz als Übernachtungsadresse – sowohl bisher (79 Prozent) als auch künftig (83 Prozent). Aber bei den Plänen für die nächsten zwei Jahre kommen alternative Stellplatzoptionen häufiger infrage als bei bisherigen Campingurlauben. Zum Beispiel Microcamping – also meist kleine, einfache Stellplätze in einer ruhigen Umgebung, die von Privatleuten gegen ein geringes Entgeld zur Verfügung gestellt werden, etwa auf dem Bauernhof oder beim Winzer (bisher 16, künftig 30 Prozent).

Trend zum Übernachten in der Natur

Gefragt wurde in der Studie auch ganz generell nach Stellplätzen in der Natur ("wild campen"): Bisher bevorzugten 21 Prozent solche Übernachtungsorte, künftig wollen sogar 32 Prozent derartige Plätze nutzen. Speziell Urlauberinnen und Urlauber mit Campingbus, Minicamper, Klapp-/Faltanhänger oder Zelt gaben häufig an, dass sie in der Natur campen wollen oder es getan haben.

Aber: Wildcampen, also Zelten in der freien Natur oder Freistehen mit Wohnmobil oder Wohnwagen ist in vielen Ländern Europas grundsätzlich verboten, teils drohen hohe Bußgelder. Es gibt zwar Ausnahmen wie etwa das "Jedermannsrecht" in Schweden und Norwegen, jedoch häufig nur für Zelte. Auch in Deutschland ist Wildcampen nicht erlaubt. Für müde Fahrerinnen und Fahrer wird hierzulande eine Übernachtung unterwegs nur zur Wiederherstellung der Fahrtauglichkeit unter bestimmten Voraussetzungen gestattet, ebenso das Übernachten nach einem Wohnmobil-Dinner.

Doch die Nähe zur Natur ist den Campern und Camperinnen wichtig: "Die Natur zu genießen" und "Freiheit zu verspüren" zählen laut ADAC Studie mit 80 und 72 Prozent zu den Hauptgründen für einen Campingurlaub – gleich nach dem eher allgemeinen Motiv "vom Alltag abzuschalten" (81 Prozent).

Wildcampen auf legale Art

Den Trend zum naturnahen Camping greifen jetzt Tourismusregionen wie der Schwarzwald auf, hier werden zum Beispiel "One night camps" für Naturliebhaber -liebhaberinnen und für Trekking-Begeisterte angeboten: rund 100 naturnahe Übernachtungsmöglichkeiten bei Privatpersonen, Landwirten und Gemeinden, die ihre Wiese für ein Zelt oder einen befestigten Platz für ein Wohnmobil für eine Nacht zur Verfügung stellen – online buchbar. Zudem gibt es besondere Schlafplätze beispielsweise im Bauwagen, Heuschober, Tipi oder in der Blockhütte.

Auch in der Heimat der Brüder Grimm in Nordhessen ist naturnahes Übernachten auf Trekking-Plätzen möglich: mit dem eigenen Zelt auf einer Holzplattform und mit einer Komposttoilette zum Beispiel im Naturpark Habichtswald, ähnlich im Naturpark Kellerwald Edersee und Naturpark Diemelsee.

Mit dieser Art von legalem Wildcamping werde dem Wunsch nach Übernachtungsmöglichkeiten mitten in der Natur Rechnung getragen, so ADAC Campingexperte Dr. Steffen Häbich: "Unsere Umfrage zeigt, dass sich viele Camper und Camperinnen solche Plätze wünschen, das Angebot sollte ausgebaut werden." Für die Schaffung neuer Wohnmobil-Stellplätze zur Übernachtung setzt sich der ADAC ebenfalls ein – bei Kommunen und Landkreisen sowie auf politischer Ebene. Zum Beispiel auch auf dem Caravan Salon in Düsseldorf, einer der weltgrößten Campingmessen, bei einem Stellplatztag mit Deutschem Tourismusverband (DTV) und Caravaning Industrie Verband Deutschland (CIVD).

Top-Campingziele: Deutschland und Italien

Deutschland ist das Lieblingsreiseziel der Campingurlauber und -urlauberinnen: 55 Prozent verreisen im eigenen Land. In Europa verteilen sich die Camper und Camperinnen auf zahlreiche Destinationen: Italien führt die Hitliste an, gefolgt von Frankreich und Kroatien. Auf die Niederlande folgen Schweden und Norwegen, für die beiden skandinavischen Länder zeigte sich bei der ADAC Studie wachsendes Interesse, ebenso wie derzeit bei der Nachfrage auf dem ADAC Campingportal Pincamp. Nur 4 Prozent der Camper und Camperinnen steuern Ziele außerhalb Europas an, die meisten davon Nordamerika und Australien. Fast die Hälfte (48 Prozent) campt am liebsten am Meer, 20 Prozent am Fluss oder See, 16 Prozent in einer Bergregion.

32 Prozent nutzen ein eigenes Fahrzeug

Wohnwagen an einem Stellplatz am Se
Mit dem eigenen Fahrzeug ist ein Drittel der deutschen Camperinnen und Camper unterwegs, die meisten mit ihrem Wohnmobil© iStock.com/alicjane

Jeder bzw. jede Dritte nutzt beim Campingurlaub ein eigenes Fahrzeug (32 Prozent). Eines mieten wollen künftig 27 Prozent und damit mehr Camper und Camperinnen als bisher (20 Prozent). 10 Prozent leihen sich unentgeltlich, zum Beispiel bei Freunden, ein Fahrzeug ( Tipps vom ADAC zum Kauf eines gebrauchten Wohnmobils und zur privaten Vermietung). Unter den eigenen Campingfahrzeugen ist der Anteil der Wohnmobile mit 15 Prozent am höchsten, gefolgt von Wohnwagen (12 Prozent) und Campingbus oder -van (10 Prozent) sowie 5 Prozent Minicamper oder Klapp-/Faltanhänger. 16 Prozent beträgt der Anteil derjenigen, die mit Auto/Motorrad/Fahrrad und Zelt in den Urlaub fahren. Gefragt sind hier auch Dachzelte.

Das Budget für den Haupt-Campingurlaub liegt im Durchschnitt bei 849 Euro pro Erwachsenem und 404 Euro pro Kind unter 14 Jahren – und wird von vielen in den nächsten Jahren eher noch höher eingeplant. Bei den Aktivitäten bevorzugen Camperinnen und Camper vor allem Badeurlaube, gefolgt von Wandern sowie Kultur- beziehungsweise Städtetrips.

Nachhaltigkeit: Für Campende wichtiger

Nachhaltigkeit im Urlaub ist für Camper und Camperinnen wichtiger als für Reisende allgemein, die in der ADAC Tourismusstudie befragt wurden. Für etwa 40 Prozent der Campingurlauber und -urlauberinnen sind Themen wie nachhaltige Mobilität am Zielort, CO₂-Fußabdruck der Reise und die Auswahl an nachhaltigen Lebensmitteln am Zielort wichtige Kriterien bei der Buchung. Bei Urlauberinnen und Urlaubern allgemein galt das nur für rund 20 bis 30 Prozent.

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Mehr Infos zur ADAC Campingumfrage

Für die Studie wurden im Zeitraum vom 28. März bis 5. April 2023 insgesamt 5164 Personen online befragt. Zur Campingzielgruppe gezählt wurden davon 1015 Menschen, die seit 2019 einen Campingurlaub mit mindestens drei Übernachtungen unternommen haben (keine Dauercamper) oder das in den nächsten zwei Jahren planen. Falls mehrere Campingurlaube gemacht wurden oder geplant sind, ging es um den Haupt-Campingurlaub mit der längsten Aufenthaltsdauer. Mit der Untersuchung beauftragte der ADAC das Institut Nordlight research aus Hilden in Nordrhein-Westfalen.

Hier gibt es eine Zusammenfassung der Studie mit weiteren Ergebnissen:

ADAC Camping Umfrage
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